Etwas zum Lesen für die Nacht *looool*
Tante Max meint: Für meine Schwestern
...So gut das Früchteessen auch sein mag, immer geschieht es, daß die besten Gedanken von schlecht durchbluteten Hirnen in Beschlag genommen werden, darin verfaulen, und dieses Faulwasser die fürchterlichsten Ideologien und Ersatzidentitäten nährt. Man kennt dies nicht nur vom Vegetarismus, sondern auch vom Feminismus, einer an sich absolut notwendigen Sache. Ich gehe davon aus, daß intelligenten Feministinnen viel mehr als jedes Mackergedröhne jene Trittbrettfahrerinnen auf die Nerven gehen, die unter der Schirmherrschaft des Feminismus Phrasen dreschen und mit Säbeln rasseln. Insbesondere aus Leserbriefspalten ist einem ja die Auffassung vertraut, daß jeder Artikel, jedes Kunstwerk, wo nicht aus allen Ritzen die Haltung hervorquillt, daß Frauen edlere Menschen seien, frauenfeindlich sei.
Sollte ein Mann es gar wagen, weibliche Sexualität zum Gegenstand einer Betrachtung zu machen, temperiert manch hypernervöser Feministenabklatsch schon mal in Richtung Dynamit. Können Frauen sich denn nicht mehr ohne Bomben ärgern? Natürlich wird viel Dreck geschrieben. Alle Welt wird ständig falsch dargestellt, nicht nur Frauen. Es gibt aber nicht nur sich aufopfernde Mütter, mutige Kämpferinnen und Krisengebietskleidersack-Heldinnen,sondern auch Zimtzicken, Schreckschrauben und Rummelplatzhuren. Das muß man den Menschen doch sagen dürfen!
Ich habe mich allerdings auch schon oft über eklige, "sexistische" Darstellungen geärgert. Vor einigen Jahren reiste ich mit einer Art Rockgruppe durch die Lande. In der Stadt Ludwigsburg waren wir in einem Hotel untergebracht, wo über den Betten Spiegel hingen, auf denen wenig nachdenklich wirkende Frauen abgebildet waren, die in Minibikinis auf einem Autodach liegen und sich Bananen in den Mund schieben. Man kennt solche Darstellungen. Theoretisch könnte man sagen, daß da ja das Essen von Obst beworben wird. Da diese Frauen aber nie Preiselbeeren oder Papayas essen, sondern stets Bananen, weiß man, daß da andere Gedanken im Spiel sind.
In der Beatgruppe war auch eine Dame beschäftigt, welche meinte, unter einer solchen Abbildung könne sie nicht erholsam dahindämmern. Wir hängten die Bilder ab, pfefferten sie in die Ecke und rieten unseren Agenten, daß er dieses Hotel künftig nicht mehr buchen solle. Ich denke, das war der richtige Weg. Wir hätten das Hotel auch in die Luft jagen oder den Hotelmanager kastrieren können.
Dies schien uns aber keine angemessene Reaktion zu sein. Vielleicht waren wir auch nur zu müde. Man möge uns verzeihen. Irgendwo im Hinterkopf wohnt bei manchen Leuten aber noch eine schwer definierbare Komponente gesunder Menschenverstand. Dieser wird von manchen Leuten inzwischen für so spießig gehalten wie die gutbürgerliche Küche oder sogar für identisch damit. Welch ein Irrtum. Wohl weiß ich, daß ich mit Appellen zur Besonnenheit einen schweren Stand habe in einer Welt, wo amerikanische Frauen Straßenfesteveranstalten, weil eine Frau freigesprochen wurde, die ihrem brutalen Mann den Penis abgeschnitten hat, aber ich sage trotzdem: So geht das nicht.
Man kann sich auf einen Stuhl setzen und sinnieren, tja, einerseits ist dieses Urteil mal eine hübsche Abwechslung, Signalwirkung etc. blabla, aber andererseits, wo soll das hinführen, Lynchjustiz etc. blabla. Aber Sambagruppen engagieren und Konfetti in die Luft werfen? Ich weiß ja nicht. Andere Leute wissen immer alles ganz genau. Frauengruppen sagen: Geiles Urteil, Männergruppen: Kacke-Urteil. Ein Gespräch über so ein Thema, das nicht stockt, ist kein Gespräch, sondern der Soundcheck von einer Talkshow.
Bei den Anschrei-Shows wundert mich immer, daß die Leute immer alles so genau wissen. Woher wissen die denn alles? Ich weiß noch nicht mal genau, ob ich das, was ich genau weiß, überhaupt glauben kann. Immer weniger Menschen gönnen sich den Luxus, ihre Überzeugungen mal gemächlich wanken zu lassen. Keine Angst, man fällt nicht in ein Vakuum. Man pendelt sich ein in präsidialer Mitte, und "Mitte" ist nicht identisch mit Bürgerlichkeit. Gerade das Bürgertum neigt immer wieder gern zu extremen Ansichten.
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PS: Diese Spiegel, wo Frauen mit Fingernägeln wie Feuerhaken auf Autodächern liegen und Bananen im Mund haben, gibt es immer noch. Ich sah sie in einem Ramschladen. Ich finde solche Darstellungen widerlich blöde, aber nicht frauenfeindlich. Schließlich gibt es ja auch genügend Bilder, wo sich nackte Männer albern herumräkeln. Oder die eine Postkarte, die mir schon dreimal zugeschickt wurde von Leuten, die vermeinen, ich stehe auf sowas: Ein nackter Herr öffnet in Lendenhöhe eine Sektflasche, und der Sekt schießt heraus, so daß es aussieht wie, na wie wohl. Das ist saudoof, aber doch nicht männerfeindlich. Selbst wenn Lisa Fitz Witze über kleine Penisse macht, ist das nicht männerfeindlich, sondern geistlos. Daß Menschen mit allerlei Geschlechtsteilen behaftet sind, sollte man akzeptieren, und wenn jemandem was Witziges dazu einfällt, soll er das sagen dürfen. Daß Menschen einander geschlechtlich begehren oder nicht, ist ein ständiger Quell von Komik. Frauenfeindlichkeit dagegen ist nie witzig. Daher gibt es auch keine frauenfeindlichen Witze.
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PS: Alice S. und Robins Schwester mögen mich jetzt hassen, aber ich bin der gleichen Meinung wie Max, obwohl ich durchaus nicht immer seiner Meinung bin
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Einen schönen Dienstag allen