Ich sprach nicht davon, was Sie waren, sondern was Sie hatten, nämlich Ängste.
Das schrieb ich doch selbst?!
Im Lateinischen bedeutet 'inclusio' in der Grundbedeutung 'Einsperrung', 'Einschließung' und Sie werden sich denken können, daß damit nicht die Einsperrung der Kinder in gesonderte Räume gemeint ist. Was genau mit Inklusion im schulischen Bereich gemeint ist definiert Andrea Schöb nachlesbar unter folgendem Link.
Der Link (bzw. dein Zitat) definiert nicht "Inklusion", sondern rezitiert allgemeine Grundsätze jeder liberalen Gesellschaftsordnung.
Interessant für die Pädagogik/Schule ist erst dieser Abschnitt:
"Die inklusive Pädagogik beschreibt einen Ansatz, der im Wesentlichen auf der Wertschätzung der Vielfalt beruht. In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit und ohne Behinderungen von Anfang an gemeinsam. Homogene und damit separierende Lerngruppen werden nicht gebildert. Von der Kindertagesstätte über die Schulen und Hochschulen bis hin zu Einrichtungen der Weiterbildung wird niemand aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen. Vielmehr ist es die Aufgabe des Bildungssystems, durch Bereitstellen von speziellen Mitteln und Methoden einzelne Lernende besonders zu unterstützen und zu fördern. Nicht das Individuum muss sich also an ein bestimmtes System anpassen, sondern das System muss umgekehrt die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen und sich gegebenenfalls anpassen."
"Wertschätzung der Vielfalt" wird mit "von Anfang an gemeinsam [lernen]" als Bedingung verbunden. Die Bildung homogener Lerngruppen wird somit moralisch hieraus abgeleitet, wobei Homogenität vom Bedeutungsgehalt automatisch auf "Behinderung" vs. "Nicht-Behinderung" reduziert wird. Das ist genau die Art von Gleichschaltung individueller Unterschiede, die ich oben bemängelte. Nicht nur wird nicht zwischen Behinderungen differenziert, es wird die Behinderung sogar zusätzlich stigmatisiert und einer dabei konstruierten Normgruppe gegenüber gestellt: Kategorie/Etikett "behindert" und "nicht-behindert".
Ist das die "Wertschätzung der Vielfalt", von der die Autorin spricht?
Es wird hinten raus nicht besser. So wird angemahnt, dass niemand "vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen" werden dürfe. Nun ist der Trick vollendet: Es erscheint so, als sei das gemeinsame Lernen und der Ausschluss vom "allgemeinen Bildungssystem" notwendig aufeinander bezogen. Tatsächlich sind Sonderschulen natürlich Teil des "allgemeinen Bildungssystems". Wiederum ist der paradoxe Effekt gegeben, dass eine solche Darstellung die derzeitige Lage als moralisch fragwürdig (verzerrt/vereinfacht) darstellt, so dass professionelle Einrichtungen für benachteiligte Menschen als Anstalten der Aussonderung erscheinen. Das ist unredlich und unfair gegenüber all jenen, die diese besuchen und die dort tagtäglich arbeiten.
Der letzte Satz (Appell) ist schließlich Resultat der zuvor konstruierten verengten Perspektive, die man freilich jederzeit beliebig ändern bzw. der komplexen Realität angemessen justieren könnte, sofern man denn wollte.
Doch, weil diese Frage eine politische Frage ist, nämlich die Frage, in welcher Gesellschaft Menschen leben wollen, in einer ausschließenden oder in einer einschließenden.
Wie gesagt: Diese Frage beruht auf einer künstlichen schwarz/weiß-Malerei; eine vorgespiegelte Wahl zwischen Zwieback und Knäckebrot, während die vielfältig gedeckte Tafel direkt vor der Nase steht.
Das sind Ihre Befürchtungen. Dafür gibt es eine exclusive Lösung. Schicken Sie Ihre Kinder auf eine Ihnen genehme Privatschule und zahlen Sie das bitte aus Ihrer eigenen Tasche.
Dieses Klientel (Bildungsbürgertum) bedienen zuverlässig unsere Reformschulen. Dort wird seit jeher gutes Geld für "interessanten" Unterricht in zuverlässig homogenem Umfeld gezahlt. Und mit "homogen" ist hierbei die Gleichheit der soziale Schichtung (solider Mittelstand) und somit der eigentliche Begriffsgehalt angesprochen - in vielen Regelschulen herrscht demgegenüber Heterogenität vor.
Gruß
Phil