Ja, du hast vieles schon angesprochen. Ich schreib immer gerade zu den Kapiteln, die ich eben lese. Die Bildungsmisere hattest du ja auch schon erwähnt, obwohl ich glaube, daß Nietzsche hier etwas zu hart mit der deutschen Bildung ins Gericht geht, denn die war zu Kaisers Zeiten weltweit führend. Die meisten Nobelpreisträger vor dem ersten Weltkrieg kamen aus Deutschland. Die ersten amerikanischen Nobelpreisträger hatten in Deutschland studiert. Aber was Nietzsche beklagt, ist wahrscheinlich das alleinige Ausgerichtet-sein auf technischen Fortschritt, bei gleichzeitigem Rückgang der klassischen humanistischen Bildung (Humboldts Ideal negierend). Aber dennoch, der heutige Leser würde ein falsches Bild der damaligen Bildung erhalten. Bei der 200-Jahres-Feier der HU Berlin 2010 betonte irgendein Verantwortlicher, es gab durchaus die ideale Zeit der Uni, und zwar war es die unmittelbare Zeit vor dem ersten Weltkrieg. In dieser Hinsicht war Deutschland durchaus nicht Europas Flachland, ganz im Gegenteil. Und wenn Nietzsche meint, es gäbe keinen einzigen deutschen Philosophen, dann ist er persönlich ja die Widerlegung seiner Behauptung. Vielleicht ist es auch die Hektik an der Uni, die er meint, das Durchjagen. All das, was er beschreibt, ist aber heute noch bei weitem schlimmer.