Hallo, Wirrlicht,
Dein Beitrag vom 26. 01. birgt für mich zwei Probleme:
Erstens dachte ich zunächst, es ginge um die Frage, ob und, falls ja, inwiefern gefordert werden dürfe, dass "philosophische Erkenntnisse" praktisch umsetzbar sein sollten. Stattdessen sehe ich mich mit einer recht ausführlichen Stellungnahme zum "Inhalt" meiner "Beispiele" zu dem Ersteren konfrontiert.
Zweitens ist Dein Beitrag so gründlich und umfangreich geworden, dass eine wirklich gründliche Auseinandersetzung damit für nahezu jeden Leser ermüdend lang geraten würde.
Deshalb werde ich nur auf einige Einzelheiten speziell eingehen, um einen weiteren Versuch zu starten, zu vermitteln, was ich gemeint habe.
- daß Schönheit mit bestimmten Eigenschaften verbunden ist, sonst wäre das „Wappnen“ ja nicht notwendig.
Nicht gegen die "Eigenschaften" von Schönheit, sondern gegen die angeblich archaischen "Wirkungen" gilt es, sich zu wappnen. Begründung folgt.
Ein Mensch, der in den Augen vieler als „schön“ angesehen wird, bekommt das vermittelt und dieses Wissen muß sich zwangsläufig auf die Entwicklung (und damit „Beschaffenheit“ seiner Persönlichkeit auswirken.
Wenn Du formuliert hättest: "wird sich in der Regel mehrheitlich...auswirken", hätte ich keinen Grund zum Widerspruch. Dieser kleine Unterschied ist wichtig, denn wenn Deine Formulierung mit "muss" und "zwangsläufig" zutreffend wäre, hätte ich keine Möglichkeit mehr, so zu denken, zu fühlen und zu handeln, wie ich es tue.
Mehr als die Hälfte von denen entpuppte sich im näheren Kennenlernen als äußerst unsicher und schüchtern, sie führten das ausnahmslos darauf zurück, daß sie stets das Gefühl hatten, „nur“ wegen ihrer Schönheit gemocht zu werden.
Wenn sie mit diesem "Gefühl" anders umgegangen wären, hätten sie keinen Grund haben
müssen, mit Unsicherheit und Schüchternheit darauf zu reagieren.
Eifersucht und Hassgefühle sind zunächst Emotionen - weder gut noch schlecht, sondern: einfach „da“. Wären sie nicht sinnvoll, gäbe es sie nicht.
Das sehe ich anders: Gerade diese beiden Gefühle halte ich für rein menschliche Weiterentwicklungen eines durch Besitzstreben und Verlustängste übersteigerten Egoismusses, die es in der vom Menschen nicht beeinflussten Natur so nicht gibt. Und das Wort "sinnvoll" impliziert (zumindest in diesem Zusammenhang) die Vorstellung, hinter der Evolution stehe ein zielgerichtetes Denken. Aber der Mensch hat nun wirklich einiges erfunden und entwickelt, dessen "Sinnhaftigkeit" nicht nur von mir bezweifelt werden dürfte, gerade weil die von mir geforderte Vernunft nur allzu oft zugunsten unreflefektierter Gefühlswirkungen auf der Strecke bleibt.
Die schlichte Tatsache allein, dass menschliches Verhalten mehrheitlich gewissen Regeln folgt, ist für mich noch kein ausreichendes Indiz dafür, alle diese Regeln auch für zweckmässig zu halten, oftmals eher im Gegenteil.
Jedenfalls finde ich es unnötig und inkonsequent, die aus Hass und Trauer resultierende Tötungshandlung einer Mutter gegen den Missbraucher ihrer Tochter gefühlsmässig zu tolerieren, während wir beim
gleichen Wirkungsmechanismus, der zur Tat des Triebtäters geführt hat, diesem die mangelnde Fähigkeit, seine Gefühle zu kontrollieren, zweckmässigerweise zum Vorwurf machen.
Im Grunde beweist die Entwicklung jedes Strafrechtssystems, dass meine Forderung, der Vernunft die Steuerung der eigenen Gefühlswirkung zu überlassen, mehrheitlich zumindest instinktiv überwiegend geteilt wird. Inkonsequent ist nur, dass anscheinend Viele glauben, selbst entscheiden zu dürfen, für welche Gefühle dies gelentlich nicht zu gelten hat. Und offensichtlich wird genau diese Entscheidung dann gefühlsbetont getroffen. Der logische Widerspruch ist offensichtlich.
Auf Kommentare zu dem Themenkomplex "Liebe" verzichte ich an dieser Stelle, erstens, weil Du schon eingeräumt hast, dass Du meine Hinweise nicht vor dem Hintergrund meiner Definition davon aufgefasst hast, zweitens weil eine Diskussion "über" Sachverhalte, die offensichtlich unterschiedlich hinsichtlich ihrer inneren Systematik bewertet werden, fruchtlos bleiben muss. Einer Meinung einfach nur eine andere ohne Begründung entgegen zu halten, kann nie zur Einigung führen.
Ich glaube, wir sind uns einig für diese Diskussion, daß mit "Schönheit" die "äußere" Schönheit von Menschen gemeint ist. Schönheitsempfinden ist sicher auch subjektiv, aber es wird geprägt sein von der Gesellschaft, in der man lebt (hat hier schon jemand geschrieben). Wenn du fragst, ob das Streben nach Schönheit "grundsätzlich oberflächlich und verwerflich" sei, verneine ich das. JEDER möchte in irgend einer Form gefallen, und Eitelkeiten pflegt jeder - das macht Sinn. Mit "Schönheit" gibt man doch einen Teil von sich wieder - man signalisiert sozusagen eine gewisse Lebenshaltung damit.
Also, hierin sehe ich nun wirklich einen inneren Widerspruch: Die "äussere Schönheit" setzt sich zusammen aus der naturgemachten und künstlichen.
Für die Naturgemachte kann kein Mensch etwas, und welche "Rückwirkung" diese bisher in seinem Leben auf seine Persönlichkeit gehabt haben mag, kann ich beim ersten Eindruck nicht einschätzen, also ist sie für weitergehende Neugier irrelevant. (Darüber hinaus ist es gerade gegenwärtig angesichts der technisch-medizinischen Entwicklung und der aktuellen Trends für einen Laien gar nicht mehr erkennbar, ob sie - die "natürliche" Schönheit - in Wahrheit nicht doch auch "gemacht" und damit auch "künstlich" ist.)
Richtig ist, dass die "künstliche" Schönheit in der Regel ein bewusstes Signal ist. Dieses Signal selbst sagt aber im Moment der Wahrnehmung nicht das Geringste darüber aus, ob es auch "wahrhaftig" ist, d.h. ob es überhaupt im Einklang mit der Persönlichkeit und ihrer momentanen Befindlichkeit steht. Damit bleibt ungewiss, ob die angeblich signalisierte Lebenshaltung überhaupt echt ist. Das Signal kann eben, aus welchen Gründen auch immer, ein bewusster Manipulationsversuch sein. Ich lasse mich aber nur ungern manipulieren.
Bestimmte "Signale" müssen nicht weiter erläutert werden - ein eher unbedarftes junges Ding, das gerne Minis und stark geschminkte Augen trägt, weiß fast "intuitiv", das sie damit stark erotische Signale aussendet.
Auch diese an sich richtige Aussage bestätigt meine Auffassung: In der Regel legt auch sie - dieses "unbedarfte junge Ding" - nämlich nicht den geringsten Wert darauf, dass diese Signale von "ungeeigneten" Objekten wahrgenommen werden, erzeugt auch dem einzigen in ihren Augen geeigneten Objekt gegenüber damit Erwartungshaltungen, die sie zumindest spontan kaum erfüllen will, und was das Wichtigste ist, sie erwartet ganz selbstverständlich, dass
Alle die durch ihr "outfit" möglicherweise hervorgerufenen "Gefühle"
gefälligst durch "Vernunft" im Zaum halten können. (Diejenigen, die es wieder einmal nicht vermochten, würden wir wohl alle kaum "entschuldigen".)
Abschliessend ist zu sagen, dass ich den Eindruck gewonnen habe, dass wieder einmal unpräziser Sprachgebrauch die Hauptursache für gewisse Missverständnisse war: Das, was Du als "äussere Schönheit" überwiegend gemeint hast, ist wohl eher das, was ich als "persönliche Ausstrahlung" bezeichnen würde. In meinen bisherigen Beiträgen habe ich aber getreu der Überschrift mich wirklich nur mit der reinen äusseren "Schönheit" und daraus zulässigen Rückschlüssen, nämlich so gut wie keinen, befasst. Diese Schönheit für sich genommen,
kann jedesmal eine Täuschung sein (wobei es eigentlich gleichgültig ist, ob Schönheitsoperationen, push-up-Bhs, Kleidung oder Schmuck zum Einsatz kommen), weshalb ein Zusammenhang mit "Intelligenz" nicht zwingend ist.
Ob die Praktikabilität von philosophischen Erkenntnissen nun hinreichend genau erläutert wurde, überlasse ich Deiner Beurteilung.
Alles "Gute"
e-a-s