AW: Globalisierung
Nun den Staat - die Politiker - und mit ihnen die Konzerne würde ich eher diejenigen nennen, die am wenigsten auch noch in naher Zukunft zur "Durchsichtigkeit" beitragen werden.
Eher umgekehrt: ist es doch in deren Interesse so viel wie nur möglich unklar zu belassen.
Salut!
Ganz so einfach ist es nicht. Man kann nicht auf der einen Seite den Einfluss des Staates, der Politik zurückdrängen (wollen), andererseits aber den fehlenden Einfluss (Durchsichtigkeit) beklagen.
Weiss jemand, ob Deutschland überhaupt Einfluss auf den Stellenabbau bei Nokia Corporation ausüben kann oder wie weit dieser evtl. reicht? Die 'Krise' bei Nokia Deutschland ist jedenfalls bereits seit 2001 bekannt.
Bei IBM z.B. wird m.W. immer in Armonk, NY, USA über
jeden Stellenzuwachs wie auch -abbau weltweit entschieden.
Bernd schrieb:
Wir reden nicht von was neuem, nur von neuer Verwendung vor neuen Wahlen
Da gebe ich Bernd Recht. Rumänien mag hier etwas neuer sein, aber das 'Phänomen' ist relativ alt. Jeder von uns hat vermutlich irgendwo noch ein Paar richtig alten Turnschuhen stehen. Ein Blick auf die Innenseite der Zunge verrät: Nike - Korea; Lecoq und Puma - Vietnam; Adidas, Asics und Etonic - China.
Die meisten IT-Produktenteile aller Anbieter kommen aus Singapur etc. etc.
Wenn man aber von Einfluss des Staates und der Politik redet, darf man die Kapitalmärkte nicht vergessen. Die richtig gefährliche Globalisierung erreicht uns nämlich gerade jetzt und gerade von dort.
Merril Lynch & Co., das angeschlagene US-Brokerkaus (2007 um 41% gefallen) hat in Temasek Holdings Ltd, der staatlichen Singapore Investment Corp. einen finanzkräftigen Helfer gefunden.
UBS, Schweizer Grossbank und weltweit der grösste Vermögensverwalter hat ebenfalls von Temasek eine Mrd.-Spritze bekommen und auch aus Saudiarabien floss schon Geld in die UBS.
Vereinigte Emirate sind mit 7,5 Mrd. $ bei Citigroup dabei etc.
Die Kapitalmärkte wurden bis vor wenigen Monaten von den Wall-Street-Häusern dominiert, jetzt könnten sie ohne die Zuwendungen ausgerechnet der Staatsfonds kaum mehr existieren. Selbst vor politischen Gegnern machen sie auf ihrer 'Betteltour' nicht Halt. So nimmt Morgan Stanley 5 Mrd. $ von der China Investment Corp. und das grösste chinesischen Brokerhaus Citric Securities investiert in Bear Stearns.
Langweilig?
Nicht, wenn man bedenkt, dass die Banken ein entscheidender Teil der Wirtschaft sind.
Als Dubai Ports Authority US-Hafenanlagen kaufen wollte, gab es eine nationale Empörung, jetzt werden US-Banken mit rotem Geld saniert, undurchschaubare Fonds undemokratischer Regierungen verschaffen sich Zugang zu US-Wirtschaft und Washington reagiert nicht bzw. sehr gelassen.
Aber es ist eine gefährliche Entwicklung und ein Interessenkonflikt, wenn die Regierungen, die den Kapitalmarkt überwachen sollen als Grossanleger aktiv werden. Zu glauben, diese wären nur an den Renditen interessiert, wäre naiv.
Ueber Jahre hinweg haben die USA als weltgrösste Volkswirtschft (aber nicht nur sie) mehr Produkte importiert als exportiert, das Defizit betrug 2006 ca. 6% der US-Wirtschaftsleistung. 6% sind aber 800 Mrd. $!
China, Singapur, Taiwan und Korea führen seit Jahren weniger ein als sie ausführen. Arabische Länder und Russland profitieren von in 5 Jahren verdreifachten Erdölpreis und renomierte Banken des Westens sehen nach dem Einbruch auf dem US-Hypomarkt ihren fiktiven Reichtum pulverisiert.
Bei einem der ältesten Spekulationsspiele, demjenigen mit dem Boden, versagte die Crème de la crème der Banken und öffnete den staatlichen Fonds aus Asien und Arabien die Tür in den Westen.
Das ist die grösste Machtverschiebung in der globalen Wirtschaft. Asiatische und arabische
Staatsfonds kaufen sich mit dem Geld des Westens im Westen ein. Bis vor Kurzem war es absolut undenkbar, dass die 'Zugpferde' und Ikonen der westlichen Finanzwelt die Hilfe von Staatsfonds beanspruchen könnten.
Weiss man, dass der Singapur Staatsfond Temasek z.B. in Indonesien beschuldigt wird, durch Beteiligung an zwei Telekom-Firmen eine marktbeherrschende Stellung ausgenützt und massiv überhöhte Gebüren kassiert zu haben, muss man sich Gedanken darüber machen, welche Interessen im Westen dahinter stecken und wie der Einfluss genutzt wird.
Diese Staatsfonds verfügen über
3 000 Mrd. $ und das ist mehr als alle Hedge-Funds und Private-Equity-Firmen zusammen! Der Wachstum dieser Staatsfonds wird auf das 3-5fache geschätzt. Wo bleibt dann der freie Marktmechanismus, müssen wir uns wahrscheinlich bald fragen.
BMW baut 8 000 Stellen vor allem in Deutschland ab, der Abbau wird aber möglichst sozialverträglich umgesetzt...