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die Macht der Ohnmacht

K

kathi

Guest
hallo leute,
wieder einmal geistert in meinem kopf dieses thema.
wieder ausgelöst durch das schulsystem in österreich.
wieder merke ich, wie ich fassungslos und ohnmächtig einem system und dessen normen gegenüberstehe.
wie ich keine ahnung habe, was ich tun könnte, wie ich es anpacken könnte....oder nur wie ich es ausdrücken könnte, dass da meiner ansicht nach etwas ganz falsch läuft.
oder wo ich mich hinwenden könnte, um auf diese situation aufmerksam machen zu können.

dies jedoch ist nur EIN bereich, in dem ich das so erlebe.
wenn wir den fall "marco" diskutieren, ergeht es uns einzelnen doch ähnlich - oder nicht?
oder wenn wir unser gesundheitssystems hernehmen....wieder sieht sich der einzelne mensch einem undurchsichtigen apparat gegenüber, in dem er droht unterzugehen.

ist das ganze nicht schon zu groß geworden für den einzelnen?
da kann doch keiner mehr durchblicken?
und wo sind die demokratischen möglichkeiten für uns?


sind wir denn mit diesem system wirklich zufrieden?
oder lässt es uns nur die wahl, in klausur zu gehen - uns abzuschotten vom öffentlichen, politischen leben?
sitzen wir zu hause und lecken unsere wunden?
wunden, die von unserer ohnmacht rühren?


wie seht ihr das?
habt ihr ähnliche oder vielleicht andere erfahrungen?

ist die ohnmacht des volkes gar erwünscht?
 
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AW: die Macht der Ohnmacht

S.G. Kathi
Ich habe genau dasselbe Problem. Ich bin oft fassungslos wie Ohnmächtig man als Bürger gegenüber dem staatlichen Organisationen und der Politik ist. Ich tröste mich immer mit der nur sehr kurz anhaltenden Erklärung, das jedes Volk die Regierung hat die sie verdient. Und dann wird mir klar das ich auch ein Teil des Volkes bin und diese Politik nicht verdiene.
Ich bin bereits, rein persönlich, der Meinung, nein überzeugt, das derzeit viele Politiker aus allen Parteien in die ICD10-F70.9 Klassifizierung fallen. Das heißt dass ich keine unserer Parteien derzeit wählen kann. Womit sich jetzt die Katze in den Schwanz beißt. Nichtwähler unterstützen wieder bedingt durch unser Wahlsystem die etablierten großen Parteien. Catch 22!!!
Und ich bin auch nicht sehr optimistisch das sich dass in nächster Zukunft ändern wird da der gelernte Österreicher, solange er sein Schnitzel mit Erdäpfelsalat in ausreichender Menge hat, nicht auf die Barrikaden steigen wird.

Frau/Mann sollte halt in guten Zeiten agieren als in schlechten Zeiten reagieren.

P.S.
Der ICD10 ist eine internationale Klassifikation von Diagnosen. ICD10 Code für die Diagnose "Unzurechnungsfähigkeit " lautet "F70.9".

L.G.
Belair57
 
AW: die Macht der Ohnmacht

Liebe Kathi!

Das System, das Normen definiert und somit auch uns, haben wir doch selbst geschaffen (oder unsere Vorfahren) und über die Schule will dann jedes System sich selbst erhalten.

In diesem System leben und arbeiten aber Menschen, und nicht der Norm stehe ich im Anlassfall gegenüber, sondern einer lebendigen Person.

Ich war drei Jahrzehnte lang Lehrer, Teil des Systems und somit Systemerhalter und ich kann dir sagen, unser System ist vielleicht nicht menschlich, lässt aber Menschlichkeit durchaus zu.

Umso mehr betrübt es mich, dass du an diesem System (oder an den Menschen) leidest!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: die Macht der Ohnmacht

Ich denke wir leben, trotzdem wir regiert werden!

Der Österreicher ist ein Durchlavierer, etwas mehr Zivilcourage täte uns gut!

Das sage ich als gelernte Österricherin.

Synkope
 
hallo Belair, raphael, waldkauz und synkope,
danke für eure antworten.

ich finde, dass dieses thema ein heißes eisen unserer zeit ist.
auf der einen seite die wahlverdrossenheit der bürger, der kaufrausch der masse, die gewaltbereitschaft der jugend, die unzufriedenheit des intelligenten mittelstandes (damit meine ich uns ;))

auf der anderen seite ein system, das sich zwar DEMOKRATIE nennt, aber das historisch gewachsen ist aus einer jahrhundertelangen monarchie.
und das eindeutig noch haufenweise autokratische züge aufweist. ja im gegenteil, ich finde kaum demokratische strukturen (von der unzulänglichen wahlmöglichkeit einmal abgesehen).

obwohl ich den einzelnen menschen durchaus für mündiger halte als es unsere väter und vaterväter waren, ist die zivilcourage doch noch ganz schön unterentwickelt.

ein problem sehe ich v.a.darin, dass der/die einzelne nicht weiß, WIE er seine meinung in der öffentlichkeit zeigen kann.
da will man/frau sich nicht die finger verbrennen.

ich mache nämlich im einzelgespräch regelmäßig die erfahrung, dass der "einfache bürger" viel mehr mitkriegt, als er verlauten lässt.
so auch am beispiel "schule".
große teile der elternschaft merken genau, dass da was nicht stimmen kann. was, das durchschauen zwar nur wenige (viele haben dazu gar nicht die nötige zeit), aber zweifel an der gängigen praxis sind sehr wohl vorhanden.
wird aber nicht offen und klar ausgedrückt. sondern nur als österreichisches gemauschel.

und gerade dadurch ändert sich am system NICHTS.
denn die lehrer und beamten glauben, dass eh alles okay ist. (abgesehen von der unsäglichen PISA-studie...aber die konnte ja auch jahrelang verdrängt werden...)
weil, aufregen tut sich ja eh keiner.
und wenn doch, dann ist´s ja nur ein querulant. (oder so ein wahnsinniger jugendlicher, der sich wegsprengen will....gibt´s derzeit aber nur in finnland und deutschland und so...! *österreichischer stoßseufzer*)
 
AW: die Macht der Ohnmacht

Es gibt ja Institutionen wo man seine meinung kund machen kann:

Leserbreiefe, öffentl. Diskussinsabende, Schreiben an die jeweiligen Ministerien, Volksanwalt.
Ich praktiziere das. Ich muß aber zugeben, es kommt selten Antwort zurück.
Dennoch habe ich schon einiges erreicht, auch als Einzelkämpfer.
Und bei Wahlveranstaltungen sagen ich offen meine Meinung!

Und ob ich als Querulant verschrien bin oder nicht, ist mir eigentlich egal.

Sorge müßte ich mir machen um die heutige Jugend. Aber es liegt nicht an der Jugend allein, es wird ihnen vom Elternhaus nichts vermittelt.

Wenn man sich heute ca. 30 jähirge Eltern oder noch Jüngere ansieht, da kann ich nur den Kopf schütteln.

Ich bin der Meinung es ist eine Nachwirkung der 68er Generation. Viele haben diese Entwicklung leider falsch verstanden und glaubten es ginge nur um
Freiheit, freie Liebe, Fun und ähnliches
Es war ein politisches Aufbegehren meines Erachtens. Daraus sollten Lehren gezogen werden. Wurden auch teilweise, aber leider zu wenig!

Die Welt ist so wie sie ist. Was wir Menschen daraus machden!
Und unsere Politiker sind schon so abgehoben, daß sie auf Berater die noch den Bezug zur Basis hätten , nicht mehr hören.


Synkope
 
AW: die Macht der Ohnmacht

Eines vorweg: Ich sehe keine verwendbaren politischen und wirtschaftlichen Systeme, die den Menschen in seiner Individualität und Freiheit nicht beeinschränken. So auch Demokratie:

Das Dogma der Demokratie ist absurd, denn es besagt, dass es Recht wäre, tyrannisierten 100 Leute 99 andere, nicht aber, dass es Recht wäre, tyrannisierten 99 Menschen 100 andere.
(Quelle: Unmoralische; Autor: unbekannt)

Worin die Unzufriedenheit des Menschen mit dem System liegt, frage ich mich immer wieder, ohne eine Antwort zu finden, mit der ich konform bin. Ist der Mensch in seinem Tun, das durch Technologie zur Beschäftigungstherapie verkümmert ist, sich seiner selbst oder der externen Umstände und Zustände überdrüssig, was da verhindert, innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit zu empfinden? Es liegt im Wesen des Menschen, einer Autorität unterstellt zu sein, zu folgen - dem Alphamenschlein, der Alphawissenschaft. Ideale hat der Mensch viele, aber nur wenige, die nicht einer längst gedachten, gesellschaftlich statuierten Norm entstammen. Im Kern liegt der Baum. Die Autorität der heutigen Gesellschaft ist längst nicht mehr der Mensch selbst, es sind zum Einen seiner selbst, zum (größeren) Anderen seine bereits verwirklichten Ideen, die da Technologie, automatisierte Wirtschaftsabläufe und andere wissenschaftliche Systeme sind. Sie entstammen dem Geiste, der Kultur ermöglicht.

Sein Wissen knechtet und pfercht das Wesen Mensch in eine un-, unan- und unbegreifbare Kapsel der Unzufriedenheit, die er nicht als sich selbst, sondern als seine übergeordneten Autoritäten reflektiert. Von Innen her sieht sich kein Mensch, von innen sieht er aber.

Die Ohnmacht des Einzelnen, das Gesamte tragend zu ändern, möchte ich keineswegs in ein positives Licht rücken, aber unter den Gesichtspunkten der Demokratie - die in ziemlich langer Zeit entwickelt und für das Allgemeinwohl, von den bisher erdachten Systemen, beste Lösung zu sein scheint - wäre Macht des Einzelnen, das Gesamte zu ändern, der Beginn einer Diktatur.
Die Politik/Demokratie ist als Teilaspekt des Systems eine gute Idee, sie verliert aber an Macht durch Technologie und Wirtschaft. Technologie wird zwangsweise durch Bildung gefördert. Wirtschaft ebenso. In der Bildung liegt mMn also die Schuld an der Ohnmacht, denn sie ist der Ursprung eines kognitiv erdachten und entwickelten Systems.

Der Mensch kennt kein Ende, bevor er es nicht begann und tat er das, hat er es bereits wieder vergessen.

Raphael meint, unser System ist nicht menschlich, ließe aber Menschlichkeit zu. Menschlichkeit wird (/wurde) vom System definiert und umprogrammiert, obgleich der menschliche Geist das System gebärdete und es auch erhalten will. Vielleicht sind die Gefühle, die das System im Individuum erzeugt Zeichen der Unfähigkeit des Menschen, nicht egoistisch zu sein. Selbstlos ist der Mensch in seinen Taten und vielleicht durch das Wesen, aber ganz bestimmt nicht von seinem Wesen.
 
ich kann´s mir auch anders vorstellen.

ich trage in mir noch immer die vision, dass es auch anders sein könnte als es jetzt ist.

vielleicht ist das eine erkenntis a priori.....oder ein wahn.....ich weiß es nicht.

doch ich hoffe, dass es einmal eine gesellschaft geben kann, in der jeder mensch dabei unterstützt wird, sich in seinem tempo zu seiner speziellen individualität entfalten zu können.
und in der diese entfaltungen auch einen gebührenden stellenwert bekommen. siehe

das ist bisher in unseren kulturkreis NICHT der fall gewesen (demokratie hin oder her!).....hier herrschen noch immer animalische rangeleien - nach wie vor.....und in den schulen werden sie gefördert statt aufgefangen.

und nach wie vor gibt es eine hohes maß an mittelmäßigkeit, das die welt regiert....oder sich von einigen wenigen regieren lässt.

doch meine vision ist noch immer nicht tot (wie dieser thread beweist). ;)

lg kathi
 
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AW: die Macht der Ohnmacht

Hallo Kathi!

Das Mittelmaß vermittelt Maß und letztendlich pendeln wir alle um die Mitte.
Bei manch einem ist die Amplitude extremer, doch auch jener kommt nicht los vom Ausgangspunkt, im Gegenteil, je höher er ausschwingt, desto tiefer der Fall.

Das ist aber nicht, was du meinst, mit Sicherheit nicht!
Ich musste es trotzdem schreiben.

Leben und leben lassen gilt auch fürs Mittelmaß.
Gefährlich wird´s für mich nur dann, wenn jemand kleine Schritte macht und auch von mir verlangt, ich soll in seine Stapfen treten.
Das wär´ mir unerträglich.

Im andern Fall, wenn ich zu Höhenflügen abhebe oder glaube, abgehoben zu haben oder zu sein (nachträglich betrachtet, vielleicht im Abstand von Jahren oder gar Jahrzehnten, erwies sich jedoch schon so manches für grandios Geglaubte als flach und trüb ...), halt´vieles ich für klein, was groß ist und von Wert.

So trügerisch ist meine Sicht, doch besser kann ich´s leider nicht.
Drum lasse ich das Werten sein und bleib in meinem Herzerl rein.
Schön wär´s ja ...

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
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