Hartmut schrieb:
Und sogar noch in schöne Potpourris verpackt...
Hi hi hi, ich bin die Jeanne-Claude des Wortes.
Du bist sehr sehr liebenswürdig, Hartmut, aber leider wissen wir beide, dass ich ohne die Sauce drumherum, keine volle Seite Jubiläums-Daten fertig brächte. Und ohne die Sauce hätten wir jetzt dann bald gar nichts mehr zu speisen *lol*.
Weisst du, ich handle nie ganz uneigenützig. Ich brauche diese deine heimelige, stille Ecke, um mich hier zu erholen, um die blauen Flecken, die ich mir in den luftigen Höhen des Forums einhandle, zu pflegen, und um meinen Herzschlag und Blutdruck wieder auf normale Frequenz zu bringen *lol*.
Und weil ich mich "tagelang" in den Streitthemen herumtrieb und diese schöne Ecke vernachlässigte, kann ich jetzt nicht mal motzen, dass du mich nicht im Aargau wünschst. Eigentlich hatte ich es ursprünglich auch gar nicht vor, aaaber wenn jemand sagt,
du sollst nicht, tja, dann erwacht der Teufel in mir erst recht. Für Paris und auch für Elsass wird ebenfalls (wie im Aargau?) erst ab morgen Sonne prophezeit, warum also nicht im Aargau bleiben. Ich habe zu dem Kanton ein sehr ambivalentes Verhältnis. Ob ich früher von Montreux nach Zürich, oder jetzt über Basel nach Zürich fahre, es sind
immer die Aargauer, die mir ein Strafzettel verpassen. Wenigstens hätten sie ja den Baregg
Celinis nennen können, habe ich doch kräftig mitfinanziert und ein Ende ist nicht abzusehen, solange sich meine Freundin weigert, mit der Familie nach Frankreich zu ziehen.
Andererseits ist Aargau aber ein schöner Kanton und es reizt mich, ihn zu bereisen, auch wenn's äusserst schwierig ist, ein Jubiläum auszumachen.
Ich führe dich unter Menschen. Ich gebe dir Gelegenheit, deinen Horizont in der fabelhaften Weise zu erweitern. Ich mache dich ausnahmslos mit dem bekannt, was die Welt Interessantes bietet.
Du kennst doch den Drachenfelsen in deiner Nähe und auch die Drachensage, nicht wahr? Ich liebe Drachen. Vor allem Fauchi, das Dracheli auf der Lenzburg hat es mir angetan. Hab's sogar an eine Kinderzimmerwand gepinselt, leider nur mit mässigem Erfolg. Alle Kinder sollten sich mal unter dem Dach der Burg austoben dürfen, es hat dort alte Kleider zum Verkleiden und keine Verbotstafeln "Bitte nicht berühren" wie weiter unten. Ich hoffe, es ist auch heute noch so, werde es bei Gelegenheit mit unseren Teufelchen testen. Du sagst sicher schon längst: "soooo viele Buchstaben und immer noch kein Jubiläum...". Ja, ist aber wirklich nicht einfach!
Das Schloss Lenzburg liebe ich auch für das, im Namen enthaltene Paradoxon *lol* und natürlich, weil es so wunderschön ist. Ob es die Jungs in den 20-ern des 19.Jh., die dort in einem Internat untergebracht waren, auch schätzten? Wahrscheinlich nicht. Lincoln Ellsworth, der Forscher und Flieger vermutlich schon, aber auch der bringt kein Jubiläum mit. Aber wusstest du, dass Frank Wedekind seinem Papa ein paar Jahre auf der Lenzburg verdankt?
Der Vater war ein grosser Gegner des Kaiserreichs von Wilhelm I., hat deshalb D verlassen und zog in die CH. Und ich hoffe sehr, dich jetzt ein bisschen zu überraschen:
Die Moral des Kaiserreichs wird von Sohn Frank im
Frühlings Erwachen sehr scharf und satirisch "gezeichnet". Natürlich hat man das Stück wegen "Pornografie" verboten. Ich sage jetzt und heute: zum Glück! Fünfzehn lange Jahre dauerte es, bis das Stück in Berlin von Max Reinhardt
1906
zur Aufführung kam. Ich glaube, gelesen zu haben, dass damals sogar Wedekind selbst den Part des vermummten Herren übernahm.
Das Zitat, das du oben gelesen hast, dich vielleicht schockiert denken liess: "Die Frau ist an Arroganz nicht zu überbieten", stammt aus "Frühlings Erwachen", damit verführt der vermummte Herr Melchior zum Leben. Tja, und heute kommt kein Schüler an dem Stück vorbei und es rettet auch mich wieder *looool*.
Aber auch am C.G. Jung kommt man kaum vorbei. Wenn man auf seine okkulten Phänomene stosst, ist es doch logisch, man fährt nach Baden, CH/AG. Man kann dort eine Badekur machen, oder auch nicht, oder doch? Ich entführe dich ins Musée bizarre, in der Hoffnung, du kennst es nicht. Also ich bin damals eigentlich wegen der Mäuschen hin, weil im "Musée bizarre" wohl das einzige Mäusemuseum der Welt untergebracht ist, die Mäuschen sind auch märchenhaft, aber die Badekuren von Prof. Pilzbarth (gleich im Saal nebenan) sind echt sehenswert und angeblich unterzog sich auch Jung einer solchen Tiefenhypnose und Badekur. Kann ich empfehlen, ist wirklich sehr
bizarre. Vielleicht läuft sogar noch die Sonderausstellung über Magie in der Provence, Hexen, Dämone, Aberglaube und Heilung. Für einen Tag voll Nebelschwaden wie geschaffen.
Nach Aarau ist es nicht weit. Dort müssen wir schon meinetwegen, du musst ganz einfach die Jubiläen im Kopf ein wenig nach hinten schieben. Bin nämlich ein grosser Fan von Pierre de Meuron und Jacques Herzog. Es sind wahrscheinlich keine Aargauer (oder doch?, keine Ahnung, ich kenne sie natürlich aus Basel). Jeder weiss, dass sie Tate Modern und das Fussballstadion in München oder auch Le Stade St. Jacques de Bâle, Prada-Haus in Tokyo... entwarfen, sogar für Ri-co-laaaa gebaut, aber dass sie auch für den Anbau am Kunsthaus Aarau verantwortlich zeichnen, das ist eher nur den Schweizern bekannt. Die zwei Star-Architekten haben mir zwar keinen Gefallen getan, beide sind 1950 geboren, aber den Aerger über Aargau muss ich einfach noch loswerden. Wir waren an der Eröffnung dabei und das war alles ganz zauberhaft und der Bau ist auch sehr schön gelungen, wie nicht anders zu erwarten war, aber als wir ein weiteres Mal das Kunsthaus besuchten, hatten sie gerade Ausstellungswechsel, eine ganze Etage geschlossen und nahmen uns trotzdem das volle Eintrittsgeld ab. Pfffft!, Schweizer!
So! Das waren jetzt ein paar Bauten und gaaaaaanz viele Buchstaben mit einer Jubiläums-Diät, aber tröste dich, schliesslich liebte auch Ludwig Wittgenstein die Baukunst leidenschaftlich und der studierte wenigstens
1906 - 1908
in Berlin *loool*.
Wäre die Sonne durchgekommen, hätte ich dich auch noch "überredet"
, im nahen Bally-Park in Schönenwerd mit mir zu spazieren, dann hätte ich dich in das Schuhmuseum geschickt und allein im Fabrikladen meine Privatsammlung vergrössert. Aber die Ballys bieten nur eine neuerdings traurige Geschichte eines Unternehmens und auch keine Jubiläen. Also fahre ich wieder nach Hause.
Es ist schön, im Dreiländer-Eck zu leben. Nach Freiburg i.B. ist es auch nur ein Katzensprung. Ich mag Freiburg sehr und es bietet auch noch Trostpflaster für dich:
Erasmus von Rotterdam, der niederländische Philosoph und Humanist, studierte in Freiburg. Zwar ist nicht ganz klar, ob er 1466, 1467 oder gar 1469 auf die Welt kam (wir können ihn ja für jedes Jahr vormerken *loool*), dass es ihn aber gab, beweist neben der UNI auch Hans Holbein d.J. auf einem seiner Bilder, und dass er
1536 gestorben ist, scheint mindestens gesichert.
Ja und u.v.a. studierte auch
Gerd Bucerius (geb.1906-1995 in Freiburg. Bekannt vielleicht am besten als Herausgeber "der Zeit" oder auch als Mitbegründer von Gruner + Jahr. Politiker war er, glaub ich auch. In Hamburg sicherlich, weil ja dort bekanntlich Gruner + Jahr zu Hause sind. Die Info liefere ich ohne Gewähr ab.
Aber ich hab noch etwas gaaaaaaanz Grosses ausgegraben. Ein ganzes Land!
Wenn es schon nichts mehr zu entdecken gibt (an Ländern natürlich nur), so wenigstens gibt es noch was auszugraben:
Der deutsche Staat
BADEN wurde
1806 gegründet.
Ich hoffe sehr, dass entschädigt für mein ganzes Papperlapapp.
Mindestens darauf müssen wir doch zu happy hour anstossen
oder aber auf "Hours do not strike for a happy man" *looool*.
Liebe Grüsse und einen schönen Abend
C.