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Inquisition

Original von Majanna
Zur Inquisition
Dazu eine kleine historische Richtigstellung
Es folgt eine Beschreibung mittelalterlicher Verhältnisse, die offensichtlich nichts mit der Inquisition zu tun haben.

Hier wird sie für das Thema relevant:

>>>>>Majanna>>>>> Dazu kam noch der für uns unvorstellbare Brauch, in unbewiesenen Fällen bei Blutverbrechen das so genannte "Gottesurteil" aufzurufen. <<<<<<


Die traditionellen "Gottesurteile" hatten hauptsächlich zwei Ziele:

- eine Entscheidung herbeizuführen, zwischen zwei streitenden Parteien, dabei galt auch der Zweikampf, Mann gegen Mann als Gottesurteil.

- die angeklagte Seite konnte sich durch ein positives "Gottesurteil" von jeglicher Beschuldigung durch den Kläger reinwaschen.

Dazu gab es zahllose Möglichkeiten.
Die Feuerprobe, die Wasserprobe, die Giftprobe, ...


Das Besondere an diesen "einseitigen" Gottesurteilen war, daß der Angeklagte immer eine reelle Chance hatte, sie zu bestehen - während es später gegen den inquisitorischen Mechanismus Anklage-Folter-Schuldspruch-Scheiterhaufen kein Entrinnen mehr gab.

Bei allen Gottesurteilen gab es einen "Trick" und wenn man von höherer Seite dem Angeklagten gewogen war oder dieser den Vollstrecker bestach, dann wurde dieser "Trick" verraten und der Angeklagte kam voll rehabilitiert und mit heiler Haut davon.




Herrn Kramer, dem Großinquisitor der katholischen Kirche mit persönlicher päpstlicher Bulle hat diese Möglichkeit der Reinwaschung natürlich nicht in den Kram gepaßt.

Es kam einmal vor, daß eine angeklagte Hexe bei einem von ihr selbst (!) beantragten Gottesurteil mit bloßen Händen ein glühendes Eisen die geforderte Strecke und sogar zurück(!) trug, ohne größere Verbrennungen davonzutragen.
Der Großinquisitor Institorius schäumte vor Wut, und die angeklagte Hexe mußte als unschuldig entlassen werden.

Allein dies war der Grund, warum die Katholika Gottesurteile schließlich verboten hat - sie entzogen die Angeklagten der katholischen Gerichtsbarkeit.

Kein Funke von Menschlichkeit, Einsicht oder Verbesserung.
Die Angeklagten wurden schlechter gestellt, da ihnen die Möglichkeit des entlastenden Gottesurteils von der Katholika genommen wurde.

Hast Du das als Historikerin nicht gewußt, Majanna?
(Übrigens argumentiere ich ebenfalls aus dem Gedächtnis, da mein "Hexenhammer" und das Buch über Hexenprozesse unter einem Haufen anderer Bücher vergraben ist.)





Weiter wurden die der Ketzerei Angeklagten durch die Katholika schlechter gestellt:

  • vorher galt das Prinzip, wo kein Kläger, da kein Richter.

    Die Katholika führte die Anklageerhebung ohne Kläger (durch den Richter selbst) ein.

  • vorher galt das Prinzip, "wer ansagt, muß auch besagen", das heißt, daß der Kläger im Falle eines Freispruchs nicht nur alle Gerichtskosten zu tragen hatte, er erhielt sogar die Strafe, die bei einem Schuldspruch dem Angeklagten getroffen hätte.
    Das hat die Gerichte vor unplausiblen Anklagen und einer Prozeßflut bewahrt.

    Nachher hatte der Ankläger keinerlei negative Folgen zu befürchten.

  • vorher konnte ein schlecht Beleumundeter nicht als Zeuge auftreten.

    Nachher war das Ansehen des Zeugen egal (es konnten auch bezahlte Bettler sein).

  • vorher mußte dem Angeklagten Zeugen und Ankläger genannt werden, der Angeklagte durfte selbst Entlastungszeugen benennen und alle Zeugen zu seiner Verteidigung selbst befragen.

    Hinterher war alles vor dem Angeklagten geheim. Er erfuhr weder die Anklage, noch den Namen des Anklägers, noch durfte er selbst in den Prozeß eingreifen.

  • vorher hatte der Angeklagte Anspruch auf einen Anwalt.

    Hinterher machte sich der Anwalt der Ketzerei mitschuldig (da er einem Ketzer hilft) und mußte ebenfalls mit Anklage und Folter rechnen.

  • vorher konnte der Angeklagte nach einem Schuldspruch "Berufung" einlegen.

    Auch diese Möglichkeit wurde durch listige Verfahrenstricks praktisch verhindert.

  • vorher wurde die Folter vom Angeklagten beantragt, um seine Unschuld zu "beweisen". Eine überstandene Folter ohne Geständnis galt definitiv als Unschuldsbeweis.
    Er durfte nur einmal gefoltert werden, die Folter durfte nicht wiederholt werden.

    Hinterher wurde die Folter generell in allen Ketzerprozessen angewandt.
Selbst wenn der Angeklagte vorher gestand, weil er sich die Folter ersparen wollte, wurde er dennoch gefoltert, um die Namen der Mitketzer und Mithexen aus dem Folteropfer herauszupressen.
Das Opfer mußte dabei Unschuldige(!) belasten, um sich von den Schmerzen der Folter zu befreien. Diese Namensnennung unter der Folter diente dann als Grundlage für weitere Anklagen usw.

Die Folter wurde so oft fortgesetzt und wiederholt, bis der Angeklagte entweder unter der Folter starb (das galt als Beweis seiner Schuld, denn der Teufel hat dem Opfer durch den Tod die Schmerzen der Folter genommen), oder bis er gestand und weitere Namen nannte.
Die Regelung, welche mehrmalige Folter untersagte, war noch in Kraft, wurde aber dahingehend unterlaufen, daß man trickreich von der "Fortsetzung" einer unterbrochenen Folter sprach.

Jeder, der einem angeklagten Ketzer (Hexe) beim Prozeß half - und Anklage bedeutete wegen der bestialischen Foltermethoden fast immer Schuldspruch - machte sich selbst der Ketzerei verdächtig.


Übrigens fiel das Vermögen der Ketzer und Hexen natürlich an die Kirche.


>>>>>majanna>>>> Ein Beschuldigter, der "leugnete", wurde mit einem Stein an den Füßen ins Wasser geworfen. Ging er unter, war er unschuldig, tauchte er auf, war er schuldig und wurde vom Henker vom Leben zum Tode befördert. <<<<<<


Konnte man einem Beschuldigten nichts nachweisen, dann mußte er sowieso freigesprochen werden.

Stand die Sache für den Angeklagten dagegen schlecht, dann konnte er selbst ein Gottesurteil beantragen. Jeder mit einem Stein am Fuß geht unter und ist somit unschuldig.
Die Frage ist, ob der Vollstrecker den "Unschuldigen" rechtzeitig lebend heraufzieht, oder ob er den "Unschuldigen" ertrinken läßt (wie gesagt, Fürsprache oder Bestechung waren hier oft ausschlaggebend).


>>>>>majanna>>>> Im Falle des Fehderechts trat die "treuga Dei" allmählich in ganz Europa in Kraft. Sie besagte, dass Privatkriege an den Nachfolgechristitagen (Freitag, Sonnabend/Sonntag, Donnerstag): am Ende überhaupt verboten war bei Strafe der Exkommunikation.
Hier sehen wir, dass es einst durchaus sinnvoll war, wenn Glaube und Staat zusammenarbeiteten. <<<<<<<<


Ein genialer Schachzug der Katholika.
Ihre Heere konnten auch an den "verbotenen" Tagen kämpfen - dank päpstlichem (oder bischöflichem) Dispens, ohne die Gefahr der Exkommunikation.
Der Gegner war automatisch exkommuniziert, denn natürlich hat man sich trotz Verbot gewehrt und nicht einfach abschlachten lassen.


>>>>>majanna>>>>> Tragisch und sicher von den Denkern ungewollt ist es, dass die Überbewertung des Schuldgeständnisses zur ausgefeilten Foltermethoden geführt hat und dass sie - so wie Alzii ausführte- in der Inquisition pervertierte. <<<<<<<


Wie ich bereits oben ausführte, wurde die Folter traditionell (Ausnahme Königsmord) auf Antrag des Angeklagten zum Beweis seiner Unschuld durchgeführt, wenn für ihn die Beweislage vor Gericht nicht günstig war. Und sie war lange nicht so unmenschlich und grausam wie unter der Ägide der Katholika.

Folter war schon lange vorher ein Mittel, um sich reinzuwaschen, genau so, wie die Gottesurteile.

Die Katholika hat die Folter als grausames Werkzeug mißbraucht, um Geständnisse zu erpressen, Ketzer zu grillen und ihr Vermögen zu kassieren.

Daran gibt es nichts zu beschönigen!

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Und da wird gar nichts mehr gut!
 
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Alzii: wenn Du sagen würdest, daß die katholische Kirche (und konsequenterweise dann jegliche Religionsausübung, ganz gleich welcher Richtung) verboten werden müßte, könnte ich das besser nachvollziehen als Deine Einlassungen zur Inquisition. Mir schiene das begründbarer und ich würde das unterstützen. Zu allen Zeiten haben religiöse Wahnvorstellungen unglaublich viele Folter- und Todesopfer gefordert. Aber die Inquisition, die ja nichts weiter ist als eine "Unterabteilung" in der Katholenorganisation?

Die Abschaffung von Religionen ist wohl utopisch, das haben die sozialistischen Versuche ja gezeigt. Deshalb finde ich es ein sinnvolleres Ziel, erstmal die ABSOLUTE Trennung von Kirche und Staat durchzusetzen. Solange wir (der Staat) den Kirchen so viel Macht einräumen, wie wir das tatsächlich tun, macht es keinen Sinn, sich über die innere Struktur solcher Organisationen Gedanken zu machen. Ich kann doch nicht einzelne Teile aus dem Gesamtkonstrukt rausnehmen und angreifen, das Ganze aber akzeptieren.

Was Geschichte angeht: ich bin da nicht fit genug um über die internen Strukturen der SS Bescheid zu wissen - muß ich mich erstmal schlauer machen. Aber es würde mich nicht wundern, wenn wir unter anderen Namen ähnliche Strukturen mit subtileren Methoden in unserem Staat haben. "Effektive" Organisationen haben normalerweise keine sehr komplexen Strukturen - und was mal erfolreich war, wird in neuem Gewand immer wieder daherkommen. Ob man das nun Nachfolger, immer noch gleich oder völlig "Neues" nennt ist doch bloß Etikettenschwindel.

Die letzte Hinrichtung eines Ketzers war um 1790. Das ist nicht lange her.

Ist das Relativieren, wenn ich schreibe: der letzte Völkermord liegt noch keine 60 Jahre zurück? Ich relativiere überhaupt nichts, sondern ich meine: menschliche Gesellschaften unterliegen (hoffentlich, auch wenn ich manchmal daran zweifle) Wandlungen. Wir könnten als Deutsche den Namen Deutschland ablegen und uns von mir aus "Geläutert" nennen - entbindet uns das von unserer Geschichte? Nö. Die Glaubenskongregation ist Nachfolgerin der Inquisition (nein, sie ist NICHT mehr dasselbe - sie foltern und töten nicht mehr und Hexenverbrennungen finden nur noch virtuell statt). Sie ist heute nicht besser oder schlechter als die gesamte katholische Kirche. Wenn man die verwerflich findet, dann sollte man sie bekämpfen. Nicht bloß 'ne Unterabteilung davon.
 
Siehst Du, Alzii, ich wollte die Leser des von Dir angesagten Threads nicht mit aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelheiten "totschlagen",deshalb habe ich nicht alles, was ich weiß, geschrieben.Auch die Inquisition muss man im Zusammenhang sehen, dieser besteht immer aus einem Vorher und einem Nachher.
Ich habe nur Wesentliches - übrigens durchaus im Sinne des Historischen Materialismus Abgesegnetes- in Eure Diskussion bringen wollen, um zu zeigen, dass es unsinnig, zumindestens unproduktiv ist, mit dem Erkenntnisstand einer Zeit den Erkenntnisstand einer anderen geradebiegen/ verurteilen usw zu wollen.
Deshalb meine ich auch, dass es nichts mehr bringt, Katholische Kirche in der frühen Neuzeit mit nazistischen Organisationen des "100ojährigen"Reiches gegeneinander aufzurechnen. Aber das sei Dir ja unbenommen.Und Nachdenken über solche Konstrukte kann ja ganz interessant sein, wie Eure Diskussion zeigt.

Und da kann ich Dir nun mal nicht helfen: Inquisition ist ein rechtliches Verfahren gewesen, auch wenn es uns heute als ungerecht erscheint.


Es nutzt doch nichts mehr, wenn man Fehler einer vergangenen Zeit zu Fehlern in unserer Zeit aufrechnet.


Die katholische Kirche macht sicher heute noch genug Fehler. Das stört mich gar nicht mehr. Ich hatte die Freiheit, aus ihr auszutreten, was ich auch getan habe.
Das hat mich so entlastet, dass die Sorgen der Katholen nicht mehr meine sind.
Wenn Du Probleme mit dieser Organisation hast,tut mir das leid, aber ich kann Deinen - sorry, mir kommt es halt so vor - Hasstiraden nicht immer folgen.



In diesem Sinne: noch viele gute Schreiblaune beim Verfassen der Entgegnung an mich, die ja wohl umgehend folgen wird und mir wieder fachliche Inkompetenz usw vorwerfen wird. Bin neugierig, woran Du Dich jetzt wieder krallen wirst.
 
Selbstverständlich gehören die Amtskirchen vollkommen vom Staat getrennt, Wirrlicht,
und es ist utopisch, die katholische Kirche verbieten zu wollen.


Ich wollte lediglich aufzeigen, daß der kK mehr Blut an den Händen klebt, als Organisationen, die heute bei uns zu Recht verboten sind.

Die heutigen Katholiken sind freiwillige Mitglieder in einer solchen Organisation.
Das Argument "sie waren Kinder ihrer Zeit" zieht bei systematischen Grausamkeiten diesen Ausmaßes ebensowenig, wie bei der SS oder ähnlichen Organisationen.

Ich bin nicht freiwillig Deutscher, sondern es ist meine Staatsangehörigkeit. Diese kann ich nicht einfach aufgeben, ohne meine Staatsbürgerrechte zu verlieren. Es ist mir auch nicht freigestellt, staatenlos zu werden.

Daher ist meine Staatsangehörigkeit nicht "freiwillig".

Die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft ist jedoch freiwillig.
Jeder kann ohne diese Zugehörigkeit alle seine Bürgerrechte ausüben. Niemand muß einer Religionsgemeinschaft angehören, an deren Händen das Blut und der Schmerz von Millionen ihrer Opfer klebt.
 
Original geschrieben von Alzii
Jeder kann ohne diese Zugehörigkeit alle seine Bürgerrechte ausüben. Niemand muß einer Religionsgemeinschaft angehören, an deren Händen das Blut und der Schmerz von Millionen ihrer Opfer klebt.


Auch wieder wahr - ok, darüber denke ich mal ausgiebig nach, aber das Argument ist überzeugend.

BTW fällt mir gerade ein: durch meinen Hintergrund hatte ich natürlich immer wieder auch Kontakte "nahe an der Kirche". Unter anderem (ist noch gar nicht so viele Jahre her - 5 oder 6) wurde einer Frau, die ein uneheliches Kind erwartete, von ihrem Arbeitgeber (katholische Kirche) gekündigt, weil sie sich weigerte ihren Schwangerenstatus per Eheschließung zu legitimieren. Vom Arbeitsgericht bekam der Arbeitgeber Recht (den genauen Wortlaut der Begründung weiß ich nicht mehr, es ging darum daß sie als Angehörige und Arbeitnehmerin bei einer Organisation mit klar definierten Grundsätzen nicht gegen dieselben hätte verstoßen dürfen ohne mit entsprechenden Konsequenzen zu rechnen). Fand und finde ich immer noch skandalös. Wenn ein bayerischer Biergartenbesitzer von den Bedienungen einen sehr tiefen Dirndlausschnitt verlangt, können die das sehr wohl verweigern ohne Angst vor Kündigung zu haben - auch wenn der Biergartenbesitzer sagt daß das eben zum Biergartenbetrieb gehört. Da genießen Glaubensgemeinschaften irgend 'nen Sonderstatus scheint mir.

LG, wirrlicht

(wenn ich mich in Sachen Kirchengeschichte schlauer machen will: gibt es da besonders empfehlenswerte Literatur, die auch 'ne Nicht-Lateinerin kapiert? :))
 
@wirrlicht

Arbeitsrechtlich sind die Kirchen ein Kapitel für sich. :rolleyes:

Einem katholischen Religionslehrer kann zum Beispiel die Lehrerlaubnis entzogen werden, wenn er mit seiner Partnerin zusammenlebt, ohne mit ihr verhiratet zu sein.


Was kritische Literatur zur Kirchengeschichte betrifft ist wohl
Karlheinz Deschner „Kriminalgeschichte des Christentums“ in 7 Bänden sehr empfehlenswert - ich habe es aber selbst nicht gelesen.

http://www.deschner.info/index.htm?/de/werk/kg/verzeichnis.htm
 
Original geschrieben von majanna
Siehst Du, Alzii, ich wollte die Leser des von Dir angesagten Threads nicht mit aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelheiten "totschlagen",deshalb habe ich nicht alles, was ich weiß, geschrieben.


Das ist nachvollziehbar, Majanna, aber eine Schlechterstellung und Entrechtung der Angeklagten vor Gericht ist keine "Besserung":

>>>>>majanna>>>>> In beiden Fällen hat die (damals rein)katholische Kirche ganz im Sinne des Fortschritts für Besserung der Verhältnisse gesorgt. <<<<<<<<


Die Verteidigung wurde fast unmöglich gemacht, das Unschuldsprinzip de facto umgekehrt, die Folter, vorher als Möglichkeit der Entlastung genutzt, wurde unmenschlich verschärft und trickreich mehrmals hintereinander angewandt.

Vor dem fundamentalen Eingriff der Katholika in gängige Rechts- und Prozessordnungen (Halsgerichtsordnung, ...) war es nur sehr schwer und mit hohem eigenen Risiko möglich, einen Unschuldigen vor Gericht anzuklagen (und für schuldig erklären zu lassen).

Nach der katholischen "Besserung der Verhältnisse" bestand der "Fortschritt" darin, daß durch die Bank Unschuldige in Massen für schuldig erklärt und hingerichtet werden konnten.


>>>>>majanna>>>>> Ich habe nur Wesentliches - übrigens durchaus im Sinne des Historischen Materialismus Abgesegnetes- in Eure Diskussion bringen wollen, ... <<<<<<

Aber das mit der "Besserung" scheint mir Deine Interpretation zu sein.



>>>>>majanna>>>>> Auch die Inquisition muss man im Zusammenhang sehen, dieser besteht immer aus einem Vorher und einem Nachher. <<<<<<<

Uff, von hinten durchs Knie ins Auge. :p

Statt "Inquisition" könnte man in obige Aussage von "Schuhreparatur", über "Schönheitsoperation", "Mülltonnenentleerung", "französische Revolution", "Abschlachtung des nordamerikanischen Büffels durch weiße Einwanderer", "Tätowierung" bis hin zur "Weinlese" und "Entjungferung" so ziemlich alles einsetzen, ohne die Kernaussage (*lol*) damit wesentlich zu verändern. :p :D




>>>>>majanna>>>>>> Ich habe nur Wesentliches - übrigens durchaus im Sinne des Historischen Materialismus Abgesegnetes- in Eure Diskussion bringen wollen, um zu zeigen, dass es unsinnig, zumindestens unproduktiv ist, mit dem Erkenntnisstand einer Zeit den Erkenntnisstand einer anderen geradebiegen/ verurteilen usw zu wollen. <<<<<<<<

Also hören wir endlich auf, die Taten der Nazis unter Hitler geradezubiegen/ verurteilen usw. zu wollen? ;)
Sich ein eigenes Urteil zu bilden, ist wohl rechtens.


Diese wirklich unbeschreiblich grausamen Folterungen wurden zwecks Bereicherung der Bistümer und der Kommunen durchgeführt. Außerdem wurde denunziert, um persönliche Streitigkeiten auszutragen. Dieses Verhalten haben in der damaligen Zeit die vernünftigen Menschen, auch aus eigenen katholischen Reihen scharf kritisiert, soweit das überhaupt möglich war, ohne daß sie sich selbst dem Verdacht der Ketzerei aussetzten.


Die meisten Folterprotokolle wurden vernichtet. Eines konnte ich lesen und mich überkam das kalte Grausen, obwohl ich wirklich nicht zimperlich bin. Die junge Frau hat geschrieen und gefleht, daß man sie doch endlich töten möge, doch die Folter wurde fortgesetzt, bis zur Bewußtlosigkeit.

Nach einigen Tagen wurde die Tortur noch einmal durchgeführt, die Frau bettelte im Namen Gottes um ihren Tod - wieder Folter bis zur Bewußtlosigkeit.
Und ein drittes Mal wurde gefoltert, bis die Frau keinen einzigen Knochen mehr im Leib hatte, der nicht zu Brei zermatscht war (nicht nur gebrochen, sondern zermatscht, bis aus den Röhrenknochen das Mark herausfloß) und alle Gelenke ausgekugelt waren. Vor der Folter wurde sie natürlich nackt ausgezogen und am ganzen Körper rasiert. Mißbrauch war an der Tagesordnung, aber das war für die Opfer eine willkommene Erholungspause von der unsäglichen Tortur.

Häufig erkauften sich Frauen im Vorfeld mit Geld oder Liebesdiensten die Zusage des Henkers, sie vor dem Entzünden des Scheiterhaufens unauffällig mit der Garotte zu erwürgen. Einige Henker machten sich ein Vergnügen daraus, sie trotz Zusage dennoch lebendig abzufackeln.

Jeder Gefolterte mußte für seine eigene Folter und seine Hinrichtung selbst bezahlen.
Niemand kann mir erzählen, daß man solche unvorstellbare Grausamkeiten durch irgend etwas beschönigen könnte, oder sie aus der Zeit heraus betrachten solle.



>>>>>majanna>>>>>> Deshalb meine ich auch, dass es nichts mehr bringt, Katholische Kirche in der frühen Neuzeit mit nazistischen Organisationen des "100ojährigen"Reiches gegeneinander aufzurechnen. Aber das sei Dir ja unbenommen.Und Nachdenken über solche Konstrukte kann ja ganz interessant sein, wie Eure Diskussion zeigt. <<<<<<<<


Es war nicht meine Absicht, aufzurechnen.
Eine Grausamkeit wird nicht dadurch besser, daß andere noch viel üblere Schandtaten begehen.


>>>>>> Und da kann ich Dir nun mal nicht helfen: Inquisition ist ein rechtliches Verfahren gewesen, auch wenn es uns heute als ungerecht erscheint. <<<<<<

So, wie die Hexenverfolgung von der Inquisition praktiziert wurde, handelte es sich auch nach damaligem Recht um eklatante Rechtsbeugung und bewußt illegitime Verlängerung und Wiederholung der Folter.

Es war auch nach damaligen Maßstäben Unrecht, denn sogar die eigenen Dominikanerbrüder von Institorius wurden wegen der Mißstände beim Papst persönlich vorstellig - ohne Erfolg.
Die Brutalitäten und Rechtsbeugungen wurden von höchster Katholikenstelle gebilligt.




>>>>>>majanna>>>>>> Wenn Du Probleme mit dieser Organisation hast,tut mir das leid, aber ich kann Deinen - sorry, mir kommt es halt so vor - Hasstiraden nicht immer folgen. <<<<<<<<<


Wenn man die Dinge ungeschminkt und ungeschönt beim Namen nennt, wie zum Beispiel die katholischen Änderungen und Beugungen der Prozessordnung, so daß massenhaft Unschuldige gefoltert und lebendig verbrannt werden konnten, dann sind das keine "Haßtiraden".

Daß ich als deutscher Staatsbürger mit meinen normalen Steuern für die Amtskirchen aufkommen muß, obwohl ich in keiner Kirche Mitglied bin, ist tatsächlich ein Problem.



>>>>>>>majanna>>>>>> In diesem Sinne: noch viele gute Schreiblaune beim Verfassen der Entgegnung an mich, die ja wohl umgehend folgen wird und mir wieder fachliche Inkompetenz usw vorwerfen wird. Bin neugierig, woran Du Dich jetzt wieder krallen wirst. <<<<<<<<<


Ich würde mich auch lieber an etwas anderes krallen ...
 
Hallo, Alzii!
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„Diese wirklich unbeschreiblich grausamen Folterungen wurden zwecks Bereicherung der Bistümer und der Kommunen durchgeführt. Außerdem wurde denunziert, um persönliche Streitigkeiten auszutragen. Dieses Verhalten haben in der damaligen Zeit die vernünftigen Menschen, auch aus eigenen katholischen Reihen scharf kritisiert, soweit das überhaupt möglich war, ohne daß sie sich selbst dem Verdacht der Ketzerei aussetzten.“ (Alzii)
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Da hast Du total Recht.

Du sprichst eben einen völlig pervertierten Auswuchs der Inquisition an.

Die I. wurde allerdings im Rahmen der spanischen Reconquista so „nett ausgebaut“.
Dieses Foltern um des Geständnisses Willen ist eben die Perversion.die ich genau so sehe wie Du.
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„So, wie die Hexenverfolgung von der Inquisition praktiziert wurde, handelte es sich auch nach damaligem Recht um eklatante Rechtsbeugung und bewußt illegitime Verlängerung und Wiederholung der Folter.

Es war auch nach damaligen Maßstäben Unrecht, denn sogar die eigenen Dominikanerbrüder von Institorius wurden wegen der Mißstände beim Papst persönlich vorstellig - ohne Erfolg.
Die Brutalitäten und Rechtsbeugungen wurden von höchster Katholikenstelle gebilligt“.(Alzii)
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Auch hier hast Du in der Sache Recht. Nur die Hexenverfolgungen sind nicht mehr in das ursprüngliche Inquisitionswollen einordenbar. Ursprünglich, wenn auch schon in der pervertierten Form (Spanien) diente sie der Aufspürung von Maranen. Und auch, wenn Du mich jetzt steinigst, stand der Dominikanerorden im Auftrag der katholischen Fürsten Spaniens, hatte also staatliche Legitimation. Mir ging es in meiner obigen ersten Darstellung nur darum, zu zeigen, dass die ursprüngliche Idee des Geständnisses ( Befragung) fortschrittlich war und auch von katholischer Intelligenz stammte.
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„Wenn man die Dinge ungeschminkt und ungeschönt beim Namen nennt, wie zum Beispiel die katholischen Änderungen und Beugungen der Prozessordnung, so daß massenhaft Unschuldige gefoltert und lebendig verbrannt werden konnten, dann sind das keine "Haßtiraden".“(Alzii)
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Nein, natürlich nicht, wenn man diese Gräuel aber aus ihrem historischen Zusammenhang reißt und den jahrhundertealten Dreck am Stecken unserer lieben Mutter Kirche aufzeigt ohne den aktuellen Bezug des I-Themas zur aktuellen Organisation herzustellen, berührt mich das merkwürdig.

Übrigens, hier in Österreich wird die Kirchensteuer nicht vom Staat eingezogen.
 
Original geschrieben von majanna
Die I. wurde allerdings im Rahmen der spanischen Reconquista so „nett ausgebaut“.
Dieses Foltern um des Geständnisses Willen ist eben die Perversion.die ich genau so sehe wie Du.


Mal ganz unqualifiziert dazwischengefragt: ich meine mich zu erinnern, irgendwo mal gelesen zu haben, daß gerade in Spanien die Inquisition sich besonders auch in Sachen Judenverfolgung hervortat - oder bringe ich da was durcheinander?
 
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@wirrlicht


Du bringst gar nichts durcheinander. Die spanischen Herren (v.a. Haus Kastilien /Arragon) vertrieben nach der erfolgreichen Rekonquista - das heißt, nach dem erfolgreichen Sturz der maurischen Herrschaften (große Teile Spaniens waren bis zu 7ooJahren islamisch, d.h. die Oberschicht war es und in der Bevölkerung lebten Christen, Juden und eben Mauren mehr oder weniger friedlich miteinander, da der Islam ja andere Religionen nicht ausrottete (nur Steuern und keinen sozialen Aufstieg).

Wie gesagt, die maurische Oberschicht war dünn und ging zu großen Teilen nach der Eroberung Granadas nach Nordafrika zurück.Die Juden waren in den Städten eine Mehrheit und waren fest in Handel , Handwerk und Wissenschaft verankert ( die christlichen Spanier waren eher auf dem Lande als Bauern und Edelleute zu finden, auch als Dienstleute in den Städten).)
Da die Rekonquista neben der Rückeroberung des Landes mindestens ebenso fanatisch die Christianisierung betrieb, waren ihnen die Juden ein Dorn im Auge. Sie mussten zum Christentum übertreten, was natürlich die meisten nicht taten und ebenfalls zum Teil nach Südosteuropa zum Teil nach Nordafrika auswanderten- natürlich unter Hintanlassung ihres oft beträchtlichen Vermögens, was Mutter Kircher sehr gut schmeckte. Das sind übrigens die Sefardim im Gegensatz zu den mitteleuropäischen Aschkenasim.

Einge Judenfamlilien traten dennoch (zum Schein oder echt) zum Christentum über. Das war die "Geburtsstunde" der christlichen Schnüffelei. Der Glaubensterror machte vor allem vor diesen übergetretenen Juden (Maranen) nicht halt. Und wenn die Schnüffler, die offiziell natürlich anders hießen - fällt mir gerade nicht ein -, fündig wurden, musste die Inquisition herhalten, bis der arme Mensch gestand ,dass er im herzen Jude geblieben sei, was in den meisten Fällen zum Tode führte und dazu, dass das Vermögen des Toten der Kirche zufiel. Aber der Gefolterte starb dann im rechten Glauben!



lbg: Majanna
 
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