AW: Für die Opfer des 9. 11. 2001
Zitat von fluuu:
[...] Am 9. November 1989 wurde das Ende der DDR eingeläutet. Ein ganzes Land ist verschwunden, zwar ohne Menschenopfer aber dafür bedeutete es der Fall und Untergang einer Weltanschauung die zwar praktisch nicht umgesetzt wurde aber einen Ausgleich in der Welt darstellte. usw...
Ach ja, es ist herzzerreißend.Die arme DDR.
Aber Kopf hoch! Ihr Geist wird weiterleben: Solange ehemalige MfS-Mitarbeiter die Menschenrechtsverletzungen in der DDR verharmlosen (wie gestern Nacht auf einem deutschen Fernsehsender), solange frustrierte Teenager sich mit schwarzen Kapuzenpullis, Sonnenbrillen und Palästinensertüchern verhüllen und unsere Innenstädte im Namen eines linken Pseudo-Antifaschismus terrorisieren und solange in Berlin ein anständiges Mauer-Gedenken vor allem von der "Linken" sabotiert wird, solange besteht noch Hoffnung, dass wir den Esprit der lustigen DDR niemals ganz verlieren.
Ich weiß, ich weiß. Das, was ich oben schreibe ist natürlich alles überzogen.
Ich möchte mich entschuldigen. Bei einer deutschen Gesellschaft, die sich zwar im Zwei-Minuten-Takt ob ihrer Nazi-Vergangenheit Asche über ihr Haupt schüttet aber bis heute die über tausend Tote an der Mauer unter den Teppich kehrt.
Und, oh ja: Es ist ein Skandal, ich merke es jetzt erst: Wie kann ich nur am Tag, an dem der Reichspogromnacht gedacht wird über die Toten der DDR schreiben?
Die Mauertoten sind ein anderes mal dran. Wenn man sich denn mal auf einen Tag einigen könnte. Und auf einen Ort.
Und so wird in Deutschland weiter fein säuberlich getrennt:
NS-Opfer und SED-Opfer. Jude und Deutscher. Wie bei Adolf auch. (Das es sich bei vielen der Ermordeten Juden im Übrigen auch um Deutsche handelte, wird dabei auch gerne vergessen.)
Vielleicht kann man sich, alternativ, auch auf das besinnen, was die Toten des Dritten Reichs, die Toten des SED-Regimes und sogar die Toten von 9/11 gemeinsam haben:
Sie alle wurden vollkommen sinnlos abgeschlachtet. Sie hätten ihr Leben genießen können, könnten heute als Freunde, Kollegen, Eltern oder Großeltern unter uns sein, wenn nicht ein paar geisteskranke Betonköpfe aus Gründen, die niemand, der klar denken kann, versteht, ihren Tod beschlossen hätten.
Natürlich ist heute der Tag, an dem der Reichspogromnacht gedacht werden soll.
Aber was bringt all das Gedenken, wenn wir Deutschen (und natürlich alle anderen auch) den Holocaust nicht als das einsortieren, was er ist:
Der erschreckenste aller Beweise dafür, was Menschen ihren Nachbarn, Kollegen und Freunden antun können, wenn sie nur jemanden haben, der ihnen die passende Ideologie dazu liefert.
Aber ist das der Fall? Oder ist der 9.11. einfach nur ein Tag der Pflichtbetroffenheit, an dem alljährlich ein Tradition gewordenes deutsches Sühneritual abgehalten wird, ohne Sinn und Verstand?
Es wäre eine Chance für Deutschland, in dem 9.11. einen Tag zu sehen, der uns daran erinnert, dass wir dafür verantwortlich sind, dass die Menschlichkeit über die Ideologie triumphiert, damit künftige Massaker an unseren Mitmenschen verhindert werden.
Die Symbolik dieses Tages wir erst so richtig sichtbar, denke ich, wenn man von diesen Punkt der Menschlichkeit ausgeht. Ihr Versagen oder ihr Erfolg liegt an uns. In der deutschen Geschichte war beides möglich, und beides wurde an einem 9.11. sichtbar.
In diesem Sinne einen besinnlichen 9.11.
MfG,
Sunnyboy