In der Anthroposophie gibt es neben Gott und dem Teufel auch noch einen dritten Einfluss, nämlich Ahriman:
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Durch die luziferische Verführung stieg der Mensch früher und tiefer als ursprünglich geplant in die sinnliche Welt herab.
Ach, das ist alles nur Interpretation, auch von christlicher Seite. Wir neigen dazu, Inhalte der Bibel so genau wissen zu wollen, dabei handelt es sich oft mehr um das, was uns die Pfaffen erzählt haben, als das, was wirklich drin steht.
Liest man es einmal nach, dann gibt der Text die Verführung Luzifers eigentlich gar nicht her (1. Mose 3, Einheitsübersetzung):
1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?
Die
Schlange, ja, aber von Luzifer ist hier nicht die Rede. Allenfalls kann man eine symbolische Zuordnung annehmen, und so wird's im Religionsunterricht dann ja auch üblicherweise erzählt. Bestenfalls wird ein nicht näher begründetes "Hintergrundwissen" zitiert, etwas wie "in den alten Kulturen galt die Schlange als Teufelstier, und ...". Das dürfen wir dann alle mal glauben, nicken brav mit dem Köpfchen und der Pfaffe kann fortfahren und seine so schlüssige Moralgeschichte darauf aufbauen.
Aber der Text erzählt uns überhaupt nichts dergleichen. Die Schlange mag schlauer sein als alle anderen, aber sie ist Teil der göttlichen Schöpfung wie alle anderen Tiere auch. Wenn sie dann also schlauer ist, dann deshalb, weil Gott sie so schuf. Nimmt man eine symbolische Zuordnung Schlange = Luzifer an - die immer nur postuliert, aber nie belegt wird - dann bleibt die Frage, was da früher vorhanden war, die Henne oder das Ei.
Die heutige Zeit hat den Vorteil, dass jedermann per Knopfdruck die gesamte Bibel nach Schlagwörtern in Sekundenschnelle durchsuchen kann. Ein ziemlicher Vorteil zu früher: Man muss nicht mehr ein erhebliches Bibelstudium aufwenden, um am Ende das zu finden, was man sucht.
Durchsucht man die Bibel nach Schlagwörtern wie "Teufel", "Satan", "Luzifer" usw., dann fallen die Ergebnisse in vier Kategorien:
1. Inhalte in Aussprüchen der Propheten, Jesu u.a., wie etwa:
"Ihr seid des Teufels, wenn ihr Montags Fisch esst, und ..."
2. Luzifer und Hiob
Gott hat ein Meeting mit einer Handvoll Engel und Luzifer ist der Meinung: Dein Liebling Hiob, der ist doch nur deshalb so fromm, weil Du es ihm so gut ergehen lässt. Ginge es ihm schlecht, dann fiele er vom Glauben ab. Gott selbst erteilt Luzifer dann den Auftrag: Prüfe ihn. Luzifer ist hier eine Art Ankläger und Vollstrecker in Einem - aber von Gott beauftragt. Und Luzifer beendet seine Bestrafungen, als die Mission als erfüllt gilt (= Hiob wurde alles genommen, was man einem Menschen nehmen kann, außer seinem Leben. Aber er blieb Gott treu).
3. Luzifer und Jesus
Jesus fastet 40 Tage, Luzifer kommt und will ihn durch Versprechungen der Macht, Reichtum usw. verführen. Jesus lehnt ab, Luzifer darf wieder gehen. Luzifer hat keine Macht über Jesus - der ja auch Mensch ist - und die Begegnung hat auch keine übernatürlichen Elemente. Weder wendet Jesus seine übernatürlichen Fähigkeiten an, noch Luzifer, es handelt sich auch nicht um einen Kampf.
4. In der Offenbarung des Johannes
Die Offenbarung des Johannes ist der jüngste Texte der Bibel überhaupt und war schon in der Antike sehr umstritten. Manche Kirchen verlesen sie nicht oder erkennen sie erst gar nicht an.
Das war's dann aber auch schon.
Darüber hinaus, in der ganzen Bibel, auf Tausenden von Seiten, die Präsenz des Teufels? Fehlanzeige, nicht vorhanden. Wie im Übrigen die Engel auch, die tauchen ja auch nur in einzelnen Sätzen als absolute Randnotiz auf. Die Bibel erzählt uns Geschichten über
Menschen, und nicht über übersinnliche Wesen.
Dadurch kam er in den Herrschaftsbereich Ahrimans ...
Ist doch mal nett, dass uns Herr Steiner mit seinem Synkretismus ein altpersisches, zoroastisches Konzept auf dem Tablett serviert. Ursprünglich handelte es sich jedoch weniger um ein personifiziertes Wesen, sondern mehr um ein philosophisches Konzept, etwa "zerstörerischer Geist". Und wie kommt ein Perser ins alte Testament?
Wäre schon möglich, Abraham kam schließlich aus dem heutigen Irak.
Nur: In der Bibel lesen wir über Ariman leider nichts, wir dürfen uns da - wieder einmal mehr - allein auf die Visionen des Herrn Steiner verlassen. Und dann mit einer starken Abweichung der diesem ursprünglich zugeschriebenen Attribute.