AW: Kölner Aufruf gegen Gewaltspiele
Zitat von Fritz:
Wenn da welche hergehen und einen Anfang machen wollen mit dem Kampf gegen erkannte Missstände, dann wir das hiet erst einmal sicherheitshalber angegriffen, zerpflückt und niedergemacht.
Wenn jemand mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit geht muss er damit rechnen, dass man auch auf seine Argumentation eingeht. Was hier getan wurde.
Und dann muss es der Öffentlichkeit auch erlaubt sein, zu äußern, dass die gemachten Vorschläge nicht effektiv sind, weil sie an den wesentlichen Problemen vorbeigehen. Was hier getan wurde.
Zitat von Fritz R.
Das enthebt einen des eigenen Aktivwerdens.
Und dazu wird weiter gewabert und gelabert.
Was hat so ein Vorschlag mit Aktiv werden zu tun?
Als in diesem Pamphlet irgendetwas neues vorgeschlagen wird.
Und komischerweise kommen Leute immer erst dann damit an die Öffentlichkeit, wenn irgendetwas passiert ist.
Das ist purer Aktionismus- aus einer verständlichen Verzweiflung. "Man muss doch etwas tun, damit so etwas nie wieder geschieht". Fakt ist aber leider, dass so etwas nicht 100%ig verhindert werden kann.
Wenn wir aber so tun, als müsse man nur die "Killerspiele" verbieten, damit wir in Zukunft eine friedliche, gewaltfreie Gesellschaft haben, dann verarschen wir uns alle.
Jeder 7. deutsche Jugendliche ist sehr ausländerfeindlich, die deutsche Jugend ist sexuell desorientiert ("oversexed but unfucked"), unter Einwandererkindern gibt es einen fruchtbaren Boden für Antisemitismus und Homophobie. Alles die "Killerspiele" schuld, ja?
Mir geht diese deutsche Mentalität auf den Keks, man müsse das Böse nur verbieten, dann kommt alles in Ordnung. Das Böse muss man bekämpfen, indem man das Gute fördert.
Du willst aktiv werden und nicht labern? Dann geh an eine Hauptschule und veranstalte eine AG, statt hier zu schreiben. Hier wirst du nicht mehr können als Labern. Das ist ein Internet-Forum, nicht das Parlament.
Und dieses Geschreibsel aus Köln, das ist Gelaber hoch drei.
Besonders an der Stelle mit der Verhinderung des Krieges wird deutlich, wie hilflos dieses Gerede ist. Hier verlassen die Verfasser endgültig den Boden der Realität.
Friede-Freude-Eierkuchen, ja klar!
Dieses Papier ist in Köln verfasst worden. In der Nachbarschaft von Köln, hier in Bonn, fand vor einiger Zeit eine Konferenz der deutschen Bildungsminister statt.
Ein Vorschlag zur Verbesserung der Pisa-Ergebnisse lautete wie folgt: Man solle Hauptschulen doch in Zukunft von solchen Bildungstests fernhalten. (Was daraus wurde weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.)
So werden in Deutschland gesellschaftspolitische Probleme
gelöst- mit der Zewa-Methode: "Wisch und weg!"
Und in dieser Tradition sehe ich auch dieses Kölner Papier.
Auch schön: An der sexuellen Desorientierung ist der Gangster-Rap schuld.
Wer aus dem Kölner Aufruf irgendeine Lösung erkennt applaudiert Leuten die, zusammengefasst, sagen, an der Verwahrlosung der Jugend ist die Jugendkultur schuld.
Aber ihr seid nicht in der Lage, die relevanten Fragen zu beantworten:
WARUM kaufen so viele junge Leute Ballerspiele? Woher kommt die Faszination?
Woher kommt die Faszination für Gangster-Rap?
Wie kommt die Jugendkultur zustande?
Und dann:
Warum sprechen Eltern und Pädagogen von der Jugend immer so, als sei es eine wilde Hunnenhorde, die unerwartet aus den Steppen Asiens über sie hereinbricht?
Diese Jugend sitzt Tag für Tag in ihren Kinder- und Klassenzimmern.
Ich habe meine Punkte sicher etwas polemisch formuliert, aber das mit den Erziehungsversagern meine ich durchaus ernst, wenn auch das Wort Versager eine Spur zu hart sein mag.
Aber Eltern denen ihr Kind entgleitet täten gut daran, sich zu überlegen, was sie selbst falsch gemacht haben, anstatt auf die "Killerspiele" zu zeigen.
Zitat von oktoberwind:
Alle, die so tun, als seien sie so harmlos, verkennen die Realität (und Jugendliche als gefestigt zu bezeichnen, spricht den Tatsachen Hohn).
Ich bleibe dabei. "Killerspiele" an sich sind harmlos. Pixel töten nicht. Ebenso wenig wie Worte.
Und die Realität ist, dass der überwiegende Teil der Jugendlichen in unseren Ländern Zugang zu "Killerspielen" hat und diese auch mehr oder weniger häufig spielt. Die meisten, ohne Amok zu laufen.
Die Frage ist nur, auf welchen Boden diese Bilder und Worte fallen.
Dann sollte man sich aber daran machen und den Boden verbessern.
Und falls du mich mit der Klammer meintest, ich sprach von PSYCHISCH gefestigten Jugendlichen. Psychische Krankheiten sind nicht der Normalzustand unserer Jugend.
Zitat von umanda:
Auch bevor es Videospiele gab, wurden Menschen von durchgeknallten Persönlichkeiten ermordet und zu allen Zeiten lebten unter den Menschen solche Verrückte, die aus irgendwelchen Wahnideen wild um sich schossen
( ... mindestens seit dem es Schusswaffen gab ... davor waren es wohl Schwerter oder das Hackebeil ... )
Hätte es zu Hitlers Jugendzeiten schon "Killerspiele" gegeben, wären wahrscheinlich auch Ermittler nach dem zweiten Weltkrieg in sein Haus marschiert, und hätten seine Festplatte auf solche untersucht. Und hätten sie welche gefunden, wären statt der Nazi-Größen in Nürnberg wahrscheinlich die Verantwortlichen von Rockstar-Games und Co. zu Tode verurteilt worden. Und die deutsche Gesellschaft hätte sich ihre Hände in Unschuld gewaschen und wäre weiter von Holocaust zu Holocaust gestolpert.
Bereits 1964 gab es in der Nähe von Köln einen Amoklauf.
Damals waren "Killerspiele" noch weit und breit nicht in Sicht
MfG,
Sunnyboy
A propos Gangster-Rap: