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Münchhausens Löhne

Ziesemann

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3. November 2005
Beiträge
929
Münchhausen grüßt

Wieder einmal wird im Gewand der vorgeblich wissenschaftlichen „Kaufkrafttheorie der Löhne“ die Trommel für einen kräftigen „Schluck aus der Pulle“ gerührt. – Lassen wir mal ganz beiseite, ob und in welchem Unfang Lohnerhöhungen angesichts der Gewinnlage auch moralisch gerechtfertigt sein können. Beschäftigen wir uns nur mit dieser Theorie. Sie besagt in Kürze: Höhere Löhne bedeuten mehr Binnennachfrage, ergo mehr Produktion und Beschäftigung.
Lassen wir zunächst die Zahlen sprechen: Wir legen unserem Modell einen Single zugrunde, der eine Lohnerhöhung von 100 € bekommt. – Was bleibt für die inländische Nachfrage?
Bruttolohnerhöhung 100,00
- Lohn- und Kirchensteuer, Soli 35,00
- Sozialversicherung, Arbeitnehmeranteil 20,60
demnach:
Nettolohnerhöhung 44,40
- Konsum Importwaren, Auslandsreisen 13,40
- Ersparnis 4,50
Nachfrageplus im Inland 26,50


Diesem Plus steht aber wegen des Arbeitgeberanteils zur SV eine unternehmerische Kostensteigerung von 120,60 gegenüber! - Selbst wenn dieser Single von seiner Lohnerhöhung nur Waren seines ihn beschäftigenden Unternehmens kaufen würde – es bliebe für den Betrieb ein Minus von € 94,10Grund genug, nach Polen oder noch weiter ostwärts zu verlagern.

Wem das alles zu kompliziert oder zu rechenhaft erscheint, der möge doch eine ganz einfache Überlegung anstellen: Wenn (!) tatsächlich Lohnerhöhungen zur Stärkung der Binnenkonjunktur beitragen, warum dann so bescheiden? Warum nur eine Forderung von 5%, wie wäre es mit 10% oder mit 50% Erhöhung?! Dann bekämen wir hier ja geradezu ein Schlaraffenland, bitte möglichst noch mit Verkürzung der Arbeitszeit (bei vollem Lohnausgleich, versteht sich).
Der Irrtum – seit fast 100 Jahren wieder und wieder empirisch und theoretisch aufgedeckt – liegt ganz einfach darin: Lohnerhöhungen führen, wenn sie über den Produktivitätszuwachs hinausgehen, zu kostensenkenden Rationalisierungen und Produktionsverlagerungen mit der Folge erhöhter Arbeitslosigkeit. Arbeitslose aber können nur eine verringerte Nachfrage entfalten, so daß per Saldo die Binnennachfrage nicht nur nicht steigt sondern sinkt.
Doch ungeachtet aller Widerlegungen von allen Seiten: Münchhausen erfreut sich größter Beliebtheit und der zog sich bekanntlich am eigenen Zopf aus dem Sumpf.
(Die schöne Lüge ist fast noch verführerischer als..., aber das sage ich hier nicht)
Ziesemann
 
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Hallo Ziesemann

die Lohnnebenkosten sind das Hauptproblem

daher müssen diese gesenkt werden

das logische Äquovalent zu Lohnnebenkosten sind Abschreibungen

LOHNNEBENKOSTEN kann ein Unternehmer nämlich nicht abschreiben

verstanden?

der Staat fördert durch Abschreibemöglichkeiten vor allem den Einsatz von Maschinen
(und wundert sich über die Arbeitslosigkeit)

...

zur Höhe des gerechten Lohnes will ich nur sagen,
daß ein Arbeiter durch seinen Lohn ausreichend gut leben können muss

die wöchentliche Arbeitszeit dieses Arbeiters darf nicht zu hoch sein,
sonst verkümmert dieser zum Sklaven

ob es Vielverdiener gibt oder nicht,
stört mich nicht

wichtig ist allein
daß auch die am schlechtesten bezahlten Arbeiter genügend Muße finden,
sich als mündige Bürger zu betätigen
(was in Deutschland nunmal eine gewisse Geldmenge und Freizeit voraussetzt)
 
von scilla:das logische Äquovalent zu Lohnnebenkosten sind Abschreibungen
LOHNNEBENKOSTEN kann ein Unternehmer nämlich nicht abschreiben verstanden?
der Staat fördert durch Abschreibemöglichkeiten vor allem den Einsatz von Maschinen (und wundert sich über die Arbeitslosigkeit)
Hallo scilla,

das ist sachlich falsch.

Lohnnebenkosten sind Betriebsausgaben und gehen zu hundert Prozent im Jahr in dem sie anfallen steuermindernd in die Gewinn- und Verlustrechnung Rechnung ein.

Investitionen werden, entweder sofort oder im Jahr der Anschaffung steuermindernd als Betriebsausgaben angesetzt oder sie sind in die Bilanz einzustellen und „dort“ über die Nutzungsdauer abzuschreiben. Die Nutzungsdauer bewirkt, dass ein Abschreibungsgegenstand nur Stück für Stück steuermindernd in Erscheinung tritt. Je weiter die Steuerersparnis aber in der Zukunft liegt, desto weniger ist die Ersparnis für den Unternehmer Wert (der Barwert ist geringer). Das ergibt sich daraus, dass „in der Zukunft liegende faktische Einnahmen bis dahin nicht bereits zur Re-Investition bereit liegen. Da ein Abschreibungsgegenstand jedoch nie zu mehr als 100% abgeschrieben werden kann (auch nicht durch Sonderabschreibungen), wird eine Investition auch nie „mehr“ steuermindernd wirken, als die sofort zu 100 % steuerwirksamen Lohnkosten und Lohnnebenkosten.

Was deine Meinung unterstützt, sind beispielsweise Investitionszulagen nach dem Investitionszulagegesetz, wo früher bewegliche und unbewegliche Gegenstände mit einem Zuschuss gefördert wurden, teilweise auch noch werden. Dieser Zuschuss besteht, ähnlich wie z.B. zinsgünstige KfW-Kredite oder Landes-bzw. Bundesbürgschaften (die damit die marktüblichen Kreditzinsen senken) außerhalb der Abschreibemöglichkeiten und dort würde ich dir Recht geben. Dort gab es zwar in der Vergangenheit auch vom Arbeitsamt Zuschüsse zu Löhnen, etwa bei der Einstellung Langzeitarbeitsloser oder älterer AN, aber die Dimensionen für die Förderung von Arbeit waren m.E. viel geringer, teilweise auch handwerklich unsinnig angelegt.

Mein Lieblingsbeispiel ist Lothar Spät mit seiner vor ein paar Jahren gefeierten Jenoptic. Er wurde als Held gefeiert, weil er in Jena, aus einem schon früher international anerkannten Betrieb einen gut gehenden immer noch international bekannten Betrieb gemacht hat. Dazu hat er angeblich insgesamt ca. 2 Milliarden DM bekommen (ich kann die Zahl bis heute nicht glauben). Ich weiß nur eins. Jeder Trottel hätte mit dieser Geldsumme aus einem guten Betrieb einen besseren machen können. Naja...heute haben sie einen Teilbetrieb verkauft. Soviel zum Thema „wir müssen die Wirtschaft Fördern, denn fördern wir die Kaufkraft, kommt nichts dabei heraus“. Aber die Menschen kleben an den Lippen solcher Menschen, wie an den Lippen eines Gurus.


Grundsätzlich müsste der Staat dem Unternehmer attraktiver machen, die Wertschöpfung durch Menschen statt Maschinen zu realisieren. Ob das mit den Fortschritts-Jüngern zu machen ist, weiß ich nicht. An den Abschreibungen könnte man vielleicht noch deutlicher nach unten korrigieren...das würde im Rahmen der Einschläferung des Sozialstaates nur logisch sein.

Im Übrigen meine ich zu Ziesemanns Beispielrechnung, dass wir leider dem Verrauchen der durch Lohnerhöhung bedingten Kaufkraft durch den umfangreichen Import von „Chinaplunder“ nur mit Einfuhrzöllen der EU und Kaufboykott entgegenwirken können. Boykott ist ein grausames Gespenst...aber ich denke, hier könnten wir ruhig mal Zusammenhalt für unsre eigenen Leute zeigen und demontrieren, wie es um unsere alten Werten und Kultur bestellt ist. Es wird leider wieder daran scheitern, dass der eine nicht etwas teueres (inländisches) kauft, um im Augenblick des Kaufes dem anderen (Inländer) Aufträge und Arbeit zu verschaffen. Leider fällt eigenes Handeln und eigener Nutzen zeitlich so weit „auseinander“, dass die Menschen in unserer EGO-Kultur nicht so weit kucken können.

Viele Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bernd,

als mittelständische Ex-Unternehmerin, Lebensgefährtin eines mittelständischen Ex-Unternehmers und auch als derzeitige Arbeitnehmerin sage ich dazu Folgendes: Recht hast du!!!! *zustimendundnachdrücklichnick*

:) LG chaosbarthi
 
Hallo Bernd

ich bin etwas verwirrt (Dauerzustand :) )

ich habe Abschreibungen nämlich so verstanden,
daß der Staat einem Unternehmer den Kaufpreis von Maschinen zurückerstattet
(in Form von Steuernachlässen)

die offizielle Begründung für Abschreibungen ist die scheinbare Wertminderung,
der eine Maschine im Laufe der Zeit ausgesetzt ist
(die Kosten für Reparaturen, die durch Menschen durchgeführt werden,
lassen sich ebenfalls absetzen)

wenn bspw. ein Atomkraftwerk abgeschrieben ist,
dann hat letztendlich der Staat das Atomkraftwerk bezahlt
(ohne aber deshalb Eigentümer des Atomkraftwerkes geworden zu sein,
welcher damit fröhlich weiter Strom produziert)

wenn Lohnnebenkosten abgeschrieben werden könnten,
dann würde der Staat auf die Einnahmen durch die Lohnnebenkosten verzichten
(der Staat bräuchte Lohnnebenkosten erst gar nicht zu erheben)

Abschreibungen auf Lohnnebenkosten machten nur dann Sinn,
wenn sich die Arbeiter im LEIBEIGENTUM der Unternehmen befänden
 
Kurze Sammelantwort

Ich hoffe, morgen etwas ausführlicher antworten zu können; jetzt nur rasch zur begifflichen Klärung:
Abschreibungen sind buchhalterische Erfassungen von Wertminderungen und gehen in die Kostenrechnung ein und mindern damit den steuerpfglichtigen Gewinn. Im Idealfall ist eine Maschine auf den Restwert 1,- € (Erinnerungsposten) abgeschrieben, weil sie keinen Wert mehr hat. Was soll der Staat mit technisch und wirtschaftlich antiquierten Anlagen wohl anfangen?!
Lohnneben- oder -zusatzkosten gehen selbstverständlich, da hat Bernd natürlich recht - auch in vollem Unfang in Kostenrechnung und Preiskalkulation ein. Wie sollte es anders sein?

Beispiel Lothar Späth: Ich wäre mir da nicht so sicher. Es hat beim "Aufbau Ost" Milliardensubventionen gegeben und die Betriebe gingen trotzdem pleite.

Bald mehr.
Mit dankbaren Grüßen für Eure Beiträge
Ziesemann
 
"Münchhausens Löhne" ist der Titel dieses Threads, und persönlich interpretiere ich dies als einen Verweis, eine Akzentsetzung auf die Lüge, mehr noch als auf die ökonomischen Aspekte die Ziesemann hier erklärt.

Die Lüge also, die Irreführung, der Versuch den anderen etwas vorzutäuschen. Warum eigentlich reagieren die meisten erst wenn die Lüge ihnen ins Portemonnaye greift? Denn das ist in dieser Gesellschaft auffällig, und zeigt noch einmal wie die Werteskala aufgebaut ist.

Wieviel größer, besser gesagt wieviel lauter hätte der Aufschrei sein müssen, angesichts von politischen Lügen wie zum Beispiel der Parteispendenaffäre der CDU, der Ehrenworte die so unehrlich geleistet wurden, ganz zu schweigen von der Begründung des Irakkrieges? Dies sind ja nur zufällig gegriffene Ereignisse, aus Münchhausens Repertoir.

Doch richtig gefährlich wird die Lüge - das zeigte schon Hannah Arendt - wenn sie regelrecht eine "Entwirklichung" erzeugt - denn da wird an sich schon die Demokratie gefährdet.
Es wäre hier noch Vieles aufzuzeigen, aber ich möchte nicht zu sehr von den Absichten des Threads ablenken.

Die Frage sei mir am Ende noch gestattet: warum keine Lügen im politisch-ökonomischen Bereich, warum dies aufzuzeigen, wenn sie eigentlich mit solcher Selbstverständlichkeit im alltäglichen Leben praktiziert werden? Warum empört uns die Lüge der Politiker, wenn wir doch sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit sie fast schon zum Bestandteil des Bontons gemacht wird in der Privatsphäre?
Erwarten wir tatsächlich, dass die Politik höhere Maßstäbe setzt, als die, die im Privatleben üblich sind?
Und noch etwas: das Anlügen, ob im Privatem oder im Öffentlichem, ist immer auch der Beweis mit welcher Herabschätzung mit dem Angelogenen umgegangen wird.
 
von scilla: ich habe Abschreibungen nämlich so verstanden,
daß der Staat einem Unternehmer den Kaufpreis von Maschinen zurückerstattet
Hallo scilla,

Kein Problem, hier mal ein kleiner Erklärungsversuch. Der Unternehmer kauft eine Maschine für 100 Swotti. Die Nutzungsdauer beträgt 10 Jahre, deshalb kann der Unternehmer 10 Jahre lang, jeweils 10% von den Anschaffungskosten als Betriebsausgaben „ansetzen“. Die Summe aller Abschreibungen ergibt immer 100 %.. Wenn der Unternehmer beispielsweise im ersten Jahr eine Sonderabschreibung von z.B. 50% ansetzen darf und wir wenden das auf unser Beispiel mit der Maschine an, so setzt er im ersten Jahr 50 % an, und die anderen 50% werden durch die Restlaufzeit geteilt, also 50 % durch 9. Deshalb hat er dann nur weniger Abschreibung. Je dichter die Abschreibung am jetzt liegt (also je früher) desto günstiger, weil der Unternehmer dann das Geld aus der Steuerersparnis wieder anlegen kann/damit arbeiten kann.

Die 10% Abschreibungsbetrag, also die 10 Swotti darf er (vereinfacht) von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen (genauso wie jeder Arbeiter auch Fahrtkosten zur Arbeitsstelle abzieht). Wenn er vorher 500 Swotti versteuern musste, so muss er nun nurnoch 490 versteuern. Die 10 Swotti sind nicht „reine Rückerstattung“, also er bekommt das nicht wirklich ausgezahlt, sondern dadurch, dass er nun nurnoch 490 Swotti Einkommen versteuern muss, sinkt die Steuerzahllast. Hätte er ohne die Abschreibung auf 500 Swotti 176 Swotti Steuern zu zahlen, hat er nun durch die Abschreibung nurnoch auf 490 Steuern in Höhe von (nur erfunden) 172 Swotti Steuern zu zahlen. Die 10 Swotti Abschreibung wirken sich also nur teilweise auf die Steuerhöhe aus. Hier besteht noch die Besonderheit unseres Einkommens-Steuersystems, dass je höher das Einkommen, desto höher der Steueranteil. Über den Daumen kann man beim Einzelunternehmer sagen, dass je mehr er verdient, desto mehr wirkt sich die Abschreibung aus. Bei Kapitalgesellschaften ist es immer gleich.

Das Abschreibungspotential ist nicht gleich Steuerrückerstattung, sondern mindert nur die Besteuerungsgrundlage, also bekommt man nicht die 100 Swotti zurück, sondern muss nur weniger Steuern zahlen. Bei der GmbH kann man sagen, dass von den 10 Swotti Abschreibung 2,5 Swotti „echtes Geld“ zurück fließen würden...beim Einzelunternehmer 0- 4 Swotti (alles nur als vereinfacht). Du hast also grundsätzlich schon recht.

Die offizielle Begründung für Abschreibungen ist, dass eine Maschine, die so langsam „abgenutzt“ ist, ja auch irgendwann ersetzt werden muss. Und mit den Abschreibungen kann der Unternehmer schon „was zurücklegen“. Aber die Abschreibung von Maschinen ist m.E. „die harmloseste“...hier gibt’s Gestaltungsspielraum...der natürlich im großen Maßstab auch missbraucht wird.
von Ziesemann: Ich wäre mir da nicht so sicher. Es hat beim "Aufbau Ost" Milliardensubventionen gegeben und die Betriebe gingen trotzdem pleite.
Wie man es macht, einen Betrieb im Osten für wenig Geld zu kaufen, Fördermittel, Steuersubventionen, preiswerte Kredite... absahnt und dann den Betrieb Stückchenweise verkauft und dann stillegt, das kann ich dir gern mal im Detail beschreiben. Pleite geht er dann nicht durch Zufall, sondern weil er mein Konkurrenzbetrieb war. Die Fördermittel werden dabei dann zwar in Leipzig ausgeschüttet...aber sie fließen zu einem ordentlichen Anteil zu mir „nach Frankfurt zurück“. Hier sollte man nicht Ost und West gegeneinander ausspielen...es gab und gibt auf beiden Seiten Profiteure und Dummköpfe. Ich mag diese ganze Propaganda nicht. Ich würde gern nach 16 Jahren diese Themen ruhen lassen und ein bisschen zusammenrutschen. Inzwischen hab ich so viele liebe Menschen aus beiden „Teilen“ kennengelernt...sodass ich da keine Unterschiede mache.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Bernd
 
scilla schrieb:
Hallo Ziesemann

die Lohnnebenkosten sind das Hauptproblem

daher müssen diese gesenkt werden
Richtig - aber wie?

das logische Äquovalent zu Lohnnebenkosten sind Abschreibungen
???

LOHNNEBENKOSTEN kann ein Unternehmer nämlich nicht abschreiben

verstanden?
Nein! Aber Bernd hat dazu schon Hinlängliches gesagt.

scilla schrieb:
der Staat fördert durch Abschreibemöglichkeiten vor allem den Einsatz von Maschinen
(und wundert sich über die Arbeitslosigkeit)
Konsequenz wäre: Wir arbeiten nur nich mit Hacke und Schaufel, ersetzen alle Maschinen durch Menschen, aber dann müssen wir auch bereit sein so zu leben wie Adam und Evan kurz nach der Vertreibung aus dem Paradies.

...

zur Höhe des gerechten Lohnes will ich nur sagen,
daß ein Arbeiter durch seinen Lohn ausreichend gut leben können muss

die wöchentliche Arbeitszeit dieses Arbeiters darf nicht zu hoch sein,
sonst verkümmert dieser zum Sklaven
Seit dem Mittelalter müht man sich um Antwort auf die Frage nach dem gerechten Lohn. - Bis heute wurde sie, die Antwort nicht gefunden.
"Ausreichend leben" - wie in der Schweiz oder in Indonesien? Was ist "ausreichend gut"? Wenn niemand hungert und friert?

wichtig ist allein
daß auch die am schlechtesten bezahlten Arbeiter genügend Muße finden,
sich als mündige Bürger zu betätigen
(was in Deutschland nunmal eine gewisse Geldmenge und Freizeit voraussetzt)
Noch meine Großeltern konnten mit dem Begriff "Muße" oder "Freizeit" nichts anfangen. Es gab nur Arbeit.
Liebe Scilla, nimm's mir nicht übel, aber mit so vagen, unpräzisen, völlig unwissenschaftlichen Begriffen kann man sich dem Thema nicht nähern.
Beste Grüße - Ziesemann
 
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Lieber Bend, wir scheinen beide etwas fachlich eingetrübt zu sein, deshalb sind die Differenzen gering, ich kann dem meisten nur zustimmen.
Bernd schrieb:
Mein Lieblingsbeispiel ist Lothar Spät mit seiner vor ein paar Jahren gefeierten Jenoptic. Er wurde als Held gefeiert, weil er in Jena, aus einem schon früher international anerkannten Betrieb einen gut gehenden immer noch international bekannten Betrieb gemacht hat. Dazu hat er angeblich insgesamt ca. 2 Milliarden DM bekommen (ich kann die Zahl bis heute nicht glauben). Ich weiß nur eins. Jeder Trottel hätte mit dieser Geldsumme aus einem guten Betrieb einen besseren machen können. Naja...heute haben sie einen Teilbetrieb verkauft. Soviel zum Thema „wir müssen die Wirtschaft Fördern, denn fördern wir die Kaufkraft, kommt nichts dabei heraus“. Aber die Menschen kleben an den Lippen solcher Menschen, wie an den Lippen eines Gurus.
Bin kein Fan von Lothar Späth, aber ich meine, er hat gute Arbeit geleistet. Viele seiner schon vor 20 Jahren abgegebenen Prognosen, z.B. die Rente ist wegen des demographischen Kollapses eben nicht sicher, sind eingetroffen. In Jena musste er im großen Stil entlassen, weil die Optik - wie die meisten Betriebe der DDR - personell hoffnungslos überbesetzt waren. Gut, man hätte alle AN behalten können; aber nur zum Lohn von ca. 25% des
Westlohnes, das hat Helmut Schmidt mal in Bezug auf den Trabbi vorgerechnet.

Grundsätzlich müsste der Staat dem Unternehmer attraktiver machen, die Wertschöpfung durch Menschen statt Maschinen zu realisieren.
Dies Argument aus Deiner Feder wundert mich denn doch! - Das könnte der Staat ohne Weiteres machen; aber um welchen Preis? Ganz leicht kann man z.B. bei allen Behörden die Computer beseitigen, alles wird wieder von Hand geschrieben, wenn wir auch die Schreibmaschinen wegwerfen, und sofort müssten Millionen Staatsdiener eingestellt werden. Na denn Gute Nacht.
Maschinen erhöhen die Pro-Kopf-Produktivität jedes beschäftigten (!) Arbeitnehmers. Man kann nicht beides haben: Hohen Lebensstandard und Vollbeschäftigung durch Menschen statt Maschinen.
Bernd schrieb:
Im Übrigen meine ich zu Ziesemanns Beispielrechnung, dass wir leider dem Verrauchen der durch Lohnerhöhung bedingten Kaufkraft durch den umfangreichen Import von „Chinaplunder“ nur mit Einfuhrzöllen der EU und Kaufboykott entgegenwirken können. Boykott ist ein grausames Gespenst...aber ich denke, hier könnten wir ruhig mal Zusammenhalt für unsre eigenen Leute zeigen und demontrieren, wie es um unsere alten Werten und Kultur bestellt ist. Es wird leider wieder daran scheitern, dass der eine nicht etwas teueres (inländisches) kauft, um im Augenblick des Kaufes dem anderen (Inländer) Aufträge und Arbeit zu verschaffen. Leider fällt eigenes Handeln und eigener Nutzen zeitlich so weit „auseinander“, dass die Menschen in unserer EGO-Kultur nicht so weit kucken können.

Viele Grüße
Bernd
Im Prinzip JA; aber nur im Prinzip. Wenn nun die Chinesen auch auf die Idee kommen, den deutschen Plunder zu boykottieren?!
Niemand ist gezwungen, den Chinamist zu kaufen; aber niemals darf EU offiziell durch höhere Zölle Asienwaren abwehren. Wenn die Folgen für ein Land katastrophal werden, dann für den Exportweltmeister BRD.

Bernd schrieb:
Hier sollte man nicht Ost und West gegeneinander ausspielen...es gab und gibt auf beiden Seiten Profiteure und Dummköpfe. Ich mag diese ganze Propaganda nicht. Ich würde gern nach 16 Jahren diese Themen ruhen lassen und ein bisschen zusammenrutschen. Inzwischen hab ich so viele liebe Menschen aus beiden „Teilen“ kennengelernt...sodass ich da keine Unterschiede mache.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Bernd
Ich will nicht ánnehmen, dass Du mich gemeint hast, denn das wäre ein groteskes Missverständnis; ich stand und stehe noch immer auf Seiten der Ostdeutschen. - Deinen übrigen Ausführungen in diesem Beitrag kann ich nur zustimmen, sie sind einfach sachlich-fachlich richtig. Ich bewundere Dich, welche Mühe Du Dir gegeben hast; da muss ich mich fast schämen, weniger Zeit investiert zu haben

Viele Grüße und dito - Ziesemann
 
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