Frischling
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Zitat von Frischling: ↑Ansonsten ist nach meiner Meinung klar, dass Religionen wie das Judentum, das Christentum und der Islam, die in ihren „Heiligen Büchern“ einen absolut giftigen Feind der Religionsfreiheit behaupten, nicht die Basis für ein tolerantes Miteinander aller Menschen sein kann.
Das Problem dieser Schriften - und ihre Stärke - besteht darin, dass sie sich selbst laufend widersprechen und dass sie vielseitig interpretierbar sind.
Deshalb bezeichne ich die Bibel, aber auch den Tanach und den Koran, oft als „Buch der Widersprüche und Universalausreden, in dem man für Vieles sowohl ein Pro als auch ein Kontra finden kann ;-)
Es ist leicht, einen einzigen Satz oder auch einen Absatz zu zitieren, ihn aus dem Zusammenhang zu reissen und daraus ein Dogma zu machen.
Wenn ich etwa Bibelaussagen als völlig ungeeignet für ein friedliches Miteinander aller Menschen kritisier, zitiere ich diese Bibelstelle. Etwa, dass laut diese Bibelstelle:
„Jedoch von den Städten dieser Völker, die der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat. Sondern du sollst an ihnen unbedingt den Bann vollstrecken: an den Hetitern und an den Amoritern, den Kanaanitern und den Perisitern, den Hewitern und den Jebusitern, wie der HERR, dein Gott, dir befohlen hat, damit sie euch nicht lehren, nach all ihren Greueln zu tun, die sie ihren Göttern getan haben, und ihr so gegen den HERRN, euren Gott, sündigt.“ (5. Mos. 20, 16-18)
….das totale Abschlachten auch aller Säuglinge und Kinder von 6 Völkern, um die wohlhabenden Länder deren Eltern rauben und deren Religion zu 100% auszulöschen, als gottgefälliges Handeln behauptet wird. Für mich wären das, falls diese erfundenen Eroberungsgeschichten des „Heiligen Landes“ denn stimmen würde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen.
Kommt hier für Dich nicht die Gott nach meiner Meinung mit Berechnung unterstellte absolute Feindschaft gegen die Religionsfreiheit zu Ausdruck? Ich nannte Dir schon andere Belege dafür, aber darauf eingegangen bist Du auf keine. Warum?
... und selbst die Probleme von Übersetzungen werden oft unzureichend, ja falsch dargestellt. Halbgebildete Zeitgenossen reden von "falschen" oder gar "gefälschten" Übersetzungen, aber das ist überhaupt nicht der Punkt.
Für die Bibel gibt es mindestens sechs verschiedene Systeme der Übersetzung.
Diese Problematik ist sicher für bestimmte Theologen interessant. Für die „einfachen“ Gläubigen, die von der von Dir angesprochenen Problematik nichts wissen, ist einzig das, was im JETZT in der Bibel steht, das, was Wirkung im Denken von Menschen erlangen kann.
Der Islam, der noch mehr am Text allein klebt als das Christentum, hat eigene Systeme der "Schrifttreue" entwickelt.
Kannst Du das näher begründen? Ich weiß nicht, ob islamische Religionsmacher so unverschämt wie die Macher des Katechismus der kK vorlügen, dass die Schriften “sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Art 107, siehe http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_PV.HTM)
Tatsächlich hat auch der Koran eine durchwachsene Entstehungsgeschichte gehabt. Und zieht man historische und archäologische Belege hinzu, dann wird aus dem Frühislam eine christliche Sekte, aus dem Koran eine Art Erbauungsbuch, das über Jahrhunderte entstand und Mohammed hat es als historische Person so nie gegeben.
Aber wer das behauptet, ob Muslim oder nicht, ist bekanntlich ein Todeskandidat und deshalb konnten die westlichen Orientalisten, die das behaupten (und belegen) das auch nur unter Pseudonym tun.
Der frühe Islam hatte seine Wurzeln im Judentum und Christentum. Auch deren „Heilige Bücher“ wurden nicht direkt nach den darin geschilderten Ereignissen niedergeschrieben, wie Du weißt. Dass es Mohammed nie gegeben hat, darf glauben, wer will – ich tue das nicht. Ich habe auch keine Angst, auch den Koran als von berechnenden Machtmenschen konstruiertes Buch der Widersprüche und Universalausreden zu bezeichnen.
Zitat von Frischling: ↑„Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel“ (Matth. 5, 17-19)
Tja ... nur sagt er uns leider nicht, welche Gebote. Meint er nur die 10 Gebote? Oder alles, was in der Bibel gefordert wird?
So wie ich Matth. 5, 17-19 sinngemäß verstehe, meinte Jesus alle Gesetze und alle Gebote, die Gott den Propheten gegeben haben soll. Also besonders die, die in der Thora stehen, die der Gesetzgeber-Mose verkündet haben soll und das sollen nicht nur die „Zehn Gebote“ gewesen sein. Wieso zweifelst Du daran?
Gemeint sind also auch die Gesetze, die das Töten der Menschen fordern, die am Sabbat gearbeitet oder anderen Göttern gedient haben oder homosexuell sind oder Ehebruch begangen haben, denn keines dieser Gesetze hat Jesus als falsch bezeichnet! Diese Gesetze mögen bei ihrer Entstehung einen gewissen Sinn gehabt haben, heute sind sie voller Unmenschlichkeit.
Zitat von Frischling: ↑Richtig, aber die Weltreligionen werden nach meiner Meinung mit der Zeit zumindest in ihrer jetzigen Ausprägung mehr und mehr verschwinden, weil viele ihrer Aussagen für immer mehr Menschen nicht mehr glaubhaft sind. Aber belassen wir den Menschen, die sie brauchen, ihre Heiligen, wenn sie nicht erkennen können, wie unheilig es ist, einen Menschen als Heiligen Vater zu verherrlichen ;-)
Das halte ich für eher unwahrscheinlich, wobei es natürlich darauf ankommt, was man unter "mit der Zeit" verstehen will. Solange es noch immer Ungleichheit, Armut, Bildungsferne und Unfreiheit gibt, solange werden die Weltreligionen Bestand haben, sogar Zulauf. Und Fanatiker werden leichtes Spiel haben.
Wenn Du eine Zeitvorstellung haben willst: vor einem Jahrhundert waren fast alle Deutsche Christen, heute sind es weniger als 50 %. ;-)
Beim Koran etwa wird es leider länger dauern, bis die Schäfchen erkennen, dass er vor Allem als Angsterzeugungs-Instrument mittels angedrohten Höllenstrafen konstruiert wurde. Aber in ihm stehen nicht so unrealistische Forderungen, wie das Lieben der Feinde (Matth. 5, 43-44) oder das Teilen allen Besitzes mit den Armen (Luk. 12, 32-34) oder den gewaltsamen Unterdrückern zu geben, was diese abpressen wollen (Matth. 22, 18-21).
Was hältst Du denn von solchen Forderungen, die von fast allen Christen verhöhnt werden und dadurch m.E. die Wurzeln sind für die enorme Scheinheiligkeit der Christlichen Gesellschaft?