Bernd
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von Janosch:
Ich denke auch, dass es um den Vergleich geht. "Dümmere" Menschen spüren schon, wenn sie in einem Gespräch unterlegen sind bzw. schauen sich natürlich lieber Talk SHows als Johannes B. Kerner an, weil sie bei letzterem wahrscheinlich nicht wirklich mitkommen.
Du unterscheidest in anspruchsvollere und anspruchslosere Fernsehsendungen. Du bist dir aber schon im Klaren, dass bei Johannes B. und seinem Kumpel Beckmann , nur Menschen auftreten, die Werbung für einen Film, ein Buch, eine politische oder geschäftliche Idee o.ä. machen, bzw. die beiden die Leute einladen, die gerade in das am besten zu vermarktende Thema passen? Hast du schonmal bemerkt, dass sie jedes Thema ausschlachten, egal wie hirnverbrannt es ist, nur um die Basis für die Hauptsache, die Werbeverträge anzuheben, die Einschaltquote? Wenn ich mich dann für Johannes B. anstatt für eine andere Talkshow entscheide, bin ich genauso „dumm“ wie der andere, habe nur meine Dummheit auf einem anderen Niveau noch nicht erkannt. Da ihr euren Standpunkt immer an den „oberen Rand der Erkenntnis“ setzt und den oberen Rand selbst festsetzt, anstatt ihn offen zu lassen, schafft ihr euch eine (dahinterliegende) Grauzone, die ihr nicht sehen dürft. Diese Grauzone oder „das Unbekannte“ oder „Undefinierte“ oder wie auch immer man das beschreiben will, ist m.E. für die Furcht verantwortlich, den Standpunkt aus Unsicherheit zu verteidigen. Dein nächstes Beispiel folgt hier:
Wenn man in der Lage ist, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen, hat man nicht soviel Leid zu erfahren.
Wenn man das tut, lebt man in einer Lüge. Nur weil Lügen heute so verbreitet sind, sind sie nicht automatisch wahr. Ich erinnere an Adolf Hitler in seinem biografischen Werk, der m.E. zutreffend schrieb, „man muss eine Lüge nur lange genug wiederholen, dann wird sie zur Wahrheit“. Eine solche Wahrheit ist eine prima Grundlage für allerlei lebensfeindliche Tendenzen innerhalb und außerhalb deiner Haut, egal mit wie viel Intelligent-tümelei du sie spickst. Das Bestreben der Menschen Schönes zu erfahren und schlechtes zu vermeiden, hält sie unmerklich in einer Abhängigkeit. Dass viele von uns diese Abhängigkeit akzeptieren, macht diese nicht lebensfreundlich.
Manche machen sich in der Gesellschaft größer als sie sind, andere nehmen sich an und ziehen eine ehrliche Linie durch, aber ich denke schon, dass tief im Inneren sich jeder einschätzen kann.
Ein Mensch, dem von Kindesbeinen an seine Handlungen und sein Denken in „brav“ „böse“; „richtig“ und „falsch“ unterteilt bekommt und mit Hilfe von Belohnung und Strafe selbsterkenntnishemmend eingerichtet bekommt, dem ist m.E. eine Selbsteinschätzung um so unmöglicher, je besser (intensiver) er erzogen wurde. Was du meinst, ist m.E. ein Abgleich mit den inneren Sollwerten, dem ICH-Ideal. Das Problem dabei scheint, dass dieses ebenfalls nur ein Resultat äußerer Einflüsse ist. Selbsteinschätzung nach deinem Verständnis bedeutet in meinen Augen, eine Tatsache („bin“) mit einer Lüge („ich“) zu vergleichen. "Lüge" soll hier nur drastisch ausdrücken, was mit einer willkürlichen Festlegung gemeint war.
Das soll nur als Denkanstoß dienen, dir mal zu überlegen, woher deine innere Zerrissenheit, die vielen vielen inneren Konflikte kommen könnten.
Viele Grüße
Bernd