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Die polnische Forderung

Zur historischen Wahrheit ein Aushang, der mir im Original vorliegt, wörtlich abgeschrieben:
Sonderbefehl für die Deutsche Bevölkerung der Stadt Bad Salzbrunn einschliesslich Ortsteil Sandberg:
1. Am 14. Juli 1945 ab 6 bis 9 Uhr wird eine Umsiedlung der deutschen Bevölkerung stattfinden.
2. Die Deutsche Bevölkerung wird in das Gebiet westlich des Flusses Neisse umgesiedelt.
3. Jeder Deutsche darf höchstens 20 kg Reisegepäck mitnehmen.
4. Kein Transport(Wagen,Ochsen,Pferde,Kühe usw.) wird erlaubt.
5. Das ganze lebendige und tote Inventar in unbeschädigtem Zustande bleibt Eigentum der Polnischen Regierung.
6. Die letzte Umsiedlungsfrist läuft am 14. Juli 10 Uhr ab.
7. Nichtausführen des Befehls wird mit schärfsten Strafen verfolgt, einschliesslich Waffengebrauch.
8. Auch mit Waffengebrauch wird verhindert Sabotage und Plünderung.
9. Sammelplatz an der Strasse Bhf. Bad Salzbrunn/Adelsbacher Weg in einer Marschkolonne zu 4 Personen. Spitze der Kolonne 20 Meter vor der Ortschaft Adelsbach.
10. Diejenigen Deutschen, die im Besitz der Nichtevakuierungsbescheinigung sind, dürfen die Wohnung mit ihren Angehörigen in der Zeit von 5 bis 14 Uhr nicht verlassen.
11. Alle Wohnungen in der Stadt müssen offen bleiben, die Wohnungs- und hausschlüssel müssen nach aussen gesteckt werden.

Bad Salzbrunn, den 14. Juli 1945 5 Uhr
gez. Abschnittskommandant
Zinkowski, Oberleutnant

Bemerkung: Man beachte - Veröffentlichung 5 Uhr, Vertreibungsbeginn 6 Uhr, Abwicklungszeit 3 Stunden.
 
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jaja
die Geschichte

es gab einen polnisch russischen Krieg,
ungefähr 1920
den hat Polen gewonnen,
dadurch wurde zumindest Weißrußland polnisch

nach dem 2. WK wurde Polen nach Westen verschoben
die Russen bekamen Weißrußland zurück
die Polen bekamen die deutschen Ostgebiete

wer soll jetzt wem Entschädigung zahlen?

ich wäre dafür, den Polen Entschädigung zu zahlen
dafür zahlen die Polen uns Entschädigung für die Ostgebiete
unterm Strich ein gutes Geschäft
 
Der eigentliche Wert einer Gesellschaft ist das Können und die Leistungsbereitschaft der Menschen. Beides ging bei der Vertreibung auch mit verloren, es ist wie in Böhmen. Am Ende sind von den enteigneten Häusern Ruinen und den Fabriken Industriebrache übriggeblieben, wenn man diese Landesteile heute sieht. Die Vertreibung hat letztlich der polnischen wie auch der tschechischen Gesellschaft mehr geschadet als genutzt.
 
der Krieg hat eine kleine Völkerwanderung ausgelöst
(deshalb ist Deutschland so dicht besiedelt)
und dadurch hat sich die Welt anders entwickelt
(deshalb gibt es mich; mein Vater stammt aus Bessarabien)

ich denke,
ein Krieg ist erst dann zu Ende,
wenn alle geschluckt haben,
daß die schrecklichen Folgen dieses Krieges unumkehrbar sind
und daß man besser nicht an Rache sondern an die Zukunft denken sollte
 
Bitte nicht Völkerwanderung und gewaltsame Enteignung durch Vertreibung verwechseln.
Die Vertreibungen waren ein Verstoss gegen geltendes Völkerrecht ebenso wie die Verschiebung der Grenzen. Das soll nicht heissen, es wieder rückgängig zu machen. Es zuzugeben und das Bedauern über diese Schicksale wäre allerdings dem inneren Frieden vieler Vertriebener zuträglich. Man kann nicht unterschiedliche Massstäbe an das Völkerrecht anlegen, je nachdem, ob man zu den Gewinnern oder Verliereren gehört. Unrecht ist immer Unrecht, egal von wem verursacht.
 
mavaho schrieb:
Die Vertreibungen waren ein Verstoss gegen geltendes Völkerrecht ebenso wie die Verschiebung der Grenzen. Das soll nicht heissen, es wieder rückgängig zu machen.
Warum eigentlich nicht? (Das soll jetzt keine rhetorische Frage sein, an der Antwort bin ich ehrlich interessiert, obwohl ich befürchte, daß es wieder auf die Phrase Ursache-Wirkung hinausläuft).

Wenn ich ein Verbrechen begehe, kann ich mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß mir die Einnahmen aus diesem Verbrechen wieder aberkannt werden. So allgemein würde man das doch im heutigen und vermutlich damaligen Strafrecht erwarten? Und ob nun Strafrecht oder Völkerrecht, beide sind grundsätzlich aus denselben Werten abgeleitet...


mavaho schrieb:
Es zuzugeben und das Bedauern über diese Schicksale wäre allerdings dem inneren Frieden vieler Vertriebener zuträglich.
Dem stimme ich grundsätzlich erst einmal zu. Und die Forderung der dt. Vertriebenen gäbe es nicht, hätte man nicht jegliche Diskussion schon 1990 abgewürgt.

Darüberhinaus geht es aber noch um sehr viel mehr als um individuelle Ansprüche, es geht um "Kultur". Und das ist der Punkt an dem ich mich angesprochen fühle. Meine deutsche Geschichte wird auf die Verbrechen der Nazizeit reduziert (für diese Geschichte soll ich Verantwortung tragen), während in Polen eine ganze Generation meine deutsche Geschichte ausgräbt und für sich reklamiert (für diese Geschichte erkennt man mir jede Verantwortung ab).

Das sich für diesen Punkt niemand interessiert, kann ich mir nur mit einem kompletten Desinteresse erklären oder mit einem politisch motiviertem Geschichtsverständnis, das bis zu 700 Jahre unserer Geschichte einfach ausblendet.

Aber um noch mal auf die Anerkennung von Unrecht zurückzukommen - ob nun individuell oder kollektiv - kann es ein glaubwürdiges Bedauern geben, wenn der Bedauernde sich vorher vertraglich zusichern läßt, daß er keinerlei Konsequenzen befürchten muß? Ich meine Nein.

Winifred
 
Die wirtschaftlichen Verluste der Vertriebenen wurde zum Teil durch die BRD erstattet. Allerdings, ich erinnere mich noch gut daran, da wurden plötzlich Hinterhöfe zu Gütern aufgeblasen und die Fläche, die den Wiedergutmachunszahlungen am Ende zugrunde lag, war grösser als das gesamte Europa.
Die Vertreibung rückabzuwickeln wäre ohne Krieg nicht möglich, steht also also ausserhalb jeder Debatte. Dann müsste auch Weissrussland sein Beutepolen hergeben, alles freiwillig natürlich. Wenn die Vertriebenen wollen, können sie in wenigen Jahren Ostpreussen und Schlesien zurückkaufen und sich dort wieder ansiedeln, Scheckbuchdiplomatie. Ich habe mir vor zwei Jahren in der Masurengegend 5.000 qm Land gekauft, geht ganz einfach und war für 1000 EUR zu haben. Warum ? War eine Laune nach einer durchzechten Nacht, aber es zeigt, es geht, ganz friedlich und in Übereinstimmung mit der Bevölkerung.
Allerdings, die Enteigung der Ostpreussischen Junker begrüsse ich sehr, haben sie sich doch ihr Land über Generationen zusammengestohlen und sich auf Kosten Laibeigener gemästet, da mssute ein Schnitt gemacht werden.
 
mavaho schrieb:
Allerdings, die Enteigung der Ostpreussischen Junker begrüsse ich sehr, haben sie sich doch ihr Land über Generationen zusammengestohlen und sich auf Kosten Laibeigener gemästet, da mssute ein Schnitt gemacht werden.
Tja, wieviele ehemalige Leibeigene wohl unter den Vertriebenen waren? Ansonsten steht es für mich reichlich außer Frage, daß es bei der Vertreibung der Deutschen um die Enteignung von irgendwelchen Junkern ging, geschweige denn darum, uns einen Gefallen zu tun. Demnach verzichte ich darauf, mich bei den Polen zu bedanken.

Daß die individuellen Vertreibungsopfer entschädigt wurden, steht sicher außer Frage. Es geht mir absolut nicht um individuelle Rückerstattung, sondern um die Revision von Staatsgrenzen, ohne das zur Zeit bestehende persönliche Eigentum anzugreifen. Warum: Weil die Vertreibung ein Verbrechen ist und ich in der Revision, die einzige Möglichkeit sehe, diesem Verbrechen zu begegnen. Wohlgemerkt geht es hier nicht darum irgendwen zu bestrafen, im Sinne davon Entschädigungsforderungen zu stellen, sondern das Verbrechen überhaupt erst einmal einzustellen. Ziel des Vebrechens war es, die Bevölkerung einer Ethnie von einem Gebiet zu vertreiben, um eine andere darauf anzusiedeln. Dieses Ziel ist bis heute uneingeschränkt erfolgreich!

Dieser Zustand muß beendet werden, wenn die Rechtsordnung, die im Zuge des 2.WK formuliert wurde, weiterhin Gültigkeit beanspruchen will. Und daß sie das tut, wird uns immer wieder vor Augen geführt, in diesem Jahr voraussichtlich sogar noch einmal mit gesteigerter Intensität.

Die Tatsache, daß ich in den betreffenden Gebieten als Deutsche heute Land erwerben kann, ist für mich bedeutungslos, denn ich lege wirklich keinen Wert darauf als Bürgerin dritter Klasse, in einem Land zu leben, deren heutige Bewohner es als Selbstverständlichkeit sehen, Menschen meiner Staatsangehörigkeit vertrieben zu haben. Wenn ich mir in Italien ein Stück Land kaufe, bin ich mir bewußt, daß ich in einem Land lebe, in dem ich nur Gast bin, in dem ich lediglich ein eingeschränktes Wahlrecht habe, kurz die Anpassungsleistung liegt auf meiner Seite, was die Sprache und Kultur angeht. Was die besetzten deutschen Ostgebiete angeht, ist mir das unmöglich, mit dem Wissen, inwieweit sich die Polen meinen kulturellen Hintergrund einverleiben und noch viel mehr, inwieweit ich erkennen muß, daß die obengenannte Rechtsordnung nicht für das Verbrechen der Vertreibung gilt, sofern Deutschland ausnahmsweise mal das Opfer ist.

Die Rückabwicklung halte ich absolut für möglich, dafür wäre aber der Entscheid eines neutralen-internationalen Gerichtshofs hilfreich, der diesen mit entsprechenden Sanktionen umsetzen könnte. Im Übrigen ist das Argument „Freiwilligkeit“ keins. Wenn die Polizei einen Dieb faßt, muß sie nicht die Zustimmung des Diebes einholen, um die Beute zu beschlagnahmen. Und in jedem Falle hat die Polizei dabei auch das Recht Gewalt anzuwenden. Nicht, daß es für mich nicht auch die theoretisch letzte Option wäre, aber es wäre zumindest ein Krieg, den man "gerecht" nennen könnte.

Ich würde es begrüßt haben, wenn es tatsächlich gleichermaßen für alle einen Schlußstrich gegeben hätte und zwar gleich 1945. Dann würde ich mich heute auch nicht als völlig unbeteiligtes deutsches Individuum für die deutschen Verbrechen verantwortlich fühlen müssen und ich hätte vielleicht nicht das Bedürfnis so etwas wie die armseligen Überreste meiner Identität verteidigen zu müssen. Die Welt hat sich entschlossen zu moralisieren und auf ihrer scheinheiligen Moral ein Rechtssystem aufzubauen, nach welchen sie mein Land verurteilt. Dabei werden immer neue Untaten ausgegraben, die hübsch-massenmedial aufbereitet und verwurstet werden, damit sich irgendein Scheiß-Ami, Brite oder Russe sein Nationalbewußtsein aufpolieren kann. Okay, muß ich wohl hinnehmen... aber nach sechzig Jahren sollten wir endlich mal die Chuzpe haben, dasselbe Recht auch für uns einzufordern.

Eine Grundlage für eine Gesellschaft ist nun einmal ein Minimum an Verbindlichkeit, allerdings kommt die Verbindlichkeit nicht nur von Innen, sondern auch von Außen, in der Anerkennung, Teil eines gemeinsamen Rechtssystems zu sein. Diese Anerkennung steht solange aus, solange die Aliierten und die UNO nicht die Verantwortung für die Vertreibung übernommen haben und stattdessen deren Ergebnis als Neutrum betrachten, auf das man mit gutem Gewissen einen Staat bauen kann.

Btw, Mich würde generell mal interessieren, ob du das Grundstück irgendwie in Anspruch nimmst? Und hast du schon mal einen Polen darauf angesprochen, daß du die Vertreibung für ein Verbrechen hältst und eine andere Antwort erhalten als „Ihr habt aber angefangen“? Darin steckt dann nämlich auch die Erklärung für meine Obsession diesem Thema gegenüber, denn diese Antwort deckt ein Grundproblem der heutigen Zeit auf. Einmal ein absolutes Fehlen von Rechtsbewußtsein verstärkt durch ein pervertiertes Verständnis von Demokratie, das mit Mehrheitsentscheid unveräußerliche Rechte aushebelt und den Grundsatz der rechtlichen Gleichheit nicht ansatzweise akzeptiert.

Winifred

Entschuldige mavaho, ich hatte deine Antwort zwar zwischenzeitlich gelesen, allerdings regt mich das Thema mehr als nur ein bißchen auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich haben die Deutschen, Wohlgemerk andere Generationen einen gewissen Schaden den Polen beigefügt, aber das ist nicht der Anlass Forderungen zu stellen.-
Fazit: Die Polen sind im Recht Forderungen zu stellen aber die Deutschen müssen sie nicht erfüllen.ü
:schaukel:
 
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Diese Forderung nach 50 Jahren und in dieser politischen Lage (EU-Osterweiterung; Beteuerung der Bundesregierung, auf Forderungen nach ehemaligem Grundbesitz zu verzichten etc.) zu stellen, kann ich auch nur schlichtweg als Unverschämtheit bezeichnen. Ansonsten stimme ich Gisberts Beitrag voll zu.
 
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