Hartmut
Well-Known Member
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- 15. August 2005
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- 3.007
AW: Mathematik: entdeckt oder erfunden?
Hallo Ben,
deine Frage veranlasste mich zunächst darüber nachzudenken, was der Unterschied zwischen "entdecken" und "erfinden" sei.
Im alltäglichen Sprachgebrauch gibt es wohl keinen Unterschied. Ich meine aber, dass es einen Unterschied gibt.
Beispiel: Die Spaltung des Urankerns wurde "entdeckt". Der erste Kernreaktor aber, der auf diesem Prinzip beruht, wurde von Fermi und Mitarbeitern "erfunden". Dass es die Spaltung als physikalisches Phänomen gibt, ist naturgegeben und unabhängig von der Existenz des Menschen. Zur Nutzung des Phänomens in Form einer Maschine bedarf es dagegen des Menschen.
Eine Erfindung setzt also immer eine Entdeckung voraus.
Wie ist es nun mit der Mathematik?
Historisch betrachtet beginnt Mathematik mit dem Zählen. Zählen ist möglich, weil es in der Natur wirklich etwas zu zählen gibt (z. B. die Zahl der Wildtiere, von denen die Urmenschen einige erlegen wollten). Insofern könnte man sagen, dass "Mathematik" entdeckt wurde.
Allerdings hat uns die Evolution anfänglich nur mit bescheidenen Fähigkeiten ausgestattet, nämlich bis zur Anzahl der Finger zu zählen. Erst die menschliche Kultur hat uns in die Lage versetzt, mit beliebig grossen Zahlen zu rechnen und Zusammenhänge zwischen den Zahlen zu erkennen. Insofern ist die Mathematik "erfunden" worden.
Eine klare Antwort auf deine Frage, Ben, kann ich dir also nicht geben. Ich stimme aber dem zu, was Galileo Galilei vor dreihundert Jahren sagte:
Das Buch der Natur ist in mathematischer Sprache geschrieben.
Gruss
Hartmut
Was denkt ihr?
Hat der Mensch die Mathematik entdeckt oder hat er sie erfunden? Sprich, ist die Mathematik ein Produkt unseres Geistes oder existiert sie auch unabhängig von unserem Geist?
Hallo Ben,
deine Frage veranlasste mich zunächst darüber nachzudenken, was der Unterschied zwischen "entdecken" und "erfinden" sei.
Im alltäglichen Sprachgebrauch gibt es wohl keinen Unterschied. Ich meine aber, dass es einen Unterschied gibt.
Beispiel: Die Spaltung des Urankerns wurde "entdeckt". Der erste Kernreaktor aber, der auf diesem Prinzip beruht, wurde von Fermi und Mitarbeitern "erfunden". Dass es die Spaltung als physikalisches Phänomen gibt, ist naturgegeben und unabhängig von der Existenz des Menschen. Zur Nutzung des Phänomens in Form einer Maschine bedarf es dagegen des Menschen.
Eine Erfindung setzt also immer eine Entdeckung voraus.
Wie ist es nun mit der Mathematik?
Historisch betrachtet beginnt Mathematik mit dem Zählen. Zählen ist möglich, weil es in der Natur wirklich etwas zu zählen gibt (z. B. die Zahl der Wildtiere, von denen die Urmenschen einige erlegen wollten). Insofern könnte man sagen, dass "Mathematik" entdeckt wurde.
Allerdings hat uns die Evolution anfänglich nur mit bescheidenen Fähigkeiten ausgestattet, nämlich bis zur Anzahl der Finger zu zählen. Erst die menschliche Kultur hat uns in die Lage versetzt, mit beliebig grossen Zahlen zu rechnen und Zusammenhänge zwischen den Zahlen zu erkennen. Insofern ist die Mathematik "erfunden" worden.
Eine klare Antwort auf deine Frage, Ben, kann ich dir also nicht geben. Ich stimme aber dem zu, was Galileo Galilei vor dreihundert Jahren sagte:
Das Buch der Natur ist in mathematischer Sprache geschrieben.
Gruss
Hartmut