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Eva Herman

Eine etwas andere Meinung

Meinungsfreiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden

Ich frage mich oft und jetzt auch euch: Muss man Deutsche/-r oder OesterreicherIn sein, um diesen Umgang mit der Geschichte des Dritten Reiches zu verstehen?

Tausendmal könnte man begründet versichern, wie sehr man die Gräueltaten des Naziregimes, der Diktatur des Dritten Reiches, Hitler, die NSDAP... verabscheut und verachtet, aber sobald man nur ganz leise dazu sagt: Es kann doch nicht alles nur grausam gewesen sein... schon ist man ein Brauner, Frau Braunmann... schon steckt dahinter eine gefährliche Ideologie. Ist das nicht ebenfalls gefährlich?

Jedes Land hat irgendwo eine dunkle Vergangenheit, in der unsagliche Grausamkeiten geschahen (das ist kein Vergleich, kein Aufwägen!), aber nirgends läuten die Glocken dermassen schrill und anhaltend, wenn auch nur am Rande oder aus Dummheit, Naivität usw. oder sogar nur vermutet, diese Vergangenheit nicht ganz schwarz erwähnt wird wie in D oder A.

Nichts auf der Welt ist nur schwarz oder weiss. Nichts auf der Welt ist nur gut oder schlecht. Erst die Einteilung Schwarz vs. Weiss schafft Konflikte.
Wie oft habe ich hier diese drei Sätze schon gelesen, ich weiss es nicht, es war häufig der Fall.
Nur die Zeit des Dritten Reiches, die ist schwarz und wehe, wenn...
Aber so ein Vergleich des US Präsidenten mit Hitler, ja der ist eindeutig, der darf sein, der ist akzeptabel und salonfähig. (Ich bin nicht im Allergeringsten Bush-freundlich, aber sind solche Vergleiche nicht genauso dumm wie die Aussagen einer Frau Herman, die ich nicht kenne?)

Hat sich jemand im Auto-verrückten Land Deutschland (Tschuldigung) schon überlegt, wie z.B. der Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie und Herr Ferdinand Porsche ins Bild passen? Haben es sich die Fahrer des "Vor-Käfers" und des "Käfers" überlegt? Oder die Arbeiter und Angestellte in den Werken? Oder waren diese nur froh, Arbeit und was zu essen zu haben? War das schlecht? Ja? Dann sollte man vielleicht den VW-Käfer verbieten oder wenigstens den Namen...
Streng genommen sollte man vielleicht auch überlegen, auf eine andere Sprache umzusteigen, denn Deutsch war auch Hitlers Sprache und auch die der Nazis sonst.
Na ja, das war jetzt zu hart, nicht wahr?

Aber eine andere Frage: Macht euch eigentlich die Frau Herman Angst? Oder Erzbischof, Kardinal Meisner?
Anderswo hätte man sich an den Kopf gefasst...ob der Dummheit und vielleicht hätte sich der Arbeitgeber auch von Frau Herman getrennt... und es wäre in der Gesellschaftsspalte erwähnt worden.
Die "entartete Kunst" eines Kardinals hätte man vermutlich mit seinem (göttlichen) Auftrag, seinem Kunstverständnis oder "gar" vatikanischem Diktat (schliesslich promovierte er an der päpstlichen Universität in Rom) kommentiert und ihm höchstens noch Unsensibilität vorgeworfen.
Mir machen die Dauerempörten, die das Geschichtsbild simplifiziert schwarz-weiss diktieren mehr Angst als die zwei jetzt durch Medien und Foren Gejagten.
Vielleicht, weil ich keine Deutsche oder Oesterreicherin bin.

Aber kann man die Meinungsfreiheit der Demokratie mit Anprangung und Verbot derselben schützen und verteidigen?
Kann man bei der politischen Ueberkorrektheit jemals die Geschichte einigermassen objektiv aufarbeiten?

Zig-fach lauern die Journalisten bei Interviews u.ä. auf "nazifreundliche" Aussagen, zig-fach lauern auch die Berufs- und Dauerempörten... und auf der anderen Seite sitzen Stasis hochangesehen in den Aemtern.

Tschuldigung, aber ich verstehe es nicht...bei allem Verständnis für die Betroffenen, bei allem Mitgefühl für die Opfer.
Die genormte schwarz-weiss Meinung, diese Hatz auf jeden, der nur etwas dümmlich oder naiv den Mund aufmacht... ist das nicht auch schrecklich gefährlich?

Wäre es nicht sinnvoller, z.B. die Aussagen einer Frau Herman zum Anlass nehmen, die Situation der Mütter in der heutigen Gesellschaft zu hinterfragen?

Als ob alles palletti wäre, wenn Mutti putzt, Apfelkuchen backt und die Fresse hält!

Nein! Das ist nicht paletti, aber anders herum funktioniert es eben auch nicht viel besser wie hier schon öfters zu lesen war!
Abgesehen davon, Lorenor Zorro, die Frauen lassen sich den Mund schon lange nicht mehr verbieten.

PS: Ueber die mediale Hinrichtung eines österreichischen Politikers gibt es hier in der selben Spalte einen lesenswerten Thread "Voltaire kontra Political Correctness Diktat" und ich bedauere nach wie vor, dass Neugier nicht mehr "unter uns" ist. (Neugierchen, dir widme ich meinen Beitrag, ich vermisse dich!)
 
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AW: Eva Herman

hallo, celine!

super beitrag, mal so richtig emotional eine herzensangelegenheit zur sprache gebracht!:sekt:

ahistorismus ist genausoschlimm wie apräsensismus!
 
AW: Eva Herman

Die Meinungsfreiheit funktioniert doch! Frau Herman sagt, was ihr passt und jeder sagt wie er es findet, was Frau Herman sagt. Die einen findens toll, die anderen beschissen und jeder teilt sich mit. Also wo ist das Problem?

Reicht es nicht, die jetzige Situation in Deutschland einigermaßen gut zu finden? Ich bin froh in Deutschland zu leben. Ich habe keine Schuldgefühle oder Scham und empfinde keinen Rechtfertigungsdrang bezüglich der deutschen Vergangenheit.

Die meisten haben ja was draus gelernt und Dauerempörung bringt jetzt auch nichts mehr. Da gebe ich euch recht. Aber was grauenhaft war bleibt grauenhaft auch wenn das Thema noch so durchgenudelt und oft pseudobetroffen diskutiert wird. Es ist indiskutabel und unnötig aus lauter Frust dem dritten Reich und seiner Politik positive Seiten abzwingen zu wollen.

Und wozu auch?


Ergebenst
LZ
 
AW: Eva Herman

"Abgesehen davon, Lorenor Zorro, die Frauen lassen sich den Mund schon lange nicht mehr verbieten."

Und das bedauert niemand mehr als ich ; )

Aber hier gehts ja um Eva Herman und deshalb habe ich mich auf ein Eva Herman Zitat bezogen:„Frauen sollten öfter einfach mal den Mund halten. Warum müssen wir immer alles mitbestimmen?“

Nachzulesen hier (inklusive der Hermanschen Apfelkuchenweltverbesserungstheorie): http://www.focus.de/panorama/boulevard/eva-herman_aid_114772.html
 
AW: Eine etwas andere Meinung

Liebe Céline,

Frau Herman würde sich über dein Plädoyer für Meinungsfreiheit sicher sehr freuen, auch wenn sie vielleicht nicht weiss, dass der Ausspruch "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" von der Altkommunistin Rosa Luxemburg stammt.

nirgends läuten die Glocken dermassen schrill und anhaltend, wenn ... diese Vergangenheit nicht ganz schwarz erwähnt wird, wie in D oder A.

Und das ist auch gut so, Céline!
Es ist gut, dass man in D und A (endlich!) eine Sensibilität des Umgangs mit der Nazi-Vergangenheit entwickelt hat. Hätten es die anderen Länder etwa lieber, wenn man in D oder A verharmlosende Äusserungen zum Naziregime mit Stillschweigen übergeht?

Muss man Deutsche/-r oder OesterreicherIn sein, um diesen Umgang mit der Geschichte des Dritten Reiches zu verstehen?

Ja, so glaube ich.

Hat sich jemand im Auto-verrückten Land Deutschland (Tschuldigung) schon überlegt, wie z.B. der Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie und Herr Ferdinand Porsche ins Bild passen?

Bei der Auseinandersetzung mit dem Naziregime geht es doch wohl in erster Linie um dessen Gesellschaftspolitik und nicht um technische Entwicklungen. Obwohl sich die Nazis natürlich auch technische Neuerungen dienstbar gemacht haben, um ihre nach Innen und Aussen aggressive Politik durchzusetzen.

Streng genommen sollte man vielleicht auch überlegen, auf eine andere Sprache umzusteigen, denn Deutsch war auch Hitlers Sprache und auch die der Nazis sonst.
Na ja, das war jetzt zu hart, nicht wahr?

Zumindest war es sehr oberflächlich, Céline. Selbst der Rote Diktator Stalin sagte einmal: "Die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk bleibt."

Mir machen die Dauerempörten, die das Geschichtsbild simplifiziert schwarz-weiss diktieren, mehr Angst als die zwei jetzt durch Medien und Foren Gejagten.

Wo hast du nur diesen unsäglich dummen Begriff "Dauerempörte" her, Céline? Du willst doch sicherlich auch nicht, dass die Empörung über die Naziverbrechen in Vergessenheit gerät? Das nämlich würde mir Angst machen!

Was die "zwei jetzt durch Medien und Foren Gejagten" betrifft, so meine ich, dass jeder, der in der Öffentlichkeit steht, die Verantwortung für seine Aussagen zu übernehmen hat.

Kann man bei der politischen Ueberkorrektheit jemals die Geschichte einigermassen objektiv aufarbeiten?

Die "politische Ueberkorrektheit" ist ein Resultat der (hoffentlich anhaltenden) Sensibilität gegenüber den Verbrechen der Nazis.

diese Hatz auf jeden, der nur etwas dümmlich oder naiv den Mund aufmacht... ist das nicht auch schrecklich gefährlich?

Wer sich in der Öffentlichkeit dümmlich und naiv äussert, ist selbst schuld. Er sollte dann lieber am Stammtisch argumentieren!

Wäre es nicht sinnvoller, z.B. die Aussagen einer Frau Herman zum Anlass nehmen, die Situation der Mütter in der heutigen Gesellschaft zu hinterfragen?

Hier stimme ich dir zu.

Gruss
Hartmut
 
AW: Eine etwas andere Meinung

Lieber Hartmut

Danke schön für die Beantwortung doch wenigstens einiger Fragen.

Ob sich Frau Herman freuen würde, ist mir aber ehrlich gesagt, so ziemlich egal. Ich hege für sie absolut keine Sympathien, wie bereits gesagt, ich kenne sie ja gar nicht.

Was die anderen Länder lieber hätten, stand hier m.W. nicht zur Diskussion und auch vom Stillschweigen sagte ich keinen Ton bzw. Buchstaben. Vielleicht liegt es aber daran, dass du "nur manchmal und nur einigen meiner bizzaren Gedankengänge und Assoziationen folgen kannst" ;), sonst wüsstest du nämlich aus einer Menge meiner anderen Beiträge, dass ich keineswegs für Stillschweigen über die Nazibestialitäten plädiere. Diese Unterstellung ist echt hart. Nur die medialen Mordanschläge und die Dauerempörung ob jeder nicht zum voraus bewilligten Formulierung, die stossen mir auf.

Aber bitte, ich wiederhole es gerne in einem vielleicht allgemein verständlichen Satz: Die Naziverbrechen sollen nie vergessen werden, über sie soll gesprochen werden, da ist jede Empörung gewollt und notwendig.
Ich differenziere aber (siehe vorhergehender Absatz) nur ein bisschen mehr, wenn du erlaubst.

Die Verantwortung für unsere Taten und auch unsere Aussagen müssen/sollten wir alle tragen, Hartmut - ich nehme meine jedenfalls nicht nur oberflächlich wahr.
Aber nicht jeder verliert gleich den Job, nicht bei jedem wird der Rücktritt gefordert, manche werden sogar hofiert und in Aemter gehoben...


Bei der Auseinandersetzung mit dem Naziregime geht es doch wohl in erster Linie um dessen Gesellschaftspolitik und nicht um technische Entwicklungen. Obwohl sich die Nazis natürlich auch technische Neuerungen dienstbar gemacht haben, um ihre nach Innen und Aussen aggressive Politik durchzusetzen.

Die Welt ist also doch nur weiss oder schwarz, nicht wahr?

Nicht in erster Linie ging es mir um technische Entwicklungen (stand das irgendwo?), aber wenn es darum ging, z.B. den österreichischen Politiker "zu hängen", weil er sagte, das kaum wirklich alles nur schlecht gewesen sein konnte... hätte man solche "Sachen" nicht berücksichtigen müssen? Ich bin der Meinung, man hätte!, denn diese technische Entwicklungen ernährten damals die Deutschen u.a. mit. Ich sagte doch bloss, man müsse sich das auch so überlegen.

Das Paradoxon, lieber Hartmut, ist (um es in meiner Sprache der bizarren Bilder auszudrücken), wenn ein Eishockeyspiel wegen Glatteis abgesagt wird...
...ein anderes aber nicht.

Sozialismus und Kommunismus sind ja bei dir auch nicht nur schwarz, nicht wahr? Weil die Idee gut ist? Weil in der DDR (und den übrigen Ländern des Blocks) nicht alles schlecht war? Dieser Meinung bin ich auch.
Aber es war nicht in erster Linie alles gut. Und das Regime forderte Leben.
Zusammengezählt kaum so viele Opfer, nicht auf so bestialische Art und Weise, aber es wurde gefoltert, denunziert, diffamiert, korrumpiert, "erzogen"...und gestorben.

Es geht auch hier um die Gesellschaftspolitik und nicht in erster Linie um die technischen Entwicklungen (die es durchaus gab!) und die sich auch die Kommunisten "dienstbar gemacht haben". Allerdings, und das ist wohl der kleine Unterschied... zum Wohle des Volkes *böselach*.

Tja, Hartmut, ich habe jetzt verstanden, was erlaubt ist und was nicht.
Dass es aber nicht auch gefährlich werden könnte, das konntest du mir nicht ausreden.

Wäre es nicht sinnvoller, z.B. die Aussagen einer Frau Herman zum Anlass nehmen, die Situation der Mütter in der heutigen Gesellschaft zu hinterfragen?


Hartmut schrieb:
Hier stimme ich dir zu.

Fein. Dann macht doch, bitte. Mir ist es zu tiefgründig *loool*.
Ich bleibe beim Kochen und Klappe halten.

Liebe Grüsse, :kuss1: +:winken3:
C.


PS: À propos Kochen: Wenn du wieder mal nach Colmar kommst, lieber Hartmut, besuche doch das Grand Hôtel Bristol, es ist gleich an der Ecke vis-à-vis vom Bahnhof. (Ich habe sogar mal ein Foto von dem schönen Haus gemacht, aber habe keine Lust mehr, irgendwelche Bilder hier zu zeigen und es wäre eh arg OT *lol*.) Es kocht dort im "Rendez-vous de Chasse" eine Deutsche hervorragend (das ist nicht nur meine Meinung), die noch feinere elsässische Küche (auch Backoeffe *lol*) und wir lieben diese Frau...das nur am Rande. Allerdings wirst du sie erst voraussichtlich im Januar wieder in der Küche antreffen, sie erwartet nämlich gerade ihr erstes Baby. Ich gebe zu, ich bewundere diese Deutsche (Michaela ist ihr Name) ein bisschen. Sie sagte nie "ein Eishockeyspiel wegen Glatteis ab", obwohl sie es in der Männerwelt der französischen Küche anfangs verdammt schwer hatte und oft am Verzweifeln war.
 
AW: Eva Herman

@Céline

Komm mal weg von der Sicht, dass Eva Hermann nur entlassen wurde, weil sie die NS-Politik ansprach. Sieh dir stattdessen doch die NS-Ideale einer Familie an, die Eva Hermann in allen Maßen so anpreist.
Dann kommt man doch zwangsläufig zu dem Schluss, dass - ob NS oder nicht - diese Wertvorstellungen, auf die sich Eva Hermann bezieht und die sie als "nicht so schlecht" bezeichnet, mit einer modernen Gesellschaft und einem modernen Familien- und Frauenbild nichts zu tun haben.
Oder betrachtest du dich als Frau lediglich als Gebärmaschine, die keinen Job haben darf und sich lieber Heim und Herd widmen sollte? Denn das ist NS-Familienpolitik, die Frau Hermann hier fordert.

Bevor man sich über "Dauerempörung" wegen der NS-Vergleiche beschwert, sollte man sich doch lieber dem Kern widmen und sich erst mal fragen, was NS-Familienpolitik denn überhaupt beinhaltet.
 
AW: Eva Herman

Bevor man sich über "Dauerempörung" wegen der NS-Vergleiche beschwert, sollte man sich doch lieber dem Kern widmen und sich erst mal fragen, was NS-Familienpolitik denn überhaupt beinhaltet.

und dieser Kern
beinhaltet womöglich auch die Zustimmung der damaligen Kirche

womöglich haben die Nazis ihre familienpolitischen Ideen von woanders her übernommen

von wo?
 
Wortwahl und Inhalt

Wenn es um die Empörung über reine Wortwahl ("entartet" "Fremdarbeiter" usw.) bin ich geneigt, Céline zuzustimmen, dass hier manchmal eine mediale Überempfindlichkeit regiert.
Bei Frau Herman ist das öffentliche Interesse aber verständlich, denn sie hat sich schon lange als kontroverse Person exponiert. Und die Aussage, dass das Familienbild der Nazis doch garnicht so schlecht war, ist im Kern kreuzdämlich und unglaublich oberflächlich. Natürlich ist sie nicht "braun", aber das wiederum sagen die Wenigsten, oder? Das ist dann die umgekehrte Hysterie, dass sie angeblich als Nazi abgestempelt wird. Ich glaube, dass das nur in Ausnahmen passiert, etwa als Satire oder Karrikatur.
Es ist eben ein Kennzeichen zugespitzter Kommunikation, dass sich dann alles auf die extremen Auslegungen konzentriert. Aber es war zweifellos eine nachvollziehbare Entscheidung, die Herman zu entlassen und es war auch von öffentlichem Interesse, dass darüber berichtet wird und es Kommentare gibt.
 
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AW: Eva Herman

Mann, Mann, Mann, die Frau war Nachrichtensprecherin! Sie sollte wissen, welche Konsequenzen derartig dumme Aussagen haben können.

Der angebliche familiäre Zusammenhalt im dritten Reich ist, angesichts der Tasache, daß Krieg geführt wurde (nicht gerade eine familienfreundliche Angelegenheit), und Millionen Familien in Gaskammern ermordet wurden einfach lächerlich. Mal ganz abgesehen von Euthanasie und einer Erziehungsnorm die heutzutage als "schwarze Pädagogik" bezeichnet wird.

Ihr Gefasel deutet auf enorme Blödheit hin und damit ist es absolut gerechtfertigt, daß der NDR Konsequenzen zieht.

Ihre Aussagen über Familie und Gesellschaft sind der reinste Kitsch. Als ob alles palletti wäre, wenn Mutti putzt, Apfelkuchen backt und die Fresse hält!


"...könnte mir aber eine wissenschaftliche Aussage vorstellen,
die Gutes im Nationalsozialismus sieht" Zitat scilla

Wieso kannst du dir das vorstellen? Was soll das für eine Wissenschaft sein, die Gutes im Nationalsozialismus unter Hitler sieht? Das "wissenschafliche" Thesenpapier der NPD?

L.Z.

Gut gefochten, Zorro!

Du bringst es ganz schlicht auf den Punkt.

Irgendwie fällt es mir schon schwer, gerade Eva Herman als große braune Bedrohung zu empfinden, das geht wohl auch am Thema vorbei. Was die Dame betrifft, ist sie in der Tat einfach nur dämlich, sich derart plump und ohne Not auf so ein Glatteis zu wagen, daran haben sich schon viele, Nazi oder nicht, die Finger verbrannt. Da sie aber auch meint, unbedingt Bücher verkaufen zu müssen, weine ich ihr bestimmt keine Träne nach, wenn derartige Promotion in die Hose ging. Gefahren sehe ich da schon in Menschen, die in Schaltpositionen nach Macht streben oder auch durch rohe Gewalt rechte Ideale durchdrücken wollen. Und auch, wenn Politiker die Grenzen gar zum autoritären Staat nicht beachten.

Um aber den ganzen Unsinn der Hermanschen Äußerung einmal zu kommentieren:

Zur Frage, ob das NS Regime denn auch gute Seiten hatten, sollte man sich bewußt machen, daß das zwar sein mag, es aber einfach keine Rolle spielt.
Es scheint wohl Mechanismen gegeben haben, an die viele gute Erinnerungen haben. Sie haben keinen Sozialismus erzielen können. Den Nazis ist es offenbar gelungen, das Volk zu sozialisieren, freilich im Sinne des Regimes.

Wie soll denn Massenschunkeln, KdF Urlaub, Mutterkreuz, die Autobahn (deren Idee nicht einmal von Hitler stammt) irgendeine positive Rolle einem solchem Regime verschaffen?
Gerade in der durch diese "schönen" Seiten geschaffenen scheinbaren alltäglichen Normalität liegt doch der Trugschluß und vielleicht eine Erklärung dafür, daß sich so wenige fragten, was mit den politischen Gegnern in den Folterkellern, mit den Juden, Homosexuellen geschah. Es war ja möglich, sich in diese Fassade der bürgerlichen Normalität zu flüchten, deutsches Bier und Zusammengehörigkeitsgefühl zu genießen, anstatt sich über das Leiden der Minderheiten zu echauffieren. Wen interessiert es da schon mehr als nötig, daß die Nachbarn eines Nachts abgeholt werden und nie mehr wieder kommen? Zumal man selbst auch nie abgeholt werden wollte.

Und die Familienpolitik, die Herman so lobt, sie beinhaltet nicht nur das Mutterkreuz (womit sich ja leben ließe), sondern z.B. auch das Ausspielen der eigenen Kinder gegen die Eltern, das sinnlose Opfern von Kindern und Alten in den letzten Kriegstagen und die Tötung sogen. lebensunwerten Lebens, eine Idee, die übrigens u.a. darauf zurückging, daß ein Vater eines behinderten Kindes im Überschwang nationalfamiliären Stolzes bei einer Behörde anfragte, ob er das Kind nicht töten dürfe. (übrigens: @ scilla, dort hat es von seiten des Bishoffs von Galen ja nun durchaus Widerstand gegeben).

Am Ende - während des Krieges - gab es dann auch ganz dubiose Pläne, für SS-Leute die Vielehe zuzulassen, denn es gab inzwischen Frauenüberschuß.

All dies zeigt einfach nur, wie abgrundtief dämlich Hermans Äußerung im Grunde war. Und das es doch nicht unwichtig ist, sich bei der Beurteilung erst gewahr zu machen, wovon man eigentlich redet.

Ich bin vorletzte Woche mit einem Mandanten zusammen über Land gefahren. Er wurde mit 16 nach Ostpreußen geschickt, konnte, nachdem die Füße erforen waren, übers kurische Haff entkommen (wo er mitansehen konnte, wie zahlreiche Menschen, auch Kinder im Eis ertranken), wurde dann mit der Verletzung von Norddeutschland nach Österreich geschickt, wo ihn die Franzosen gefangen nahmen. In der Auvergne mußte er mehrere Jahre in Kriegsgefangeschaft verbringen, auch dort war vor allem am Anfang das Sterben von Mitgefangenen Gang und Gebe. Auf meine Frage, wie er das alles rückwirkend verkraftet habe und sehe, antwortete er nur: Eigentlich, so daß mit dem ganzen Leben außerhalb des Krieges, das wär doch gar nicht so übel gewesen. Naja, ich weiß nicht recht.

Ehrlich gesagt, Céline, da würde ich mir auch eher Sorgen machen, wenn wir uns an den Aussagen von Frau Herman nicht stoßen würden. Mir scheint, daß die - vielleicht auch gelegentlich übertriebene - Sensibilität immer noch sehr wichtig ist. Schließlich sind es doch nun mal auch die Deutschen, die in zahlreichen Hollywood-Filmen als barbarische Monster dargestellt werden (leider oft ja auch zu Recht), von englischen, holländischen, auch französischen (vor allem im Norden) Menschen im Urlaub nicht selten und nicht immer höflich angesprochen wurden. Als meine Frau im Kibbuz in Israel gearbeitet hat, lernte sie einen sehr netten älteren Bewohner kennen, der im KZ war. Seine Höflichkeit machte nur eine Ausnahme. Er würde niemals einen Deutschen in sein Haus lassen...

Vielleicht ist so auch erklärlich, daß wir es besser machen wollen, vielleicht sind wir deshalb so empfindlich.

Viele Grüße
Zwetsche
 
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