AW: Jörg Haider tot!
Haider war zwar umstritten, heißt es, aber er hat viel für Österreich getan. Als Beispiel wird das Wunderland Kärnten angeführt.
Aber warum eigentlich?
Die Fakten:
Das Sommer- und Winter-Fremdenverkehrsland Kärnten nimmt bei in den Wirtschaftsdaten (Kaufkraft,…) fast überall den vorletzten oder drittvorletzten Platz bei den Bundesländern ein, mit Ausnahme der Verschuldung: Hier ist Kärnten sogar abgeschlagener Letzter in Österreich.
Denn:
LH Haider beschenkte das Volk, und das Volk nahm es ohne zu fragen, was danach ist. Um zu Geld zu kommen, hat er einen Ausverkauf betrieben, wie z. B. solches:
Übernahme der Kärntner Energie-Holding durch den deutschen RWE-Konzern (2001, 49 Prozent) und Verkauf der Mehrheit der Hypo an die Bayerische Landesbank (2007).
Oder zur wirtschaftlichen Moral, die bei den anderen so verwerflich ist: Die Landesgesellschaften (Flughafen Klagenfurt, Kärntner Messen, Kärnten Werbung etc.) sind Versorgungsbetriebe für Haider nahe stehende Personen (unter vielen anderen wurde Haiders Tochter bei der Kärnten Werbung untergebracht).
Eine zentrale Botschaft, das Weltbild von Haider war ein Schema der zweigeteilten Welt:
Die Wir und
die Anderen: Sie stehen sich feindlich gegenüber, die Wir sind von den Anderen bedroht und müssen kämpfen.
Die Wir haben besondere Eigenschaften, die nur sie haben: Sie sind anständig, ehrlich, arbeitsam, fleißig.
Die Anderen stehen auch für besondere Eigenschaften, die nur sie haben: Gauner, kriminell, faul, charakterlos, gewalttätig, verräterisch.
Diese Eigenschaften dürfen niemals vermischt werden, für die Wir gilt immer das Positive, wie für die Anderen stets das Negative charakteristisch bleiben muss!
Haiders Welt war eine Angstwelt, eine Vorlage für die Aktivierung von Ängsten.
Die Anderen kann man in unterschiedliche Gruppen einteilen, z.B. in:
Die da oben (Politiker, Altparteien, Privilegienritter, von den Linken kontrollierte Medien, …)
Die da draußen (ausländische Mächte, alle Ausländer, …)
Die da unten (Asoziale, Sozialschmarotzer, faules und arbeitsloses Gesindel, Slowenen, Juden, …)
(Mehr über Haiders Demagogie unter
www.nlp.at/hl/buch1.htm )
Was hat Haider Bleibendes wirklich geschaffen, ganz nüchtern ohne Polemik analysiert?
In Kärnten anscheinend nicht so viel, wie er im Wahlkampf pausenlos getrommelt hat, s. ganz o.
Und was hat sich in Österreich verbessert? Ist die Politik jetzt glaubwürdiger geworden? Haben jetzt endlich die Politiker durch Haider begriffen, dass sie ehrlicher und fleißiger sein und dem Volk dienen müssen?
Warum nur klingt das wie eine Ironie?
Unschwer zu beobachten ist bei uns in Ö.: Haiders Politik wurde in letzter Zeit immer wieder kopiert, und das ist offenbar etwas Bleibendes! Der leichte, schnelle Erfolg mit populistischen Scheinlösungen, mit tönenden Phrasen und unglaublichen Versprechungen im Wissen oder im Glauben, das gewöhnliche Volk hinterfragt nichts oder hat gar keine Zeit zu fragen. Und die vielen, die es tatsächlich besser wissen, werden es schon schlucken (müssen).
Oder sehe ich das überzeichnet?
Haider hat die Probleme gesehen, das stimmt. Aber er hat die falschen Antworten gegeben. Er hat stets Selbstbestätigung gesucht (und gebraucht!) und er hat gewusst, wie man sie am schnellsten und sichersten erreicht.
Er hatte die Begabung, das umsetzen zu können, wie wir wissen.
Er hatte auch „den Mut“, es zu tun.
Den anderen Politikern fehlt diese Begabung. Und der Mut.
Obwohl sie es immer öfter probieren, mutig zu sein. Aber das hatten wir ja schon…
Das Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen.
Gruß Andreas