AW: ein Zusammenrücken in Europa auch durch den Fall der Mauer
Hallo,
die Mauer ist öfter Thema in der Kultur, nicht nur die Berliner Mauer auch ganz bekannt "The Wall" von Pink Floyd und nicht zu vergessen das inzwischen geflügelte Wort "Mauern in den Köpfen".
Habe dazu einen interessanten Text gefunden von dem inzwischen berenteten
Religionslehrer Michael Preuschoff:
" Mit MAUERN IN DEN KÖPFEN bezeichnen wir innere Sperren in einzelnen Menschen oder in ganzen Gesellschaften vor allem bei der Kommunikation, wenn es um Ungewohntes geht, das zunächst einmal unangenehm erscheint, selbst wenn es bei näherem Hinsehen noch so vernünftig ist. Das inzwischen schon fast geflügelte Wort entstand, nachdem im Jahr 1989 die Mauer in Berlin gefallen war und es sich immer mehr herausstellte, dass damit längst nicht wieder alles in Ordnung war, dass eben noch Mauern in den Köpfen fortbestanden. Übertragen wurde dieses Phänomen nun auch auf andere Bereiche des menschlichen Zusammenlebens. Von einem Menschen mit einer Mauer im Kopf sagen wir etwa umgangssprachlich, dass er gar nicht weiß, worum es geht, dass er daneben steht, obwohl etwas eigentlich gar nicht so schwierig zu begreifen wäre.
Dazu noch einmal weil es so schön ist Bruno Bettelheim:
Bruno Bettelheim:
"Gleichgültig was ein Mensch auch tut, für ihn ist es das Beste, was er sich denken kann. Es mag unangemessen sein, und es mag anderen sehr dumm erscheinen, aber für den Menschen selbst ist es die beste Problemlösung, die er finden kann. Für ihn ist es das Äußerste, was er bringen kann. Gleichgültig, wie das was er tut, sich auswirkt - und manchmal kann es zerstörerisch sein - dem betreffenden Menschen erscheint es niemals so.
Er weiß sein Leben auf keine andere Art und Weise zu erhalten oder zu verbessern; für ihn ist es das Wichtigste und das Notwendige. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es mir kaum vorstellbar, dass nicht allem mit dem größten Respekt begegnet wird."
Die schlimmste Mauer in dem Kopf von jedem Menschen ist die Ablehnung und Abwertung von dem was da ist.
Zu den tiefsten Ursachen von Mauern in den Köpfen gehört vermutlich die Angst vor der Einsicht in Lebensirrtümer, in ein verpasstes Leben, in einen falsch gelaufenen Sinn des Lebens, man kann sich gar nicht eingestehen, dass man gerade da etwas falsch gemacht hat, wo es am wichtigsten gewesen wäre, nichts falsch zu machen.
Sich einzugestehen, in einem Lebensirrtum gefangen zu sein ist schließlich auch ein sehr schmerzlicher Vorgang. Die Wahrheit macht zwar frei, aber sie tut auch erst einmal weh. Diesen Schmerz wahrzunehmen bedeutet eine ganz massive narzisstische Kränkung und jeder einigermaßen geistig gesunde Mensch, wehrt sich selbstverständlich gegen Schmerzen. Die erste und wichtigste Mauer im Kopf eines jeden Menschen beinhaltet erst einmal eine gesunde Reaktion, die Abwehr von Schmerz. Dies gilt immer wieder in den Blick zu bekommen, wer von Mauern in welchem Kopf auch immer spricht.
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Das Tückische bei derartigen Mauern in den Köpfen ist, dass sie für eine sinnvolle Lebensgestaltung nicht nur überhaupt nichts nützen, sondern sogar noch höchst nachteilig und sogar verderblich sind.
Da hilft es nur darauf hinzuweisen und auf den Nutzen der Mauer zu achten, bei sich selber wie beim anderen zu achten.
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Auf Mauern in den Köpfen ist gewiss die Tragik vieler Menschen zurückzuführen, die trotz bester Absicht genau das Falsche machen und schließlich als sozusagen nützliche Idioten sogar direkt Diener des Bösen werden oder bleiben."
Wer entscheidet was falsch und was richtig ist? Was ein Mensch tut und jeder Mensch aus dem besten Wissen und Gewissen.
So stimme ich diesen Ansichten durchaus zu als mehr Philosoph und weniger religiös Zugehöriger. Die Mauern in den Köpfen können eine sinnvolle Lebensphilosophie zunichte machen und das gesamte Leben zum Scheitern bringen. Mit diesen gescheiterten Menschen dann umgehen ohne die Geduld zu verlieren und sie nicht ignorieren oder demütigen ist eine Herausforderung. gruß fluuu
Solange Leben besteht kann einfach nicht von Scheitern gesprochen werden.
Es gilt hinzusehen, wofür entscheidet sich der Mensch für den Schutz vor Schmerz und damit dem Leben oder für den Mut seelischen Schmerz als einen wichtigen Hinweis zu nehmen, dass es da eine frühe, ursprüngliche und eine wesentliche Beraubung der vitalsten Impulse eines Menschen in der frühesten Kindheit gegeben hat. Die Rede von der Mauer in den Köpfen beinhaltet auch den Hinweis darauf, das jeder Mensch zwei Gehirnhälften hat, deren Zusammenspiel schon allein dadurch gestoppt, dass das Kleinkind keine Möglichkeit zum Krabbeln bekommt sondern durch ein übliches "Gehfrei" Kreuzbewegungen nicht geübt wird.
Hier kann jeder durch einfache Kreuzbewegungen (Kineselogie) eine gute Korrektur einleiten ohne tief in der Psyche herum zu bohren zu müssen. Eine sehr große Erleichterung für jeden der zuviel grübelt.
Es gibt bei jemanden der erfolgreich einen Suizid durchführt keine Frühwarnhinweise, das ist ja das Dilemma, wer vorher warnt begeht diese Tat nicht.
Irrtum, die gibt es es, diese Frühwarnhinweise. Ein halbes Jahr bevor mein Bruder sich erschossen habe, habe ich gewusst, dass er so nicht weiterleben kann. Ich war damals nur hilflos und konnte mit niemanden darüber reden. Auch die Berichte seiner Witwe sprachen Bände darüber, wie oft er darauf hingewiesen hat. Ich habe eine Frau kennengelernt, deren Mann mehrmals davon gesprochen hat, dass er sich und die zwei Kinder umbringen würde. Als sie diese Reden nicht mehr aushielt und ihn mit den Kindern alleine gelassen hatte, hat er es getan.
So gibt es für jemanden der wirklich zum Suizid entschlossen ist keine Hilfe um ihn davor zu bewahren. Es ist eine völlig alleinige Verantwortung und die hat ein erwachsener Mensch. Drüber Reden schützt.
Natürlich gibt es eine Hilfe. Als ich eine suizidale Frau einige Tage bei mir wohnen hatte. Habe ich ihren Wunsch sehr ernst genommen und ihr gesagt, dass ich sie nicht daran hindern könnte es tun. Sie möchte aber bitte soviel Rücksicht auf mich nehmen es nicht in meiner Wohnung zu tun. Gleichzeitig habe ich massiv eingegriffen und ihr verboten schon vor dem Frühstück zu rauchen und sie zur Rechenschaft gezogen, wenn sie etwas kaputt gemacht hatte und mich nicht darüber informiert hat. Sie hatte mir nämlich rundheraus erklärt, dass sie nicht bereit sei Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Die Mauer im Kopf saß bei Enke selbst indem er seine Erkrankung an Depression verleugnete und seinem Beruf zu liebe als Sport-Star verheimlichte gegenüber den Mitmenschen.
So konnte ihn ihm selbst ein Zwiespalt und Druck entstehen der das Leben hinfällig werden ließ.
Die Verheimlichung von etwas und die Angst vor der Schande ist ein ganz wesentlicher Faktor für den Todestrieb. Es ist so schlimm, dass darüber nicht gesprochen werden kann.
Das hat nicht viel mit der Gesellschaft zu tun und auch nur bedingt mit den Sportverbänden, auch wenn man da eine Menge kritisieren kann was den Umgang mit Menschen angeht, es hat etwas mit der Mauer im Kopf von Enke selbst zu tun warum er sterben musste.
Na prima damit ist ja die Gesellschaft nach der Diagnose von Dir und die Sportverbände fein raus. Was ist mit der miesen Tendenz immer höher, immer schneller, immer besser? Leistung! Leistung! Leistung!
Allerdings besteht die Gesellschaft aus lauter einzelnen Personen und ihren Familien. So bleibt die Mauer in Deinem Kopf ganz wunderschön erhalten der individuellen Verantwortung und die "Gesellschaft", wird aus ihrer Verantwortung entlassen aufmerksamer und liebevoller mit ihren einzelnen Mitgliedern umzugehen.
Kenne Robert Enke nicht aber ich bin mir sicher, dass in seiner Biographie und in den Genen die Ursachen für die Depression und letztlich den Suizid zu finden sind. Irgendetwas hat die Mauer im Kopf wachsen lassen und sie wurde für ihn unüberwindlich aber es hat nichts mit der Berliner Mauer zu tun die inzwischen eingerissen ist und das seit 20 Jahren. Es hat eher etwas mit der Mauer zu tun die man als öffentlicher Sport-Star aufbauen muss um sich zu schützen und gleichzeitig die eigene psychische Mauer einreißen muss um so große Leistungen bringen zu können. Ein riesiger Zwiespalt und den zu Überwinden ist ein riskanter Drahtseilakt, es gibt für das Leben keinen zweiten Versuch... gruß fluuu
Na sehr schön, Du kennst Robert Enke nicht.
Dass die Mauer in Berlin und zwischen Ost und West ein Ausdruck von der Spaltung in unseren Köpfen in gut und böse ist,scheint noch nicht bis in Dein Bewusstsein vorgedrungen zu sein. Wer diese Spaltung einmal vollzogen hat, verdrängt dann das sogenannte Böse, was immer das auch ist und sein mag, nach außen. Es ist ein unerträglicher Schock eben alles Schwache und abgelehnte erst einmal in sich selber zu entdecken und annehmen zu lernen.
Wer nur grandios sein möchte und dann gleichzeitig auch noch ein guter Kumpel wie er beschrieben wurde, merkt nicht wie sehr die eigene liebevolle und sensible Seite missbraucht und ausgebeutet wird. Es ist ein Zeichen von mangelnder Integration, aber auch mangelnder Übernahme von Verantwortung in der nächsten Umgebung von Robert Enke Ehefrau und Hausarzt. In diesem Fall ganz massiv tätig zu werden und zu sagen: "Schluss jetzt. Ich will, das Du lebst und möchte, dass Du in eine Klinik gehst und gesund wirst."
Aber eine solch entschiedene Haltung ist ja bei unseren Weicheiern, die Autorität mit autoritärem Verhalten verwechseln total verpönt. Ich hoffe dass dieser Tod, viele aufrüttelt und jeder dann aufmerksamer wird für die gegenseitigen Überforderungen, die wir uns gegenseitig alltäglich zu muten.
rg