Ich schreibe das als allgemeine Beobachtung, die mir bei vielen Menschen auffällt.
Ähnliches Phänomen gibt es ja auch in der Konsumwelt - ein Produkt wird nicht deswegen gekauft, weil es hochwertig ist und man es tatsächlich braucht, es wird gekauft weil es Person XY hat und von ihr angepriesen wird. Erstaunlicherweise verkaufen sich Sachen besser, wenn sie unter dem privaten Begehren eines anderen vermarktet werden.
Ja, der Drang dazu zu gehören und sich anzupassen ist stark, umso stärker, je mehr es um nahe Bekannte geht.
Was ich damit sagen will: es lebt sich angenehmer, wenn man das Private zwischen dem Öffentlichen zu trennen lernt.
Angenehmer nicht unbedingt. Ich habe mal zu den Faktoren des Glücks recherchiert und da ist die massentaugliche Formel, sich anzupassen. Ganz einfach, weil das den Stress reduziert. Man braucht ein wenig Mut, um sich abzusetzen und sich die Frage zu stellen, was man eigentlich selbst will und mag.
Ich glaube aber, wie Du scheinbar auch, dass es sich lohnt Quantität gegen Qualität zu ersetzen.
Da die Werbebranche aber nicht blöd ist, versorgt sie uns mit Artikeln, die uns oft suggerieren, damit seien wir einzigartig, mindestens aber in einer elitären Gruppe und bedient so beides: den Drang nach Individualität und nach Anpassung.
Was ich aber wirklich interessant fand, war, dass Du es als politisch ansiehst Dich nicht zu positionieren, während ich finde, dass wir überpolitisiert sind und uns gerade das zu diesen andauernden Statements verleitet, mit denen man meint, die Welt beglücken zu müssen.
Privatheit heißt für mich gerade nicht Fotos von meinem Mittagessen zu veröffentlichen und nach 7 Sekunden zu allem eine definitive Meinung zu haben, sondern die meisten Dinge für sich zu behalten und sich herauszunehmen, sich bei vielen Fragen noch keine oder mindestens keine abschließende Meinung gebildet zu haben.