AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.
Erlaubt mir heute an die Tote zu erinnern, die mich seit Jahren begleiten und die für mich, jeder auf seiner Weise, so lebendig geblieben sind.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie Schriftsteller waren und auch gemeinsam, dass sie Überlebende der Gräueltaten des zweiten Weltkrieges waren – doch auch, dass es allen dreien letztendlich nicht gelungen ist ihr Überleben auch zu überleben. Sie gingen später freiwillig in den Tod.
Ich spreche von Jean Améry (* 31. Oktober 1912 in Wien – gest. 17. Oktober 1978 in Salzburg),
Primo Levi (*31. Juli 1919 in Turin, gest. 11. April 1987 in Turin) und
Paul Celan (* 23. November 1920 in Czernowitz, gest. 20. April 1970 in Paris).
Alle drei Schriftsteller habe ich schon in einem anderen Thread erwähnt.
Eingehen werde ich aber heute nur auf den Schriftsteller Jean Améry – anders würde dieser Beitrag zu umfangreich.
Jean Améry, der ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof erhielt, hätte es so viel bedeutet, wenn er bei Lebzeiten etwas Anerkennung von seinem früher so geliebten Heimatland, Österreich, erfahren hätte.
Robert Menasse schreibt über Améry:
"Er hat eine so unglaublich kluge, sympathische Art, wahr zu sein, bis ins Allermenschlichste, dass man den Wunsch hat auch so zu sein - obwohl man weiß, wie zutiefst gebrochen und unglücklich dieser Mann war."
Er war ein gebrochener Mensch - durch die Jahre der Flucht, durch Folter, durch seine Deportationen nach Fort Breendonk/Derloven (wo er schwer durch die Gestapo gefoltert wurde), später nach Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen.
Dies alles hat er in seinem Buch Jenseits von Schuld und Sühne festgehalten – das ihn 1966 auch beim deutschsprachigem Publikum bekannt machte.
Jean Améry nahm sich das Leben am 17. Oktober 1978 in einem Hotel in Salzburg
Die zehnbändige Werkausgabe konnte dank der finanziellen Unterstützung Jan Philipp Reemtsmas erscheinen - (ich glaube, dass vorläufig erst sechs Bände erschienen sind).
Gruß von Miriam