AW: Lieblingspolitiker
Da wüsste ich mal gerne, was? Er hat die Verfasungsmäßigkeit von Gesetzen geprüft und in mehreren Fällen bezweifelt. Ist das jetzt ein so großes Ding?
Ja, weil die Annahme nahe liegt, dass einige Bundespräsidenten zuvor vielleicht nur zu zurückhaltend waren, um das auch mit anderen Gesetzen zu tun. Außerdem ist sich Köhler sicherlich bewusst, wie das die Bevölkerung aufnimmt, und ich glaube sie suchten schon lange nach einer eher überparteilichen Macht, die den Herrschenden, wenn auch einfach nur so, "in die Eier tritt".
Somit bewirkt er Dinge, die soviel mit seiner speziellen Aufgabe nicht unbedingt zu tun haben, aber für die "Volksseele" durchaus eine Rolle spielen.
Das macht den Eindruck, als würde Wind machen höher stehen als INhalte. Vielleicht sind es ja auch Windbeutel, jeder auf seine Art?
Kann ich nicht verübeln, ich hab mir nicht die Zeit genommen es ganz sauber klingen zu lassen.
Gut möglich, dass es auch nur Windbeutel sind (wobei das eher für Ahmadinedschad wohl gelten würde... aber da bin ich mir nicht so sicher), aber eines steht fest: Sie glauben mehr an ihre Vision, als an die Weltmeinung. Das hat gelegentlich Vorteile... Schließlich wäre es Dummheit, die Meinung der "internationalen Gemeinschaft" als stets richtig einzustufen, zumal diese "Meinung der Welt" ja für gewöhnlich nur die Meinung der Führer ist, und nicht der Bevölkerung.
Inhalte jedoch vermitteln die beiden auf jeden Fall auch, nur dass wir
hier diese als überholt oder sonstwie negativ bezeichnen. Das ist aber nur Europa was so denkt, und ich wage es nicht Europa ideologisch als die Crème de la Crème zu bezeichnen. Ich betrachte das Verhalten dieser zwei Staatsführer als nützlich im Sinne der gesamten Entwicklung der Welt, und nicht allein deren Auswirkungen auf ihre eigenen Bevölkerungen. Ein Staatsmann hat für mich nämlich stets auch die Pflicht, die Welt im Auge zu behalten, und wenn es einen Mutigen braucht, der gegen einen Hägomonen antritt, so halte ich es für eingehbar, dass dieser Mutige Opfer bei sich selbst (in diesem Fall also unter den Russen und Iranern) in kauf nimmt, solang es die Durchführung der Pläne erleichtert und das Wohl der Welt damit gesteigert werden kann.
Zu Miriam:
Frischer Wind hat durchaus seinen Selbstzweck: Er erinnert die Menschen daran, dass es noch andere Meinungen und Ideologien außer der eigenen gibt. Das allein kann sie dazu animieren, zumindest zu versuchen, die anderen Haltungen zu verstehen, und viele werden dabei hoffentlich nicht nur bei der von der Obrigkeit vorgekauten Variante der Erklärung bleiben, sondern vielleicht auch den ein oder anderen wahren Punkt in der Argumentation der "Agitatoren" finden. Damit wird die Selbstkontrolle des Westens also gefördert.
Eine geeinte Welt macht mir Angst, George Orwells 1984 zeigt ja auch, wie gefährlich eine Welt ohne mächtige Dissidenten zumindest im Ausland sein kann. Es braucht immer unberechenbare Faktoren, damit sich ein schlechter, ungerechter Zustand nicht stabilisieren kann. Und diese beiden Führer übernehmen zu unserem Glück diese Rolle. Gäbe es sie nicht, wer stünde noch im Wege der vollends amerikanisch dominierten Welt? Und glaube ja nicht, ich wollte eine iranisch oder russisch dominierte Welt... ich will die "balance of power" zu einem vernünftigen Grad, da mir das gesünder erscheint, als Einzelherrschaft auf der ganzen Welt.
Hallo!
Aber dieses angebliche "Charisma" beruht doch auf billigen Propaganda- und Werbetricks. Was ist denn daran beeindruckend? Wenn du jemand immer fett inszenierst, per Medien penetrierst und genug Statuen aufstellst und alle anderen verbietest, dann klappt das halt. Aber das ist doch ohne Raffinesse, Tiefe, von Moralität ganz zu schweigen...
Ach wirklich? Die Biografien der beiden sind also... erfunden? Sicherlich hat Propaganda da so seine Finger im Spiel, nur hat sie das auch hier, überall sogar. Und eins ist mir klar: Ist auch nur die hälfte von Ahmadinedschads Biografie wahr, so ist er ein vielfach sympathischerer Mensch als irgendein deutscher Politiker in Führungsposition, der mir auf die schnelle einfallen würde. Opferbereitschaft, Mut, sich fast allein von unten nach oben kämpfen können, und die Herzen der Bevölkerung kennen ist mir u.U. wichtiger, als dass man sich gut mit herrschenden Machtverhältnissen in der Welt arrangieren kann, denn setzt man seine Ansprüche erstmal so tief wie hier, werden eine die vielen faulen Kompromisse dereinst noch einholen.
Zur Erklärung kurz: Die Herzen der Bevölkerung kennen heißt für einen Führer nicht automatisch, dass er alles tun wird, um sie jederzeit glücklich zu stellen, sondern, dass er das tun wird, was für sie am besten ist... das zu schätzen lernt man oft erst später, wie das auch in unserer Geschichte oft war. (Was uns zu einem 1.Weltland gemacht hat, wird des öfteren, und vor allem von billigen Anarchisten und Anti-Autoritären oft vergessen)