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das Herdentier Mensch

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.923
Als ungefähr 10-jähriger, beeindruckt von 'Länder, Menschen, Abenteuer' habe ich mich gefragt,
wo ich mich richtig wohl fühle:
Inmitten der Herde, an ihrem Rande oder als Einzelgänger? Zu meiner Antwort stehe ich bis heute.

Ich kann nicht verstehen, wieso sich Menschen freiwillig auf den Füßen herumtrampeln.
Ist es am Rande denn nicht viel schöner?
Hier genieße ich den Ausblick und betrachte 'meine' Herde, der ich mich weiterhin verbunden fühle,
eingebettet in die sie umgebende Landschaft.
Hier kann ich meinen Blick gegen das Unbekannte und potentiell Gefährliche richten.
Als Mittler zwischen Außen- und Innenwelt übernehme ich somit eine verantwortungsvolle Tätigkeit.
Sollen sich die Trampeltiere nur darüber wundern, daß ich mit gewissem Abstand gehe.
Ich kann jedenfalls von mir behaupten, nicht der falsche Messias zu sein,
der sich gänzlich von der Herde abgekapselt,
um nach langer Zeit aus dem Nichts wieder aufzutauchen und faule Versprechungen zu machen.
Mein Standpunkt hat sich nämlich im Laufe der Zeit kaum geändert.
Ich habe immer rechtzeitig gesehen, wenn die Herde im Kreise läuft.

Als zwischenzeitlich Mitt-30er ist mir klar, daß die Herde niemals begreifen wird,
daß sie der Intelligenz von Außenstehenden bedarf, um sich in die Lage des Feindes versetzen zu können.
So irrt sie umher, sich gegenseitig versichernd, welches das Feindbild und welches die politische Richtung sei.

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, die Menschen zu Frieden und Wohlstand zu führen.
Die Herdentiere selbst merken es nicht, denn es ist in ihrem menschlichen Wesen bereits angelegt.
So sind sie empfänglich für das Selbstverständlichste dieser Welt und beginnen dabei über sich selbst zu schmunzeln.
 
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Wir sind alle einander "außenstehend". Und nur vom Außenstehenden, der uns anschaut, können wir lernen, wie wir ausschauen, wer wir sind.

Ich verstehe aber nicht den Linkhinweis. :confused:

Gysi
 
@Scilla

Ich verstehe auch nicht, was Du als das "Selbstverständlichste" von der Welt siehst. (Zum Link: Die Rolle der Frau sehe ich anders. Ohne Frauen, die Männer immer gestützt haben, keine Männermacht. Frauen haben immer auch - auf ihre subtile Weise - mitgemischt und mitgestaltet!) Herdentiere? Ich denke, jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum. Mancher definiert sich über seine Mitmenschen, andere bevorzugen die Einsamkeit auf dem Weg zur Selbstfindung. Ich stimme Gysi zu, daß die Gruppe Dir als "Spiegel" von großem Nutzen sein kann.

Warum glaubt jemand, eine Gruppe "deformiert" ihn? Weil er Angst vor Menschen hat! Das ist meine Meinung über Nietzsches Zarathustra... der war nicht feinfühlig/ einfühlsam genug, also: das Trampeltier schlechthin! D'accord???
 
Hallo Scilla,

deine Ansichten sind mir nur zu gut bekannt, ich habe mich selbst lange Zeit in ähnlich anmutende Denkbarrieren verstrickt. Ich bezeichnete sehr vorschnell und selbstgefällig all das als anonyme und unpersonelle "Gesellschaft" (bzw. Masse/Herde), was ich nicht näher kannte und mir hierbei schlicht die nötige Aufgeschlossenheit fehlte, um auf das Unbekannte zuzugehen und somit meine Vorurteile bzw. vollkommen verallgemeinerten Ansichten - welche nichts weiter als eine Art von Selbstschutz sind - zu differenzieren.

Heute sehe ich vieles aufgeklärter und reflektierter. So denke ich, dass es etwas wie eine "Herde" nur dann gibt, wenn das Verhältnis zum eigenen Sein und dem der Anderen in irgendeiner Form gestört ist. Seit ich unbefangener und direkter auf andere Menschen zugehe und somit erfahre, dass es immer nur vollkommen unterschiedliche Menschen (Individuen) sind, denen ich begegne und die ich kennenlerne, seit dem verwende ich anonyme und im Grunde nichtssagende, gar ungreifbare Begrifflichkeiten - wie z.B. "die Herde/Masse" - seltener.

Es ist sicherlich richtig, wir sind viele und manchmal mag man den Eindruck gewinnen, dass Menschen beliebig austauschbar oder überflüssig sind. Wenn man diese subjektiven Eindrücke und Überlegungen jedoch näher durchleuchtet und hinterfragt, dann wird man merken, dass es eigene Denkfehler sind, welche jene meist zwangsläufig destruktiv anmutende Weltsicht und Menschenbetrachtung/Gesellschaftsbild erst entstehen lässt.

Wer anderen ihre tatsächliche Individualität in der eigenen Weltanschauung absprechen will/muss, der sollte sich einmal fragen, ob es nicht unhinterfragte persönliche Ängste sind, die eine solche Simplifizierung dessen, was ausserhalb des eigenen Selbst steht, bewirkt.

Ein starkes und selbstbewusstes Ich muss keine Angst vor einer imaginären "Masse" haben, denn es weiß - wenn auch lediglich unbewusst - dass es nichts gibt, was dem eigenen Selbst gefährlich und somit jener subjektiven Vorstellung gerecht werden könnte.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
führt der Ausweg,
sich ein philosophisches Ich zuzulegen,
nicht automatisch in den Dualismus und weg von der monotheistischen Religion?

ich denke nicht, daß ich meinem Text etwas Zerstörerisches von mir gebe
sondern viel mehr etwas Konstruktives

das Konstruktive wäre:
hey, liebe Leute, erkennt bitte, daß die Menschen von Natur aus verschieden begabt und veranlagt sind.
vergesst das philosophische Ich
und lasst denjenigen in Eurer Gesellschaft das machen, was er/sie am besten kann
hütet Euch vor denjenigen, die die Gesellschaft verlassen und Wolfsrudel gründen

ps1
wie kam Psalm 23 zustande?
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln ...

ps2
wieso haben 90 Prozent der SPD-Abgeordneten der Agenda 2010 zugestimmt?
wieso sagen sie nicht, welches die wichtigen Punkte sind,
die gelöst werden müssen,
sammeln ihre Beiträge
und basteln daraus eine perfekte Agenda,
die sie dann mit der vorgestellten Agenda 2010 vergleichen können
wieso haben sie auf dieses Recht verzichtet?
wieso lassen sie Menschen an ihrer Spitze zu, die bestimmte Dinge nicht können?
nämlich argumentieren und lösgelöst von ihrem Ich (Rücktrittsdrohung) das Beste zu erreichen versuchen
indem sie die Fähigkeiten aller in Anspruch nehmen
(was kann Schröder?
er sieht aus wie ein Fotomodell,
deshalb bekommt er mehr Stimmen
Warum achten Wähler darauf?)
 
das sind die philosophischen Positionen
(das Wort Individuum taucht sinngemäß nur bei Julius Evola auf)
überdenkt nochmal Eure Position

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Irenäus Eibl-Eibesfeldt: In der Falle des Kurzzeitdenkens

[183] Als geselliges Wesen ist der Mensch in eine Hierarchie sozialer Gruppen eingebunden, die mit der Familie und dem Sippenverband zur familial gebundenen Kleingruppe und weiter aufsteigend zu ethnischen Stammes- Volks- und Staatengemeinschaft führt. Wir bleiben in dieser Hierachie der Gruppe, von der Familie aufsteigend, zeitlebens eingebunden. Ohne diese Einbindung von der Basis her, wären wir nicht fähig, uns mit Menschen zu identifizieren, die wir nicht kennen


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Julius Evola: Menschen inmitten von Ruinen

[160]
Man kennt die Lehre, die den Staat von der Familie herleiten möchte: Dasselbe Prinzip, das die Familie und die gens bildet, soll, ergänzt und erweitet, zur Bildung des Staates geführt haben. Ganz gleich, wie die Dinge stehen, beruht der Gedanke, so den Staat auf eine rein natürliche Ebene zurückzuführen, von vorneherein auf einem Fehler ... Doch auch, wenn man die Familie in einem rein naturverbundenen Sinn auffaßt oder so, wie sie sich heute mehr oder weniger darstellt, ist das Bildungsprinzip der eigentlichen politischen Gemeinschaft in einem ganz anderen Rahmen als dem der Familie zu suchen: Es muß auf der Ebene der Männerbünde gesucht werden ... Zu allererst gibt es da eine besondere Heiligung, nämlich die eines Mannes, der 'einen Niveauwechsel vollzogen hat' durch seine Loslösung von der rein natürlichen und vegetativen Ebene. Seine Ergänzung findet er in der Macht, das heißt dem Befehlsprinzip in der Hand des 'Männerbundes' ... Dann bricht diese Linie, und der Verfall der Staatsidee, der parallel zum Verfall und zur Verdunklung des reinen Prinzips der Souveränität und der Autorität eintritt, findet seine Abschluß in der Umkehrung, durch die die Welt des demos, der materialisierten Massen, auftaucht, um den politischen Bereich zu erobern. Das ist auch der tiefste Sinngehalt jeder Form von Demokratie im ursprünglichen Sinn des Begriffes und mit ihr ebenso eines jeden 'Sozialismus'. Beide sind ihrem Wesen nach Anti-Staat, Niedergang und Verunreinigung des politischen Prinzips. Mit diesen vollzieht sich auch der Übergang vom Männlichen zum Weiblichen, vom Geistigen zum Materiellen und unterschiedslos Vermischten. Das ist eine Rückentwicklung ...

[160]"Zu allererst gibt es da eine besondere Heiligung, nämlich die eines Mannes, der 'einen Niveauwechsel vollzogen hat' durch seine Loslösung von der rein natürlichen und vegetativen Ebene. Seine Ergänzung findet er in der Macht, das heißt dem Befehlsprinzip in der Hand des 'Männerbundes'."
[161]"Dann bricht diese Linie, und der Verfall der Staatsidee, der parallel zum Verfall und zur Verdunklung des reinen Prinzips der Souveränität und der Autorität eintritt, findet seine Abschluß in der Umkehrung, durch die die Welt des demos, der materialisierten Massen, auftaucht, um den politischen Bereich zu erobern."
[167]"Auf der einen Seite steht eine Masse, bei der, abgesehen von wechselnden Gefühlen, immer mehr oder weniger diesselben elementaren Instinkte und dieselben an die physische und hedonistische Ebene gebundenen Interessen wirken werden. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die sich völlig von den ersteren unterscheiden, da sie Träger einer ganzen Legitimität und Autorität sind, die sich aus der Idee und der strengen, überpersönlichen Treue zu ihr ergibt."
 
Original geschrieben von scilla
führt der Ausweg,
sich ein philosophisches Ich zuzulegen,
nicht automatisch in den Dualismus und weg von der monotheistischen Religion?
Was ist DUALISMUS, deiner Meinung nach?
Meiner Auffassung nach ist Dualismus die Annahme einer vom Körper sebständigen Geistexistenz. Wenn der Mensch abnippelt, lebt der Geist, die Seele weiter. Das BELEGT und widerspricht nicht dem Monotheismus.
Schildere bitte noch mal (bitte knapp!) aber genauer deinen Denkansatz.

Gysi
 
Hallo Scilla,

hier ein soziologischer Definitionsversuch der Masse, wie er in der MS-Encarta zu finden ist:

"Masse bezieht sich heute im alltäglichen aber auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auf unterschiedlichste Phänomene kollektiver Zusammenkunft und kollektiven Verhaltens, denen außer der reinen Quantität nichts gemein ist. Der Begriff dient so vor allem zur Ausgrenzung von sozialen Gruppen wie Fußballfans oder Klassen, da durch seine vorurteilsvolle Besetzung diese negativ bestimmt werden können, ohne dass noch weitere Erklärungen nötig scheinen. Masse ist somit ein hochgradig ideologischer Begriff, der kritische soziologische Fragestellungen zur Gesellschaft eher behindert als befördert."
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Ich denke aus jener Begriffsbeschreibung geht sehr anschaulich hervor, dass es zwar zweifellos Massen und damit zusammenhängende Verhaltensphänomene gibt, welche mit Individualverhalten nicht vereinbar scheinen, jedoch ist ebenso ersehbar, dass der Begriff der Masse als solches höchst allgemein und ungreifbar ist, da die Massen stets nur vorübergehende Zustände sind und das, was die Masse erst ermöglicht, nämlich unser individuelles Sozialverhalten, kaum erklärbar macht und/oder eingehend betrachtet. Vermutlich fällt es z.B. Soziologen daher auch derart schwer, mit dem Begriff der Masse wissenschaftlich zu arbeiten, denn Phänomene sind von ihrer Natur her schwer zu erklären, nicht zuletzt, da sie von jedem einzelnen Menschen anders erfahren, empfunden und subjektiv gedeutet werden.

Ich möchte nicht die absolute Indivudalität behaupten, sicherlich ist es vom Individuum abhängig, in wie weit es sich selbst wahrnimmt und als eigene Autorität anerkennt. Fremdidentifizierung ist viel zu oft zu beobachten und wohl auch mit ein Grund dafür, weshalb gerade schwache Individuen den Schutz von vielen benötigen, um überhaupt in irgendeiner Form agieren zu können. Aber auch diese Verhaltensmuster sind nur dann konkret ergründ- und nachvollziehbar, wenn man das Individuum, von welchem jene immer bedingt sind, betrachtet.

Es entspricht einer Tatsächlichkeit, dass wir viele Einzelne sind. Wäre es nicht dennoch denkbar ein gemeinsames Auskommen zu schätzen, ohne hierbei eigene Ideale und Vorstellungen niedergehen zu sehen, nur weil sie mit denen der augenscheinlich Meisten nicht gänzlich vertragen? Es ist sicherlich ein leichtes die Meinungsfindung und Kompetenz anderer aufs schlichteste und einfachste Niveau herabzudegradieren und damit die Eigene aufs ungerechtfertigste aufzuwerten. Ob jener subjektive und selbstgerechte Akt jedoch letztlich vielleicht nur die eigene Hilflosigkeit darstellt, die Unfähigkeit das Sein anderer Menschen einmal selbstlos anmutend zu beschauen?

ps. eine abschließende Frage, was verstehst du unter einem philosophischen Ich?

Viele Grüße,

Philipp
 
danke für die vielen Beiträge
trotz der Hitze

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Dualismus bedeutet Zweiheit
es gibt also zwei Sachen

das eine davon ist gut,
das andere schlecht

das eine unsterblich
das andere sterblich

das eine männlich
das andere weiblich

das eine sind die Gleichen (= die durch ein geistiges Band Verbundenen = das philosophische Ich)
das andere sind die vermischten (= Masse)

das eine sind die Eingeweihten
das andere sind die Deppen

usw

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als 10-jähriger beobachtet man eben zum ersten Mal
Gruppendynamiken in der Schulklasse
die die Schüler enthemmen
wenn bspw. ein Mitschüler was gesagt hat
was nicht der gängigen Norm entspricht
(im Studium gab es Leute, die einfach während meines Referates zu Schreien begonnen haben
sie wurden nicht zurechtgewiesen
der Hinweis eines Kommillitonen,
er könne sich nur 10 Minuten lang konzentrieren,
hat nicht zu seinem Rauswurf geführt
nein
er hat ein sehr gutes Diplom in der Tasche)

die ganze Reklame
die ganze Musikindustrie funktionieren so,
daß der Bevölkerung gesagt wird,
was gute Musik ist
(nur wenige Prozent in einem Jahrgang bilden einen eigenen Musikgeschmack aus)

'Ihr verhaltet Euch so, als ob ihr geführt werden wolltet'
habe ich in der Grundschule zu meinen Mitschülern gesagt

und so ist das auch in der Politik
(warum werden wohl so viele Hochrechnungen vor der Wahl gezeigt? damit die Leute genauso wählen gehen)

bei einem Jugendlichen entschuldige ich dieses Verhalten
(das ist wohl Teil der menschlichen Reifung)
aber eben nicht bei über 30-jährigen

leider Gottes
ist es dem Geldverdienen zuträglich,
Bestandteil einer arroganten Gruppe von Gleichen zu sein
(so definieren sich die ganzen Moderichtungen)

leider Gottes
verkalken die Menschen

und so verharrt die Menschheit (auf ewig?) in einem 'jugendlichen' Stadium
(Jugendliche denken nun mal dualistisch,
das war bei mir nach der Grundschule genauso
inzwischen denke ich wieder kindlicher)

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ich betrachte mich als Teil der Herde
die Frage ist, ob mich die Herde als Mitglied betrachtet
 
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Original geschrieben von scilla
Dualismus bedeutet Zweiheit
es gibt also zwei Sachen

das eine davon ist gut,
das andere schlecht

das eine unsterblich
das andere sterblich
Ich denke, dass DUALISMUS in der aktuellen Diskussion die (angebliche) Selbständigkeit des Geistes von der Materie (Körper) bedeutet.

Gysi
 
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