• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ich und die Sonderschule im Rückblick

Ich rauche nicht und meinen Geschmacksnerven graut vorm Alkohol.

Damit sind Sie lediglich vor den Auswirkungen dieser beiden Genußgifte geschützt, nicht aber vor einer Mangelernährung und deren Folgen. Falsches Öl und falscher Sprit schrotten jeden mit Benzin betriebenen Verbrennungsmotor. Der menschliche Organismus ist diesbezüglich besser konstruiert und übersteht Jahrzehnte mit einer Mangelernährung.

Gott zum Gruße!
 
Werbung:
Anhaltend desolate Leistungen in der Volksschule brachten mich bald in die Sonderschule. Mein Grundproblem
bestand darin, dass ich dem in der Klasse herrschenden Tempo nicht gewachsen war. So konnte ich die Angaben an der Tafel nie vollständig in mein Heft übertragen. Infolgedessen haperte es auch bei den Hausübungen, an der Lernfreude und nicht zuletzt am Selbstwertgefühl.
An der Sonderschule kam ich mir dann von den Lehrpersonen viel geschätzter vor als in der Volksschule.
Das allein ließ mich frischen Mut fassen. Meine Leistungen wurden zusehends besser und ich sah, dass ich
doch manches begreifen konnte. So gesehen half mir die Sonderschule, dass ich überhaupt irgendetwas lernte.
Allerdings blieben die Schwächen, die mich in die Sonderschule hineinführten bestehen und ziehen sich bis
zum heutigen Tage wie ein roter Faden durch mein Leben.
Der schwache Körper, die miese Feinmotorik und das nahezu einzigartige Hinterherhinken meiner Person.
Ich habe bis heute das Gefühl, wenn man damals mehr gemessen hätte, man hätte etwas finden können.
Grund zu messen hätte es auch gegeben, denn wenn es bei einem Kind so weit fehlt, dass es in die Sonder-
schule muss, dann kann man auch einmal einen Arzt zu Rate ziehen. Anders gesagt, die Zusammenarbeit
von Schule und Medizin hätte besser sein können.

Alles was du sagst stimmt, und auch wieder nicht, werte dich nicht zu sehr selber ab, und sehe dich nicht geringer als du bist, lerne dich mögen.
Sehe ich mir deine Formulierungen an so scheinst du mir einer dieser vielen Menschen zu sein welche unnötiger weise in der Sonderschule gelandet sind.
Hat dich aber ein Gesamt Vermögen dort landen lassen, so besagt das auch nicht viel, deshalb kannst du trotzdem ein großartig gelungener Mensch sein.

Einen der großartigsten Menschen in meinem Leben habe ich in meinem Beruf als Behindertenpädagoge kennen gelernt, Peter...ein um und um edler Mensch in seinem, sittlichen Verhalten, ritterlich, edel, großzügig, mutig, mitfühlend, ein um und um edler Mensch, und dort wo ein böses Geschick seinen Verstand nicht gestört hat von klarem präzisen Denken. Er ist mit nicht einmal dreißig Jahren am erbrochenen nach einen Epilepsie Grand Mal erstickt.
 
Alles was du sagst stimmt, und auch wieder nicht, werte dich nicht zu sehr selber ab, und sehe dich nicht geringer als du bist, lerne dich mögen.
Lieber Ferenc, es liegt mir entgegen deines Eindrucks fern, mich selbst abzuwerten. Vielmehr spekuliert mein Geist, mangels
Orientierung über einen inneren Feind jenseits meines Willens. Jedoch kann er die Bindung an einen Leib, der als Sprechendes
Werkzeug wenig taugt nicht von meinem Bewusstsein fernhalten. Dieses Bewusstsein umfasst dann auch die Überzeugung, auf
Gedeih und Verderb an ein Umfeld gebunden zu sein, das mich kennt so wie ich bin. Gäbe es dieses Umfeld nicht, täte ich den
Anschluss an die Menschheit vollends verlieren.
 
Lieber Ferenc, es liegt mir entgegen deines Eindrucks fern, mich selbst abzuwerten. Vielmehr spekuliert mein Geist, mangels
Orientierung über einen inneren Feind jenseits meines Willens. Jedoch kann er die Bindung an einen Leib, der als Sprechendes
Werkzeug wenig taugt nicht von meinem Bewusstsein fernhalten. Dieses Bewusstsein umfasst dann auch die Überzeugung, auf
Gedeih und Verderb an ein Umfeld gebunden zu sein, das mich kennt so wie ich bin. Gäbe es dieses Umfeld nicht, täte ich den
Anschluss an die Menschheit vollends verlieren.

Es ist aus der Ferne, und ohne nähere Kenntnis der Person sehr schwer etwas zu sagen, aber ich denke nicht das in dir ein innerer Feind wirkt. Hier Ursachen Forschung zu betreiben ist immer ein wenig spekulativ. Fakt ist es, das es nicht wenige Menschen gibt welche ein wenig wie Fremde auf der Welt herum wandern, viele große Künstler waren so beschaffen.

Lese "Der Fremde" von Albert Camus, und "Pan" von Knut Hamsun, kann sein, das du hier zwei geistige Brüder entdeckst.
 
Wie weit soll die Inklusion gehen? :rolleyes:

Henri ist elf Jahre alt und mit Down-Syndrom zur Welt gekommen. Geht es nach seinen Eltern, soll er bald wie seine Freunde aufs Gymnasium in Walldorf im Rhein
-Neckar-Kreis gehen. Er wäre das erste Kind mit geistiger Behinderung und ohne Gymnasialempfehlung, das ein Gymnasium in Baden-Württemberg besucht.

"Inklusion" steht für Einbindung körperlich/geistig stark beeinträchtigter Menschen in eine (Norm)Gruppe. Das ist ein hoch sensibles Thema und wer das frei heraus anfasst, verbrennt sich umgehend sämtliche zarten Fingerchen, sofern er dem modischen Treiben nicht ohne kritische Nachfrage folgen möchte.

Fakt ist, dass in jedem Fall die Kinder nicht gefragt werden, sondern moralisch/politisch motivierte Programme Erwachsener (seien es Pädagogen, Politiker oder Eltern) hinter solchen Experimenten mit unklarem Ausgang stecken. Für die Gruppe nichtbeeinträchtiger Schüler wird es weniger ein Problem sein, die verfügen in der Regel über ausreichend Ressourcen, um mit der Situation adäquat umgehen zu können. Schwieriger dürfte es für die Betroffenen sein (die also eingebunden - inkludiert - werden), da sie sich in einer Umgebung befinden, die nicht für ihre besonderen Bedürfnisse eingerichtet ist. Eine speziell auf diese angepasste Beschulung dürfte im Rahmen einer Regelschule kaum sinnvoll umsetzbar sein.

Der Threadersteller sagte es ja bereits: Lehrpersonen sind auch heute noch medizinisch/psychologisch nicht einmal rudimentär ausgebildet, lediglich - etwa während des Studiums - auf zufälliger oder freiwilliger Basis, bzw. im Rahmen der Sonderschulpädagogik. Man kann also einschlägige Kenntnisse nicht voraussetzen und auch nicht ohne Weiteres erwarten.

Für mich ist also "Inklusion" ein problematischer Begriff, der meistens mit der Idee in Verbindung steht, dass Unterschiede zwischen Menschen nur im Kopf bestehen und weitgehend - und zwar ungeachtet der Individuen und konkreten Verhältnisse - beseitigt werden können, indem man eine Art Zwangskur durchführt.

Individuen und Situationen sind jedoch immer verschieden. Vor diesem Hintergrund ist "Inklusion" ein leeres Schlagwort, hinter dem sich politische Interessengruppen tummeln und ideologisch angehauchte Lebensbewältigungskonzepte. Letztlich führen sie ihre Maßnahmen auf Basis ihrer vagen Ideen und damit konkret auf Kosten der Kinder durch.

Gruß
Phil
 
Allerdings blieben die Schwächen, die mich in die Sonderschule hineinführten bestehen und ziehen sich bis
zum heutigen Tage wie ein roter Faden durch mein Leben.
Der schwache Körper, die miese Feinmotorik und das nahezu einzigartige Hinterherhinken meiner Person.
Ich habe bis heute das Gefühl, wenn man damals mehr gemessen hätte, man hätte etwas finden können.
Grund zu messen hätte es auch gegeben, denn wenn es bei einem Kind so weit fehlt, dass es in die Sonder-
schule muss, dann kann man auch einmal einen Arzt zu Rate ziehen. Anders gesagt, die Zusammenarbeit
von Schule und Medizin hätte besser sein können.

Sehe ich auch so und hier ist noch viel Nachholbedarf vorhanden. Gerade in Sachen ADHS und Lernstörungen fehlen nach wie vor die pädagogischen Mittel, bzw. sind mehr oder weniger dem Zufallsprinzip überlassen. Das wird langsam besser, aber es gibt auch gegenläufige öffentliche Strömungen, die einen rascheren Fortschritt hierzulande behindern. Deren Perspektive ist von einer Abwehrhaltung gegenüber medizinischer Diagnostik und Behandlung gekennzeichnet; jedes Kind sei einzigartig und quasi von Natur aus perfekt. Konsequenterweise gilt das dann auch für schwere und schwerste Behinderungen; Folge: "Inklusion".

In deinem Falle hätte nicht die Gruppenzugehörigkeit oder Schulform modifiziert, sondern in erster Linie die medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen und darauf fußend dann eine individuell möglichst angepasste Beschulung erfolgen sollen. Insofern bin ich ganz bei dir, wenn du heute als Erwachsener unzufrieden damit bist, dass du als Kind mehr als Problemkind und nicht als Träger spezifischer und somit behandelbarer Probleme wahrgenommen wurdest.

Danke für deinen Bericht!
Gruß
Phil
 
Ein sehr zu empfehlender Vortrag zum Thema Inklusion; hier spricht ein nüchterner Wissenschaftler und kein Bildungsguru:

 
In deinem Falle hätte nicht die Gruppenzugehörigkeit oder Schulform modifiziert, sondern in erster Linie die medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen und darauf fußend dann eine individuell möglichst angepasste Beschulung erfolgen sollen. Insofern bin ich ganz bei dir, wenn du heute als Erwachsener unzufrieden damit bist, dass du als Kind mehr als Problemkind und nicht als Träger spezifischer und somit behandelbarer Probleme wahrgenommen wurdest.

Das Problem ist halt auch, und das getrauen sich viele nicht zugeben, das es bei vielen behandelbaren Problemen dieser Art schlicht an der Finanzierung scheitert, da viele Probleme dieser Art nur mit einer hoch professionellen länger dauernden mehrfach Behandlung/Therapie erfolgversprechend anzugehen wären, und das kostet halt weit mehr als die dafür vorhandenen Tagsätze.
Ich weiß wovon ich rede, ich habe 25 Jahre in der Branche gearbeitet.
 
Das Problem ist halt auch, und das getrauen sich viele nicht zugeben, das es bei vielen behandelbaren Problemen dieser Art schlicht an der Finanzierung scheitert, da viele Probleme dieser Art nur mit einer hoch professionellen länger dauernden mehrfach Behandlung/Therapie erfolgversprechend anzugehen wären, und das kostet halt weit mehr als die dafür vorhandenen Tagsätze.
Ich weiß wovon ich rede, ich habe 25 Jahre in der Branche gearbeitet.

Das ist ein wichtiger Punkt!
Übrigens spielt das - so vermute ich - sicherlich auch eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Förderung einer "Inklusion", die die Rückbildung von z.B. Sonderschulen und eine fachlich deutlich weniger qualifizierte Verlagerung der Betreuung in Regelschulen zum Ziel hat. Offen würde das freilich niemand zugeben.

Gruß
Phil
 
Werbung:
Fakt ist, dass in jedem Fall die Kinder nicht gefragt werden

Das ist völlig normal, wenn es um die Einschulung geht.

sicherlich auch eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Förderung einer "Inklusion", die die Rückbildung von z.B. Sonderschulen und eine fachlich deutlich weniger qualifizierte Verlagerung der Betreuung in Regelschulen zum Ziel hat. Offen würde das freilich niemand zugeben.

Aber Sie werden es hier beweisen, nicht wahr?

Gott zum Gruße!
 
Zurück
Oben