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Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Ja, hab ich! Danke, ich werde es mir aber erst morgen anschaun können. Ich antworte auch verlässlich
 
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AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Da muss ich aber doch mal den Johann Wilhelm verteidigen - gut gesprochen!

So weit ist das kein moralphilosophisches statement. Der "wahre Freigeist" ist tatsächlich der- oder diejenige, die keine Angst mehr vor bösen Blicken zeigt, die in ihrem Schaffen und Denken tatsächlich auch ihrer eigenen Familie den Rücken kehren wird, wenn es sein muss.

Das heißt aber nicht, dass der Freigeist generell seiner Frau und seinen Kindern den Rücken kehrt. Um des gefallenen Gottes willen! Der Freigeist kann sehr wohl ein gestandener Familienvater sein. Er hat sich nur von jeder ontologischen bzw. moralischen Verpflichtung frei gemacht. Die Moral zwingt ihn zu nichts mehr. Genauso wenig verpflichtet ihn aber auch sein Amoralismus dazu, amoralisch zu handeln. Wir kennen ja solche Kindereien vom Marquise de Sade und auch von gewissen russischen Amoralisten, die Camus im "Mensch in der Revolte" unter die Lupe genommen hat.

Ich für mein Teil habe nicht vor, "eine Seniorin zu missbrauchen". Aber ich muss dir recht geben, Swensgar, das ist trotzdem die Kehrseite der Freigeisterei. Deswegen findet sich der Freigeist auch zwischen zwei Lagern wieder: Zwischen der eingestaubten und mittlerweile längst unterhölten Religion auf der einen Seite, und der nihilistischen Geistlosigkeit auf der anderen Seite. "Und so kann er nicht anders, als sich seinen eigenen Weg zu bahnen" - ich muss jetzt nicht weiter zitieren, ihr habt es ja alles schon in meinem ersten Post stehen.

Ich frage mich nur eines: Wie sich eine Moral durchsetzen könnte, die nicht auf dem Boden der herkömmlichen Religion steht ...
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Eine explizit faktische Wahrheit kann es aber meiner Auffassung nach nicht geben, weil es gar keine Faktizität, kein Der-Fall-Sein gibt.


Hast du dir das auch gut überlegt?
Wenn du zB ein Glas fallen lässt und es zerbricht, ist es dann Fakt, dass da Scherben liegen oder nicht?
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Nur insofern, dass ich aufpassen muss, wenn ich keine Schuhe anhabe. Du siehst, es drängt in die Pragmatik. Das Glas selbst wäre in diesem Sinne eine Konstruktion auf der Grundlage pragmatischer Bedürfnisse. Auf dieser pragmatischen Ebene können wir allerdings wieder von Fakten sprechen - wenn sich sprechen hier noch lohnt, weil es uns ja nicht mehr um die Wahrheit um der Wahrheit willen geht. Ich wollte mich im letzten Post nur von der externalistischen Faktizität distanzieren, weil ich den Externalismus - ehrlich gesagt - für die plumpste Position halte, die es seit Thales gegeben hat. Ein eingefleischter Externalist würde sagen: "Schau doch hin! da sind Scherben! Quod erat demonstrandum."

Die Pragmatik - auf der anderen Seite - ist die Mutter der Geist- und Kulturlosigkeit, aber das ist dann ein anderes Thema ;)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Nur insofern, dass ich aufpassen muss, wenn ich keine Schuhe anhabe.


Öhm - ich gehe mal davon aus, dass du damit nicht behaupten möchtest, dass die Scherben NICHT da liegen, wenn du Schuhe anhast! :D ;)


Du siehst, es drängt in die Pragmatik. Das Glas selbst wäre in diesem Sinne eine Konstruktion auf der Grundlage pragmatischer Bedürfnisse. Auf dieser pragmatischen Ebene können wir allerdings wieder von Fakten sprechen - wenn sich sprechen hier noch lohnt, weil es uns ja nicht mehr um die Wahrheit um der Wahrheit willen geht.


Versteh ich nicht - sind denn zeitlich und örtlich begrenzte Wahrheiten keine Wahrheiten?
Aber immerhin erkennst du Fakten auf der physisch-materiellen Ebene an.


Ich wollte mich im letzten Post nur von der externalistischen Faktizität distanzieren, weil ich den Externalismus - ehrlich gesagt - für die plumpste Position halte, die es seit Thales gegeben hat. Ein eingefleischter Externalist würde sagen: "Schau doch hin! da sind Scherben! Quod erat demonstrandum."


Er hat ja recht!
Natürlich müsste er genau genommen etwas in der Art sagen: Schau hin, da liegen Bruchstücke eines bestimmten Materials, das in eine bestimmte Form gegossen wurde und durch ein Ereignis zerstört wurde und wir nennen das in unserer Sprache "ein Glas ging in Scherben".
Mag sein, es ist plump - aber für unsere Wahrnehmungsfähigkeit wahr!
Das ist erstmal der grobe Fakt - welche BEDEUTUNG der Einzelne diesem gibt, ist individuell verschieden und hängt von diversen Feinheiten ab - zB ob es das Lieblingsglas war, ob es teuer war, ob es einem selbst gehörte usw.


Die Pragmatik - auf der anderen Seite - ist die Mutter der Geist- und Kulturlosigkeit, aber das ist dann ein anderes Thema ;)


Finde ich nun nicht - als pragmatischer Mensch muss man denken können, denn man braucht immer wieder pragmatische Lösungen.
Und aus diesen Lösungen entsteht die Kultur.
Natürlich können Lösungen eines Tages überholt sein, weil es inzwischen bessere gibt - dann kriegen die Gewohnheitsmenschen erstmal Probleme und finden die neuen Lösungen kulturlos.
Aber das wächst sich mit den neuen Generationen aus.
So sehe ICH das jedenfalls, da ich eine plumpe Pragmatikerin bin! :D
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Na jedenfalls eine plumpe Pragmatikerin, die philosophiert! :D

Hmm es geht mir nicht um den Gegensatz zwischen materiellen/physischen und metaphysischen Wahrheiten, sondern um den vermeintlichen Gegensatz zwischen praktischen und theoretischen Wahrheiten, wenn dir das was hilft. Wenn alle Wahrheiten praktisch sind, dann gibt es keine Wahrheit mehr um der Wahrheit willen sondern nur noch um der Praxis willen. Du als Oberpragmatikerin wirst die Dinge wohl mehr oder weniger von vornherein so gesehen haben. Aber in letzter Instanz bedeutet das ja, dass die ganze Welt im Grunde eine pragmatische Theorie ist. Wir haben dann nur noch einen Glauben an die "Außenwelt", wie es ja auch Quine ausgedrückt hat. Aus pragmatischer Sicht hat der Externalismus dann natürlich recht. Aber er ist dann nicht mehr im ontologischen Sinne wirklich ex-tern, wie uns das wohl die meisten Externalisten einreden wollen.

Die Kehrseite der Pragmatik sehe ich nur darin, dass sie allzu gerne vieles als "nutzlos" abstempelt, was einen unsichtbaren oder verborgenen Nutzen hat: Die Philosophie scheint da ja auch dazuzugehören. "Die Poesie ist nutzlos - und darum liebe ich sie", hat mal eine spanische Dichterin geschrieben. Denkst du wirklich, dass sich die Dinge so wunderbar von selbst ergeben, wenn man die Pragmatik einfach wüten lässt? Die Entzauberung der Welt kann man wohl ihr zurechnen - zum Guten wie zum Schlechten. Ich glaube wir brauchen den Zauber, um uns nicht ganz und gar zu Robotern zu rationalisieren. Wenn wir aber die Religion hinter uns lassen wollen, dann müssen wir eine andere Art des Zaubers finden. :-)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Na jedenfalls eine plumpe Pragmatikerin, die philosophiert! :D


Hm - ich denke über viele Dinge nach.
Es gibt aber Leute, die erkennen das nicht als "philosophieren" an! :D


Hmm es geht mir nicht um den Gegensatz zwischen materiellen/physischen und metaphysischen Wahrheiten, sondern um den vermeintlichen Gegensatz zwischen praktischen und theoretischen Wahrheiten, wenn dir das was hilft.


Nee, hilft mir nicht, denn ich sehe keinen Gegensatz zwischen diesen Wahrheiten. Was wahr ist, ist wahr und ist Teil von All dem, was ist.


Wenn alle Wahrheiten praktisch sind, dann gibt es keine Wahrheit mehr um der Wahrheit willen sondern nur noch um der Praxis willen.


Wieso?
Ich kann doch nach Wahrheit um ihrer selbst willen streben und dabei feststellen, dass sie auch praktisch ist! :)


Du als Oberpragmatikerin wirst die Dinge wohl mehr oder weniger von vornherein so gesehen haben.


Oh nein - meine Sicht der Dinge hat sich entwickelt und immer wieder gewandelt.


Aber in letzter Instanz bedeutet das ja, dass die ganze Welt im Grunde eine pragmatische Theorie ist. Wir haben dann nur noch einen Glauben an die "Außenwelt", wie es ja auch Quine ausgedrückt hat. Aus pragmatischer Sicht hat der Externalismus dann natürlich recht. Aber er ist dann nicht mehr im ontologischen Sinne wirklich ex-tern, wie uns das wohl die meisten Externalisten einreden wollen.


Die Welt ist doch keine Theorie - sie ist da und funktioniert.
Wir Menschen denken darüber nach, wie und wieso sie funktioniert und bilden Theorien darüber, bzw, wir erforschen sie natürlich auch.
Und ob etwas innen oder außen ist, ist Ansichtssache.
Mir ist das inzwischen egal - wenn ich eine Blume sehe, sehe ich eine Blume.


Die Kehrseite der Pragmatik sehe ich nur darin, dass sie allzu gerne vieles als "nutzlos" abstempelt, was einen unsichtbaren oder verborgenen Nutzen hat: Die Philosophie scheint da ja auch dazuzugehören. "Die Poesie ist nutzlos - und darum liebe ich sie", hat mal eine spanische Dichterin geschrieben. Denkst du wirklich, dass sich die Dinge so wunderbar von selbst ergeben, wenn man die Pragmatik einfach wüten lässt? Die Entzauberung der Welt kann man wohl ihr zurechnen - zum Guten wie zum Schlechten. Ich glaube wir brauchen den Zauber, um uns nicht ganz und gar zu Robotern zu rationalisieren. Wenn wir aber die Religion hinter uns lassen wollen, dann müssen wir eine andere Art des Zaubers finden. :-)


Die Pragmatik wütet nicht, es gibt möglicherweise Pragmatiker, die wüten - wiewohl ich Pragmatiker eher als nüchterne und sachliche Zeitgenossen sehe - von denen es aber leider nicht allzuviele gibt.
Und wieso soll Poesie nutzlos sein?
Wird der Mensch nicht krank, wenn er sich mit Dingen umgibt, die für ihn unangenehm und hässlich sind und sich nichts Gutes und Schönes gönnt?
Ich seh den Menschen nicht als Roboter, sondern als Organismus mit Seele.
Zauber brauche ich nicht, seit ich für mich erkannt habe, dass alles, was existiert, ein Wunder an Komplexität, Vielfalt und auch Schönheit ist!
Man muss nur genau hinsehen und es auf sich wirken lassen. :)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Hm - ich denke über viele Dinge nach.
Es ... hilft mir nicht, denn ich sehe keinen Gegensatz zwischen ... Wahrheit um ihrer selbst willen streben und dabei feststellen, dass sie auch praktisch ist!

Oh nein ...

Die Welt ist ... Ansichtssache.
Mir ist das inzwischen egal - wenn ich ... möglicherweise Pragmatiker, die wüten - wiewohl ich Pragmatiker eher als nüchterne und sachliche Zeitgenossen sehe - von denen es aber leider nicht allzuviele gibt.

Und wieso soll Poesie nutzlos sein?

Wird der Mensch nicht krank, ... unangenehm und hässlich ... brauche ich, ein Wunder an Komplexität, Vielfalt und auch Schönheit ...!

Man muss nur genau hinsehen und es auf sich wirken lassen.





Birdy,

Sie meinen, es ist im Grunde egal, sich um eine ordentliche Haarfarbe zu kümmern, sich nicht wie gehen zu lassen (nicht auf die Verwesung des Körpers bezogen)?








 
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