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Mittellos - aber WIRKLICH

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Ich gebe mal kurz zu bedenken: immer noch sind die, die Arbeit und Brot haben, mehr als die ohne.
Diese Mehrheit jeiert ja schon zu Genüge über " die bösen Sozialschmarotzer", also ist ihnen das von Euch Besprochene nur Bestätigung ihrer Meinung, dass Deutschland übersozialisiert sei.

Und diese Mehrheit wird durch die neue Dimension der Montagdemonstrationen ebenso sehr zur Halsstarrigkeit getrieben, wie die sozial Minderbemittelten. Diese Mehrheit setzt sich aus Wählern aller Parteien zusammen.
Ich sehe also - wenn sich Schröder verrechnet hat ( übrigens wurde Hartz IV mit den Stimmen der schwarzen Opposition beschlossen-)und ich glaube das hat er angesichts der von mir oben zitierten Mehrheiten nicht - wie ihr auch eine härtere innenpolitische Gangart. Da werden dann viele PDS Wähler merken, dass dieses Partei sehr populistisch agiert. Aber so teuflisch wie Ihr sehe das Ganze nicht. Zweidrittelmehrheiten im Parlament werden im Allgemeinen auch von der einfachen Mehrheit der Bevölkerung gestützt.

Und ich denke, wenn eine andere Partei bessere Methoden hat, mit der Zukunftsplanung möglichst schuldenfrei zu Rande zu kommen, wird sie eben gewählt werden. Aber die PDS ist es sicher nicht.

Marianne
 
majanna schrieb:
Aber so teuflisch wie Ihr sehe das Ganze nicht.
Nicht? 2 Mio. Deutsche stehen vor der Verelendung. Dass mit dem eingesparten Geld Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, halte ich für ein zynisches Argument. Es wäre schön, wenn ich unrecht hätte. Deutschland war "übersozialisiert"? Dem würde ich zustimmen, wenn sich aufgrund der sozialen Absicherungen Arbeit nicht mehr lohnen würde. Es sind jedoch nur die wenigsten, die die Sozialhilfe einer Arbeit vorziehen. Und die paar "Schmarotzer" können wir gut mittragen, zumal Arbeitsplätze sowieso nicht genügend vorhanden sind.
Mit der ökonomischen Eingliederung Ostdeutschlands (die man aber auch billiger hätte haben können, wenn man 1990 der Linie des ungeliebten Lafontaine gefolgt wäre...) und der veränderten Demographie muss der Sozialstaat kürzer treten, richtig. Die Lohnnebenkosten müssen runter, richtig. Aber ist es nicht merkwürdig, dass die neuen Lasten nur die ärmsten der Armen schultern sollen? Da gibt es Leute in Deutschland, von denen könnte der Staat mehr absahnen...
Das deutsche Volk verlangt den Beweis, dass Hartz IV funktioniert. Wenn Hartz IV nicht funktioniert - und ich weiß echt nicht, wieso es funktionieren sollte - dann wird es Angie wollen. Dann will das Volk den Beweis, dass die schärfere Angie-Variante des Hartz IV funktioniert. Wird natürlich auch nicht funktionieren: Die Binnennachfrage wird einbrechen. Den Reichen wird's nicht stören, die verkaufen ihren Schrott dann eben außerhalb der Grenzen. Aber das gemeine Volk wird immer unzufriedener werden. Die Gewalt wird zunehmen. Dann wird das Volk nach Lafo rufen - was derzeit nur Vereinzelte tun - so wie ich. "Schröder muss weg! Lafo, come back!"

Gysi
 
Gysi, Du tust ja gerade so, als ob mir die wachsende Armut und vor allem das Realgespenst der Zweidrittelgesellschaft nicht auch nahe ginge.
ABer: Wenn von fast 9o Millionen Deutschen 2 Millionen unterhalb der Armutsgrenze leben - so bedauerlich das ist - kann man statistisch doch wohl noch nicht davon sprechen, dass Deutschland ein Dritte Weltland sei oder so ähnlich.Und dass eine Lastenumverteilung schon lange dran war, ist ebenfalls unbestritten. Da muss jeder etwas dazu beitragen. Das alte sozialdemokratische Lösungsmodell ( nimms den Reichen, gibs den Armen : ich war lange dafür- geht im Zeitalter der Globalsierung, ein Kennzeichen des Spätkapitalismus, leicht nach hinten los.Und dann könnten Deutschland und die anderen großen Industrienationen vielleicht wirklich verarmen. Zyklenentwicklungen sind in der Geschichte oft zu beobachten.
Ich mag das Krankgejammere nicht - Ich mag reale Blicke auf reale Zustände!


Marianne
 
majanna schrieb:
Ich mag das Krankgejammere nicht - Ich mag reale Blicke auf reale Zustände!
In der deutschen Nachkriegsgesellschaft werden die Armen ins Gebet der Kapitalisten genommen wie noch nie. Und noch nie wie jetzt wird den Armen gesagt, dass sie sich nicht so anstellen sollen. 2 Mio. von 80 Mio. - was ist das schon? Richtig! Was für ein Problem ist es für 80 Mio., schlappe 2 Mio. vor dem Ruin zu bewahren? Aber wenn's ans eigene - wenn auch gut gefüllte - Portemonnaie geht, dann werden christliche Grundprinzipien gerne über Bord geworfen. Dann bleiben die atheistischen Sozialisten übrig, sich für Solidarität und Nächstenliebe stark zu machen. Die PDS hat keine Konzepte, richtig. Denen steht das Fenster einer historischen Chance sperrangelweit offen, um sich auch gesamtdeutsch zu profilieren, und sie kriegen das nicht hin! Ich denke an Lafo und die neue Linke. Wir brauchen eine strukturierte, politisch potente 2. APO. Sonst bleibt nur aus Ohnmacht und Verzweiflung resultierende Zerstörung, in die solche (A...l... - darf ich hier nicht sagen) wie Schröder und Angie die deutsche Republik sehenden Auges hineinreiten. Wenn du mir vor 20, oder noch vor 10, Jahren dieses Szenario, das wir zurzeit erleben, prognostiziert hättest, ich hätte dich für verrückt gehalten! Biste aber nicht. Glück gehabt... :D

Gysi
 
Obwohl ich eher zum Lager der Unternehmer/Arbeitgeber zähle, muss ich Zalich recht geben mit seinem Wunsch nach einer 2. Apo. Der soziale Friede als Kern und Ziel der sozialen Marktwirtschaft hat einen Wert, der nicht mehr geschätzt wird, das Land wird regiert wie eine AG, die Menschen auf ein Kosten-Nutzenverhältnis reduziert. Was für ein Unternehmen in diewem Sinne notwendig ist, kann für eine Gesellschaft tödlich sein. Demokratie kann immer nur dann funktionieren, wenn die Basis ein Grundkonsens ist als letzte Linie über alles Differenzen hinweg. Dieser Grundkonsens geht Stück für Stück verloren, wenn das Oben und Unten weiter auseinandertriftet. Lafo und Gysi zusammen in einer neuen Partei könnten zumindest eine wählabre Alternative darstellen. Grundübel ist, dass es keine echte Opposition mehr gibt, SPD, Grüne und CDU unterscheiden sich nur mehr marginal, die PDS ist die Karikatur einer Partei, allenfalls als Sammelbecken für Ossinostalgiker brauchbar.
Hartz 4 hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Natürlich muss jeder erst mal sein eigenes Vermögen zu seinem Lebensunterhalt einsetzen, bevor die Allgemeinheit für ihn aufkommt, es kommt auf das Mass dieser Entreicherung an. Es dürfte nicht sein, dass ein Mensch, der 40 Jahre gearbeitet und einbezahlt hat, mit einem finanziell gleichgestellt wird, der noch nicht einen EURO verdient oder einbezahlt hat. Was man als Lebensleistung auch für die Gesellschaft gebracht hat, wird plötzlich völlig belanglos.
Bei den Reichen die Ursachen zu sehen, geht am Problem vorbei. Die jeweilige Regierung schafft die Ramenbedingungen dafür, was ich mir wirtschaftlich aneignen kann. Tue ich es im Ramen der Gesetze und habe dabei mehr Erfolg als andere, trifft mich kein Vorwurf.
Zehntausende werden die Formulare falsch ausfüllen, um ihre Spargroschen vor dem Zugriff zu entziehen, ich sehe eine Prozesslawine, in der die Amtsgerichte untergehen. So erzeiht man Menschen zur Unredlichkeit und schafft Kriminelle.
Allerdings kann ich es auch nicht akzeptieren, dass oft junge Menschen sich bewusst in die Hängematte legen, null Bock auf Kosten der Allgemeinheit. In den Berlin hängen davon eine Menge auf den Strassen herum, an jeder möglichen und unmöglichen Stelle mit Piercing und Tatoo, die Haare vielfarbig hochstehend und bekleidungsmässig völlig vergammelt. Wer soll solche Typen einstellen ? In diesem Fall würde ich auch das Sozi kürzen. Jeder kann leben wie er will, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit.
Im übrigen scheinen die alten Sponti-sprüche wieder aktuell zu werden, "kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat" fällt mir dabei ein. Das Ei auf Schröder scheint mir ein Wetterleuchten, der wirtschaftlichen Brutalisierung von oben nach unten folgte immer auch eine entprechende Antwort von unten nach oben, jeder eben nach seinen Möglichkeiten. Der soziale Friede und damit die Friedfertigkeit einer grossen Anzahl von Mitbürgern ist ernsthaft gefährdet. Wo so etwas endet ? Ich denek da an die Weimarer Republik.
 
mavaho schrieb:
Jaaa! :D

Im Ernst: Hartz IV ist doch ein Scheiß! Harzer Käse, 4 Wochen alt.
Die Protugiesen machen das so: Wenn der Arbeitslose drei Angebote ablehnt, dann wird sein ALG oder seine Alhi gekürzt. Nach Hartz IV wird erst deine Zuwendung gekürzt und dir dann ein Job versprochen...
Die Dänen machen das so: Der Kündigungsschutz ist dort de facto abgeschafft. Aber der Arbeitslose bekommt ALG in Höhe seines Nettolohnes. Nach einer bestimmten Zeit (weiß nicht, wie lang) geht's runter auf AlHi. Der Erflog der Arbeitssuchenden ist hoch. AL-Quote 4 %, glaube ich. Wie gesagt: Hartz IV ist dagegen echt ein Scheiß!


Gysi
 
Man hört, dass die Datenerfassung, um Hartz einzuführen, an der Software scheitert. Hätte mich auch gewundert, dass nach Maut und Dosenpfand handwerklich etwas funktionieren würde. Das Chaos hat einen Namen - Rot/Grün.
 
mavaho schrieb:
Das Chaos hat einen Namen - Rot/Grün.
Ach ja, deine Schwarzen, Mavaho... :D Die haben auch kein überzeugendes Konzept vorzulegen, dass dem "Hartz IV" überlegen wäre... Dabei machen doch ein paar Euro-Länder uns die besseren Konzepte schon vor! Was wir zurzeit hier erleben, ist die Neuauflage einer parlamentarisch oppositionslosen Demokratie!

Gysi
 
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Meine Kritik an Rot/Grün impliziert, ich würde glauben, eine CDU mache es anders. Über die Inhalte kann man unterschiedlicher Meinung sein, mich erschrecken die handwerklichen Fehler, fast keine Umsetzung politischer Entscheidungen funktioniert am Ende, eigentlich typisch für Laien, man hat das Gefühl, da herscht "learning by doing". In diesem handwerklichen Bereich traue ich allerdings der CDU mehr zu, da sitzen weitaus mehr Praktiker in den Entscheidungsgremien.
Eine politische Alternative sehe ich nur in einer neuen Partei, einem Lafi-Gysi-verschnitt, in der sich Teile der SPD und der PDS wiedererkennen können.
De-Facto haben wir eine grosse Koalition zwischen SPD, den Grünen und FDP, die allenfalls hier und da einen Schnörkel anders setzen würden. Genau das macht die Menschen so wütend und resignativ, es besteht keine Alternative, die sich zur Wahl stellt. Ein wesentlicher Punkt der Demokratie ist, die Wahl zu haben zwischen unterschiedlichen Konzepten. Das haben wir nicht.
Einiges Anspruchsdenken (auf Kosten des Setuerzahlers) scheint mir allerdings überzogen, einiges wird auch falsch dargestellt. Wohnung: Ein Alleinstehender erhält einen Mietzuschuss für eine Wohnfläche bis zu 52 qm, ist seine Wohnung grösser, muss er nicht ausziehen, wenn er die Mehrkosten aus eigener Tasche bezahlt - diese Regelung ist vernünftig.
Wenn einem Alleinstehenden ein Arbeit in einer anderen Stadt angeboten wird, ist er verpflichtet, diese anzunehmen - ebenfalls vernünftig. Dieses Mass an Flexibilität kann man fordern, wenn es sich um jüngere Meschen handelt. Genau das tun bereits jede Menge Wochenendpendler, Fernfahrer usw.
Staatliche Unterstützung ist immer nur dann gerechtfertigt, wenn trotz eigener Bemühungen der Lebensunterhalt nicht mehr gesichert ist. Es spricht nichts dagegen, dieses Prinzip konsequent umzusetzen, insbesondere bei jungen Menschen, die in die Gemeinschaftskasse noch nichts wesentliches einbezahlt haben. Ein Arbeitnehmer jedoch, der dreissig Jahre lang oder länger einbezahlt hat und jetzt ein Almosen zurück erhält, fühlt sich zu recht betrogen.
Speziell in Ostdeutschland gibt es jede Menge Familien, in denen das Einkommen des Mannes zum Gesamtlebensunterhalt ausreicht, das ALG der Frau ist dann der Bonus für Reisen, Autos usw. Das muss nicht so sein.
 
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