Ich hab auch noch einen Nachtrag. Dieses oben angesprochene abschließende Gedicht "Der Hammer redet" (nach der einmaligen Nennung der Ewigen Wiederkunft) am Ende der "Götzen-Dämmerung" ist auch aus dem "Zarathustra", nämlich "Von alten und neuen Tafeln" Kapitel 29. Und eine weitere Verknüpfung habe ich in "Die vier großen Irrtümer" Kapitel 2 gefunden, wo Nietzsche im letzten Satz schreibt: "die leichten Füße, das erste Attribut der Göttlichkeit". Dionysos ist sein Gott des Tanzes, er hat leichte Füße, im Gegensatz zum christlichen Gott, welcher mit Mühsal beladen ist. Die "Götzen-Dämmerung" und der "Zarathustra" scheinen eng zusammen zu gehören.
Feindschaft und Krieg, woran man wächst (laut Nietzsche), hat nichts mit dem gegenwärtigen Verständnis eines Auf-den-roten-Knopf-Drückens zu tun, sondern eher mit Sportlichkeit im Kampf (auch Fairness gehört dazu).
Die ersten drei Punkte sind absteigende Punkte, die letzten drei aufsteigende. Kant (in Punkt 3) ist demnach der Tiefpunkt und am Ende kommt Zarathustra als der mögliche Retter.Ja, das meinte ich. Sehr richtig erkannt. Punkt 2 ist das christliche Weltbild. Zarathustra soll die Menschen nun über den Irrtum aufklären: Er soll ihnen erklären, dass die sinnliche Welt die eigentliche wahre Welt ist - und nicht die scheinbare. Er soll den Irrtum beseitigen. Bei Kant ist dann die wahre Welt der kategorische Imperativ. Der kategorische Imperativ ist ein Ideal. Aber meiner Meinung nach nicht sonderlich tauglich, weil er so beliebig einsetzbar ist. Aber mit dem kategorischen Imperativ wird die wahre Welt ein Ideal. Nur derjenige, der nach diesem Imperativ handelt, kann die wahre Welt erreichen.
Ich habe eine Nietzsche-Ausgabe, deren letzter Band ein Register (Sach- und Namen-Register) ist. Da kann man zu irgendeinem Begriff die Textstellen in Nietzsches Werken suchen. Und Marx kommt nicht vor. Es existiert auch noch, wie du ja schreibst, die Privat-Bibliothek Nietzsches. Von Marx hatte er keine Bücher. Es liegen auch Berichte vor, wann er in Basel Bücher aus der Uni-Bibliothek (oder auch aus anderen Bibliotheken) ausgeliehen hat. Und Marx hat er nicht ausgeliehen. Die Nietzsche-Forschung geht sogar so weit, die Lese-Spuren in den Büchern auszuwerten. Ein ziemlich großer Aufwand. Übrigens hat Nietzsche sehr gern Eselsohren in den Büchern hinterlassen, um Stellen zu kennzeichnen. Da war ich etwas erschrocken.Aha. Was ist dieses Nietzsche-Register? Und ich meinte, in der Einführung in Friedrich Nietzsche von Werner Stegmaier gelesen zu haben, dass die Nietzsche-Bibliothek zwar zu einem großen Teil, aber noch nicht vollständig erhoben wurde. Die tatsächlich gelesenen Werke Nietzsches übersteigen wahrscheinlich die erhobenen Werke bei weitem. Nietzsche als begeisterter Leser! Und er hat sich anscheinend auch vorlesen lassen. Da kommt man als Leser von Nietzsche niemals nach.
Er mag den Menschen lieben, aber nicht die Menschheit. Die meisten sind in seinen Augen Abfall, und auf die kann er verzichten. Ein Ideal des Menschen hat er, wie ich glaube, doch. Er will die Menschen-Züchtung vorantreiben, aber nicht gegen die menschlichen Triebe (nicht gegen seine Natur), sondern indem er die natürliche Sinnlichkeit sogar steigert. Er soll das, was er ist, noch vertiefen. Heutige Moral aber ist gegen die Natur.Nietzsche liebt den Menschen. Er bekämpft zwar Götzen, die auch Menschen waren, aber er tut dies, weil er den Menschen liebt. Er kämpft diesen Krieg, weil er Menschen liebt. Er kämpft auch gegen die Moral, weil er die Menschen liebt und sie befreien möchte. Diese Art von Feindschaft befreit. Für ihn muss sich der Mensch nicht ändern. Der Mensch soll genau so bleiben, wie er ist. Er soll kein Ideal von Irgendwas werden und als solches auch nicht missbraucht werden.
Feindschaft und Krieg, woran man wächst (laut Nietzsche), hat nichts mit dem gegenwärtigen Verständnis eines Auf-den-roten-Knopf-Drückens zu tun, sondern eher mit Sportlichkeit im Kampf (auch Fairness gehört dazu).