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Die Intrige als geschichtliches und als naturwissenschaftliches Phänomen

Binchen schrieb:
hallo ziesemann,

also da muss ich dir nun wirklich widersprechen.
hättest du geschrieben, dass die hinterlist die waffe der frau ist, hätte ich dir zugestimmt, aber die intrige ist meiner meinung nach auf beiden seiten gut vertreten.
lg binchen
Über gescheiten Widerspruch bin ich stets erfreut. - Aber ich habe ja nicht behauptet, dass Männer nicht intrigieren. Sondern nur, dass entwicklungsgeschichtlich die Intrige - und sie kann nur über die verbale Kommunikation laufen - vornehmlich eine Waffe der Frau ist, weil ihr die nonverbale Durchsetzung durch Körperkräfte nicht zur Verfügung stand. Frauen sind deshalb auch im Durchschnitt sprach- und schreibgewandter als Männer und - noch schrecklichere Vorstellung für mich als Mann - sie sind intelligenter, wie ich in eigenen jahrzehntelangen Erhebungen leider feststellen musste. Ich will nicht zu deutlich werden, aber gerade in jüngster Zeit habe ich wieder - ich sage nicht wo - eine Intrigantin erlebt von geradezu gefährlich hoher Intelligenz.

Was mir im langen Berufsleben noch auffiel: Männer verkraften es besser als Frauen, wenn ein Konkurrent an ihnen vorbeizieht - leiden tun darunter beide Geschlechter.

Manchmal will mir in dieser Diskussion scheinen, dass die Begriffe Intrige, Kabale, Verschwörung, Hinterlist, Mobbing u.a. sich nicht scharf voneinander trennen lassen - es wirkt ein wenig gekünstelt, wenn krampfhaft nach Unterschieden gesucht wird. Und alle haben Gemeinsamkeiten, das Mobbing z.B. mit der Intrige das Motiv, einen anderen zu schaden.

Doch genug erst mal. - Tolles Thema, es wird ewig aktuell bleiben.

Ziesemann
 
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niemand schrieb:
Don Giovanni halte ich nicht für intrigant. Ein kleiner Macho, der egoistisch seinen Trieb auslebt und um ans Ziel seiner Träume zu gelangen, sich der Lüge bedient.

Zur Intrige gehören meines Erachtens Mitspieler (wissentlich oder unwissentlich) und der Intrigant ist der Drahtzieher, der alleine nicht zum Ziel käme.

Niemand, als Antwort auf deinen Beitrag:

- Don Giovanni ist nicht der kleine Macho oder Lügner, sondern eigentlich ein tragischer Held, und eine Figur dessen Namen sogar symbolisch in der Umgangssprache angewendet wird. Vielschichtig und auch in sich gespalten - manchmal kommt beim Betrachter der Verdacht auf, dass dieser Held sich selbst in seinen Geschichten verstrickt hat.

- zwar bedarf es bei einer Intrige nicht umbedingt Verbündeter, sie kann auch ganz im Alleingang ausgedacht und durchgeführt werden. Doch im Falle des Don Giovanni gibt es den klassischen Verbündeten, den Handlanger, den Diener Leporello. Auch sehr bezeichnend die Rolle des Leporello: er ist zwar der Gehilfe, aber seine Haltung gegenüber Don Giovanni wechselt zwischen Ergebenheit und Auflehnung.
 
Danke für die Ausführungen, liebe Miriam.

Ich gestehe, mich noch nicht sehr tief in Don Giovanni eingearbeitet zu haben und werde meine Hausaufgaben diesbezüglich nachholen.

Gibt es Lebende, die du als Intriganten bezeichnen würdest, vielleicht Prominente, sodass ich mir eine Vorstellung von dem machen kann, was für dich Intrigieren bedeutet?

Manipulation gehört auch zur Intrige? Menschen, die sehr geradeaus denken und handeln sind dann nicht intrigant?

Erst dachte ich, welch seltsames Thema, aber nun verstricke ich mich mehr und mehr und bin überrascht darüber. Mein Interesse ist geweckt.
 
Ich verfolge mit Eifer und Spannung Euer Thema.
Anlässlich der Frage niemands habe ich mich entschlossen, Euch hier einen Link hereinzustellen, der sehr gut und in aller gedanklichen Klarheit die verschiedenen Aspekte des Begriffes Intrige erleuchtet.

Google machts möglich, denn meine schlauen Büchlein zu diesem Thema abzuschreiben, macht wohl ernig Sinn und mir sehr viel Arbeit.

http://www.fairness-stiftung.de/Intrige.htm

In der Theaterwissenschaft ist dieser Begriff ein ganz normaler Strukturbegriff, der Spannung im Stück erzeugen soll - Schillers " Luise Millerin" ist ja hier schon als Beispiel genannt worden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mein Grundgedanke um dieses Thema hier zur Diskussion vorzuschlagen, war die viel breitere Begrifflichkeit der Intrige bei Peter von Matt. Seine Auffassung fußt einerseits auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, aber hat auch eine philosophische Dimenssion die ich hier schon mehrmals erläutert habe. In der gleichen Zeit war es für mich interessant zu sehn wie der Begriff sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Die Nuancierung die Peter von Matt dabei so vortrefflich durch Beispiele belegt, ist eigentlich der Kern seines Werkes.

Persönlich stehe ich dadurch nicht zu den vereinfachenden und pauschalen Definitionen die der Intrige früher gegeben wurden.
 
Ich habe zwar "Euch" geschrieben, die Hauptaddressatin meines kleinen Linkhinweises war die Userin niemand - und - wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat sich Eure Diskussion gerade in "Theatergefilden" bewegt.
 
Im Anschluss an die Fragen von "niemand" würde ich gerne noch eine weitere Frage hinzufügen:

"Warum schmerzt euch die Intrige so sehr?"
 
Ja, warum schmerzt uns manche Intrige? Ich versuche mal etwas dazu spontan zu schreiben.

Die Intrige ist oft die Waffe, die an Stelle der reellen Waffen angewendet wird. In manchen ihrer Erscheinungsformen, kann Intrige auch Aggression bedeuten. Wenn uns eine Aggression physischer Art angetan wird, empfinden wir Schmerz. Ich denke aber, dass die andere Variante der Aggression, nämlich die die bei der Intrige stattfinden kann, unsere Persönlichkeit verletzt. Ist es nicht so, dass Verletzungen dieser Art mindestens so stark schmerzen wie die physische Verletzung?
Auch kann m.E. dabei der Schmerz länger anhalten, denn uns sind oft die Möglichkeiten diese Art von Verletzung zu heilen, viel weniger bewusst oder bekannt und erfolgen auch weniger zielgerichtet als die Behandlung einer körperlichen Wunde.

Dabei möchte ich noch einen Gedanken hier einbringen: das Opfer einer Intrige erfährt auch eine Grenzüberschreitung. Hier werden persönliche Grenzen verletzt. Ich empfinde Grenzüberschreitungen verletzend und schmerzhaft.

Nochmals am Ende der Gedanke den ich hier oft wiederhole: hier geht es um eine der Varianten der Intrige, im Laufe des Threads habe ich ja oft versucht zu betonen wie vielfältig die Intrige sein kann.

Ich hoffe, dass ich morgen, wenn ich diesen schnell geschriebenen Text nochmals lesen werde, noch immer mit mir einverstanden sein werde...
 
Ich zitiere aus Miriams Eingansposting:

Wie definiert der Autor die Intrige? Es ist eine „geplante, zielgerichtete und folgerichtig durchgeführte Verstellung zum Schaden eines anderen und zum eigenen Vorteil“

In der Geschichte fällt uns natürlich gleich Machiavelli ein, darüber schreibt von Matt auch Bemerkenswertes, da dieser die Intrige als eine Kunst betrachtete.
Doch lange zuvor, war ja Homers Odysseus ein großer Täuscher, und Troja durch das legendäre trojanische Pferd, Inbegriff der geschichtlichen Täuschung, also der Intrige. Nur mit dessen Hilfe gelang es den Griechen die Mauern des Feindes zu bezwingen.


Was ist aus dieser Definition der Intrige an sich unmoralisch, an sich übergriffig? Jeder wird sehen, wo er bleibt - und der Zweck, also die Selbstbehauptung ( entweder der Gruppe oder des Einzelnen) - ist zumindestens seit Macchiavelli nicht nur auf diplomatischer Ebene im Sinne des reinen Utilitarismus eine vertretbare Handlungdsmaxime.

Dein zitierter Autor weist ja selber mit dem Beispiel des Trojanischen Pferdes auf " erlaubte List" hin. Das Ziel rechtfertigt jedes Mittel, wenn es nicht expressis verbis verboten ist. ( Dekalog, z.B.)
Leben und Kunst sind ohne Intrige nicht denkbar.
Und mir kommt es oft so vor, dass gerade Menschen, denen ihre Intrigen nicht gelangen, am meisten Zeter und Mordio schreien, weil sie nicht zum Ziel kamen.
Ich muss sagen, mich fasziniert es immer wieder, wenn ich solche Strategiespielchen beobachten kann, mitspiele und: entweder mit einem lachenden und einem weinenden Auge verliere - oder mit zwei lachenden Augen gewinne.

Wobei ich das Überlisten meine .... Denn mein Nutzen ist immer der Schaden des anderen und umgekehrt. Das muss jeder wissen, der sich auf Intrigenspiel einlässt.MIt sich alleine kann keiner das Spiel der Intrige spielen - außer, man kann sich gelungen selbst betrügen und kommt dann manchmal drauf, dass man sich selbst aufgesessen ist. Auch das soll vorkommen.
Das ist meine Meinung.


Marianne
 
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louiz30 schrieb:
"Warum schmerzt euch die Intrige so sehr?"
ja warum schmerz sie so, nun ich denke weil man durch lügengeschichten oft böse und gemein hingetellt wird.
manchmal kann es soweit gehen, dass man freunde verliert und das schmerz dann doppelt - der schmerz ihn verlore zu haben und der schmerz, dass er einen so falsch einschätzt und anderen glaubt.

lg binchen
 
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