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Lieblingsgedichtssammlung

AW: Lieblingsgedichtssammlung

Röslein an der Hecke

In dunkler Gartenecke
da wuchs ein Röselein;
der Wind strich durch die Hecke,
doch nicht der Sonnenschein.

Es wollte knospen, blühen
am mütterlichen Strauch,
in holder Pracht erglühen,
wie andre Röslein auch.

Doch ist nichts draus geworden;
es krankte und verdarb.
Der kalte, rauhe Norden
war es, an dem es starb.

Wie vielen Menschenblüten,
nach denen niemand fragt,
ist so wie ihm der Süden
die Liebe, auch versagt.

Karl May
 
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AW: Lieblingsgedichtssammlung

Es knospt


Es knospt
unter den Blättern
das nennen sie Herbst

Hilde Domin


oder auch.

Nicht müde werden

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

Hilde Domin
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

Es knospt


Es knospt
unter den Blättern
das nennen sie Herbst

Hilde Domin


oder auch.

Nicht müde werden

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

Hilde Domin

Das Wort fliegt
es kennt kein Zuhause,
keinen Herrn,
keine Rückkehr.
Hilde Domin, Unaufhaltsamer Flug

(a.a.O., Seite 519. - Hilde Domin hat sich 1981
über mein Vers-Sammelwerk besonders gefreut.)
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

Ich sähe zu gern einmal einen Sonnenschein durch die Hecke streichen.:winken1:

Die olle Hecke
soviel Dornen dran
Schau-Die sonne scheint!

Mongi[/COLOR



Katalog

Das Herz einer Schnecke
mit einem Haus
zieht die Hörner ein.

Das Herz ein Igel.

Das Herz eine Eule
bei Licht
mit den Augen klappernd.

Zugvogel Klimawechsler Herz.

Das Herz eine Kugel
gestoßen
einen Zentimeter rollend

Sandkorn Herz.

Das Herz der große
Werfer
aller
Kugeln



Hilde domin
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

Das Wort fliegt
es kennt kein Zuhause,
keinen Herrn,
keine Rückkehr.
Hilde Domin, Unaufhaltsamer Flug

(a.a.O., Seite 519. - Hilde Domin hat sich 1981
über mein Vers-Sammelwerk besonders gefreut.)

Da bin ich interessiert!

Hier noch ein Schönes zum Wort:

Immer kreisen


Immer kreisen
auf dem kühleren Wind
hilflos

kreisen meine Worte
heimwehgefiedert
nestlos

eins einem Lächeln entgegen
keiner trägt das Leben allein
kreisend und kreisend.

Guten Morgen:)

Mongi
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

In einem alten Lesebuch für Hauptschulen ("Das gute Wort",1963/64) gefunden:

Der Weichensteller

"Und nun noch der Schnellzug nach Charleroi!
In fünf Minuten schon ist er da!" -
Er trottet hinaus zum äußersten End,
die letzte Weiche zu stellen behend.
Im Schnee seine Tritte knarren,
die Nacht ist kalt zum Erstarren.

Bald lädt bei traulichem Lampenschein
die warme Stube den Müden ein.
Und ein Kuß vergilt ihm des Tages Qual,
ein liebendes Weib und ein einfaches Mahl.
Dann werden am Bettchen sie stehen
und das Bübchen schlummern sehen. -

Hei, wie der Ostwind eisig pfeift,
wie's tief durchs wollene Wams ihm greift!
Eine rote Lampe! Nun ist er zur Stell.
Nur schnell!
Fern sind zwei Lichter erschienen,
schon stoßen und stampfen die Schienen.

Der Zug! Es war die höchste Zeit!
Doch was ist das? Barmherzigkeit!
Der Hebel dreht sich im Bügel zu leicht!
Und wie er in Eile sich niederneigt,
da hat es ganz leise geklungen,
das eiserne Band ist zersprungen! -

Verzweifelt preßt er die Hand an die Stirn,
ein einz'ger Gedanke durchzuckt sein Hirn!
Der Zug! - Und braust er die falsche Bahn,
so ist es um ihn und die Menschen getan!
Denn kaum minutenlang weiter
rast ihm entgegen ein zweiter! -

Da wirft sich zwischen die Schienen der Mann,
preßt dicht seinen Leib an das Eisen an
und dehnt und stemmt sich mit Riesenkraft -
ein gewaltiger Druck! - Nun ist es geschafft!
Ob lebendig - oder als Leiche,
er liegt, eine knöcherne Weiche! -

Er liegt und sieht und hört nichts mehr.
Der Eilzug rasselt über ihn her.
Nur ein Haken im Weg, eine Bremse zu tief!
Wie's heiß und kalt durch die Adern ihm lief!
Was gilt nur dein Leben?
Du mußt es für hundert geben!

Ein Haken zu tief, eine Bremse im Weg!
Sekunden! Doch schleichen sie viel zu träg!
Und wenn er nur diesmal am Leben blieb! -
O Gott, wie hat er das Leben so lieb!
Da ist es vorbeigeschnoben,
und ferner hört er es toben.

Nun naht es wieder und flackert und braust
und ist an ihm vorbeigesaust:
der zweite Zug, von Lichtern erhellt,
voll Menschenglück - eine kleine Welt! -
Gerettet! - Er lauscht in die Ferne,
und über ihm funkeln die Sterne.

Karl von Berlepsch
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

Bruder Baum

An deine Rinde die stirn zu legen,
wage ich nicht.
Aber ich finde
in deinen Zweigen,
wenn sie sich zu mir neigen
Behütung und Trost.
Sonne und Regen
gehören uns beiden;
und wo deine Wurzel sich dehnt und streckt,
in der braunen Erde,
liegt die alte, geballte Kraft versteckt,
aus der ich war, bin und werde.
Himmelwärts wenden
sich deine Zweige,
die ich mit den Händen
nicht greifen kann.
Aber mein Herz,
das flatternde, schnelle,
das helle,
rührt daran.

Margarete Kubelka
 
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AW: Lieblingsgedichtssammlung

Bruder Baum

An deine Rinde die stirn zu legen,
wage ich nicht.
Aber ich finde
in deinen Zweigen,
wenn sie sich zu mir neigen
Behütung und Trost.
Sonne und Regen
gehören uns beiden;
und wo deine Wurzel sich dehnt und streckt,
in der braunen Erde,
liegt die alte, geballte Kraft versteckt,
aus der ich war, bin und werde.
Himmelwärts wenden
sich deine Zweige,
die ich mit den Händen
nicht greifen kann.
Aber mein Herz,
das flatternde, schnelle,
das helle,
rührt daran.

Margarete Kubelka

Danke Mongi für dieses schöne Gedicht!

LG Weberin
 
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