Wie wäre es, wenn Ihr Glücklichen uns Ärmsten der Armen mal teilhaben lassen würdet... Wir habe so doch niemals eine Chance, an Euerm Glück zu partizipieren...
Die Vergleiche von Rankings sind, im Prinzip wenigstens, relativ.
Den Deutschen ging es in mancherlei Beziehung schon deutlich besser - nur geht's anderen eben noch beschissener.
Im Rahmen meiner Tätigkeit (Bedürftigenspeisung) sehe ich tagtäglich Menschen aus allen möglichen Nationen, auch Deutsche. Die größten Gruppen aber (und problematischsten) sind EU-Europäer: Polen, Ungarn, Tschechen, Rumänen, Bulgaren - der Osten.
Manche kenne ich seit fast 3 Jahren (solange arbeite ich dort) und deren Situation ist unverändert: Auf der Straße, arbeitslos, Alkohol, kein Wort Deutsch.
Kürzlich hatte ich einen, der ist in Ungarn Rentner und spricht nicht einen Fetzen deutsch.
Was wollen diese Leute hier, der Rentner, mit seinen zweifellos kleinsten Bezügen? Sie werden hier kein Bein an den Boden bringen, ohne Sprachkenntnisse, ohne festen Wohnsitz.
Es muss aber Gründe geben, warum sie hier sind. Es scheint so zu sein, dass es ihnen hier in Deutschland, dem "teuren" München, auf der Straße noch besser geht, als in ihren eigenen Ländern im Heimatort.
Oder es sind (Klein-)Kriminelle. Zu Hause Mist gebaut, es liegt ein Haftbefehl gegen sie vor. Hoch genug um ein paar Jahre einzusitzen, zu klein für ein Kapitalverbrechen: Das Heimatland stellt keinen internationalen Haftbefehl aus, die hiesigen Behörden werden nicht aktiv.
Dann leben sie hier auf der Straße, solange das eben geht.
Und das kann lange sein, Jahre, denn die Behörden hier machen in dieser Angelegenheit ... wenig bis nichts.
Die EU-Niederlassungsfreiheit gilt nur dann, wenn sich der EU-Bürger selbst versorgen kann, sei es durch Arbeit, sei es durch Unternehmertum. Eine "Bettlerfreiheit" gibt es nicht, es gilt dann nur ein 3-monatiges Touristenvisum. Und dann muss es zurück gehen ... was offenbar hier aber niemanden juckt.
Die Tätigkeit der NGO, für die ich arbeite, sehe ich durchaus auch kritisch.
In gewisser Weise stabilisieren wir den Status Quo, wie die Tafeln auch, oder weiten die Verhältnisse sogar aus.
M.E. kann das nicht Zweck oder Ziel unserer Arbeit sein. Vielmehr sollte es unsere Aufgabe sein, jemanden zu unterstützen, der verschuldet oder unverschuldet in Not geraten ist - ein paar Wochen, vielleicht ein paar Monate.
Danach sollten andere Maßnahmen greifen, er/sie sollte uns nicht mehr brauchen. Und nicht mehr kommen.
Solche Menschen gibt es durchaus bei uns. Aber sie sind eher die Minderheit, als der Standard oder gar die Mehrheit.
Die Mehrheit, das sind Menschen, die jeden Tag kommen, 365 Tage im Jahr, seit Jahren. Die bestenfalls auf ihrem Level stehen bleiben und vor allem die Klappe halten, oft genug aber auch sich weiter abwärts bewegen.
Die in den Links genannten "Unglücklichen" in Ländern wie Chile oder Argentinien wehren sich wenigstens noch. Sie gehen auf die Straße und auf die brennenden Barrikaden, selbst wenn das nichts bringt.