Was du nicht begreifst, ist folgendes: Du kannst deine spezifische Wahrheitserkenntnis nicht anderen Menschen überstülpen. Du bist da einfach auf einer sehr speziellen Erkenntnis hängen geblieben, buchstäblich. Du bist eine zersprungene Schallplatte im Endlosloop. Mir ist es zum Beispiel auch schon lange klar, dass man Gott, also einen Schöpfer oder eine schöpferische Kraft, sehr leicht aus dem Universum ableiten kann. Trotzdem fühle ich keinerlei Reiz, andere Menschen von dieser Erkenntnis zu überzeugen. Die müssen da selber drauf kommen - oder auch nicht. Es liegt nicht in meiner Hand und auch nicht in deiner. Dein missionarischer Eifer zeigt nur, dass du deinen inneren Fortschritt vernachlässigst zugunsten deiner Überzeugungsarbeit im Außen. Aber auch das ist okay. Es macht eben jeder so sein eigenes Ding und es steht dem jeweils anderen nicht zu, ein Urteil darüber zu fällen. Also predige weiter deinen Gott, wenn es dir das Gefühl gibt, ein sinnvolles Leben zu führen. Wahrer Fortschritt findet aber immer im Innern statt, niemals im Außen. Wann wirst du zufrieden sein? Wenn du 10 Leute bekehrt hast? 100? 1.000.000 ? Ich denke, du hast da ein Fass ohne Boden aufgemacht. Schopenhauer sagte dazu, dass es immerhin ein würdigeres Dasein ist, sich an einer unlösbaren Aufgabe abzuarbeiten, bis man stirbt, als dass man in den kleinen Nöten und Sorgen des Alltags erstickt. Eine Mission zu haben ist immerhin eine ehrbare Sache, die Frage bleibt aber, ob diese Mission nicht nur Selbstzweck ist, um sich die Zeit bis zur Beerdigung zu vertreiben oder ob man wirklich spirituellen Fortschritt macht dabei. Diese Frage solltest du dir vielleicht mal stellen.