Das Land kann jedoch nichts dafür, dass so viele Bürger psychische Probleme haben und diese auch noch offen tragen.
Nun, ich denke schon, dass eine solch enorme Verbreitung von psychischen Krankheiten, wie wir sie heutzutage erleben, etwas mit der Gesamtgesellschaft zu tun hat, vielleicht sogar einfach mit der Institution
Gesellschaft als solche überhaupt. Früher hat man im Gegensatz zu heute nicht von
Gesellschaft, sondern von
Gemeinschaft gesprochen, konkret von - und jetzt Achtung, Blutdruck und Puls kontrollieren, Schnappatmung präventiv unterbinden und ganz ruhig bleiben -
Volksgemeinschaft. Diesen Begriff gab es schon lange vor dem Nationalsozialismus:
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Volksgemeinschaft bezeichnete in der politischen Ideenwelt des 19. und 20. Jahrhunderts das (völkische) Ideal einer weitgehend konfliktfreien, harmonischen Gesellschaftsordnung, die Klassenschranken und Klassenkampf hinter sich gelassen hatte. Diese wurde als Gemeinschaft beschrieben, im Gegensatz zu dem Begriff der Gesellschaft, der als künstlich und undeutsch abgelehnt wurde.
de.wikipedia.org
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Ich habe das Wort
künstlich hervorgehoben, weil es eigentlich das perfekte Wort ist, um meine Empfindung von dem zu beschreiben, was als
moderne Gesellschaft bezeichnet wird. Es fühlt sich einfach alles unecht an heutzutage, alles nur noch Plastik. Der Individualismus triumphiert über alle anderen Werte, aber nur etwa die Hälfte der Menschen, wenn überhaupt so viele, sind wirklich zufrieden mit diesem Zustand. Die andere Hälfte, oder eher noch mehr davon, sind eben mit dieser Plastikwelt ohne echte Werte nicht zufrieden und sehnen sich entweder in alte Gemeinschaften zurück oder in neue Gemeinschaften voraus. Ich denke, es ist nicht übertrieben, zu behaupten, dass ca. 50% der Menschen heutzutage einen gewissen mentalen Knacks haben wegen dieser Identitätslosigkeit und ca. ein Drittel entwickelt sogar eindeutig pathologische Symptome wie vor allem Depressionen und Angstneurosen. Es ist definitiv nicht normal, wenn alle Psychotherapeuten des Landes über Monate oder sogar Jahre hinweg ausgebucht sind. Da gärt und schmort irgendetwas im kollektiven Unterbewusstsein vor sich hin.
Das problematische daran ist vor allem, dass es natürlich realistisch betrachtet keinen Weg zurück in die alte Form der Gemeinschaft gibt. Das alte Europa ist dahin und ist nicht wieder herstellbar, genau so wenig wie es möglich wäre, das Mittelalter oder das römische Reich wiederherzustellen. Deshalb richtet sich das Empfinden vieler Menschen in die Zukunft hinein, in eine neue, bisher noch nicht dagewesene Form der Gemeinschaft, denn das ist natürlich der einzige Weg, wie so etwas funktionieren kann. Geschichte entwickelt sich immer nur in eine Richtung: vorwärts. Die heutige Gesellschaft ist einfach ein notwendiger Übergang von einer vergangenen Gemeinschaft in eine zukünftige Gemeinschaft, oder zumindest ist das die optimistische Variante der Betrachtung. Die pessimistische Betrachtung wäre die, dass die Gesellschaft sich endgültig zu einer anonymen, postmodernen Dystopie entwickelt. Wie sich eine solche postmoderne Dystopie anfühlen wird, dass wissen wir jetzt seit der Coronazeit eindeutig und wir wissen jetzt auch zweifelsfrei, dass so etwas nicht nur in Science Fiction Büchern. sondern auch in der Realität möglich ist.
Meine persönliche Einschätzung ist hier eine Zwischenstufe zwischen pessimistisch und optimistisch, ich denke nämlich, dass es noch schlimmer wird, bevor es wieder besser wird, dass wir also zuerst durch eine Steigerung dessen, was wir in der Coronazeit an Eingriffen in die Grundrechte erlebt haben, hindurchmüssen, auch auf einen deutlich längeren Zeitrahmen erstreckt, bevor sich irgendeine Form von spiritueller Revolution durchsetzen könnte, übrigens bezieht sich das nicht nur auf unser Land, sondern auf den gesamten sogenannten Westen. Ich frage mich oft, wie eigentlich dieser ominöse Westen
von außen wahrgenommen wird, also vor allem meine ich damit von irgendwelchen Ureinwohnern außerhalb der Zivilisation und da erinnere ich mich wieder an die Definition, die ein Stamm in Indonesien für uns Zivilisationsmenschen entwickelt hatte:
Geister. Die nennen uns Geister. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hat mich diese Definition schon immer fasziniert. Ich denke, da steckt irgendetwas sehr tiefes dahinter, aber ich kann es nicht entschlüsseln.
Es kann auch sein, dass das alles einfach nur mein persönlicher Spleen ist, das sei noch hinzugefügt.