AW: Hass
Hi Kaawi,
habs nunmehr geschafft, mir die Scobel Sendung anzusehen ("Scham-Wut-Zyklus"):
...das Pöse ist nicht zuerst da.
Zuerst ist der "Wunsch" nach sich-erfüllen da und zwar bei jedem einzelnen Leben - Pflanzen, Tiere inklusive, alle sind darauf programmiert.
Dieses "Grundprogramm" wird mehr oder weniger gestört.
Bei Menschen: Resilienz als Gegenzauber zum selber-Täter-werden.
Resilienz entsteht aber nur durch emotionale Erfahrung ("gute Beziehungserfahrung").
Und ferner: Halbwegs gute Beziehungserfahrungen sind erforderlich, um sich überhaupt darauf einzulassen, das eigene Verhalten zu hinterfragen.
Erinnert mich an einen Jungen, der schwer erziehbar durch die entsprechenden Einrichtungen gewandert wurde. Die "beste Erziehungsmaßnahme" dort fand ich war das >Pünktchen sammeln<. Motto: Vier Artigpunkte und man bekommt einen Lutscher als Belohnung.
Der war mit 16 so dressiert, dass mir übel wurde, und zugedröhnt bis zum Anschlag mit ruhig stellenden Medikamenten.
Tja...
Was willste da machen. Ich weiß nicht, ob es irgendwie ein bisschen richtig und nicht nur ganz falsch war - als er siebzehn war, sagte ich zu ihm, wenn du achtzehn bist, setz die Medikamente ab und sieh zu, dass du dein Leben in den Griff kriegst.
Glaub nicht, dass er intellektuell in der Lage war, letzteres zu begreifen. Meinem Sagen ging ein Gespräch voraus, in dem er wie ein Papagei sein Andressiertes daherplapperte. Nichts von diesen Worten fühlte er, kein einziges war sein Eigenes. Ich sagte, das kannst du deinen Therapeuten vorlabern, aber nicht mir. Und dann sagte ich eben obiges.
Seine Reaktion darauf war, dass er mich erstaunt ansah. Und in diesen zugedröhnten Augen-Blick kehrte was Lebendiges ein.
Präzise an seinem achtzehnten Geburtstag tat er es dann übigens. Setzte alle Pillchen ab, haute ab zu seinem Vater. Landete bald für paar Monate im Knast. Was ich dann noch weiß, ist dass er ne Freundin hatte und einen Lehre angefangen hatte.
Tja... ich wünsch ihm, dass er die Kurve gekriegt hat.
Mit den Medikamenten wäre er irgendwann im betreuten Wohnen gelandet, die durch diese verursachten Verblödungserscheinungen standen bereits in seinen psychiatrischen Befunden.
Lösung ... gibt es nicht. Vielleicht hätte für ihn ein Irrer kommen müssen, als er so sieben acht Jahre war, ihn als Einzelkind adoptieren und auf einem Bauernhof ohne Fernseher verschleppen müssen.