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Healthy Eating Disorder

AW: Healthy Eating Disorder

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Naja, wenn sich so ein Burnout anbahnt, würde ich nicht warten, bis ich nicht mehr arbeitsfähig bin, zumal sich boshafterweise die Depression, gerade bei Männern, in einer Arbeitssucht äußert, d.h. die Arbeitsfähigkeit scheint erhalten, nur alles andere fällt flach, man kommt nicht mehr raus aus dem Hamsterrad. Wenn man dann mal so kaputt ist, dass man nicht mehr arbeiten kann, ist man ziemlich am Ende, schön ist das nicht und auch nicht ungefährlich.
Wem sagst du das.
Ich glaube allerdings, dass dieses Nicht-Hinsehen-Wollen, dass man schon ausgebrannt ist, nicht aus Spaß am Kranksein entsteht, sondern dass man durch die vorherrschende Meinung, immer zuerst die Forderungen des Arbeitgebers erfüllen zu müssen, in dieses Haltung hineingetrieben wird. Wo doch heutzutage jeder froh sein muss, noch Arbeit zu haben, um nur ein Beispiel zu nennen. Da riskiert man durch Krankenstände oder vielleicht Verweigern von Überstunden nicht, auf die Straße gesetzt zu werden.


Ich würde klassisch freudianisch dann zur Arbeitsfähigkeit noch die Liebesfähigkeit noch dazunehmen, denn da manifestieren sich depressive Symptome auch gerne. Das Interesse an der Sexuealität, aber auch an der Pflege der Beziehung erlischt schleichend, man kann nicht mehr abschalten und die Bereiche des Lebens, die es lebenswert machen, werden mitunter der mit aller Gewalt aufrechterhaltenen Arbeitsfähigkeit untergeordnet.
Naja, eine Erklärung, wann ich mich selbst krank fühle, brauche ich eigentlich nicht. Für mich reicht es, dass jene Stellen, die die Behandlung von Krankheiten finanzieren, die Krankenversicherungen, einen Zustand, den ich selbst als krank empfinde, einfach noch als erträglich einstufen und daher die Behandlung nicht übernehmen. Das ist bei psychischen Krankheiten in vielen Bereichen noch sehr oft so.

Das ist auch aus einer (volks)wirtschaftlichen Sicht nur der zweitbeste Ansatz.
Ob die Krankenkassen das auch schon wissen? :autsch:
 
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AW: Healthy Eating Disorder

Hallo Perivisor.

"Burnout" ist keine kodifizierbare Diagnose.
Darunter versteht man bislang ein Sammelsurium an "gefühlter" Überlastung mit entsprechend variablen Symptomen, die von Nervosität, Konzentrationsverlust, Tinnitus über Schlafstörungen bis zur Depression reichen können.

Ja, bei Männern oft mit einem Mangel an Androgenen assoziiert, aber oft genug einfach das Modewort für die, die nicht so gerne depressiv sein wollen.

Es ist aber sehr leicht möglich, daß die beschriebenen Symptome auch durch einen unzuträglichen Lebenswandel entstehen (zu lange Fernsehen, Rauchen, Saufen, zuviel Jogging etc. ).
Die Arbeitsfähigkeit ist ein unzureichendes Kriterium für Krankheit. so sind in aller Regel Selbständige "immer" gesund, bzws. gehen auch auf dem berühmten Zahnfleisch ihrem Broterwerb nach - notgedrungen, während sich -
besonders gern beamtete - oder sonstige Angestellte doch schon mal unpäßlich fühlen und sich in eine Krankheit flüchten.

Teils teils, Selbstständige sind zum einen gesund, weil sie müssen, in glücklicheren Fällen, weil sie den Beruf ausüben, den sie gerne machen.

Krankheiten sind mehr oder weniger nachhaltige - objektivierbare - Störungen der physiologischen und/oder psychologischen Regulationsmechanismen unseres Organismus.
Liebesunfähigkeit - was immer jeder Einzelne darunter verstehen mag - ist kein Beweis für eine Krankheit.

Nun, auch die kann man objektivieren, alles eine Frage wie tief man einsteigen will.

Jede Beziehung ist bekanntlich Belastungen ausgesetzt. Je nach Verarbeitung dieser Belastungen können Liebesbeziehungen erkalten, oder ganz verschwinden - oder bestehen bleiben.
Krankheit muß auch nicht mit Liebesunfähigkeit assoziiert sein, um die genannten Kriterien zu erfüllen. Nachlassende Libido muß absolut nichts mit nachlassender Liebesfähigkeit zu tun haben. Das nur am Rande.

Meistens eine Frage der Gewohnheit. Es gibt Paare in den 80ern die noch regelmäßig erfüllten Sex haben, aber so hoch muss man die Latte, wenn ich das an dieser Stelle mal so ausdrücken darf, ja nicht legen.
Was ich kritisieren will, ist der momentane, unangenehme und auf lange Sicht m.E. schädliche Trend, neuerdings psychische Symptome als „Befindlichkeitsstörungen“ zu bagatellisieren, was nur dazu führt, dass man über seine Empfindungen hinweglebt und sich dann ernsthaftere körperliche und psychische Symptome einhandelt.
Die Zahl der psychosomatischen Symptomen – wem sag ich das? – ist ja in Arztpraxen nicht eben gering, nur diese Symptome zu haben, ist ja nicht durch einen Appell sich zusammenzureißen zu kurieren.
 
AW: Healthy Eating Disorder

Hallo Blacksheep.

Wem sagst du das.
Ich glaube allerdings, dass dieses Nicht-Hinsehen-Wollen, dass man schon ausgebrannt ist, nicht aus Spaß am Kranksein entsteht, sondern dass man durch die vorherrschende Meinung, immer zuerst die Forderungen des Arbeitgebers erfüllen zu müssen, in dieses Haltung hineingetrieben wird.

Ja, es gibt da de dämliche Tendenz, dass der, der krank zur Arbeit kommt, Schulterklopfer erhält, während der, der auf sich achtet, gerne als Memme dasteht.
Muss man aber im Einzelfall selbst kapieren, oft genug leider durch eigene bittere Erfahrung.

Wo doch heutzutage jeder froh sein muss, noch Arbeit zu haben, um nur ein Beispiel zu nennen. Da riskiert man durch Krankenstände oder vielleicht Verweigern von Überstunden nicht, auf die Straße gesetzt zu werden.

So ist es, deshalb ist das Aufmachen der Gesamtrechnung manchmal nicht falsch.
Lieber mal vorher kürzer treten oder sich fragen, ob der Job den man macht, noch irgendwas mit Beruf-ung zu tun hat. Klingt natürlich fast albern in der gegenwärtigen Situation, aber für den Einzelnen ist es die Frage die er sich dann nach dem Zusammenbruch selbst stellen muss.

Naja, eine Erklärung, wann ich mich selbst krank fühle, brauche ich eigentlich nicht. Für mich reicht es, dass jene Stellen, die die Behandlung von Krankheiten finanzieren, die Krankenversicherungen, einen Zustand, den ich selbst als krank empfinde, einfach noch als erträglich einstufen und daher die Behandlung nicht übernehmen. Das ist bei psychischen Krankheiten in vielen Bereichen noch sehr oft so.

Stimmt, ist ein ziemliches Rennen, was man da mitmachen muss, was vor allem dann belastend ist, wenn man schon aus dem letzten Loch pfeift. Bevor alle Stricke reißen, würde ich die Behandlungen dann im Zweifel selbst finanzieren.

Das ist auch aus einer (volks)wirtschaftlichen Sicht nur der zweitbeste Ansatz.

Ob die Krankenkassen das auch schon wissen? :)

Zum Teil ja, aber KK sind Wirtschaftsunternehmen, die an der Gesundheit ihrer Klienten nur insofern Interesse haben, wie es sich für sie rechnet, da darf man sich nichts vormachen.
Das nimmt nicht selten zynische Formen an, aber da sind wir wieder bei der Systemfrage und ich denke, der Einzelne ist da kompetenter sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten, als gerne suggeriert wird, daran möchte ich erinnern.
 
AW: Healthy Eating Disorder

Ja, es gibt da de dämliche Tendenz, dass der, der krank zur Arbeit kommt, Schulterklopfer erhält, während der, der auf sich achtet, gerne als Memme dasteht.
Muss man aber im Einzelfall selbst kapieren, oft genug leider durch eigene bittere Erfahrung.

Eine alleinerziehende Mutter dreier Schulkinder wird wahrscheinlich nicht die Wahl haben. Da gehts ja nicht bloß um Schulterklopfer. Die stopft sich dann mit Psychopharmaka voll und beißt die Zähne zusammen.



Stimmt, ist ein ziemliches Rennen, was man da mitmachen muss, was vor allem dann belastend ist, wenn man schon aus dem letzten Loch pfeift. Bevor alle Stricke reißen, würde ich die Behandlungen dann im Zweifel selbst finanzieren.
Das ist dann für besagte Frau aus meinem oben erwähnten Beispiel auch keine mögliche Alternative.


Zum Teil ja, aber KK sind Wirtschaftsunternehmen, die an der Gesundheit ihrer Klienten nur insofern Interesse haben, wie es sich für sie rechnet, da darf man sich nichts vormachen.
Ja, so ist es. Ich erinnere mich allerdings noch an eine Zeit, wo das nicht so war. Wo die Einrichtungen, die für alle eine gesundheitliche Absicherung garantieren konnten, noch nicht privatisiert waren und damit auch nicht unternehmerisch geführt werden mussten.

Das nimmt nicht selten zynische Formen an, aber da sind wir wieder bei der Systemfrage und ich denke, der Einzelne ist da kompetenter sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten, als gerne suggeriert wird, daran möchte ich erinnern.

Dieser Absatz enthält aus meiner Sicht auch ein beträchtliches Quantum an Zynismus. Meine Kompetenzen, mich aus manchen Zwickmühlen zu befreien, enden meist dort, wo auch meine finanziellen Möglichkeiten zu Ende sind.

Aber ich freue mich, dass sich die Therapeuten wenigstens einen Bereich schaffen können/konnten, wo sie ihren eigenen Lebensunterhalt nicht bedroht sehen müssen.

Ich spiele in diesem menschenverachtenden Wirtschaftsspiel glücklicherweise nicht mehr mit. Der Markt hat kein Interesse mehr an meiner Arbeitskraft.

:koenig:
 
AW: Healthy Eating Disorder

Hallo Blacksheep.

Eine alleinerziehende Mutter dreier Schulkinder wird wahrscheinlich nicht die Wahl haben. Da gehts ja nicht bloß um Schulterklopfer. Die stopft sich dann mit Psychopharmaka voll und beißt die Zähne zusammen.

Und mit welchem Erfolg? Dass sie 5 Jahren später in der Situation ist und nun obendrein abhängig von Psychopharmaka?

Das ist dann für besagte Frau aus meinem oben erwähnten Beispiel auch keine mögliche Alternative.

Warum denn nicht? Es ist zudem auch nichts dadurch gewonnen, dass man darauf hinweist, dass es immer irgendwen gibt, der von irgendwas nicht profitiert oder dran teilhaben kann.

Ja, so ist es. Ich erinnere mich allerdings noch an eine Zeit, wo das nicht so war. Wo die Einrichtungen, die für alle eine gesundheitliche Absicherung garantieren konnten, noch nicht privatisiert waren und damit auch nicht unternehmerisch geführt werden mussten.

Ich weiß nicht, ob man das nun unbedingt der Privatisierung anlasten muss.

Dieser Absatz enthält aus meiner Sicht auch ein beträchtliches Quantum an Zynismus. Meine Kompetenzen, mich aus manchen Zwickmühlen zu befreien, enden meist dort, wo auch meine finanziellen Möglichkeiten zu Ende sind.

Wie gesagt, deshalb würde ich immer mal wieder einen Blick auf die Gesamtbilanz des Lebens und nicht nur des Kontos werfen.

Aber ich freue mich, dass sich die Therapeuten wenigstens einen Bereich schaffen können/konnten, wo sie ihren eigenen Lebensunterhalt nicht bedroht sehen müssen.

Du meinst die Gesund-Ess-Störungen, oder die Burnout-Therapie?
Ich denke, wer einen knackigen Burnout hat, wird nicht böse sein, dass es Therapeuten gibt.

Ich spiele in diesem menschenverachtenden Wirtschaftsspiel glücklicherweise nicht mehr mit. Der Markt hat kein Interesse mehr an meiner Arbeitskraft.

Das klingt aber nicht so, als sei es freiwillig geschehen?
 
AW: Healthy Eating Disorder

Für Adolf Merckle ist dieser Zug wohl abgefahren. Aber ich denke, man wird immer wieder neuen Symptomkonstellationen einem Namen zuordnen, der die Voraussetzung einerseits für eine Einschätzung und „Behandlung“ bietet und andererseits das Zuordnungsgebilde dann auch in Form der Lehre weitergebbar macht. Dann sind nicht nur die Psychologen, Pfleger und Kassenfunktionäre von der Straße weg, sondern auch die Professoren und eine gewisse Zeit ja auch die Studenten.

Irgendwann besteht das Bruttosozialprodukt zwar nurmehr aus Waffen, Derivaten, Computerspielkonsolen und an Menschen beobachtetem Leid, dem man Namen gab, aber wie sonst könnte man von den Pillen- und Willen schluckenden Menschen wieder gewählt und vorallem wieder mit Hoffnung in den 4-Jahresring geschickt werden. Läuft doch wie geschmiert. Und wie man an den Beiträgen hier im Thread erkennt, hat sich die Bürgenschaft ja auch daran gewöhnt.

Ich weiß, die meisten der hier schreibenden Herren halten der Pharmawirtschaft durchaus die Stange.
Also ich seh da auch kein Prolem.

Prost
Bernd Pfizer
 
AW: Healthy Eating Disorder

Hallo Bernd.

Pharmakritik in Ehren, aber ich glaube Du verwechselst da die Psychiatrie, in der überwiegend Tabletten verschrieben werden, mit der Psychpotherapie, wo dies nicht der Fall ist.
Es ist auch ein Irrglaube anzunehmen, es sei die Aufgabe der Psychotherapie jemandem einen fremden Willen einzupflanzen.

Das Problem auf dem Gesundheits-, Pflege- und Psychosektor ist übrigens auch nicht, die Leute zu überreden sich doch endlich mal behandeln oder pflegen zu lassen, sondern der Mangel an Nachwuchs, übervolle Praxen, Heime, Krankenhäuser und wochen- bis monatelange Wartezeiten.
Das braucht keiner mit dem Werbeschild herumzugehen.
 
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AW: Healthy Eating Disorder

Glaub ich nicht, ist mir doch bekannt, dass ein aus der psychologischen Richtung kommender Psychotherapeut noch nicht mal Medis verschreiben kann. Den viagragestärkten Hebel musst du also nochmal versuchen wo anders anzusetzen.

Wenn du meinst, das „wirkliche Problem“ läge darinnen, dass es zu wenig ambitionierten Nachwuchs gäbe, kann ich dir aus meiner eigenen beruflichen Praxis zumindest sagen, dass das Problem nicht in hinreichend vorhandenen Schwämmen liegt, wenn nur Waschmaschinen verkauft werden, die auslaufen.

Das Problem ist aus meiner Sicht, dass das Krankenverwaltungssystem ein Geldverteilungssystem ist, keines, was am Patienteninteresse orientiert ist. Und das Geldverteilsystem ist einer der Hauptprofiteure der gegenwärtigen gesell. Verhältnisse, also nicht an Veränderungen und Fragen interessiert.

Gute Nacht
Bernd
 
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