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Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Frage: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Antwort: NEIN!

vielleicht muss man in einer bestimmten Stimmung sein,
um besonders kreativ zu sein,
aber aus dieser Stimmung eine psychische Krankheit zu machen,
halte ich für grundfalsch

feinsinnige Menschen sind wohl empfänglicher für die Schwingungen böser Mitmenschen,
aber meint Kreativität automatisch Feinsinn?

wenn ich mir die Geschichte des Rock'n'Roll vorstelle,
dann sehe ich die Kreativität nicht im Feinsinn
sondern in der Synthese gegeben,
(was damals immer als Provokation empfunden wurde,
man denke an das Fusionieren verschiedenster Musik-und Kleidungsstile)
 
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AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

das Verkünstelte ist,
wie der Name schon sagt,
keine richtige Kunst mehr,
stammt aber von einem kreativen Menschen,
der zuviel des Guten will (= psychische Krankheit?)
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Die Aussage "Genie und Wahnsinn liegen nah beieinande" gefällt mir so nicht.
Sie ist gewiss erschreckend, aber jahrhunderte alt und wurde schon oft kolportiert. Man muss sie aber semantisch-philologisch nicht zwingend so auslegen, dass jeder, der großartige Leistungen vollbringt, auch zwangsweise psychisch krank werden muss. Ich lege sie so aus - wie auch binchen schon treffend formulierte - dass eben die Gefahr bei Komponisten, Dichtern, Malern, Bildhauern, Erfindern und Entdeckern, eventuell auch bei Schauspielern ungleich größer ist als bei anderen Menschen.

Warum hat sich etwa der hervorragende Literat Hemingway umgebracht ? Auch Elvis Presley sagt man nach, dass er sich weggekifft hat (ist was dran ?) ! Ferdinand Raimund war ein besonders tragischer Fall: er hatte Tollwut und glaubte, er würde jetzt seine ganze Umwelt anstecken.

Der Verdacht aber, alle oder die Mehrheit aller großartigen Leistungen wären automatisch mit einer psychischen Krankheit verbunden, ist sicher ungerechtfertigt.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Eine ähnliche Diskussion gab es schon mal hier. Ich weiß leider nicht mehr, wie der Thread heißt.

Genie und Wahnsinn sind beides Etiketten, die aus der Sicht des durchschnittlichen Normalmenschen verteilt werden. Sie haben viel gemeinsam. Jemand, der über die Grenzen des "Normalen" hinausschaut oder gar hinausgeht, wird leicht von denen, die sich innerhalb der Grenzen bewegen, als wahnsinnig bezeichnet.

Grenzüberschreitungen lösen heftige Reaktionen aus. Ein Mensch, der sich heranwagt an Gefühle und Ideen, die mit den vorhandenen Erfahrungen evtl. in Konflikt geraten, erlebt einen inneren Aufruhr, mit dem er sich auseinandersetzen muss. Künstler haben durch ihre Kunst einen Kanal, in dem sie diesen Aufruhr ausdrücken können. In der Kunst wird Grenzüberschreitung toleriert, ja sogar erwünscht. Diese herausragenden Fähigkeiten werden mit dem Titel "Genie" ausgezeichnet.

Kunst und Wissenschaft, die so beurteilt werden, sind mit der Gesellschaft durch die Anerkennung dieses Kanals der Kreativität noch verbunden.

Wo die Gesellschaft kein Verständnis für eine abnormes Verhalten aufbringen kann - weil es sich nicht in einem anerkannten Kanal äußert, weil ein Verhalten störend und bedrohlich wirkt oder weil der "Verrückte" überhaupt nicht einzordnen ist - dann nennt sie diese Grenzüberschreitung "Wahnsinn".

Genie und Wahnsinn gehen somit schwimmend ineinander über. Kreativität ohne Grenzüberschreitung (auch wenn das unbewusst geschieht) gibt es mE nicht. Kreativ sein bedeutet ja, etwas erschaffen, das es noch nicht gibt.

Ob etwas als psychisch krank angesehen wird, hängt aber vielmehr von der Definition ab, was in einer Gesellschaft als psychisch gesund angesehen wird.

herzlich
lilith
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Nun...ich würde net sagen dass Wahnsinn ein Preis für Kreativität ist...
Es stimmt natürlich dass manche psychischen Krankheiten (z.B. Autimsus) führen durch die Abschaltung der Hirneigenen Filter eine gewisse Erhöhung der Kreativität, allerdings würde ich das nicht als Grundlage dafür benennen...

Auch denke ich nicht dass Kreative dem Wahnsinn eher geneigt sind als nicht Kreative, es ist eher so, dass viele Kreative Menschen durch eine gewisse genetische oder erziehungstechnische "Macke" eine Veranlagung dem Wahnsinn gegenüber haben.
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Hallo lilith51

Kreativität ohne Grenzüberschreitung (auch wenn das unbewusst geschieht) gibt es mE nicht. Kreativ sein bedeutet ja, etwas erschaffen, das es noch nicht gibt.

stimmt!

Genie und Wahnsinn gehen somit schwimmend ineinander über.

stimmt nicht!

zwar finden auch blinde (= wahnsinnige) Hühner irgendwann ein Korn (= die Kreativität),

1) aber Wahnsinn bedeutet doch eher,
etwas fusionieren zu wollen (Wille!),
was nicht zuusammengehört

2) aber Kreativität bedeutet doch eher,
etwas fusionieren zu können (Potenz!),
was zusammengehört
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Hallo Lutzifer

Es stimmt natürlich dass manche psychischen Krankheiten (z.B. Autimsus) führen durch die Abschaltung der hirneigenen Filter eine gewisse Erhöhung der Kreativität, allerdings würde ich das nicht als Grundlage dafür benennen...

genau,
die Grundlage der Kreativität ist nicht der Wahnsinn
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

(...)
1) aber Wahnsinn bedeutet doch eher,
etwas fusionieren zu wollen (Wille!),
was nicht zuusammengehört

2) aber Kreativität bedeutet doch eher,
etwas fusionieren zu können (Potenz!),
was zusammengehört

Ja, scilla, dem kann ich zustimmen.

herzlich
lilith
 
AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Salut

Psychische Krankheit wäre viel. etwas übertrieben formuliert.
Jedoch ist nicht zu bestreiten, dass Künstler - ich meine wirkliche Künstler -
zum Größenwahn - Michalangelo -, "Depressionen" - Van Gogh - sowie etweiige andere psychische Störungen neigen.

Eine Theorie, die mir dazu einfällt, wäre : Dass bei weit über den Durchschnitt Intelligent liegende Menschen, leichte veränderte oder viel. eine zu hohe Ausschüttung der Neurotransmitter aufweisen.
Dies würde auch zu einer -zu- starken aufnahmefähigkeit von Reizen führen, die wiederum enorme kreativität hervorrufen würden.
Resultat daraus wäre, dass das mensch. Hirn bzw. der menschl. Geist nicht mit den Reizen fertig wird, und es zu depressionen kommt / kommen kann.

Das soll nicht heißen, dass das menschliche Gehirn nicht mit der Reizaufnahme klar kommt, sondern der menschliche Geist.


Es könnte natürlich auch daran liegen, dass stark kreativ begabte Menschen mit ihrer Kreativität nicht klar kommen. Heißt : das sie zu viele Dinge im Kopf haben, zu viele Gedanken, Ideen etc. die sie schlußendlich in Depressionen stürzen.

Allerdings, würde es sich bei beiden Theorien nicht um eine direkte psychische Störung handeln. Höchstens zweitere könnte als psychische Störung anerkannt werden, wenn man depression als psychische Störung ansieht. - was ich natürlich nicht tue.


À tout à l'heure
Nereva
 
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AW: Ist psychische Krankheit der Preis für Kreativität?

Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.
(Theodor Adorno: Minima Moralia.)


Ich gestehe, dass ich seit einigen Tagen etwas wie Irritation empfinde schon beim lesen des Titels dieses Threads. Und wenn ich meinen Beitrag mit einem Adorno-Zitat anfange, geschieht dies weil diese Aussage am ehesten meinem Verständnis über Kunst bzw. einer ihrer wichtigsten Voraussetzungen entspricht.
Wo soll aber bei so einer Definition für psychische Krankheit als Quelle der Kunst oder des kreativen Aktes irgendwie ein Platz übrig bleiben?
Dass es auch psychisch labile Menschen gab die sich in bemerkenswerten künstlerischen Werken ausgedrückt haben, ist wahr - aber nur in den wenigsten Fällen als kausal zu betrachten.

Speziell nochmals zu Mozart: ich kann hier die klassischen Biographien wärmstens empfehlen, einerseits die von Alfred Einstein, aber natürlich auch die von Wolfgang Hildesheimer. Letzterer zeigt diesbezüglich, dass der Versuch Mozarts Genie zu erklären eine Unmöglichkeit darstellt – der Zugriff auf die seelische Struktur eines solchen Genies kann nur scheitern oder in nicht stichhaltige Erklärungen enden. Dabei belegt Hildesheimer seine These mit psychologischen Studien. Doch eben weil Hildesheimer davon ausgeht, dass er das Genie dieses Komponisten nicht erklären kann, hat er eine der besten Biographien zu Mozart geschrieben.
Die neueste sehr gute Mozart-Biographie ist der Historikerin Brigitte Hamann zu verdanken. Hamann kann nur zum Teil und nur als zeitweilige Erscheinung das so genannte halb wahnsinnige Genie akzeptieren und ersetzt diesen Erklärungsversuch mit dem Hinweis auf die hyperaktive Persönlichkeitsstruktur von Mozart, die ja bekannt ist. Dies wiederum ist verursacht durch die Ausnahmebegabung des Komponisten, zu dessen Merkmale auch die extreme Konzentration auf das was er in Begriff ist zu komponieren, gehört.

Als ich diesen Thread entdeckte, bin ich als erstes, sehr verkürzt, die Liste der von mir sehr geschätzten Künstler gedanklich durchgegangen - und musste feststellen bei wie wenigen die hier ursprünglich aufgestellte These zutrifft (z.B. Robert Schumann, von den Schriftstellern z.B. Robert Walser). Doch um es korrekt wiederzugeben: die von mir kritisch betrachtete These wurde mit einem Fragezeichen versehen hier formuliert.
Nun zu einigen der Beispiele die mir so einfielen, die die These widerlegen:

Johann Sebastian Bach, (ich erspare Euch die Liste aller seiner hochbegabter Sohne), Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Bela Bartok, Luigi Boccherini, Antonin Dvorak, Claude Debussy, Gustav Mahler, Richard Strauss, Igor Strawinsky, Paul Hindemith, Richard Wagner – nein, jetzt höre ich mit den Komponisten auf.

Und von den Maler? Nur einige die ich besonders mag: Paul Klee, Fernando Botero, Frieda Kahlo, Wassily Kandinsky, Claude Monet, Auguste Renoir, Henry Matisse….

Na ja, es reicht – ich müsste noch einige Schriftsteller aufzählen, aber das kann ein jeder für sich machen.

Bleibt bei mir die Frage offen: wie oft geschieht es, dass wir das was wir nicht vollziehen können, was wir nicht ganz durch unseren Verstand oder durch unsere Sinne zu erfassen vermögen, als ver-rückt erklären? Im eigentlichen Sinne des verrücktem.

Liebe Grüße

Miriam
 
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