Chris M
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Maaßen hat erst kürzlich darauf hingewiesen, dass die ARD mittlerweile von Linksextremisten unterwandert wird. Das kümmert keinen. Stellt euch den Aufschrei vor, wenn es Rechte wären.
Hr. Maaßen gilt selbst in seiner eigenen Partei als Rechtsaußen und steht wegen seiner Äußerungen kurz vor dem Rauswurf. Für den ist jeder ein "Linksextremist" der seine Texte nicht in Frakturschrift schreibt oder am Samstagmorgen nicht den Rasen mäht.
Ich denke nicht, dass Maaßen seine Texte in Frakturschrift schreibt und ob er seinen Rasen am Samstag mäht ist mir egal. Diese beiden sehr beliebigen und mehr scherzhaften Beispiele verdeutlichen aber das Grundproblem, das bei diesem Thema immer wie ein Elefant im Raum steht:
Das Links/Rechts Denken an sich ist von vorgestern und sollte überwunden werden!
Das ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Tage. Man muss sich dabei auch immer wieder in Erinnerung rufen, dass die Definitionen von links und rechts zum Beispiel in den USA ganz andere sind als in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bei uns denkt man beim Wort rechts eher an Nationalisten, in den USA eher an Libertäre bzw. allgemein an Menschen, die so wenig Einmischung vom Staat wollen, wie möglich. In Deutschland gibt es kaum eine nennenswerte libertäre Bewegung, in den USA dafür kaum wirkliche Nationalisten. Und so spielt jedes Land sein eigenes Spiel. Deshalb sagt Dave Rubin im oben verlinkten Video am Schluss am Schluss auch ganz selbstverständlich und süffisant: I am a radical right wing freedom extremist, weil er dadurch lediglich zum Ausdruck bringt, dass er ein Libertärer ist. Würde jemand in Deutschland sagen, dass er ein radikaler rechter Extremist ist, hätte das eine ganz andere Bedeutung und jeder würde an die tatsächlichen Nazis denken. Zu recht, weil unsere Definition von rechts hierzulande eine ganz andere ist.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viel "politische Energie" jedes Jahr draufgeht, nur für die Links/Rechts Debatte. Dabei dreht sich diese Debatte doch nur um sich selbst. Und dann bezeichnet eben die eine Seite alles als linksextrem, was links von CDU/CSU ist, und die andere Seite alles als rechtsextrem, was rechts von CDU/CSU ist, grob und vereinfacht gesagt. Aber wozu soll das führen? Vielleicht ist ja die Debatte an sich veraltet und man sollte sie endlich überwinden und nur noch pragmatisch über Inhalte sprechen. Dann würde man sicherlich viele Schnittmengen finden.
Der aktuelle Fall von Maaßens Forderung nach einem Gesinnungstest bei Journalisten ist wieder mal ein wunderbares Beispiel für diese um sich selbst rotierende Debatte. Ich habe mir dazu mal diesen Spiegelartikel rausgesucht:
https://www.spiegel.de/politik/deut...mpoert-a-4c2d4d17-cc7f-4e5b-a0cc-b4c92630f0ea
Dieser Artikel entlarvt sich bereits vor der Überschrift mit der Über-Überschrift: Empörung über Maaßen-Forderung
Dann die eigentliche Überschrift:
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»Unerträglich und gefährlich«
CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen wirft den Öffentlich-Rechtlichen »Meinungsmanipulation« vor. Seine Forderung nach Gesinnungstests für Journalisten besorgt SPD, Grüne und Linke – sie fordern ein Machtwort Laschets.
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Also, bevor der eigentliche Artikel losgeht, wurde hier bereits geklärt, wer der Böse ist und wer die Guten sind. Es soll hier ganz klar um die Empörung gehen, das erste Wort, dass man liest ist "Empörung". Diese Technik benutzt der Mainstream ständig. Ein weiteres beliebtes Wort bei dieser Strategie ist "Wirbel um...", es wird also, bevor irgendein Inhalt kommt buchstäblich schon ein Wirbel herbeigeschrieben. Ich gehe schon da nicht mit. Ich sehe weder einen Grund für Empörung noch einen Wirbel, wenn jemand einen Gesinnungstest für eine Medienlandschaft fordert, die eindeutig eine bestimmte Gesinnung vertritt. Vielmehr würde ein solcher Gesinnungstest ergeben, dass Maaßen mit seinen Befürchtungen recht hat, denn dass die Mainstreampresse tendenziös linksgerichtet ist, liegt auf der Hand.
Im restlichen Artikel werden dann wie zu erwarten allerhand Stimmen gegen Maaßen laut und es finden die üblichen Distanzierungs- und Empörungsorgien statt.
Wie wäre es denn stattdessen mal mit einer selbstkritischen Analyse gewesen. Man hätte sich doch mal Fragen stellen können, wie: Ist der Mainstream vielleicht wirklich tendenziös links? Haben wir vielleicht Fehler gemacht, die es zu korrigieren gilt? Haben wir bei unserer Fokussierung auf den Rechtsextremismus vergessen, dass es auch Linksextremismus gibt? Aber zu einer solchen Reflektion ist der Mainstream nicht fähig, weil er immer auf dem hohen Ross der moralischen Überlegenheit sitzt und dafür ist dieser Artikel wieder mal ein Paradebeispiel.