Ach, das ist alles nur Interpretation, auch von christlicher Seite.
"Nur" Interpretation? Wenn man einmal voraussetzt, die Bibel hat wirklich einen metaphysischen Ursprung, dann können wir ja "nur" interpretieren. Zumal
wir, die wir nicht die Sprachen sprechen, in denen die Urtexte geschrieben wurden, es also auch noch mit Übersetzungen und überarbeiteten Übersetzungen zu tun haben. Ich habe vor einigen Jahren "zufällig" (natürlich nicht zufällig) bei der Entrümpelung eines Dachbodens ein altes Original Luther Neues Testament in Frakturschrift gefunden und ich muss schon sagen, das hat einen gewissen Spirit, den die neueren Übersetzungen teilweise nicht mehr haben. Es kommen zwar ein paar veraltete Begriffe vor, die man heute nicht mehr kennt, aber die kann man ja problemlos googeln.
Das
Verlorengehen in der Materie, das ich immer wieder mal anspreche, ist meines Erachtens das größte und wichtigste Problem der Menschheit. Und da ist es doch tröstlich zu wissen, dass dieses Verlorengehen ursprünglich gar nicht geplant war, sondern eben durch den luziferischen Fall ausgelöst wurde. Und das Resultat dieses Abstiegs ist nun eben in meinen Augen der philosophische Materialismus.
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"Wozu hat nun diese Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Menschen verführt? Sie hat ihn dazu verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist, für stofflich, für materiell hält, daß er nicht durch dieses Stoffliche hindurchsieht auf die wahren Untergründe des Stofflichen, auf das Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jeder Pflanze und in jedem Tier das Geistige sehen, er würde niemals verfallen sein in Irrtum und damit in das Böse, sondern der Mensch würde, wenn nur die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt hätten, bewahrt geblieben sein vor jenen Illusionen, denen er immer verfallen muß, wenn er nur auf die Aussage der Sinneswelt baut."
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Natürlich ist der philosophische Materialismus lediglich das
Endergebnis einer langen Entwicklung, die schon vor Jahrtausenden eingesetzt hat. Er ist sozusagen
die dunkelste Stunde vor dem Sonnenaufgang.
Die Schlange, ja, aber von Luzifer ist hier nicht die Rede. Allenfalls kann man eine symbolische Zuordnung annehmen, und so wird's im Religionsunterricht dann ja auch üblicherweise erzählt. Bestenfalls wird ein nicht näher begründetes "Hintergrundwissen" zitiert, etwas wie "in den alten Kulturen galt die Schlange als Teufelstier, und ...". Das dürfen wir dann alle mal glauben, nicken brav mit dem Köpfchen und der Pfaffe kann fortfahren und seine so schlüssige Moralgeschichte darauf aufbauen.
Die Schlange kann man auch psychologisch deuten. Als wir noch näher an der Natur lebten, gehörten die Schlangen sicherlich zu unseren gefährlichsten Feinden. Sie bewegen sich lautlos fort, sie kommen überall hin, in Höhlen, auf Bäume und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde schlagen sie zu, was dann zu einem langsamen qualvollen Tod führt. Daher schrecken wir noch heute zurück, wenn wir eine Schlange sehen oder auch nur etwas, das wie eine Schlange aussieht.
Das ist eben auch so eine Sache mit der Bibel. Man kann sie auf sehr vielen verschiedenen Ebenen auslegen. Wenn du wieder mal besseres Internet hast, empfehle ich dir die Vortragsreihe
The Psychological Significance of the Bible Stories von Jordan Peterson, von dem hab ich die oben genannte Schlangeninterpretation.
2. Luzifer und Hiob
Gott hat ein Meeting mit einer Handvoll Engel und Luzifer ist der Meinung...
Ich fand die Stelle schon immer interessant...
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6 Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den HERRN traten, kam der Satan auch unter ihnen.
7 Der HERR aber sprach zu dem Satan:
Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach:
Ich habe das Land umher durchzogen.
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... denn der
Umgangston zwischen Gott und Satan ist hier doch ein geradezu beiläufiger, heute würde man sagen
Small Talk:
"Hey, was machst du denn hier"?
"Ich war zufällig in der Gegend".
Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll, ich find es nur bemerkenswert. In der Anthroposophie sagt man, dass sogar die Dämonen einen göttlichen Auftrag haben. Vielleicht hat es damit etwas zu tun.
Wie im Übrigen die Engel auch, die tauchen ja auch nur in einzelnen Sätzen als absolute Randnotiz auf.
Dafür lernt man in der Geisteswissenschaft umso mehr über sie:
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Das Wesen und das Bewusstsein der Engel charakterisiert Rudolf Steiner so:
"Wenn wir uns nun fragen: Wie ist das Bewußtsein der Engelwesenheiten? - so bekommen wir zur Antwort: Es ist in einer gewissen Beziehung ein höheres Bewußtsein, und es ist dadurch als ein höheres Bewußtsein charakterisiert, daß es nicht bis zum mineralischen Reiche hinunterreicht. Bis dahin, wo die Steine sind, die Mineralien, reicht das Engelbewußtsein nicht herunter. Dagegen sind in diesem Engelbewußtsein pflanzliche Wesenheiten, tierische Wesenheiten, menschliche Wesenheiten und das eigene Reich der Engel, das dort die gleiche Rolle spielt wie das Reich der Menschen für uns. Daher können wir sagen: diese Engel nehmen mit ihrem Bewußtsein auch vier Reiche wahr, das Reich der Pflanzen, der Tiere, der Menschenwesen und das Reich der Engel.
Das ist das Eigentümliche der Engelwesen: sie haben keinen physischen Leib, und aus diesem Grunde also auch keine Organe des physischen Leibes, keine Augen und Ohren und so weiter. Deshalb nehmen sie das physische Reich nicht wahr. Sie haben als ihre niederste Wesenheit ihren ätherischen Leib. Dadurch haben sie eine gewisse Verwandtschaft mit den Pflanzen. Sie können also mit ihrem Bewußtsein herabsteigen bis zu den Pflanzen; sie können Pflanzen noch wahrnehmen. Dagegen wo ein Mineral ist, nehmen sie einen Hohlraum wahr, geradeso wie wir es beschrieben haben für den Menschen während des Devachanzustandes, wo der Mensch auch den Raum, den hier auf dem physischen Plan ein Mineral ausfüllt, als einen Hohlraum wahrnehmen wird. So nehmen diese Engel überall da, wo hier physisches Reich ist, einen Hohlraum wahr. Dagegen ragt ihr Bewußtsein da hinauf, wo des Menschen Bewußtsein heute noch nicht hinaufragt."
https://anthrowiki.at/Engel
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Die Bibel erzählt uns Geschichten über Menschen, und nicht über übersinnliche Wesen.
Meines Erachtens erzählt sie uns Geschichten über Menschen und ihre Beziehung zu der geistigen Welt. Allerdings muss ich zur Bibel generell mal sagen, dass ich hier mittlerweile die
verarbeitete Information mehr schätze, als im Original zu lesen, was ich zwar auch immer noch tue, aber mehr Gewinn ziehe ich aus den Interpretationen, den verschiedenen Herangehensweisen und vor allem der Anthroposophie. Und auch hier, bei der Anthroposophie, schätze ich eigentlich mehr die nochmal weiter verarbeiteten Inhalte, also weniger Steiners Bücher als vielmehr die Vorträge und Interviews von Axel Burkart auf YouTube, den ich für einen der wichtigsten Menschen der Gegenwart und eine der wenigen derzeit lebenden Geistesgrößen halte. Er sagt es immer so: Wenn ich heute die Gravitation studieren will, dann befasse ich mich ja auch nicht mit den Originaldokumenten von Newton. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Verarbeitetes Wissen hat den Vorteil, komprimiert und modern zu sein, das macht es verständlicher und besser verdaulich.
Nur: In der Bibel lesen wir über Ariman leider nichts, wir dürfen uns da - wieder einmal mehr - allein auf die Visionen des Herrn Steiner verlassen. Und dann mit einer starken Abweichung der diesem ursprünglich zugeschriebenen Attribute.
Dazu mal eine Frage: Warum ist für dich, als Rationalist, die Bibel ein glaubwürdigeres Dokument als etwa eine Schrift Steiners. Müsste das aus deiner Sicht nicht alles der selbe Hokuspokus sein?