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Können wir ein Sorgenloses Leben überhaupt ertragen???

DerRidda

New Member
Registriert
16. Oktober 2004
Beiträge
9
Ich bin darauf gekommen als ich meinen Post im Religionsforum im Thread "Wenn du Morgen sterben würdest..." geschrieben und zufällig mit Matrix in verbindung gebracht habe.

Können wir überhaupt in einer Welt ohne Sorgen und Kummer (Dem "klassischen" Paradis) leben?

Wie war das nochmal in Matrix? Die erste version der Matrix war ein Paradis in dem keiner hätte Kummer und Leid ertragen müssen, keine Krankheiten keine Katastrophen und was es sonst noch so gibt bzw. in dieser Matrix nicht gibt.
Doch im Film hieß es auch das diese Welt von den Menschennicht angenommen wurde, das man sie durch die Welt ersetzen musste in der es all diese schlimmen Dinge gibt.

Meine Einstellung dazu können sich die jenigen die im oben gennanten Thread gelesen haben ja schon denken aber trotzdem führe ich sie hier für alle nochmal ausfürlich vor:

Erstmal ein paar Fragen: Warum leben wir in Häusern? Warum gibt es Medizin? Warum reisen wir in den Weltraum? Und warum treffen wir jetzt schon Endscheidungen die erst in vielen Jahren einen Effekt haben? warum betreiben wir Extremsportarten die uns das Leben kosten können? warum gibt es soviele Schwarmaler?

Wenn man sich diese Fragen beantwortet, stellt man bei den einen fest das...


...sie als Maßnahmen gegen Probleme und Misstände getroffen wurden: Ein Haus lässt einen an Orten wohnen die keine natürlichen Unterschlüpfe haben, si machen es auch einige Tiere mit ihren Erdlöchern und Nestern. Und mit der Medizin wollen wir uns vor todbringeneden Krankheiten schützen.

...andere ein Problem oder einen Misstand vorbeugen: Ein Grund ins Weltall zu reisen ist z.B. neue Resourcen zu finden oder auch einen alternativen Lebensraum. Und die Endscheidungen treffen wir im voraus damit Probleme die wir erahnen können schon vorzeitig verhindert werden.

...wieder andere einfach die Konfrontation mit Ängsten, Gefahren und Problemen bedeutet: Wie werden in der Bullyparade immer wieder gerne Össtereichische Extremsportler veräppelt? "Extrem-an-die-Kaufhauswand-pissen gibt mir den totalen kick!"
Und genau um diesen Kick geht es dabei. Was soll das ganze Adrenalin wenn der Körper keinen Grund mehr hat es aubzugeben? Schaffen wir uns selber den Grund und stürzen uns mit dem Bunjiseil von einer Brücke! Und die Schwarzmaler meckern auch nur rum weil sie mit einer problemlosen Situation nicht klarkommen, denn irgendwo lauert nur das nächste problem.

Also ein paar Faustregeln(?):

Gibt es ein Problem - beseitigen wir es!
Kann ein Problem auftreten - beugen wir vor!
Gibt es kein Problem - schaffen wir uns eins!

(Das Wort "Problem" kann sich Situationsabhängig z.B. in "Gefahr" "Misstand" oder etwas anderes von dieser Sorte ändern.)

Also was sollen wir in diesem klassisichen Paradis? Denn wir haben uns nicht so weit entwickelt damit wir unsere neuen Fähigkeiten und unser neues Wissen nicht einsetzen! Wir haben hart gekämpft damit wir die Probleme und ähnliches beseitigen können, aber trotzdem wollen wir nicht das sie uns ausgehen.

Deshalb denke ich das wir ein Paradis ablehnen würden, oder zumindest unser Leben lang frustriert sein werden und verdummen bis all unsere überlegene Intelligenz weg ist.

Eure Meinung dazu ist gefragt!

Im Voraus schonmal ein :danke:
 
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Als ich dein Posting gelesen habe, bin ich auf eine Idee gekommen. Vielleicht ist diese Welt hier ja schon das Paradies und wir entschließen uns nur dazu etwas hier zu wollen.
Oder aber wir wollen das Paradies, und uns erscheint deshalb die Welt als unparadiesisch, ich denke das sind die zwei Möglichkeiten. Auf jeden Fall müssen wir eine (mehr oder weniger abstrakte) Vorstellung von "paradiesisch" haben, um darüber nachdenken zu können, deshalb kann nur eine der beiden Möglichkeiten richtig sein.
Bei der ersten Möglichkeit erscheint uns das Paradies im äusseren, bei der zweiten erschaffen wir eine Vorstellung von ihm im inneren. Das sind die beiden Grundrichtungen, aus denen die Vorstellung "paradiesisch" kommen kann.
 
Hallo!

Eine Welt ohne Probleme ist nicht das Paradies, sondern in meinen Augen die absolute Höhle. Ich möchte nun ein Erklärungsversuch geben, warum eine Welt ohne Probleme, für den Mensch nicht bewohnbar wäre.

Wie ich schon beim Thema Individualität ausgeführt habe, müssen wir etwas in uns füllen um Menschen werden zu können. Ich möchte hier diese Theorie des "Dings" oder des "Lochs" nicht noch mal ausführen. Man könnte es allerdings auch so sagen, dass das Problem, das eine Problem, eigentlich darin besteht, dass dem Menschen eben etwas fehlt. Wäre nun die Welt perfekt, in dem Sinne, dass der Mensch nichts zu tun bräuchte, dass einfach schon alles IST, so wäre er auch seiner Möglichkeit entraubt, etwas zu schaffen, sich selbst zu schaffen. Ein Mensch in einer perfekten Welt, in der auch er perfekt ist und nichts zu verändern braucht, dh. in totaler Untätigkeit verbleibt, wäre eigentlich schon Tod. Den wir Leben, weil wir "werden". Wären wir schon fertig, eben perfekt, welche Existenzberechtigung hätten wir da noch?

schöne Grüsse
Gregor
 
Ich habe vor kurzem im Vorwort zu" Alles Leben ist Problemlösen" von Popper
folgendes gelesen. Popper zitiert hier einen englischen Historiker, H.A.L. Fisher:
" Auf der Seite der Geschichte ist die Tatsache des Fortschritts klar und deutlich geschrieben.Aber der Fortschritt ist kein Naturgesetz.Das, was von einer Generation errungen wurde,kann von der nächsten wieder verloren werden".

Das scheint einen Teil Deiner vielen Fragen,der Ridda, zu beantworten.

Jede Generation definiert ihre Ziele neu, muss sie neu definieren, muss sich - ich bleibe bei Eurem Wort, Paradiesesvorstellungen schaffen.

Nur dann " füllen sie Löcher" ( Gregor), finden im Lebensvollzug ihren ganz spezifischen zeitgeistigen Sinn.

Ich glaube, ich bin da ziemlich bei tiLL bin ich auf eine Idee gekommen. Vielleicht ist diese Welt hier ja schon das Paradies und wir entschließen uns nur dazu etwas hier zu wollen.
Oder aber wir wollen das Paradies, und uns erscheint deshalb die Welt als unparadiesisch,
" tiLL

Denn diese Zielvorstellungen können schon verwirklicht erscheinen, das Individuum fühlt sich konsistent ( in Übereinstimmung) mit der kulturellen und technischen Entwicklung der Menschheit . Es sieht seine ganz persönliche Lebensaufgabe im " Nachbessern" der Vorfindlichkeiten.

Oder aber das Individuum kann das, was ist, gar nicht akzeptieren und sucht ganz neue Ziele: seien es gesellschaftlich zu verwirklichende ( Stichwort Revolution), seien es technisch-zivilisatorisch zu verwirklichende ( Stichwort: Ökosystemmschutz)

Ich denke doch mal, DerRidda, dass Klagen allein nicht viel nutzt. Es ist als Problembewusstsein - Schaffen legitim. Aber jeder wird sich einmal entscheiden müssen, wo " sein Paradies" liegt und wie er es für sich erleben will.

In der Wirklichkeit - also jenseits der reinen Reflexion - korrigieren die " Paradiesesvorstellungen" der anderen Individuen unsere eigen ganz beträchtlich.
Abschließend möchte ich Deine Themenfrage beantworten: Es gibt kein sorgenloses Leben, denn in dem Moment, in dem ich Probleme erkenne, beginnen die " Sorgen", sie zu lösen - ganz unabhängig von meinen ganz persönlichen "Paradiesesvorstellungen".
ganz freundliche Grüße

Marianne
 
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Hallo DerRidda,

ich denke nicht, dass ein Leben ohne Sorgen - auf die Menschen als Gesamtheit bezogen - möglich ist, denn unser Sein ansich bürdet uns in der Vielfalt, mit der es uns arme Geister konfrontiert, soviel an Herausforderungen auf, dass wir oftmals nicht umhin kommen manches hiervon auf eine Weise abzuhandeln, dass wir die Rückwirkung unserer ernötigten Handlung - wenn nicht direkt, so doch indirekt - schließlich als unangenehm empfinden müssen.

Desweiteren vermute ich, dass unser instinktuelles Verhalten Konfrontation und Agression als natürliche Bestandteile enthält und aus jenen Verhaltensweisen entstehen in der Regel fortwährend Disharmonien zwischen Menschen, womit wieder die erste Vermutung aufzugreifen wäre.

Ich vermute jedoch ebenfalls, dass der Mensch durchaus sein Umfeld und Zusammenleben längerfristig nahezu reibungsfrei gestalten könnte, indem er sich zunehmend über sich selbst bewusst wird und verstandesmäßiger an Konfliktlösungen herangeht. Denn, was den Menschen vom Tier unterscheidet ist eben genau diese Möglichkeit des Verstehens, die Befähigung - wenn auch in sicherlich begrenztem Rahmen - auf uns selbst reflektierend herabzublicken und festzustellen, weshalb Dinge geschehen, die wir in ihrer Konsequenz als unangenehm empfinden.

Ob jedoch der Verstand tief verwurzelte instinktuelle Verhaltensmuster zur Gänze tilgen kann, wage ich, jedenfalls derzeit, zu bezweifeln.

Eigentlich müssten wir Menschen nicht gegeneinander kämpfen, nicht in permanentem Wettbewerb miteinander stehen und dies auf allen nur denkbaren Gebieten unseres Zusammenwirkens (Wirtschaft, Sport, Beruf, Schule etc.), längst könnte eine Art harmonisches und auf Gleichberechtigung basierendes Zusammenleben verwirklicht sein.

Da es aber nunmal nicht so ist, bleibt mir einstweilen nur weiterhin mit Gelassenheit das rege Treiben meiner Mitmenschen, gelegentlich kopfschüttelnd, zu beschauen und nach Erklärungen dafür zu suchen, was mich den Kopfe schütteln lässt.

Edit: Ich merke soeben an Majannas Beitrag, dass Popper meine Gedanken schon unlängst ähnlich gedacht hat, umso besser ;)

Viele Grüße,

Philipp
 
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