Als Forscherin (mehrere Jahre in der Biotechnologie an der ETH und später in einem Lebensmittelkonzern) hat man es schwer; einerseits muss man analytisch denken, also auf festen Regeln fussend - und andererseits soll man etwas Neues herausfinden, welches noch nicht in diese Regeln passt sonst wäre es ja nicht neu! Man muss also nach Ähnlichkeiten suchen...erinnert mich an die Interpretation von Symbolen bei den Synchronizitäten.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang den Ausnahme-Biologen und Wissenschaftskritiker Rupert Sheldrake, ein unkonventioneller und streitbarer Zeitgenosse. Allerdings lehnt er keineswegs die wissenschaftliche Methode als solche ab, sondern eher, wie sie zur Ausführung kommt.
Sheldrakes Bücher finde ich spannend und auch lehrreich und gehaltvoll, allerdings drängt sich mir der Eindruck auf: Er stellt die richtigen Fragen, das bedeutet aber nicht, er hätte auch die richtigen Antworten auf diese.
Nach Sheldrake folgt das Universum nicht Gesetzen, sondern vielmehr Gewohnheiten - und die Prozesse, die am Längsten bestehen, zementieren sich zu Gesetzen. Dieser Logik folgend, ist die Materie und sind die Prozesse, die bereits in der Frühzeit des Universums entstanden, die stabilsten: Elementarteilchen wie Protonen, Neutronen und Elektronen, die chemischen Elemente und ihre Reaktionen, usw. usf.
Im Umkehrschluss sollte es möglich sein, dass neue Verbindungen, die in der Natur bislang nicht existierten und erst vom Menschen geschaffen wurden, ein ungewöhnliches Verhalten zeigen. Dafür bringt Sheldrake mehrere Beispiele, neue Verbindungen, die nach wenigen Jahren ihr Verhalten verändern.
Da sind dann bislang flüssige Substanzen nach ein paar Jahren auf einmal ein Feststoff und lassen sich ums Verrecken nicht mehr in ihre ursprüngliche Form bringen, Synthesewege laufen nicht mehr nach demselben Schema ab ... und keiner weiß, warum. Z.T. mit ganz erheblichen ökonomischen Konsequenzen (Stichwort: Pharmaindustrie).
Materialisten begründen dies mit Kristallisationskeimen, die durch irgendein Klappfenster eben doch die Prozesse infizieren, nur erklärt dies nicht, warum dies zeitgleich in einem Werk in England und Australien passiert ist (Sheldrake). Und selbst ein involvierter Experte musste erklären: Das ist am Rand dessen, was wir in der Kristallographie als Wissenschaft bezeichnen.
Das finde ich spannend, allerdings ist das Ausmaß solcher Effekte längst nicht so groß, als wie Sheldrake sie dramatisiert. Außerdem stehen sie nicht im Widerspruch zur wissenschaftlichen Methode als solcher.
Im wissenschaftlichen Alltag neigen wir dazu, zu vernachlässigen, dass die wissenschaftlichen Aussagen eben auch "nur" Modellcharakter haben. Es handelt sich um Verallgemeinerungen komplexer Systeme, die selbst auf materialistischer Ebene nicht so simpel sind, als wie wir sie bezeichnen. Das bedeutet aber nicht, dass die wissenschaftliche Methode als solche ein Irrweg wäre.