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Jörg Haider tot!

AW: Jörg Haider tot!

Hallo Kathi, Eule und N. (der auf einen sehr passenden Artikel verlinkt)!

Zum "Volk" und dessen Meinung, und zum "außergewöhnlichen Menschen", worauf ihr hinweist, fällt mir auch so manches ein:
Die Krone titelt 2 Seiten breit: "Herr, vollende Du, was an ihm unvollkommen war!“
Mit dem Untertitel: "Flehende Gebete, berührende Worte, liebevolle Erinnerungen, verklärende Rückblicke. Jörg hat Spuren hinterlassen. "
Der ÖVP-Bürgermeister von Klagenfurt ruft am Grab: "Seht, welch ein Politiker! Seht, welch ein Freund! Seht, welch ein Mensch! … Jörg, schau auf dein Land, du hast es uns versprochen."

So viel Falschheit reizt eben. Das hat nichts zu tun mit der nötigen Achtung vor dem Tod, diese müsste man anders zeigen können, ehrlicher und glaubwürdiger eben.
Dahinter steckt nichts anderes als Feigheit, ob beim Bürgermeister, beim Bundeskanzler ("ein außergewöhnlicher Mensch") beim BP oder beim ORF (das Begräbnis von Außenministerin Prokop wurde beispielsweise nur im Lokalfernsehen NÖ. übertragen).

Dass aus Feigheit so manches unter den Teppich gekehrt wurde und wird, was bei anderen schon längst für Aufregung, Nachforschungen und für Boulevard-Schlagzeilen gesorgt hätte, passt auch dazu. Man vgl. etwa mit http://www.hosiwien.at/haiderouting , wo es nicht bloß um Gerüchte, sondern mehr um Indizien von Insidern geht. Beweise wird es vermutlich nie geben.
Wobei: Homosexualität (ob gelebt oder nicht) ist weder strafbar, noch verwerflich, sondern etwas ganz Normales und Privates. Aber hier geht es um etwas Anderes, um viele andere Dinge des öffentlichen Interesses, der politischen Ziele und der Glaubwürdigkeit mancher kirchlicher Vertreter!

Wahrscheinlich werden aber noch die Zeiten kommen, wo die Geschichte realistischer aufgearbeitet wird: Von einem LH, der sich in einer Homo-Bar (nach Hinweisen von BZÖ-Pressesprecher Petzner) mit 1,8 Promille betrinkt und mit Sicherheit mit weit über 140 (wahrscheinlich um die 160 km/h) in den Tod rast, wo nur 70 erlaubt sind.
Und "das Volk" verzeiht alles oder glaubt es erst gar nicht, so wie es schon jahrelang und jahrzehntelang wie hypnotisiert zugeschaut hat und nur das geglaubt hat, was es glauben will!
Das ist das Gefährliche: Wenn Volksnähe mit unreflektiertem, fanatischem Schwarzweiß-Weltbild verschmilzt, wo jede Kritik und Realität abprallt bzw. fanatisch bekämpft wird. Man lese dazu etwa die Leserbriefe in der Kronen-Zeitung, wo beispielsweise der ORF-Journalist Wolf beschimpft wird, weil er Haiders Tod zu wenig gewürdigt hat!

Aus diesem Grund, liebe Kathi, hat die Volksnähe für mich einen schalen Beigeschmack. Haider hat sie mMn nicht wirklich gehabt, so wie überhaupt keiner von den erfolgreichen Demagogen, die sich vom Volk winkend feiern lassen.
Wer definiert "das Volk"?

lg
Andreas
 
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AW: Jörg Haider tot!

Haider war zwar umstritten, heißt es, aber er hat viel für Österreich getan. Als Beispiel wird das Wunderland Kärnten angeführt.
Aber warum eigentlich?

Die Fakten:
Das Sommer- und Winter-Fremdenverkehrsland Kärnten nimmt bei in den Wirtschaftsdaten (Kaufkraft,…) fast überall den vorletzten oder drittvorletzten Platz bei den Bundesländern ein, mit Ausnahme der Verschuldung: Hier ist Kärnten sogar abgeschlagener Letzter in Österreich.
Denn:
LH Haider beschenkte das Volk, und das Volk nahm es ohne zu fragen, was danach ist. Um zu Geld zu kommen, hat er einen Ausverkauf betrieben, wie z. B. solches:
Übernahme der Kärntner Energie-Holding durch den deutschen RWE-Konzern (2001, 49 Prozent) und Verkauf der Mehrheit der Hypo an die Bayerische Landesbank (2007).

Oder zur wirtschaftlichen Moral, die bei den anderen so verwerflich ist: Die Landesgesellschaften (Flughafen Klagenfurt, Kärntner Messen, Kärnten Werbung etc.) sind Versorgungsbetriebe für Haider nahe stehende Personen (unter vielen anderen wurde Haiders Tochter bei der Kärnten Werbung untergebracht).

....

Was hat Haider Bleibendes wirklich geschaffen, ganz nüchtern ohne Polemik analysiert?
In Kärnten anscheinend nicht so viel, wie er im Wahlkampf pausenlos getrommelt hat, ...

Hallo Andreas,

als Ausländer habe ich wenig Einblick in die Verhältnisse in Österreich oder gar Kärnten. Es hätte ja sein können, dass Haider zumindest für Kärnten viel getan hat. Interviews mit Leuten von der Strasse legen dies sogar nahe.

Dein Beitrag beleuchtet nun die Verdienste des "Landesvaters Haider" kritisch. Danke für die dargebotenen Fakten.

Gruss
Hartmut
 
zur "volksnähe":

Aus diesem Grund, liebe Kathi, hat die Volksnähe für mich einen schalen Beigeschmack. Haider hat sie mMn nicht wirklich gehabt, so wie überhaupt keiner von den erfolgreichen Demagogen, die sich vom Volk winkend feiern lassen.
Wer definiert "das Volk"?

lg
Andreas
hallo andreas,
die "volksnähe" ist schon etwas eigenartiges....ob sie der jörg gehabt hat, weiß ich nicht...und ich glaube, dass du recht hast: "wirklich" hat er sie nicht gehabt...

aber was er machte, war eben, dass er das, was sich manch "einfacher" mensch insgeheim denkt, an- und aussprach.

und das war es auch, was diesen menschen an ihm gefiel.
denn dadurch fühlte sich so mancher von ihm verstanden....was bei anderen - "abgehobenen" politikern nicht der fall ist.

und das war und ist es auch, was den strache größer macht, als mir lieb ist....auch wenn er nur ein matter abklatsch vom jörgl ist.
aber das war und ist es auch, was den anderen parteien immer noch fehlt....obwohl sich der faymann ja jetzt sehr darum bemüht (weil es der gusi gar so sehr verspielt hat ;)).


zu echter volksnähe aber habe ich eine ganz persönliche meinung....und die ist so, dass eigentlich nur ein sehr reifer oder sehr naiver mensch sie "wirklich" haben kann....denn jegliche "berechnung" ist ihr fremd.

und so gesehen gebe ich dir auch zu deiner obigen meinung, dass sie allen einschlägigen demagogen fehlt, recht. :)

lieb grüße
kathi

p.s.: was sagt ihr denn zum nachfolgestreit im BZÖ?
ich find´s lustig. :D

p.p.s.: zu deiner frage "wer definiert das volk?" meine ich: es definiert sich selbst......es hat mMn sehr viél mit dem selbstbild des einzelnen menschen zu tun. "kleine leute" verstehen sich halt als jemand "aus dem volk"....als ein teil des "volkes".
"große leute" können sich vielleicht auch als jemand aus dem volk verstehen - doch sie sehen in sich selbst mehr als nur ein "teil des volkes" zu sein. sie sind vor sich selber wer....ob echt oder eingebildet....aber das ist schon wieder eine weitere frage. :reden:
 
AW: zur "volksnähe":

die "volksnähe" ist schon etwas eigenartiges....ob sie der jörg gehabt hat, weiß ich nicht...und ich glaube, dass du recht hast: "wirklich" hat er sie nicht gehabt...

aber was er machte, war eben, dass er das, was sich manch "einfacher" mensch insgeheim denkt, an- und aussprach.

und das war es auch, was diesen menschen an ihm gefiel.
denn dadurch fühlte sich so mancher von ihm verstanden....was bei anderen - "abgehobenen" politikern nicht der fall ist.
Hallo Kathi! :)

Ja, das ist der Kern: Haider hat die richtigen Fragen gestellt, aber leider die falschen (oder gar keine) Antworten gegeben, so ähnlich dürfte ich es schon irgendwo hier geschrieben haben. Damit hat sich das Volk mit ihren Problemen (Fragen) identifiziert und fühlte sich verstanden – einer von uns!
Und wie weiter? Wo liegen die echten Absichten und Motive, die ja schließlich tatsächlich für das weitere Handeln und das uns alle betreffende Geschehen entscheidend sind?

Eben deshalb sehe ich darin nicht die echte Volksnähe, sondern so was wie Verblendung, Volksverführung und Volksverhetzung. Es haben doch sicher viele andere Politiker, Staatsmänner ebenso die Probleme gesehen. Sie getrauten sich die Fragen vielleicht deshalb nicht so offen oder direkt zu stellen, weil man dann auch ehrliche Antworten von ihnen erwartet (vorausgesetzt, dass sie sich das von sich selber erwarten). Und die richtigen Taten!
Es steckt mMn nicht unbedingt immer Feigheit dahinter, sondern vielleicht ein Ohnmachtsgefühl, aus welchen Gründen auch immer (von den persönlichen Selbsteinschätzungen bis zu den globalen Voraussetzungen und Auswirkungen).

Und dann haben solche Politiker die großen Auftritte, die die schnellen, „volksnahen“ Antworten präsentieren. Antworten, die bei näherem Hinsehen (meist auch gleich sofort erkennbar!) in Wirklichkeit entweder nicht umsetzbar sind oder noch andere, viel größere Probleme schaffen. Nicht selten hat Haider früher oft davon gesprochen, dass „kein Stein auf dem anderen bleiben darf“. Das Volk jubelt in der Irrmeinung, jetzt wird aufgeräumt mit den bösen Machtmenschen und den verkommenen Altparteien und alles wird besser. Wir haben dann aber auch Schwarzblau zu spüren bekommen, wo auch nicht alles gerade besser wurde …

Jeder halbwegs kritische Beobachter in Ö. weiß (und ganz ohne nostalgische Schwermut), dass vieles entscheidend schlechter geworden ist, und dass die Polemik, die Demagogie und der Populismus dafür der Hauptgrund sind, wie etwa auch die Schriftstellerin Eva Menasse gestern im ORF (Club 2) emotionell und überzeugend begründete (Haiders Erbe, der von vielen kopiert wurde).

Sicher sind sich die meisten von uns darin einig: Politiker dürfen einerseits nicht abgehoben agieren und nur auf die eigene Klientel und das eigene Wohlbefinden schauen, wie auch andererseits der sogenannte volksnahe Politiker die Biertischweisheiten nicht zur weitblickenden Politik und zum wahren Glück des Volkes erheben kann.

Worauf es mMn wirklich ankommt sind so banale Werte, dass sie beinahe schon als nichtssagende Selbstverständlichkeiten abgetan werden könnten: Verantwortungsgefühl der Politiker (und Wirtschafter) und das Vertrauen des Volkes.
Wenn das unsere (wir Wähler) Messlatte sein könnte, könnte es nicht so leicht oder so oft passieren, dass medienwirksame Inszenierungen einen so hohen Stellenwert bekommen (wie die schwarzblauen, herbstlichen Weingartenwanderer) oder dass mit unbrauchbaren, kurzfristigen Scheinlösungen oder mit unverfroren dümmlichen Parolen das Vertrauen des Volkes gekauft wird.

Zum Vertrauen gehört auch ein gewisser Realitätssinn, wie etwa dieser, dass auch Politiker nicht immer das Richtige tun oder sagen können: Um den ständigen Gefahren vorzubeugen, dass damit die Demagogen missbräuchlich alles schlecht machen können, alle Werte umkehren, um das bestehende System zu zerstören und selber Macht und Einfluss gewinnen zu können.

Wichtig ist nämlich besonders auch die Stimmung im Volk, die durch Boulevardmedien und Demagogen manipuliert wird, damit einerseits Geschäfte gemacht werden können und damit sich andererseits das Bedürfnis entwickelt, es müsste endlich alles anders und besser werden: Wann komm er…

lg
Andreas
 
AW: zur "volksnähe":

p.s.: was sagt ihr denn zum nachfolgestreit im BZÖ?
ich find´s lustig. :D
Ich weiß nicht, ob man da lachen oder weinen soll:
Dörfler wurde als Nachfolger zum LH gewählt, natürlich durch eine Geheimwahl, ganz demokratisch halt...
Dabei haben alle ÖVP-Mannen ihren Abstimmzettel gekennzeichnet (paraphiert), damit ihnen von den FP-Kumpels niemand Übles nachsagen kann.
Die ÖVP, in Kärnten eine Minderheitenpartei, bekam nun mehrere schöne Posten, wie zum Beispiel Martinz (oder so ähnlich) die Leitung in einem gleich neu geschaffenen Ressort!
Andreas schrieb:
Verantwortungsgefühl der Politiker (und Wirtschafter) und das Vertrauen des Volkes.
So erwirbt man sich halt das Vertrauen des Volkes...
 
AW: Jörg Haider tot!

Zitat von Andreas 61:

So erwirbt man sich halt das Vertrauen des Volkes...


Ja, was denkst Du warum jemand Politiker wird?, -vielleicht, dass "Jemand" bescheiden mit Ehrlichkeit beschlagen, sich um Dich kümmert?

Die Schafe folgen ihrem Hirten, egal wer, egal wohin!
so war es immer - so wird es immer sein

LG Kultus Maximus
 
AW: Jörg Haider tot!

Ja, was denkst Du warum jemand Politiker wird?, -..

Ich antworte mit den schönsten Worten, die es gibt: Weil er ein verantwortungsbewusster Hirte, Lenker, Geschick-Gestalter und ein weiser Volksführer zu sein gedenkt, der nur für das Wohl und für die Interessen aller Bürger arbeiten will. Und hier in Kärnten: - weil es auch das politische Erbe Haiders weiter zu hüten gilt.
Spürst du, was da in Wirklichkeit los ist? Du siehst so schöne Phrasen vor dir, die in allen Farben schillern und glänzen wie die schöne Farbenpracht einer Seifenblase. Nur - in so einer Blase ist eben nicht viel drinn.

Aber trotzdem wird von den Politikern erwartet, dass sie reinere, bessere Menschen sind als das "Volk", sozusagen schon gute Engel auf der Welt. Aber um das zu sein, dazu braucht es geradezu unmenschliche Kraft, die weder die braven Menschen des Volkes noch alle hochgestellten Autoritäten besitzen - seien es Politiker, Manager, Finanzleute, Industriekapitäne.

Wir alle wollen gut und ethisch sein, ja sogar sehr gut, und bemühen uns - aber gleichzeitig gibt es jene dunklen Seiten in uns, die uns immer für unser Ego handeln lassen. Keine noch so gute Tat ist nicht von einem egositischen Zug oder Motiv begleitet.
Das ist bei Politikern völlig gleich. Sie sind keine Engel, sie sind Menschen, die zum Teil in ihrer Jugend wirkliche Ideale hatten, sie aber im Geschiebe ihres eigenen egoistischen Drangs immer weiter zurückdrängen. Zu viel wird ganz nebenbei für den eigenen Sack gearbeitet, obwohl sicher oft der Wille besteht, ehrlich etwas Gutes zu tun. Die egoistischen Interessen sind das Politikergehalt, das Ansehen, die Macht, der Einfluss.
Und ehrlich gesagt, in meinem kleinen Bereich bin ich davon auch nicht frei, habe ich meine versteckten Interessen.
Aber: Wenn wir selber nicht viel besser sind, warum müssen es dann die Politiker sein?
Das meine ich mit einiger Gelassenheit. Liebe Grüße - reinwiel
 
der politiker ist auch nur ein mensch. ja, aber welcher?

hallo reinwiel,
ich bin ehrlicher als der jörg. das weiß ich.
aber vielleicht auch viel blöder als er war. kann sein.

aber vielleicht auch viel g´scheiter als er war. wer weiß?
weil ich würd mich nicht gerne mit all den politikern an einen tisch setzen wollen und um des kaisers bart verhandeln.
dabei aber die eigentlichen wurzeln zum jew. dilemma nicht einmal anrühren dürfen. (gut, das hat der jh ja schon gemacht. und er hat auch viele persönliche angriffe einstecken müssen. nun, das hat er vielleicht eh verkraftet - weil austeilen konnte er ja auch. :rolleyes:)

jedenfalls der kampf gegen solche windmühlenflügel, wie sie in form altgedienter parteifunktionäre oder machtgeiler jungspunde daherkommen, gegen die käme meinereine niemals auf.
dazu fehlt mir die kraft.
oder vielleicht das ego?

das eher nicht, weil mein ego sagt mir immer wieder, dass ich mich da lieber raushalten sollte....aus so ´ner politiksache.
sonst tät ich wahrscheinlich eingehen.

ich geb´s offen und ehrlich zu: ich wäre für die politik viel zu schwach.
da braucht es andere kaliber.

und die?
na die sind halt mit anderen wassern gewaschen als ich.

manche mit solchen wie der jörg haider.
andere mit solchen wie der herr faymann.
 
AW: Jörg Haider tot!

Zitat von Reinwiel:
.....Weil er ein verantwortungsbewusster Hirte, Lenker, Geschick-Gestalter und ein weiser Volksführer zu sein gedenkt,......

Der gute Hirte, mir wird schlecht, (ich denke an Millionen Kriegstote guter Hirten, ab der Pharaonen, der römischen Kaiser bis hin zu Führern der jüngeren Geschichte); obwohl als Mensch, auch intellektuell, nicht nur Jörg Haider, sondern andere (politische) Kollegen ihre Qualitäten haben, keine Frage.

Zitat von Kathi:
na die sind halt mit anderen wassern gewaschen als ich.

Ich bin mit Leitungswasser gewaschen und trotzdem kritisch

LG Kultus Maximus
 
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