Ich habe mit keinem Wort das heutige System als perfekt gepriesen.
Da sind wir uns doch noch einig.
Der Mensch arrangiert sich mit dem System um zu überleben oder gut zu leben.
Manch einer beherrscht dabei auch die Wende um 180 °. (nicht mein Ding)
Zu meinem Hintergrund:
40 Jahre lang : So alt wie die Republik:
Beschreibung des Leidensweges eines Ostdeutschen in Stichpunkten:
Geboren am 20.09.1949 Gründung der DDR 07.10.1949
Kind sein und auf dem Lande und auf dem bäuerlicher Hof groß werden.
Vater 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Durch die Entnadzifizierungskommision Hagenow von 01.01.1948-31.12.1949 unter dem Einsatz eines Treuhänders entmündigt.
Kindergarten ab 3 Jahren ohne Zuzahlung der Eltern z.T. auch mit Mittagessen.
1956-1966 Schüler sein an der Polytechnische Oberschule.
10 Jahre kostenlose Schülerbeförderung, Mittagessen für 50 Pfennig
Berufslenkung in der neunten Klasse entsprechend Leistung des Bewerbers und Bedarf der Wirtschaft.
Fahrerlaubnis Moped mit 15 Jahren, Motorrad bis 125 cm mit 16 Jahren.
Fahrschule für Traktoren über die GST als Helfer in der Landwirtschaft kostenlos. ( Inklusive Klasse 4 für PKW)
1966- 1968 Lehre zum Agrotechniker- Mechanisator (Landwirt entsprechend elterlicher Herkunft). Anfahrt mit eigenem Motorrad, Unterbringung im Lehrlingswohnheim, männlich und weiblich in unterschiedlichen Stockwerken.
Lehrlingsgeld nach Abzug von Unterkunft und Vollverpflegung um die 100 Mark.
Da die meine Leistungen in der Aufnahmeprüfung zum Landtechnikstudium zu schlecht waren schloß sich eine einjährige Zusatzausbildung zum Landmaschinenschlosser an.
Entsprechen eines Hinweises bei der Aufnahmeprüfung, mich doch der Partei zuzuwenden, wurde ich Mitglied der CDU. Es mußte also nicht die SED sein, um bei mittelmäßigen schulischen Leistungen ein Studium aufnehmen zu können. Die Herkunft spielte zu mindest bei gleichartiger Leistung eine größere Rolle. Im Arbeiter-und Bauernstaat wurden die Kinder dieser Gruppen besonders gefördert. Die Eliten des Landes sollten sich nicht weiter aus sich selbst rekrutieren. Bei gleichartiger Leistung hatten Kinder von Selbstständigen und besonders von Geistlichen das Nachsehen. Für den Zugang zum Studium blieb ihnen aber in aller Regel der zweite Bildungsweg, über eine Berufsausbildung mit oder ohne Abitur bzw. nach der Wehrdienstleistung.
1968-1971 Landtechnik Ingenieurstudium in Friesack bei Nauen. 240 Mark bis 350 Mark Stipendium je nach Einkünften der Eltern. Stipendium statt Studiengebühr. Studentenwohnheim für 80 Mark und Vollverpflegung für 80 Mark. Verbilligtes Bahnreiseticket. Kaderlenkung nach dem 2. Ausbildungsjahr in der Regel in die heimatlichen Region.
1972 Sozialpolitisches Programm der SED mit diversen Subventionen als Gesellschaftliche Konsumtion : Mieten 60-80 Pfennige pro qm, minimale Kosten für Kinderbekleidung und Grundnahrungsmittel, 40 Stunden Woche, Wohnungsbauprogramm, Hushaltstag.
01.01.1972 Arbeitsaufnahme als Technischer Leiter der im Aufbau befindlichen LPG Pflanzenproduktion.
Arbeiten in einer LPG: Meine Eltern wurden durch die Einzahlung von Pflichtinventarbeiträge (Genossenschaftsanteil) Mitglied einer Landwirtschaftlichen Produktions Genossenschaft.
Kollektive Bewirtschaftung der Flächen. Gemeinsames Ziel, den Wert der Arbeitseinheit zu erhöhen (Lohn). Gemeinsame Feiern, Erntefest, Betriebsausflüge (Ostsee, Harz), Ökonomisch Kulturelle Leistungsvergleiche, Neuererwesen, Plan für Wissenschaft und Technik, Neuerungen, Erkenntnisse Verbesserungsvorschläge wurden veröffentlicht und der Gesellschaft unentgeltlich zur Verfügung gestellt. (Zeitschrift- Der Neuerer), Die Vergütung bzw. Gegenleistung bestand aus gesellschaftlicher Anerkennung, Prämierung, Orden, Ehrenzeichen, Auszeichnung.
Kinderferienlager, Wohnwagen oder Ferienhäuser der Genossenschaft an der Ostsee für Ferienzwecke der Mitglieder,
Lohngefälle in der DDR Landwirtschaft: Vorsitzender (Betriebsleiter der Genossenschaft) 1.400 M, Abteilungsleiter wie ich 1.200 M, Werkstattmeister und Feldbaubrigadiere 900-1.100 M, Schlosser und Traktoristen je nach Leistung 650-850 M, gute Fahrer (Traktoristen bzw. Mechanisatoren) in der Ernte mit Überstunden 1.200 M. Arbeitslohn eines Hilfsschlosser 3,60 Mark, für den besten Schlosser 4,20 Mark.
Aufgabe der Arbeitskollektive war auch die Resozialisierung von sozial entgleisten oder straffällig gewordenen. Eine Vereinbarung mit dem zugeordnetem Arbeiskollektiv, der Gemeinde, dem ABV als Vertreter der Justiz und der entsprechenden Person. Nach der Abwicklung der Genossenschaft 1990 wurden die Genossenschaftsanteile an sie bzw. deren Erben (an mich) ausgezahlt. Die in die Genossenschaft eingebrachten gemeinsam bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen blieben grundbuchlicht gesichertes Eigentum.
1973 Verlobung. Sie wohnt im 500m Schutzstreifen an der Elbe, Zonengrenze. Nur mit entsprechendem Passierschein zu erreichen. Ich selber wohne im 5 km Sperrgebiet ganze 2 km entfernt.
Die Eltern meiner späteren Frau wurden 1945 von ihrem Bauernhof aus Pommern vertrieben.
Am 12.07.1945 wurde ihnen eine Neubauernstelle von 8 ha Acker, Wiese, Weide, Hofplatz und Garten kostenlos zugewiesen. Ehemals staatliche Domänenfläche. Verordnung über die Bodenreform vom 05.09.1945.
1975 Hochzeit. Aufnahme eines zinslosen Ehe- und Einrichtungskredit über 5.000 Mark. Freistellung von der Rückzahlung bei der Geburt von Kindern. 1. Kind 1.0 TM. 2. Kind 1,5 TM. 3. Kind 2,5 TM. Mit der Geburt des 3. Kindes war der Kredit zurückbezahlt und man zählte zur Gruppe der Kinderreichen mit weiteren Vergünstigungen. Die bereits zurückgezahlten Kreditbeträge in der Laufzeit wurden von der Bank zurückgezahlt.
1977, 1980, 1987 Geburt unserer 3 Kinder.
Ministerratsbeschluss über die Förderung des privaten Wohnungsbaus ab 1972 war die Grundlage für den Bau vieler Eigenheime, der auch für Normalverdiener finanzierbar war.
1986-1988 Eigenheimbau mit 10% tiger Eigenleistung und betrieblicher technischer Unterstützung an Wochenenden im 5 km Sperrgebiet (Zonengrenze)
Typenprojekt Typ Altmark A1 IV mit örtlicher Angleichung (Veränderung).
( allgemeiner Baulandpreis zu dieser Zeit = 0,45 Mark/qm)
Gesamtkosten auf eigenem Grundstück 90.500,00 Mark
dav. Lohn 33.750,60
und Material 55.602,00.
Finanzierung:
Pauschaler Preisausgleichsbetrag 18.3 TM
Eigenleistung 9.2 Tm
Finanzielle Unterstützung durch den Betrieb 10.0 TM
Zinsloser Kredit bei 1 % Tilgung 39.0 TM
Kredit mit 4. % Zinsen und 1 % Tilgung. 14.0 TM
Grundlage der Finanziellen Unterstützung durch die LPG war die Verpflichtung 10 Jahre in dem Betrieb zu verbleiben. Zur Wende, schon 2 Jahre später wurde der Betrieb aufgelöst und eine eventuelle Rückzahlung hatte sich erledigt.
Mit der Währungsunion am 01 Juli 1990 halbierte sich der Kreditbetrag von 53,0 TM
Auf 26,5 T DM und nachdem die neue Reiffeisenbank aus dem Westen mit neuen Kreditverträgen aufgetauchte und 6,5 % Zinsen verlangte habe ich den Gesamtbetrag zurückbezahlt.
Das alles nur mal so. Soll ich klagen?
Meine demokratischen Rechte als Volksvertreter (Ratsherr) in der Gemeine habe ich 2x im Osten und 2x im Westen wahrgenommen.
Gruß