@Aporie
Die Leere oder auch das Nichts sind ja Begriffe, die verschieden interpretiert werden.
Die einen wollen aus Leere und Nichts etwas Dinghaftes, eine Eintität machen, der dann selbst wieder Eigenschaften zugeschrieben werden, die andere Fraktion meint, dass genau diese Haltung absurd ist und Leere/Nichts eben die Abwesenheit von allen Eigenschaften und Zuschreibungsmöglichkeiten ist, weil da ja gerade nichts ist, sondern nur Leere.
Es ist die Frage, ob Leere räumlich ausgedehnt sein kann.
Auf der anderen Seite kennen wir Leere oder Leerheit (Shunyata) ja auch aus dem Buddhismus, dort meint es ungefähr das reine Sosein der Dinge, frei von ihren bewertenden Zuschreibungen. Eine Rose ist anders, als ein Müllhaufen, klar, mehr gibt es darüber vom Standpunkt der Leerheit nicht zu sagen.
Eine wieder andere Interpretation ist, dass die Leere der Ursprung oder Entstehungsort von allem ist, was wir überhaupt erleben können. Eine Art Quelle, der Ausgangspunkt von allem. Es ist eine Meditationserfahrung, die immer wieder auftritt, dass alles versinkt und da nichts und niemand ist. Das ist ja der Bereich, der auch als traumloser Tiefschlaf angesehen wird und die Frage ist, kann man in dem Zustand(?) der in der spirituellen indischen Tradition
Turiya genannt wird, dieses nichts und niemand erleben (so verstehe ich manche Darstellungen, dass man die Kontinuität des Seins spürt, auch während man erlebt, dass da nichts und niemand ist - die Frage ist: wer bemerkt dieses Sein dann?) oder ist das ein logischer Schluss, dass man sagt, auch wenn ich nicht existiere (da nichts und niemand ist) kehre ich doch immer wieder ins Sein zurück (auch so verstehe ich manche Interpretationen)?
Und wie seht ihr das Kollektive Unbewusste?
Wilber unterscheidet die Jungschen und die Platonischen Archetypen. Über die Jungschen sagt er, dass es in der Regel (bis aus das Numinose und ein paar andere) kollektive Alltagserfahrungen sind, also Mann, Frau, Vater, Mutter, Kind, Alter, wohingegen die Archetypen Platons eher Erfahrungsreinformen sind, die entstehen, wenn man alles Alltägliche abzieht. Also sozusagen Urfomen von Freude, Angst usw. die man erleben kann, ohne dass diese von oder durch etwas vermittelt werden über das man sich dann freut oder vor dem man Angst hat.
Ich habe den Eindruck, dass diese platonischen Archetypen eher erfahren, als erdacht sind.
Aber Platons Platonismus ist nicht so dualistisch und abgetrennt von der Welt, wie man es heute oft liest, wenn vom Platonismus die Rede ist. Platon beschreibt ja eine Art schleichenden Übergang von Formen des Alltags, die Anteil an einigen Archetypen haben, aber für ihn geht es aus dieser Welt eher heraus, hin zu einem immer stärkeren Erleben reiner Archetypen.
Es gibt ja den Streit zwischen den Platonisten in der Logik, wie Frege und Husserl, die gegen den Psychologismus einwenden, dass sich jede Rede über Empirisches immer schon den Regeln der Logik zu beugen habe, bspw. in der Argumentation. Aber da stellt sich die Frage, wie sich dieser logische Himmel überhaupt auf die empirische Welt niedersenken kann, also die Dualismusfrage.
Psychologisten behaupten ihrerseits, dass die Logik aus dem menschlichen Miteinander Schritt für Schritt entstanden sei, ich neige dieser Position zu.
Meine generelle Einstellung ist, dass alles was wir erleben ein psychisches Erleben ist (was aber nicht heißt, die Gegenstände seien von der Psyche produziert) und das umfasst eben physische, emotionale, rationale und auch spirituelle Aspekte. Und da ich auch kein Freund von wildesten Spekulationen bin, finde ich es gut, sich über das auszutauschen, was man als eigenes Erlebnis, wissenschaftliche, psychologische und philosophische Erkenntnis, sowie glaubhaften Zeugenbericht vorliegen hat und versucht, das zu ordnen.