Eine der vielen "Crux" für mich ist, welche Bedeutung die wohl Infizierten (80%) aber Nichtkranken haben: Kann man die Angesteckten zur sog. Herdenimmunität für ein oder welche Viren und wie lange zählen? So könnte man die generell steigende Zahl der Infizierten "positiv" und nicht als ein ein Negativum betrachten.
Keine Ahnung, wo da der Hund in dieser Überlegung ist.
Alleine dass man angesteckt ist oder war, lässt einen noch nicht automatisch ein Beitrag zur Herdenimmunität sein. Theoretisch und bestimmten Bedingungen nicht einmal dadurch, dass man selbst immun ist (in der Praxis in der Regel aber doch).
Eine ausreichende Herdenimmunität ist dass erreicht, wenn unter den vorhandenen Umständen eine Reproduktionszahl <1 erreicht wird.
Das heißt, so lange ein Betroffener infektiös ist (unabhängig davon ob "wirklich krank" oder nicht!) darf das Virus nicht mehr als 1 weiteren Wirt befallen.
Zu wie vielen weitere Infektionen eine konkrete Infektion führt, hängt von mehreren Parametern ab. Die Hauptparameter sind die Natur des Virus, das Verhalten des Wirtes, das Verhalten der Umgebung und äußere Umstände.
Diese Parameter beeinflussen, wie viele potentielle empfängliche Wirte in den Gefahrenbereich gelangen. Die Herdenimmunität beeinflusst im Speziellen den Anteil der empfänglichen Wirte im Gefahrenbereich.
Besuchen einen Infizierten in dem Zeitraum, in dem der Wirt infektiös ist, 100 Personen und ist die Brutto-Ansteckungsgefahr auf Grund der Verhalten von Wirt und Umgebung sowie der äußeren Umstände 3%, dann
wäre die Reproduktionszahl 3. Jeder Infizierte führt im Schnitt zu drei weiteren Infizierten und wir haben ein exponentielles Wachstum der Anzahl an Infizierten mit der Basis 3 und als Periode die Dauer des infektiösen Stadiums.
Sind von diesen 100 Personen aber 70% (also 70 Personen) immun, verbleiben im Gefahrenbereich nur von 30 empfängliche Personen, was bei einer Brutto-Ansteckungsgefahr 3% im Schnitt 0.9 Neuinfektionen bedeutet.
Mit einer Basis von 0.9 läuft sich die Exponentialkurve "tot".
Jetzt ist es so, dass man, auch wenn man einen sehr milden Krankheitsverlauf hat, dennoch infektiös ist. Dann verringert sich die Basis dadurch nicht. Sie kann im Gegenteil sogar steigen, weil sich der Betroffene eher nicht
in sein Bett zurückzieht und wenig Personen begegnet, sondern läuft draußen herum und kann eine Vielzahl an Neuinfektionen bedingen.
Und klar, "positiv" wäre, wenn hinter der zahl an aktuellen, sichtbaren Verläufen eine große Gesamtanzahl an Infektionen steht und nicht eine kleine. So wie bei Herpes Simplex, nahezu jeder ist zeitlebens Träger des Virus, aber nur wenige sind jeweis zu einem gewissen Zeitpunkt krank.
Ähnlich wie bei Radioaktivität eine lange Halbwertszeit bei gewöhnlicher Betrachtung schlecht ist, bei anderer Betrachtungsweise aber gut.
In der Regel ist es so, dass man, wenn man eine Infektion überstanden hat und dadurch selbst immun ist, dass man niemanden mehr ansteckt. Auch wenn man mit dem Virus erneut in Berührung kommt, so wird er vom eigenen Immunsystem bekämpft, und dadurch einerseits schnell beseitigt, andererseits erreicht, dass die Virusmenge bis zur Beseitigung nie groß wird. Und, die konkrete Ansteckungsgefahr ist natürlich abhängig von der Anzahl der Viren, die ein Infizierter verbreitet und diese Anzahl direkt abhängig von der Anzahl der Viren, die er in sich trägt.
In der Regel ist es auch so, dass die Virenmenge und auch der Virenausstoss bei einem schwereren Krankheitsverlauf auch größer ist, im Gegenzug bei unbemerkter Infektion natürlich geringer.
Das kann dazu führen, dass unbemerkte Krankheitsverläufe zu weniger Neuinfektionen führen, und eine immune Person praktisch nie zur Verbreitung des Virus beiträgt.
Aber wir wissen auch, dass eine erlangte Immunität zeitlich begrenzt sein kann und in der Regel auch ist - und auch durch eine Mutation des Virus teilweise oder zur Gänze unwirksam werden kann.