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Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Marianne:Grüßchen
und gespannt auf Deine Interpretation ...

Die Interpretation muß ich für heute nachmittag erstmal schuldig bleiben (muß noch lernen...) ,werde aber heute nacht etwas dazu schreiben...nur soviel: ich verstehe dieses Sterben im Leben als Aufforderung,sich ständig zu hinterfragen,Unzulänglichkeiten zu erkennen und zu meistern,sich selbst zu überwinden...all das ist Schwerstarbeit,ein Gehen durch den inneren Tod,um dann " geläutert" aufzuerstehen...reicht das zunächst?
 
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AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Der Titel des Threads ist die reine Banalität.

Trotzdem ist es nötig, dass sich jeder mit der Tatsache seines eigenen Todes auseinandersetzt, denn das hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Lebensweise. Deswegen beschäftigen wir uns ja auch mit dem Tod derer, die ihn schon erlitten haben.

Mein Bruder starb am 2. November 1967, also morgen vor 39 Jahren. Er war 19 Jahre alt geworden. Mit einem Freund machte er eine Klettertour am Allerheiligentag. Sie wurden auf der Rax von einem Wettersturz überrascht und stürzten beide ab. Nach 3 Tagen Suche wurden sie von der Bergrettung gefunden, schon von einem halben Meter Neuschnee bedeckt.
Er hatte gerade sein Physikstudium in Wien begonnen und wir sahen uns alle paar Tage, weil ich in Wien ins Gymnasium ging. Das war schön für mich, denn vorher war er ein Jahr beim Bundesheer gewesen, da hatte ich ihn kaum einmal gesehen.
Er war ernst und kommentierte die Ereignisse seines Lebens mit trockenem Sarkasmus.
Er sah mir sehr ähnlich und wir fühlten uns sehr verbunden.

Und plötzlich war er tot. Sein Potenzial war schon spürbar, aber es konnte nicht verwirklicht werden. (Da fällt mir ein - vielleicht gibt es da einen Zusammenhang mit meiner Trauer über das, was nicht sein kann.)

35 Jahre nach seinem Tod (2002) konnte mein jüngerer Bruder nicht mehr ertragen, dass er bei weitem nicht so erfolgreich war, wie der tote Bruder höchstwahrscheinlich gewesen wäre, wenn....
Er beging Selbstmord.

Es waren keine berühmten Menschen, aber sie waren meine Brüder.
:blume1:
 
@ Sibel @ Lillith

Die Interpretation muß ich für heute nachmittag erstmal schuldig bleiben (muß noch lernen...) ,werde aber heute nacht etwas dazu schreiben...nur soviel: ich verstehe dieses Sterben im Leben als Aufforderung,sich ständig zu hinterfragen,Unzulänglichkeiten zu erkennen und zu meistern,sich selbst zu überwinden...all das ist Schwerstarbeit,ein Gehen durch den inneren Tod,um dann " geläutert" aufzuerstehen...reicht das zunächst?

Reicht mir nicht nur zunächst, sondern überhaupt,denn so erlebe ich auch meinen langsamen "inneren Tode", der mich dann hoffentlich den äußeren annehmen lassen wird. Ist aber verdammt hart, dieser Abschied vom Leben, von dem, was lebendig macht/e.



Liebe Lilith,

Danke, dass Du so realitätsnahe den Spruch auflöstest, der wohl doch nicht ganz so banal ist, wie es den Anschein hat. - glaube ich halt.
Deinen einen Bruder ereilte die Stunde des Todes unverhofft, der andere bestimmte sie selbst. Und Du hast Recht, diese Möglichkeit des Abschiednehmens deckt dieser uralte Spruch nicht ab.
Marianne
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Liebste, liebste Lilith,

vorläufig kann ich dir gar nichts dazu sagen - so sehr hat mich das von dir Geschilderte berührt.

Aber ich möchte dich sehr herzlich umarmen.
Zwei schöne Haikus von Michael Groissmeier sende ich dir auch. Auch mein Bruder starb viel zu jung, vor 33 Jahren - er fehlt mir noch immer und sogar immer mehr.

Ich sei tot, träum ich,
und träumte, ich sei tot und
träumte, ich lebte.

In der anderen Welt
wünsche ich mir einen Fluß
und ein paar Bäume.


Michael Groissmeier
__________________
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Hallo Marianne,

banal ist der Spruch nur, wenn er sich auf die Alltäglichkeit des Todes bezieht, nicht aber, wenn er zur Selbstreflexion genützt wird.

Deine Betrachtung dieses Themas erinnert mich sehr an meinen abgestürzten Bruder. Er lebte, der Tod war für ihn keine Bedrohung: "Na und? Jeder stirbt einmal!"

Liebe Miriam,
danke für das Haiku und deinen Trost.

Euch beiden
:kuss1:

Das Leben ist eines der schönsten. :blume1:
 
Gedankensplitter...ins Unreine getippt...

Nach der Lektüre all dieser wunderbaren Posts habe ich jetzt mal den Mut,meine Sicht der Dinge über Tod und Sterben zu offenbaren - in der Gewissheit,hier sicher für einiges Kopfschütteln zu sorgen...

Ich gehe von Reinkarnation und Karma aus ( in der Definition der Anthroposophie ) und sehe den Tod nur als Tor zur geistigen Welt an ,als andere Seite des Lebens,als Übergang und nicht als Ende. Und so schreckt mich der Gedanke nicht,mir liebe Menschen zu " verlieren",oder selbst zu sterben,lebe ich doch in der Gewissheit,daß sie nicht einfach weg sind,sondern sich eben nur in einer anderen Form des Daseins befinden...

Tod und Sterben sind leider in unserer Gesellschaft so tabuisiert,finden hinter verschlossenen Türen statt,so daß es garnicht anders sein kann,als Angst zu entwickeln.

Sich im Leben mit dem (eigenen) Tod auseinanderzusetzen,halte ich für extrem wichtig-egal in welcher Richtung man das dann tut...


Auch Bilder von Verstorbenen,die später dann als Aschehaufen gezeigt werden,finde ich nicht makaber,sonden ehrlich .( ich weiß nicht mehr,wo dieser Thread zu finden ist...)

Meine drei Kinder habe ich immer zu Beerdigungen und zu Totenwachen mitgenommen -egal wie klein sie waren...sie erlebten den Tod auch mannigfach auf unseren Hof und sie wurden nie verschämt nachhause geschickt,wenn ein Tier am verenden war...sie erlebten Geburten und das Sterben unserer Tiere als Kreislauf des Lebens und ich hoffe sehr,daß ihnen das später eine Hilfe sein wird,den Tod zu akzeptieren und zu bejahen..

O traure nicht!

Aus roten Morgenwolken blüht,
der blaue Tag in blasser Seligkeit ...
Und über Raum und Zeit
erhebt sich mein Gemüt
zu dir.

O traure nicht!
Und bist du nicht bei mir -:
Ein Licht sind wir
und ist von mir zu dir.

Aus roten Morgenwolken blüht
der blaue Tag in blasser Seligkeit ...
Und über Raum und Zeit
erhebt sich dein Gemüt.

Christian Morgenstern
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Nachgereicht:

Käthe Kollwitz: Trauernde Eltern (St. Alban -Köln)

Das Original Denkmal wurde von Käthe Kollwitz zum Gedenken ihres 1914 in Flandern gefallenen Sohnes Peter erschaffen. Peter fiel in den ersten Kriegstagen - er war 18 Jahre alt. Erst stand das Originalkunstwerk auf dem Soldatenfriedhof in Essen aufgestellt und später wurde es auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Flandern/Belgien gestellt. Dort steht es noch heute.

http://www.webbewerb2006.kbs-koeln.de/gbg/dreamteam/quiz/bild70.jpg


Ernst Barlach: Todesengel (Antoniterkirche Köln)

http://www.wdr.de/themen/kultur/rel.../christliche_kunst/_img/barlachengel_400q.jpg

Dem schwebendem Todesengel hat Barlach das Gesicht von Käthe Kollwitz verliehen.
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Mir gefallen die Zeilen von Nietzsche:

"Viele sterben zu spät, manche sterben zu früh.
Stirb zur rechten Zeit! Also lehrt es Zarathustra.
Freilich, wer nie zur rechten Zeit lebt, wie sollte er je zur rechten Zeit sterben.
Möchte er doch nie geboren sein! - Also rate ich den Überflüssigen."

...
 
AW: Gedankensplitter...ins Unreine getippt...

Nach der Lektüre all dieser wunderbaren Posts habe ich jetzt mal den Mut,meine Sicht der Dinge über Tod und Sterben zu offenbaren - in der Gewissheit,hier sicher für einiges Kopfschütteln zu sorgen...

Ich gehe von Reinkarnation und Karma aus ( in der Definition der Anthroposophie ) und sehe den Tod nur als Tor zur geistigen Welt an ,als andere Seite des Lebens,als Übergang und nicht als Ende. Und so schreckt mich der Gedanke nicht,mir liebe Menschen zu " verlieren",oder selbst zu sterben,lebe ich doch in der Gewissheit,daß sie nicht einfach weg sind,sondern sich eben nur in einer anderen Form des Daseins befinden...

Tod und Sterben sind leider in unserer Gesellschaft so tabuisiert,finden hinter verschlossenen Türen statt,so daß es garnicht anders sein kann,als Angst zu entwickeln.

Sich im Leben mit dem (eigenen) Tod auseinanderzusetzen,halte ich für extrem wichtig-egal in welcher Richtung man das dann tut...


Auch Bilder von Verstorbenen,die später dann als Aschehaufen gezeigt werden,finde ich nicht makaber,sonden ehrlich .( ich weiß nicht mehr,wo dieser Thread zu finden ist...)

Meine drei Kinder habe ich immer zu Beerdigungen und zu Totenwachen mitgenommen -egal wie klein sie waren...sie erlebten den Tod auch mannigfach auf unseren Hof und sie wurden nie verschämt nachhause geschickt,wenn ein Tier am verenden war...sie erlebten Geburten und das Sterben unserer Tiere als Kreislauf des Lebens und ich hoffe sehr,daß ihnen das später eine Hilfe sein wird,den Tod zu akzeptieren und zu bejahen..

O traure nicht!

Aus roten Morgenwolken blüht,
der blaue Tag in blasser Seligkeit ...
Und über Raum und Zeit
erhebt sich mein Gemüt
zu dir.

O traure nicht!
Und bist du nicht bei mir -:
Ein Licht sind wir
und ist von mir zu dir.

Aus roten Morgenwolken blüht
der blaue Tag in blasser Seligkeit ...
Und über Raum und Zeit
erhebt sich dein Gemüt.

Christian Morgenstern



Liebe Sibel,

Ich werde Dir privat zu diesem Psoting schreiben. Der Hauptgrund liegt daran, dass ich mich erst mit dem Wiedergeburtsglauben auseinandersetzen muss - offen und mit mir selbst.


All die praktischen Auswirkungen, die Du z.B. in Ästhetik und Kindererziehung aus Deiner Überzeugung heraus an Dir beobachtest, kenne und teile ich ( teilte ich: Kindererziehung: wir waren mit unseren Kindern auch im KZ Mauthausen, als sie 10 bezw, 1 Jahre alte waren, später dann in Auschwitz)

alos: Gut Ding will Weile
Herzlich
Marianne


Kopiere jetzt erst einmal Dein Posting ins Private.
 
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AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

@ Marianne

also: Gut Ding will Weile

Freu mich schon drauf...hoffe aber,du fühlst dich -als Threaderstellerin - nicht dazu verpflichtet ,zu antworten...

Schneegrüße,

Sibel
 
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