• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

faschistische Schwärmer

AW: faschistische Schwärmer

wieso sind die Franzosen (Napoleon) bis nach Rußland marschiert?
waren die französischen Bürger damals aggressiv?
Die sich freiwillig für den Russlandfeldzug meldeten, ja. Ebenso die freiwilligen deutschen und österreichischen (man könnte die Reihenfolge auch umdrehen) Soldaten vor dem Zweiten Weltkrieg. Drittens noch all die, die heute noch für Angriffskriege sind.

Liebe Grüße

Zeili
 
Werbung:
AW: faschistische Schwärmer

Hallo Zeilinger,

eine Stufe höher
war meine Frage gedacht
(Deine Antwort ist natürlich richtig
und dabei äußerst besonnenen)

es ist bekannt,
daß eine Regierung,
welche die soziale Lage der Bevölkerung verschärft,
dadurch mehr Unruhe in Form vonVerbrechen erzeugt,
was dann häufig von den Regierenden als nachträgliche Legitimation für ihre asoziale Politik heranziehen

im Falle von Preussen
müsste diese asoziale Impfung
aber einen langanhaltenden Effekt gehabt haben
(es gab kurz vor dem Dritten Reich
Berlin als hochmoderne Metropole,
und die Weimarer Republik
dazu zu Beginn des 20. Jahrhunderts
eine Vielfalt an Strömungen, darunter auch Nazis)

die asozial geimpften Deutschen müssten mit all dem nichts anzufangen gewusst haben
(warum sollte ein Weltstädter, ein Demokrat, die meisten Schwärmer
sich insgeheim asoziales Verhalten gegenüber In-und Ausländern gewünscht haben?)
 
AW: faschistische Schwärmer

^v^
scilla schrieb:
die asozial geimpften Deutschen müssten mit all dem nichts anzufangen gewusst haben
(warum sollte ein Weltstädter, ein Demokrat, die meisten Schwärmer
sich insgeheim asoziales Verhalten gegenüber In-und Ausländern gewünscht haben?)

Liebe scilla,
dein Ansatz erklärt den Faschismus als eine Art ästhetisches Fänomen,
will dabei aber dessen Ursachen und Ursprünge nicht erfassen.
Die liegen nämlich in der Psyche seiner Propaganden und Mitläufer.

Vielleicht kennst Du Wilhelm Reichs 'Massen-Psychologie des Faschismus'.
Reich beschreibt den Faschismus als die kollektive Freisetzung des
Aggressions-Potenzials des autoritär sozialisierten Kleinbürgers.
Dieser richtet seine Wut nicht gegen den Unterdrücker,
dh gegen seine Zuchtmeister und die gesellschaftlichen Zwänge,
sondern gegen sich Selbst (Schuldgefühle) und/oder kompensatorischerweise gegen
ausgrenzbare Hassobjekte wie 'Juden', 'Bolschewisten', 'Intellelle', 'Homos', 'Ausländer' ...
Der autoritäre Charakter des dt Kleinbürgers, der nicht mehr spontan spürt und handelt,
sondern reaktiv seine Traumata u Phobien bedient, entsteht eben als ein Produkt
der genuin preussisch-deutschen autoritären Kinds-Misshandlung.
Kinder, welche kaum Anerkennung und liebende Freundlichkeit erfahren,
sondern vorwiegend Straf- und Angstbedrohungen, verkümmern eben
zu den obigen Gemütskrüppeln, welche nur die Bekämpfungs-
und Unterwerfungsschiene kennen.
Solche Menschen passten genau in Hs System, denn er selbst repräsentierte
eben jenen sado-maso-autoritären Charakter in Reinform. Gerade deswegen
fand er so leicht Zugang zu den Psychen der Deutschmenschen,
die in ihm den großen Rächer suchten.

Diskurscillisch
D
 
AW: faschistische Schwärmer

dein Ansatz erklärt den Faschismus als eine Art ästhetisches Fänomen,
will dabei aber dessen Ursachen und Ursprünge nicht erfassen.
Die liegen nämlich in der Psyche seiner Propaganden und Mitläufer.

die Nazis sind einer der Splitter,
die es bereits um die Jahrhundertwende gab
und die es von der Subkultur zur Hauptkultur geschafft haben

das hat nix mit Psyche zu tun
und ist heute nicht anders
(man denke an die Jugendmoden,
die in kürzester Zeit den Mainstream bestimmen)

dieser Splitter war wohl in der romantischen Ecke angesiedelt
(die Beschäftigung mit den kulturellen Errungenschaften legte ein deutsches Volk frei,
welches politisch umgesetzt werden sollte)

bisher total harmlos
(ich erinnere an Ernst Reuters VOLKS-Rede am 9. September 1948 vor dem Reichstag)

jetzt kommt aber das männerbündische Element ins Spiel
VERSION 1:
paar Leute aus der romantischen Ecke haben zum Spass
eine esoterische Abteilung gegründet,
zu der nur gehören darf,
wer eine Treue-Eid schwört,
mit der Flagge durch den Wald rennt und Volkslieder singt
(oder so ähnlich)
VERSION 2:
kranke Esoteriker haben die Chance genutzt,
unter dem Deckmantel der Romantik
eine Art Sekte aufgebaut,
zu der Militärs gestoßen sind

die breite Bevölkerung hat von dem Männerbund keine Ahnung
(ist heute in der Politik nicht anders)
und wählt die Vertreter des 'Volkes'
(zusätzlich geblendet durch die Wirtschaftskrise
und das OK der Industrie)

jetzt gehts ab ...
als die ersten Romantiker Piep sagen wollen,
beginnt der Zweite Weltkrieg

wer die Regierung in Frage stellt,
ist ein Volksverräter

der Krieg hat seine eigenen Gesetze
wird immer brutaler
Heil Hitler, Heil Du ihn

der Kampf ums Überleben
und dann war es vorbei

... gänzlich unästhetisch

das, was wir heute als typische faschistische Ästhetik bezeichnen,
ist unter Umständen gar nicht böse,
nicht einmal faschistisch

der faschistische Kern ist der Glaube an die Involution,
daher der Treueschwur, daher der Männerbund,
daher die Bekämpfung der vermeintlichen Feinde des deutschen Volkes
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: faschistische Schwärmer

`°´
scilla schrieb:
die Nazis sind einer der Splitter,
die es bereits um die Jahrhundertwende gab
und die es von der Subkultur zur Hauptkultur geschafft haben

Ok, lasst uns Deine Betrachtungsweise eine idealistische nennen.

das hat nix mit Psyche zu tun
und ist heute nicht anders
(man denke an die Jugendmoden,
die in kürzester Zeit den Mainstream bestimmen)

Was die Psyche angeht, sollten wir etwas weiter ausholen, aber mit
ein bisschen Mode lässt sich der deutsche Faschimus nicht erklären,
denn er entstammt kongreten geschichtlichen und sozialen Verhältnissen.
Seine Dekoration und seinen ästhetischen Überbau, übernahm der Hitlerismus
von diversen national-völkisch-bündischen Strömungen der Jahrhundertwende:
Heilsversprechungen von künftiger Größe, neben Unterwerfungsforderungen
an den Einzelnen für diesen Schwur.
Doch was die Radikalität der Mittel anging, überrragte der deutsche
Faschismus alle anderen Faschismen, Italien, Spanien, Rumänien, , ,
Der Vergleich zwischen dem Regime Mussolinis und dem Hitlers zeigt,
das der Hitlerismus nur in Deutschland ausbrechen konnte. Denn was
den Faktor Psyche angeht, brauchen wir nur den Umgang der
Italiener mit ihrem Nachwuchs betrachten und daneben
die deutsch-preussischen Erziehungsmethoden.

jetzt kommt aber das männerbündische Element ins Spiel . . . die breite Bevölkerung hat von dem Männerbund keine Ahnung

Die Männerbündischkeit trug freilich militärische Züge,
denn wohin sonst mit der Aggressivität?
Das wirkliche Ziel des Hitlerismus ging nicht auf die Erfüllung
faschistischer Ideale, nämlich völkische Stärke zum Selbsterhalt,
sondern diente einzig der eigenen Vergrößerung durch Raubkrieg.
Aus deutschen Bürgern sollten nazionalisdicke Raubmenschen
geschmiedet werden.

Was als Männerbündischkeit geahnt wurde, haben die Göbbls
den Deutschen als 'Herrenmenschentum' eingebläut und damit
deren latenten Minderwertigkeitskomplex gepäppelt,
höchst erfolgreich, seis beklagt. . .


jetzt gehts ab ...als die ersten Romantiker Piep sagen wollen,
beginnt der Zweite Weltkrieg

Da sind wir einer Meinung, Faschismus bedeutet Rüchgriff
auf vorzeitliche Gewaltbeziehungen zwischen den Menschen:
Faustrecht und Gesetz des Dschungels.
Der 'Starke' zerstört den 'Schwachen'.

der Kampf ums Überleben

darin liegt die fundamentale Lüge der Hitleristen
und das schaurige Scheitern des deutschen Faschismus.

d . .
D
 
AW: faschistische Schwärmer

das mit der Psyche möchte ich nicht auschließen,
ich bin da aber eher skeptisch

1) ohne Wirtschaftskrise wäre Hitler nicht gewählt worden
2) das VOLK als politisches Schlagwort machte es schwierig,
Distanz gegenüber den Nationalisten zu wahren

inwiefern der Versailler Vertrag (1. Weltkrieg)
damals noch als ungerecht empfunden wurde,
weiss ich nicht​

der Kampf ums Überleben

klar,
das ist natürlich doppeldeutig

einerseits faschistische Propaganda
andererseits
(und so habe ich das gemeint)
die Schrecken des 2. Weltkrieges aus deutscher Sicht
(man denke an die Massenvergewaltigungen durch Soldaten der russischen Armee)
 
AW: faschistische Schwärmer

scilla schrieb:
ohne Wirtschaftskrise wäre Hitler nicht gewählt worden
keine Frage,
bei normalem Gang der Ereignisse,
hätts keine Hitlerei nicht gegeben.
Erst verschärfte Spannungen wie die Weltwirtschaftskrise
schufen die Vorraussetzungen für die Hitlerei.
Dieses deutsche Psychoschema des 'autoritären Charakters'
rührt aus einer frühkindlichen Traumatisierung,
welche als Schuldgefühl zutage tritt.
Schuldkomplexe, wie vornehmlich bei Deutschen
werden wir bei anderen faschistischen Regimes
nicht in diesem Ausmaß finden.
In Zeiten der Normalität nützten jene Schuldgefühle
den gutdeutschen Eigenschaften als Antriebskräfte:
Diszipliniertheit, Leistungsethos, Prinzipienfestigkeit.
In den Zeiten der Krise jedoch wirkten diese Kräfte
aggressivisch mit wachsender Gewaltbereitschaft.
Bei geeigneten Bedingungen brach dieser Wutsprengsatz los.
Das passende Überich (Führerprinzip) schickte den
Schuldkomplexträger auf seine desaströse Reise.

D
 
AW: faschistische Schwärmer

ich verbinde zwei Eigenschaften mit der deutschen Mentalität

einmal STRAMM-STEHERTUM
(um so die Karriereleiter nach oben zu fallen)

einmal GRÜNDLICHKEIT

wenn ich jetzt diese Eigenschaften auf die Nationalsozialisten übertrage,
dann ergibt das pflichtbewusste Soldaten, Hitlerjungs-/Mädels ...

ich könnte diese Eigenschaften aber auch auf die politischen Gegner der Nationalsozialisten übertragen
und dann bekomme ich den aufrechten Christen, den überzeugten Kommunisten ...

wenn die deutsche Mentalität ausschlaggebend für den Faschismus gewesen sein soll,
dann hätte es einen ebenso brutalen Widerstand geben müssen
(und davon ist mir nichts bekannt)

die deutsche Bevölkerung muss also eingelullt gewesen sein
und das deutet doch eher auf die Idee eines deutschen Volkes hin,
welche mit den Nazis gleichgesetzt wurde
 
AW: faschistische Schwärmer

Wir Ösis haben auch so eine Eigenschaft, die "offen" ist für Faschismus (oder Führeranfälligkeit, auch in heutigen Zeiten):
Autoritätsgläubigkeit!
 
Werbung:
AW: faschistische Schwärmer

°#°
scilla schrieb:
einmal STRAMM-STEHERTUM
(um so die Karriereleiter nach oben zu fallen)

einmal GRÜNDLICHKEIT

wenn ich jetzt diese Eigenschaften auf die Nationalsozialisten übertrage,
dann ergibt das pflichtbewusste Soldaten, Hitlerjungs-/Mädels ...

ich könnte diese Eigenschaften aber auch auf die politischen Gegner der Nationalsozialisten übertragen
und dann bekomme ich den aufrechten Christen, den überzeugten Kommunisten .

Diese Kräfte und Prinzipien gabs natürlich bei den meisten Deutschen,
also auch den Nazigegnern. Doch werden diese Werte Streng, Tüchtig,
Gründlich, als Befehlsbefolgungen durchgeführt. Sie orientieren sich also
an der Obrigkeit. Da aber diese Obrigkeit Hitler war, wurden SEINE
Befehlungen von den Massen willfährig befolgt
und die Rebellen hatten keine Chance. . .

die deutsche Bevölkerung muss also eingelullt gewesen sein
und das deutet doch eher auf die Idee eines deutschen Volkes hin,
welche mit den Nazis gleichgesetzt wurde

Na ja in einem lulligen Zustand befanden sich diese Obrigkeitsdeutschen
ganz besonders in Krisenzeiten ohne klare Identität.
Mit hitler und seinen Befehlen änderte sich Alles.


Andreas61 schrieb:
Wir Ösis haben auch so eine Eigenschaft, die "offen" ist für Faschismus (oder Führeranfälligkeit, auch in heutigen Zeiten):
Autoritätsgläubigkeit!

Interessant, das Du diese Obrigkeitshinfälligkeit
auch bei den Östereichern findest. Aber ein hitler in Österreich
hätte sicher nicht soviel Fanatismus hervorrufen können wie in DR.
Ich glaub, die Österreicherr sind da halt gemütlicher
und misstrauisch gegen Fremdsteuerung.

diskurwärtig
D
 
Zurück
Oben