AW: Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Lieber Axl!
Ich weiß nicht, wie ich dir meine Haltung der Philosophie Hegels gegenüber beibringen soll. Ich habe es mit Sarkasmus versucht, allerdings zweifle ich daran, die beabsichtige Wirkung hervorgerufen zu haben. Mein Anti-Hegelianismus steht, wie soll ich sagen, auf festem Fundament und lässt sich nicht so leicht erschüttern, zumal ich mich in der Gemeinschaft eines, meines Erachtens nach, großen Denkers befinde - ich denke, du weißt, wen ich meine - und meine Prinzipien, nach denen ich denke, mir die Aufnahme seiner Philosophie nicht unbedingt erleichtern.
Aber, was hilft's!
Zwar bin ich dir dankbar dafür, dass du mich zu einer ernstlichen Auseinandersetzung mit seiner Philosophie ermunterst und mir auch das intellektuelle Fassungsvermögen zu diesem schwierigen Unterfangen zugestehst, dennoch beharre ich - sozusagen "wider aller Vernunft" - auf meinem Standpunkt und werde nicht müde, die Kritikpunkte dieser Philosophie, ja, der ganzen Art seines Philosophierens in alle Winde auszuposaunen. Wenn du willst, kann ich dir ganz nüchtern und objektiv auseinandersetzen, was mir an seinem System und seiner Philosophierweise missfällt, weiter oben habe ich bereits einige Punkte erwähnt, die du dir vielleicht noch einmal durchlesen solltest, um sie mir zu widerlegen - on garde, Monsieur! ;-)
Beste Grüße,
Andronikus
Ich verstehe Dich nur zu gut und kann, gerade auch deshalb, weil wir schon so gewaltige Diskussionen hatten, Deinen Gedanken nachvollziehen. Für mich ist es auch nicht sinnvoll zu sagen, dass Glas ist halb voll und Du erwiderst NEIN, es ist halb leer.....
Einerseits ist mit dem Denken die Fühlmatrix verbunden. Kant konnte dies gut unterdrücken, ich nich und Du auch nicht. Ich brauche auch niemanden zu überzeugen oder zu überreden, kann nur meine Gedanken und mein Denken darlegen. Einen Unterschied gibt es noch: Du studierst und der Studienplan, der Prof., die allgemeine philosophische Lehrmeinung usw. spielen bei Dir eine nicht unerhebliche Rolle. Ich bin ver_rückter Künstler und weiß, von den Unis hier in NRW, dass es nur wenige Prof. gibt, die Hegel überhaupt vernünftig vermitteln können. Meist nur dass, was man von der Geschichte der Philosophie her wissen muss, aber jeder professionell philosophierende lässt den Bereich der Metaphysik offen und philosophiert pragmatisch über das, was man in der Praxis irgentwie verwenden kann...
Evtl. mag es auch nur daran liegen, dass ich mit der Phänomenologie mein "Schlüsselwerk" erfahren habe. Ich war im Umbruch (persönlich/beruflich/generell) und habe nach Antworten gesucht. Aber weder bei Nietzsche noch Schopenhauer habe ich die Antworten FÜR MICH finden können.
So wie jeder Mensch ein Induviduum ist, hat jeder seine Fragen an das Leben, an sich selbst, die man in der Philosophie/Religion/Wissenschaft beantwortet bekommt oder auch nicht.
Ich denke die Diskussion fruchtet auch nur, wenn man Gemeinsamkeiten erarbeiten kann. Sich nur in Unterschieden zu definieren, entfremdet nur noch mehr. Man kann Unterschiede aufzeigen, jedoch um Gemeinsames zu finden.
Und gerade weil Schopenhauer und Hegel sich so "liebten" als Person und die Philosophie, auch ihre Anhänger - so wie Du und ich - meine ich, dass VIEL MEHR GEMEINSAMES dem Denken zugrunde liegt, als wie das bisweilen erahnen können.
>>>Es ist der Abendstern. Nein - es ist der Morgenstern.<<<
Man mein das selbe bzw. ähnliches und hat nur eine andere Begrifflichkeit dafür.
Ich hoffe Du kann mir widersprechen