AW: Haiku
Huhu liebe Leute,
obwohl dieser Thread schon etwas länger liegt, will ich mich mal hineintrauen, mit meinem ersten Beitrag in diesem Forum.
Grund: Ich liebe Haikus.
Miriam schrieb:
Mit nur siebzehn
Das Haiku zu verstehen?
Zuviel verlangt.
Nee. Ich habe sie schon mit 12 geliebt. Und die ersten, die ich damals im Deutschunterricht kennengelernt habe, habe ich immer noch im Gedächtnis:
Eine blühende Winde
hat sich um meinen Brunneneimer gerankt.
Ich schöpfe das Wasser beim Nachbarn.
Mei! Ich fand diese Behutsamkeit so schön!
Und:
Regen, Regen.
Eine alte Frau
schaut aus dem Fenster.
Leider weiß ich die Verfasser nicht mehr.
Aber sie haben mich so begeistert, dass ich später versuchte , zumindest das letzte ( und einige andere) in einer experimentellen Theaterform umzusetzen. Das erste ging nicht.
Und ich habe mir gewünscht, mit so wenigen Worten soviel zart-inneres-reflektiertes ausdrücken zu können.
Von daher stehe ich etwas staunend, wenn auch mitempfindend und lachend, vor dem Claus, der auf "Festgemauert ..." als bessere Literatur besteht. *ggg*
Mich erinnert das an einen Zeitungsartikel den ich unlängst las - wenn es die Sache auch nicht trifft. Es sei zur Unterhaltung eingeschoben:
"Perfektes Buch"
(...) Eine großangelegte Umfrage ergab, dass Rankings um die Themen "Gott, Königshäuser, Sex und Spannung", die meisten Leser magisch anziehen.
Ein Computer, mit den entsprechenden Daten gefüttert, um das "perfekte Buch" zu komponieren, spuckte folgenden, bemerkenswerten Romaneinstieg aus:
""Mein Gott, " sagte die Königin, "ich bin vergewaltigt worden! - Die Frage ist, von wem?"
So platt kann's hergehen, und dagegen ist ein gutkomponierter Haiku ein Meisterwerk.
Hier mal der Versuch eines eigenen:
Neonlichter pulsieren über nächtlichen Straßen.
In glitzernden Kaufhausscheiben
spiegelt sich meine Einsamkeit.
Liebe Grüße,
Anjoli