Dein Vorwurf gegen die politische Landschaft heute,
ist schon sehr groß!
Darum habe ich mir jetzt noch einmal Deinen offenherzigen Bericht im thread 'Vostellungen' durchgelesen.
Deine Kinder und Jugendzeit - ein gegenseitiges Verstehen von Nachbar zu Nachbar - ein Vertrauen von Mensch zu Mensch im Gemeindebau - bis hin zu späteren Kaffeehausbesuchen zu Kumpeln samt verschiedenen Zeitungen...
Idylle pur!
Ist es nicht eher so, dass Dir das sosehr abgeht?
Eine Zeit, in welcher das Budget auch nicht grad soooo gerecht verteilt war - aber der Mensch der Wohlstandsverwahrlosung (noch) nicht so verfallen war
wie eben später - heute!
In dieser Zeit bin ich noch wie viele von der Sozialdemokratie abgeholt worden.
Als Kind bin ich Maibaumkraxeln gegangen bei den Roten Falken.
Ich bin jedes Jahr zum Pfingstlager der Sozialistischen Jugend gefahren ins Europa Camp.
Beim Mai Aufmarsch habe ich eine Fahne getragen von meinen Heimat Bezirk rund um den Ring bis vors Rathaus.
Als Schüler hatte ich einen Terminkalender und Mo, Mi, Fr war ich im Parteilokal was mein Lebensmittelpunkt war und Sa war Party dort. Di und Mi ging ich ins Bildungsheim oder besuchte andere Veranstaltungen. Die Politik war nicht die da oben, sondern ich fuhr Plakatständer aufbauen und am Wahltag bekam ich eine Liste und begleitete Alte gebräuchliche Menschen zur Urne damit sie ihr demokratisches Recht ausüben konnten und dabei nicht hinfallen und sich auf mich stützen konnten. Mein erstes Kündigungsschreiben setzte die Gewerkschaft auf die mir auch half eine neue Lehrstelle zu finden. Damit wars aber nicht getan. Sie sorgte dafür das meinen Lehrherren die Lehrberechtigung entzogen wurde und kam in den neuen Betrieb und betreute mich weiter. Sie hatten ein Auge drauf wie ich ausgebildet wurde. Ich hatte das Gefühl direkten Einfluss auf die Politik zu haben und das ich auch gefragt werde. Ich würde auch vertreten und meine Klasse war solidarisch. Das bilde ich mir nicht ein das war so. Ich bin ein uneheliches Kind und wuchs mit meiner Mutter bei den Großeltern auf. Im Gemeindebau in einer 50qm Wohnung. Der Haushalt bestand aus 7 Personen davon zwei Kinder und wenn die Betten aufgebaut wurden kannst du dir vorstellen wie viel qm übrigblieben. Der Großvater kam mit 21 vom Krieg heim und war Bauhelfer. Er erlernte den Beruf Maurer und hatte nach 1945 genau zwei Arbeitgeber und war keinen Tag arbeitslos. Großmutter war immer Hausfrau und bis zu ihren Tot Nationalsozialistin. Sie wurde halt von der Hitlerjugend sozialisiert und hatte in der Roten Familie und Gemeindebau ein schweres Standbein mit ihrer politischen Haltung.
Somit bin ich bei Eule58 frage an mich: „Aber kannst Du mir auch verraten, warum dann so viele Menschen glauben, dass gerade neoliberale Rechts- und Naziparteien an dem Istzustand etwas ändern wollen?“
Zum ersten ist die Jugendarbeit wichtig!
Ich schreib ja immer das in den Schulen den Kindern das selbständige denken abgewöhnt wird.
Großmutter hättest du ihren Adolf nicht ausreden können, weil das was für mich die SJ war für sie die HJ war!
Junge Menschen sind über Freizeit Aktivitäten und Lagerfeuerromantik sehr leicht zu erreichen.
Dann bedarf es eines Feindbildes um die Zusammengehörigkeit zu stärken.
Du musst ihnen auch was geben an das sie glauben können ich nenne es mal Werte.
Sie müssen auch was erreichen können in der Gruppe daher gibt es eine Hierarchie!
Es gibt aber in jeder Gruppe gruppendynamische Prozesse und auch eine natürliche Ordnung.
Gruppenzwang spielt auch eine Rolle.
Junge Menschen sind auch nicht gefestigt und auf Gehorsam konditioniert.
Erst in der Pubertät beginnt die Rebellion und wenn man sie in dieser Zeit abholt prägt man sie.
So das war mal die Einleitung Eule58 und jetzt beantwortet sich deine Frage fast von selbst.
Die Europäische Union unser Friedensprojekt durch gemeinsame Währung und Öffnung der Grenzen hat nicht das zusammenrücken gebracht und ein „Wir“ Gefühl!
Der größte Fehler war Griechenland hängen zu lassen!
Dasselbe geschieht in Ost und West Deutschland, denn die Grenzen bestehen immer noch in den Köpfen. Das liegt am Lohngefälle und an den gleichen Lebenserhaltungskosten.
Wenn man den Arbeitsmarkt öffnet und die Löhne nicht anpasst dann hat das eine Völkerwanderung zu folge.
Dazu kommt die Unzufriedenheit der Bevölkerung in den starken Wirtschaften, weil man zum anpassen der Standards nicht aufgewertet hat sondern abgesenkt.
So entstand das Denken zuerst kommen wir dann lang nichts!
Nicht genug das wir die Probleme innerhalb unseren eingenen Grenzen nicht bewältigt haben kommen von außerhalb auch noch Zuwanderung. Die siedeln sich ja nicht wo an wo die Bevölkerung eh schon benachteiligt ist, sondern suchen ihre Chancen dort wo die Löhne höher sind im Wirtschaftsraum.
Jetzt denken wir mal nach was das Gruppendynamisch mit unserer Gesellschaft macht und wer die Menschen abholt.
https://www.dropbox.com/s/qqlmqxd7m1sqx7y/video-1581951626.mp4?dl=0