AW: Das Wesen der Technik
Hallo !
Vielleicht hilft Euch mein Philosophielexikon:
Wesen oder Sosein, Washeit (engl. essence; franz. essence; griech. to ti en einai; lat. essentia oder natura, quidditas). Wie die mit ihm verwandten Termini Form, Idee, Natur oder Substanz besitzt das Wort W. in der Philos. keine festumrissene Bedeutung. Für gewöhnlich lassen sich bei der Diskussion über das W.problem folgende Bestimmungen unterscheiden:
1. Das W. eines Seienden besteht aus denjenigen Eigenschaften, die dieses Seiende nicht verlieren kann, ohne aufzuhören, es selbst zu sein. So herrschte z. B. traditionell die Ansicht, daß ein Mensch nicht mehr Mensch ist, wenn er den Gebrauch der Vernunft verliert. Es wird unterschieden zwischen den wesentlichen Eigenschaften (essentiellen Eigenschaften oder kurz: der Essenz) und den unwesentlichen Eigenschaften (akzidentiellen Eigenschaften, s. Akzidens; modi, s. Modus). Ob ein W. existieren kann, ohne an unwesentliche Eigenschaften gebunden zu sein, darüber gibt es keine Einigkeit. Daß dies unmöglich ist, behaupten u. a. Aristoteles und Hegel. Ihnen zufolge kann wohl die einzelne unwesentliche Eigenschaft verschwinden, aber es wird immer eine andere an ihre Stelle treten (z. B. wenn die Größe eines Menschen sich ändert).
2. Im Anschluß an (1) läßt sich das W. eines Seienden mit dem Bleibenden (‹Ewigen›) an ihm gleichsetzen - im Gegensatz zu den veränderlichen (‹zeitlichen›) Erscheinungen (Phänomenen).
3. Oft werden (1) und (2) so abgewandelt, daß das W. eines Seienden nicht etwas ein für allemal Gegebenes bildet. Vielmehr muß es erst verwirklicht werden - in einem auf diesen Zweck gerichteten Vorgang. Danach ist es z. B. das Wesen (oder der Zweck) des Samens, zur Blume zu werden (Aristoteles), oder das W. der Geschichte, den freien Staat zu verwirklichen (Hegel). Das
‹Bleibende› besteht hier nicht in einer Summe fester Eigenschaften, sondern in einer Disposition oder Tendenz (vgl. causa finalis, dynamis/energeia, Teleologie).
4. Wenn das W. als Zweck betrachtet wird, gilt es vielfach auch als Ideal, Norm oder Wert - im Gegensatz zum faktisch Vorkommenden. Dann ist das W. eines Seienden die ‹innere› (immanente) Norm, die verwirklicht werden soll, weil die eigentliche Daseinsweise des Seienden in seinem W. liegt.
5. Es herrschen unterschiedliche Auffassungen, ob vor allem bei den individuellen Seienden (Entitäten), den überindividuellen Strukturgebilden (z. B. Staaten) oder den Universalien (vgl. genus/species) von W. gesprochen werden kann. Gibt es ein rein individuelles W., oder sind alle W.bestimmungen allgemein (universal)? Häufig wurde der Begriff W. mit dem des genus (Gattung) verknüpft. Denn man glaubte, daß zwar das Individuum (z. B. die einzelne Giraffe) vergeht, aber die jeweilige Gattung (hier die Gattung Giraffe) bestehen bleibt - mit einer Reihe von Eigenschaften, die ihr notwendig zugehören und die also das W. ausmachen. Seit dem Aufkommen der Entwicklungslehre wird diese Form der W.theorie allerdings stark kritisiert (vgl. Essentialismus).
6. Für Aristoteles bleibt die Rede vom W. des Seienden an die faktisch existierende Welt gebunden. Dagegen war es in der scholastischen Philos. üblich, zwischen dem W. als der Washeit und der Existenz als der Daßheit zu unterscheiden. Danach beinhaltet das W. eine festgelegte ewige Möglichkeit für Existenz. Seine ‹Notwendigkeit› läßt sich nach dieser mittelalterlichen Unterscheidung aber auf mindestens dreierlei Weise auslegen: (a) ‹Es ist notwendig, daß Seiende mit den Eigenschaften A und B existieren› (Notwendigkeit de dicto).
(x) [A(x) & B(x)]
Beispiel: ‹Es ist notwendig, daß Seiende existieren, die Herzen und Nieren haben.›
(b) ‹Es existieren Seiende, von denen notwendig gilt, daß sie die Eigenschaften A und B haben› (Notwendigkeit de re).
(x) [A(x) & B(x)]
Beispiel: ‹Es existieren Seiende, von denen notwendig gilt, daß sie Herzen und Nieren haben.›
(c) ‹Es ist notwendig, daß dann, wenn es Seiende mit der Eigenschaft A gibt, diese auch die Eigenschaft B haben.›
(x) [A(x) -› B(x)]
Beispiel: ‹Es ist notwendig, daß dann, wenn es Seiende mit Herzen gibt, diese auch Nieren haben.›
Die Aussagen (a), (b) und (c) setzen stillschweigend voraus, die Notwendigkeit des W. sei mehr als nur eine logische Notwendigkeit (vgl. analytisch/synthetisch; Tautologie). Im übrigen sind die beiden ‹kategorischen› Formen von Notwendigkeit (a) und (b) mit der modernen biologischen Entwicklungslehre unvereinbar, während
die ‹hypothetische› Version (c) sich mit ihr durchaus in Einklang bringen läßt. Wenn die Phänomenologen des 20. Jh. (Husserl, Hartmann, Ingarden, Scheler u. a.) vom W. oder von W.gesetzen oder W.notwendigkeit sprechen, beziehen sie sich auf W. in Bedeutung (c).
7. Für die Rationalisten läßt sich das W. durch den bloßen Gebrauch der Vernunft erkennen, unabhängig von den Sinnen (vgl. a priori/a posteriori). Da sie eine derartige Erkenntnis unabhängig von den Sinnen für unmöglich halten, lehnen die Empiristen (Hume) hingegen so etwas wie W. überhaupt ab. Im 20.Jh. geht die Phänomenologie wieder von apriorischer W.erkenntnis aus und spricht in diesem Zusammenhang von ‹Wesensschau›.
8. Seit Locke unterscheidet man zwischen Realessenz und Nominalessenz. Unter Realessenz versteht Locke W. in der traditionellen Bedeutung, d.h. die Konstitution der Dinge oder die Summe von notwendigen Eigenschaften, die dem Ding objektiv, unabhängig von jeder Definition, zukommen. Diese
Eigenschaften bleiben allerdings letztlich unbekannt. Die Nominalessenz umfaßt demgegenüber diejenigen Eigenschaften, die zur Definition eines Begriffs benutzt werden bzw. die (bekannten) Charakteristika eines
Seienden, aufgrund derer man dieses Seiende mit einem bestimmten Namen bezeichnet. Gemäß Hume und den logischen Positivisten gibt es keine Realessenzen, sondern nur Nominalessenzen.
9. Ohne philos. Hintergrund finden sich in der dt. Sprache weitere Verwendungsweisen für W. etwa im Sinn von Seiendem (z. B. ‹dieses winzige W.› für ‹Säugling›) oder als Sammelbezeichnung (z. B. ‹Gesundheitsw.›, ‹Schulw.›).
Lit.: Aristoteles: Metaphysik, Buch VII. J. Locke: Versuch über den menschlichen Verstand, 3. Buch, VI. Kap. E. Tugendhat: Ti kata tinos, 21968. J. de Vries: Grundbegriffe der Scholastik, 1980.
Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema
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Als allgemeine Definition gefällt mir am besten: Kern, Essenz.
Ich würde sagen: das Wesen der Technik ist, dass sie Wege bietet, eine gewünschte Leistung zu erbringen bzw. ein Ziel zu erreichen.
Eine gemeinsame Wurzel mit der Kunst kann ich nicht erkennen; Kunst ist alles, was positive Gefühle hervorruft oder negative verhindert. Was Kunst ist, liegt immer im Sinne des Konsumenten. Was den einen glücklich macht, kann den anderen ängstigen. Die Technik bedient auch Notwendigkeiten, die Kunst ist elitär und bedient Gefühle; meiner Meinung motiviert sie auch.
Liebe Grüße
Zeili