• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Müssen wir Wildtieren helfen?

Nur geht es hier eben um eine ehtische Fragestellung. Man kann natürlich auch sagen, gut ist, was dem Menschen dient, alles weitere ist ethisch irrelevant, aber philosophisch müsste auch das begründet werden, sonst ist es reiner Dogmatismus. Gut, den kann man auch ehtisch oder moralpsychologisch untersuchen, hat u.a. Kohlberg gemacht.
Und ich sage, dass das langfristig nach anderen Kriterien entschieden wird. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die sich zu einem Großteil selbst versorgte. Als wir etwas unternommen hatten, dass Fuchs und Habicht nicht ins Hühnergehege mehr kamen, holten sich Wiesel die kleinen Küken, weil sie durch die Zaunlücken kamen. Wenn Du verstehst, was ich meine.
 
Werbung:
Und ich sage, dass das langfristig nach anderen Kriterien entschieden wird.
Das kann sein, hat aber mit dem Thema dennoch nichts zu tun. Es ging mir nur darum.
Bei der Frage, Winter- oder Ganzjahresreifen kann man meinen, dass Autofahren generell blöd ist, eine Einstellung, die man durchaus vertreten kann, nur eben in dem Kontext am Thema vorbei.
 
Wir kennen die Bedürfnisse der Tiere doch nicht und wissen daher gar nicht, ob es Ihnen gut tut, wenn wir uns ihnen gegenüber wie der gütige Gott aufspielen.
 
Wir kennen die Bedürfnisse der Tiere doch nicht und wissen daher gar nicht, ob es Ihnen gut tut, wenn wir uns ihnen gegenüber wie der gütige Gott aufspielen.
Ich glaube, dass wir die Verfassung mindestens der höheren Säugetiere sehr gut verstehen. Man kann das aber bis ins Extrem treiben, da kann man dann auch bezweifeln, ob man seinen Zwillingsbruder oder Klon versteht, denn der könnte sich ja wie ich verhalten und fast Identisches sagen, aber doch innerlich ganz anders oder auch gar nichts empfinden. Das wären dann Diskussionen um den sog. philosophischen Zombie.

Man darf aber auch fragen, was einen denn, außer eben diesem nie auszuräumenden Restzweifel sonst noch zweifeln lässt, dass, wenn ein Tier die Augen aufreißt, schreit und zittert, es in keinem guten Zustand ist. Ich glaube, man muss schon zynisch oder dämlich sein, um das nicht zu erkennen, wir teilen die Kommunikation über Affekte nämlich mit den höheren Säugetieren.
 
Wir kennen die Bedürfnisse der Tiere doch nicht und wissen daher gar nicht, ob es Ihnen gut tut, wenn wir uns ihnen gegenüber wie der gütige Gott aufspielen.

Sie kennen das klassische Gegenargument der allermeisten Tierethiker, oder? Philosophisch gesehen kennen wir immer nur unsere eigenen Bedürfnisse - bei allen anderen Wesen sind Annahmen, inwieweit sie ähnliche Bedürfnisse haben mehr oder weniger plausibel. Um ein ganz simples Beispiel zu geben: Wir wissen nicht, was einem Schwein gefällt. Allerdings können wir Forschungsställe mit drei unterschiedlichen Materialen als Boden bauen und dann die Videokameras drauf halten. Kennen Sie diese Videos? Sie sind erstaunlich. Ich bin mal bei einer Konferenz drüber gestolpert. Die Forscher haben die drei Materialien als Schachbrettmuster angelegt - was machen die Schweine? Und ich meine: Alle Schweine in diesem Stall. Sie folgen genau EINEM Material. Und zwar im Zick-Zack-Muster, um ja nicht auf dem anderen Boden zu treten oder zu liegen.

Was kann man plausibel daraus schließen: Dieses eine Bodenmaterial ist diesen Tieren, die so wie wir Schmerz- und Wohlergehenempfindung zeigen/aufweisen, am liebsten.

Wie gesagt: Ein sehr, sehr, sehr simples Beispiel. Aber kann man den Schluss nicht tatsächlich als hochgradig plausibel ansehen. Und können wir dann wirklich die Aussage tätigen wie Du/Sie im Zitat?

Edit: Am freilich stimme ich zu: Wenn es um grundsätzliche Sachen geht, wird es schwierig. Sprich: Ist es dem Reh lieber, nun gefüttert zu werden, und dann im Monat darauf zu verhungern? Oder will es lieber gleich sterben? Da wird es sehr, sehr tricky mit Forschung rund um Animal Welfare. Um es diplomatisch zu sagen. Nur: Ähnliche Fragen wären mir bei Menschen ähnlich schwierig zu beantworten, oder nicht? Sogar mit Blick auf meine eigene Person weiß ich nicht, was mir in einer entsprechenden Situation dann lieber wäre...
 
Welche positiven Pflichten haben wir gegenüber Wildtieren?

Ich glaube meine Kritik gilt dem "wir" einer ethischen Fragestellung.
Betrifft also insoweit eine Ethik.
Mag sein das dies zu bessprechen innerhalb des Themas zu "Meta" wäre.
Daher lassen "wir" "euch" mal in Ruhe.
Geht "ihr" "uns" aber mit "euren" theoretischen Konstruktionen bitte politisch nicht auf die Kekse.
 
Sie kennen das klassische Gegenargument der allermeisten Tierethiker, oder? Philosophisch gesehen kennen wir immer nur unsere eigenen Bedürfnisse - bei allen anderen Wesen sind Annahmen, inwieweit sie ähnliche Bedürfnisse haben mehr oder weniger plausibel. Um ein ganz simples Beispiel zu geben: Wir wissen nicht, was einem Schwein gefällt. Allerdings können wir Forschungsställe mit drei unterschiedlichen Materialen als Boden bauen und dann die Videokameras drauf halten. Kennen Sie diese Videos? Sie sind erstaunlich. Ich bin mal bei einer Konferenz drüber gestolpert. Die Forscher haben die drei Materialien als Schachbrettmuster angelegt - was machen die Schweine? Und ich meine: Alle Schweine in diesem Stall. Sie folgen genau EINEM Material. Und zwar im Zick-Zack-Muster, um ja nicht auf dem anderen Boden zu treten oder zu liegen.

Was kann man plausibel daraus schließen: Dieses eine Bodenmaterial ist diesen Tieren, die so wie wir Schmerz- und Wohlergehenempfindung zeigen/aufweisen, am liebsten.

Wie gesagt: Ein sehr, sehr, sehr simples Beispiel. Aber kann man den Schluss nicht tatsächlich als hochgradig plausibel ansehen. Und können wir dann wirklich die Aussage tätigen wie Du/Sie im Zitat?

Edit: Am freilich stimme ich zu: Wenn es um grundsätzliche Sachen geht, wird es schwierig. Sprich: Ist es dem Reh lieber, nun gefüttert zu werden, und dann im Monat darauf zu verhungern? Oder will es lieber gleich sterben? Da wird es sehr, sehr tricky mit Forschung rund um Animal Welfare. Um es diplomatisch zu sagen. Nur: Ähnliche Fragen wären mir bei Menschen ähnlich schwierig zu beantworten, oder nicht? Sogar mit Blick auf meine eigene Person weiß ich nicht, was mir in einer entsprechenden Situation dann lieber wäre...
Ich bin als Kind mit den Todesangstschreien der Schweine aufgewacht, weil im Nachbarhaus zu meinem Schlafzimmer hin eine Fleischfabrik war und morgens um halb sieben immer die Transporter kamen, aus denen die Tiere zur Schlachtbank getrieben wurden. Meine Patentante hatte einen Bauernhof mit vielen Schweinen (und Rindern). Schweine sind sehr liebenswürdige Tiere.
 
Das ist meines Erachtens ein spannender wie starker Gedanke: Das Retten eines Wildtiers bringt dieses Wildtier in ein Abhängigkeit- zumindest aber Näheverhältnis, das wir ja eigentlich nicht unbedingt anstreben, wenn es um unser Verständnis von "Wildnis" geht. Nur zynisch zurückgefragt: Ist es dafür nicht ohnehin bereits zu spät? Wie Williams irgendwo schreibt: Es gibt keine Wildnis mehr, nur noch umzäunte Wildnis. Sprich: Irgendwie sind wir eh schon fast für alles verantwortlich (zu maarchen).

Palmer setzt votiert, wenn ich sie richtig verstehe, ohnehin für einen relationalen Ansatz, der besagt: Wir haben den Wildtieren gegenüber deutlich weniger/keine moralischen Pflichten der Hilfeleistung.
Wir reden von schwachen Wesen, dem heutigen Menschen, der sehr, sehr oft nicht mal in der Lage ist seine Artgenossen zu respektieren.
Wie wahrscheinlich ist es da, das er Wildtieren viel hilft?
Mein Herz sagt mir das ich für eine universale Ethik bin. Jedes fühlendes Lebewesen könnte liebenswert sein.
Die Wildtiere sind fühlendes Leben und damit meine, artübergreifenden, Schwestern und Brüdern.
Nein, leider bin ich kein guter Bruder, weil ich schwach bin.
Menschen müssten viel stärker werden ... einerseits um mehr zu lieben und des Weiteren mächtig genug zu sein um wirklich helfen zu können.
Auch daher sympathisiere ich mit transhumanistischen Gedankengut.
 
Wilde Tiere sind wilde Tiere, ich muss ihnen nicht helfen. Ich werde mich jedoch deshalb nicht abhalten lassen, einem Eichhorn ein paar Nüsse auszulegen, wenn ich das als richtig erachte oder einem Vogel ein paar Körner hin zu werfen.
Und ich glaube, die Tiere werden das mögen.
 
Werbung:
Welche positiven Pflichten haben wir gegenüber Wildtieren?
Nur mal meine 2 Cents....

Aus heutiger Sicht betrachtet, haben wir die positive Pflicht unsere alten Fehler zu kompensieren und sie, wo möglich, zu korrigieren.

Als wir Menschen angefangen haben, unsere Welt nach unseren Wünschen und Ansprüchen zu gestalten, wurde auch Schaden angerichtet.
Als Beispiel soll mir hier das jagen der Raubtiere dienen, die unseren domestizierten Herden gefährdeten.
Hier ist der Wolf wohl das beste Beispiel.

Der war nie wirklich böse, denn Tiere können nicht böse sein, weil sie nie aus niederen Motiven handeln.
Das kann nur der Mensch! Und so hat er dieses wunderbare Tier fast ausgerottet, wo es störte.
Nun kommt er wieder nach Zentraleuropa und wieder wird er dämonisiert und für Schuldig erklärt, weil er ganze Herden von Schafe ausrottet und natürlich auch Menschen gefährdet. ...welch Unfug!

Wenn man weiß, welchen Stellenwert Raubtiere im Ökosystem haben, dann ist das eher ein positiver. Denn seine Anwesenheit allein löst schon ein Verhaltenswechsel bei seinen Beutetieren aus. Hier und in unseren Breiten eindeutig das Verhalten von Feldern plündernden Wildschweinen und von Baumnachwuchs fressenden Rot- und Rehwild.
"Kommt der Wolf, kommt der Wald!" ..ein Spruch, den mir schon viele Förster und Weidmänner bestätigten.
Ja, auch die fälschlicherweise als "Jäger" bezeichneten Weidmänner sind in großen Teilen Pro-Wolf! Erspart es ihnen doch, Maisfelder und Kartoffeläcker akribisch zu bewachen, um Schadensersatzforderungen der Großbauern zu entgehen.

Helfen mußten diese den Beutetieren des Wolfs nur, indem man ihre Population nicht all zu groß werden ließ und zudem kranke und verletzte Tiere zu bejagen. Wildpflege nennt man das und wir haben uns diese Bürde selbst auferlegt, weil wir es nicht verstanden haben, MIT den Tieren der Natur zu leben, sondern nur auf ihre Kosten.
Ich schließe hier natürlich die ekelhaften Trophäenjäger aus. Also Menschen, die sich damit rühmen einen beeindruckenden 12 Ender an einer Kirrung aus 50 m Entfernung erlegt zu haben.

Solche Tiermörder braucht kein Mensch und auch kein Tier.

Aber wir haben nicht nur durch "Wegnahme" einer Art Schaden angerichtet, sondern auch durch hirnloses und profitgenerierendes Zufügen einer Art. Kaninchen in Australien, Katzen in Neuseeland oder Schweine in Amerika. Alles unreparierbare Fehler, die im jeweiligen Biotop destruktiv wirkten.

Müssen wir nun Wildtieren helfen? Ein eindeutiges Jein!
Im Grund müssen wir uns nur da engagieren, wo wir es auch kaputt gemacht haben. In funktionierenden Ökosystemen brauchen wir nix weiter, als zu beobachten und zu verstehen. Und natürlich dafür zu sorgen, dass es so bleibt.
In unseren vorherrschenden Kulturlandschaften sind aber immer Eingriffe nötig. Wenn diese sich auf ein nötiges Minimum beschränken und vorrangig dem Schutz der Wildtiere gelten, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Kommen wir aber nochmal zum Wolf. Der ist ja der Urahn unserer Hunde. Also die domestizierte Form dessen.
Letzte hat grad im Heute eine Aufmerksamkeit, die man sich auch mal gern für dessen Vorfahre wünscht.
Letztlich aber kann ich nach meinen Erfahrungen aber sagen, würde es uns Menschen mit einem Schlag nicht mehr geben, die Natur und die Wildtiere kämen prächtig zurecht und würden uns nicht vermissen. ;)

mfg
 
Zurück
Oben